Zusammenfassung Politikwissenschaft - Politische Strömungen - Kruska PDF

Title Zusammenfassung Politikwissenschaft - Politische Strömungen - Kruska
Course Vorlesung „Einführung in die Politikwissenschaft“
Institution Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Pages 3
File Size 163.3 KB
File Type PDF
Total Downloads 38
Total Views 132

Summary

Download Zusammenfassung Politikwissenschaft - Politische Strömungen - Kruska PDF


Description

Politikwissenschaft WiSe 2020/21 4. Politische Strömungen

Konservatismus 1) Ursprünge - von „conservare“ (lat.) = (auf)bewahren, (aufrecht)erhalten - die „moderne Ideologie“ entstand um den Beginn des 19.Jh. in direkter Auseinandersetzung mit dem liberalen Denken • ist Teil des modernen polit. Denkens • Auseinandersetzung mit dem Liberalismus ist konstitutiv (=fundamental) für den Konservatismus - anti-revolutionäre konservativ-politische Antwort auf Radikalisierung der Liberalen während der Französischen Revolution • insbesondere durch/in gewaltsamer Hochphase (1792-1794) ú Hinrichtung Ludwig XVI. (1793) ð politischer Schock über Verhalten der Revolutionäre - Konservatismus instrumentalisiert Tradition(en) - Beispiel: Edmund Burke (1790): „Reflections on the Revolution in France”: • „Die eingebildeten Rechte dieser [Revolutionären] sind lauter Extreme […] das Recht des Volkes [wird] fast immer mit seiner Macht verwechselt. Freilich kann dem großen Haufen in einem Staat, wenn er sich in Bewegung setzt, nichts wirksam widerstehen. […] Sie wollen Krieg und Revolution haben, oder sie wollen nichts.“ - Burke begründet einen gemäßigten Konservatismus • im 19.Jh. v.a. in GB und USA zu finden - Reaktionäre vertreten in Kontinentaleuropa zunächst einen autoritären & obrigkeitsstaatlichen Konservatismus - langfristig (bis ins 20.Jh.) setzt sich der gemäßigte, mit liberalen Prinzipien teilweise vereinbare, Konservatismus durch • erlaubt schrittweise Anpassung des polit. Systems an gesellschaftl. Verhältnisse - Exemplarische Vordenker: z.B.: Edmund Burke, Karl Ludwig von Haller, Friedrich Julius Stahl 2) Leitideen konservativen Denkens - Tradition • Achtung für/von Tradition(en), überlieferten Bräuchen zeitüberdauernde Dinge, die sich bewährt haben - Pragmatismus • prinzipielle Begrenztheit menschl. Vernunft im Verhältnis mit der Komplexität der Welt bedingt pragmatisch Haltung ú Handlungen an Erfahrungen & Überlieferungen / konkreten Umständen & erreichbaren Zielen ausrichten - Menschliche Unvollkommenhe Unvollkommenheit it • Menschen sind verletzliche, schutzbedürftige und moralisch unvollkommene Wesen ú d.h. selbstsüchtig und von Machthunger geleitet - Organizismus • Gesellschaft ist organisches Ganzes von natürlichen Notwendigkeiten und Einzelteilen geformt

Politik ≠ Wissenschaft

Edmund Burke (1729-1797): britischer Politiker & Staatsdenker

reaktionär: am Bestehenden/Hergebrachten festhaltend, den Fortschritt blockierend/verhindernd, fortschrittsfeindlich, konservativ polit. Evolution statt polit. Revolution

= angesammelte Weisheit früherer Generationen

= Lehre des Möglichen

Begründung für Festhalten an Pragmatismus & Tradition

Gesellschaft ist keine künstliche menschl. Schöpfung

-9-

Politikwissenschaft WiSe 2020/21 - Hierarchie • Ungleichheit und soz. Unterschiede sind natürlich & unvermeidlich ú halten die Gesellschaft zusammen ú bedingt ggs. Nutzen & Pflicht zur Fürsorge für Schwache - Autorität • natürliche Ordnungskraft der Gesellschaft: von „oben nach unten“ - Eigentum • individuelle Grundlage von Sicherheit und Unabhängigkeit ú Unabhängigkeit v.a. auch vom Staat ú Pflicht gegenüber Vor- und Nachfahren: Wahrung des Familienbesitzes (auch: Werte, Traditionen, Sitten, Kultur, …) • erfüllt Identitätsfunktion 3) Ausblick: - bis heute teils als „Ideologie alter Eliten“ wahrgenommen • vielleicht auch teilweise Form der polit. Verarbeitung und des Umgangs mit Veränderung - Mittelbarer Ursprung anderer rechtsgerichteten Ideologien des 20.Jh. • diese radikalisieren die konservative Kritik • (Rechts-)Extremisten sind weit vom Ursprung entfernt - Vertreter konservativer Werte in der gegenwärtigen Parteienlandschaft • CDU/CSU, (AfD) Sozialismus 1) Ursprünge Welle “ - Sozialismus versteht sich als „zweite moderner Freiheitsforderungen • radikalisiert die liberalen Ansätze zu demokratischen Forderungen für alle Menschen (Liberalismus: nur Bürgertum) - polit. Bewegung nach Anfang des 19.Jh. • artikuliert Interessen der Unterschicht (4.Stand: Proletariat ) ú prekäre Lebensgrundlage/-verhältnisse aufgrund der Industriellen Revolution und der kapitalistischen Wirtschaftsordnung ð Pauperismus (Massenverarmung) & soziale Frage - sozialistische Antwort auf die / zur Verwirklichung des liberalen Programms • Sozialisten kämpfen für die Interessen des Proletariats, das von der bürgerlichen Partizipation weitestgehend ausgeschlossen ist - analytische und strategische Grundlegung im Denken Marx‘ und Engels‘ • Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft mit wissenschaftlicher Grundlage (Marx‘ Kritik an der politischen Ökonomie) und eigener Geschichtstheorie • Gleichheitsanspruch als uneingeschränkte Demokratieforderung - Ziel: Gesellschaft und Wirtschaft entspr. sozialistischer Prinzipien grundlegend umgestalten • nötigenfalls mit Revolution (radikal) / Reform (moderat) - Beispiel: Marx/Engels: „Manifest der Kommunistischen Partei“ • „Die Geschichte aller bisheriger Gesellschaften, ist die Geschichte von Klassenkämpfen. […] Unterdrücker und Unterdrückte standen in

früher: „natürliche

für: Entrechtete & Abgehängte Karl Marx (1818-1883) Friedrich Engels (1820-1895)

alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Fragen stehen in einem Totalzusammenhang

- 10 -

Politikwissenschaft WiSe 2020/21 stetem Gegensatz zu einander […] einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft endete […] Die aus dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne bürgerliche Gesellschaft hat die Klassengegensätze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung […] an die Stelle der alten gesetzt. […] Die ganze Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr in zwei große […] einander direkt gegenüberstehende Klasse – [Bürgertum] und Proletariat.“ 2) Leitideen sozialistischen Denkens - Gemeinschaft • Menschen = soziale Wesen ú verbunden durch gemeinsame Menschlichkeit ú Vorrang von Erziehung & sozialer Prägung vor der Natur - Brüderlichkeit • Geist von Brüderlichkeit & Kameradschaft ú Kooperation statt Wettstreit - Soziale Gleichheit • Oberster sozialistischer Wert • Ergebnisgleichheit statt Chancengleichheit • Grundlage aller Rechte • Vertiefung liberaler Ideen - Vorrang der Bedürfnisse • Materielle Vorteile sollen nach Bedürfnissen verteilt werden, nicht nach Leistung oder Verdienst • die Befriedigung der Grundbedürfnisse ist die Grundlage für ein menschenwürdiges Dasein - Klassendenken • möchte der Sozialismus heilen • Einteilung der Gesellschaft in Klassen nach Einkommen/Wohlstand • von Lohnarbeit abhängiger Bevölkerungsteil wird als unterdrückte & ausgebeutete Arbeiterklasse (= Proletariat) identifiziert - Gemeineigentum Gemeineigentum/Kollektiveigentum /Kollektiveigentum • wird dem Privateigentum vorgezogen ú jenes ist mit Eigennutz und Gewinnstreben verbunden 3) Ausblick - Ziel der revolutionären Umgestaltung ist im Laufe des 19.Jh. zu Gunsten reformorientierter Politikmodelle zurückgetreten - Erfahrung (1): Verbindung von (moderatem) Sozialismus und liberalem Demokratie Modell • Sozialdemokratie (demokratischer Sozialismus) ú Ziel: schrittweise Reform der kapitalistischen Gesellschaftsordnung hin zur sozialistischen Demokratie freier und gleicher Bürger - Erfahrung (2): Demokratischer Zentralismus • sozialistische Herrschaft als Ein-Parteien-Diktatur ú kommunistische Partei monopolisiert Staatsgewalt ohne Machtbeschränkung • z.B.: Gewaltherrschaft in der Sowjetunion (UdSSR&DDR)

Bürgertum = Bourgeoisie

Unterschiedliche Ausgangslage soll trotzdem zu gleichen Ergebnis führen Bsp.: Arbeiter, der 60h die Woche arbeitet hat effektiv weniger von einer Pressefreiheit als ein reicher Aktionär mit viel Zeit

entscheidender Akteur im Sozialismus

= „Versöhnung“ moderat

radikal

größter Staat der Menschheitsgeschichte

- 11 -...


Similar Free PDFs