Agglomerationseffekte PDF

Title Agglomerationseffekte
Course Einführung in die Humangeographie
Institution Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Zusammenfassung des Buches...


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VO2 – Agglomerationseffekte Eine wichtige Erweiterung der Weber’schen Standortlehre stellt das Konzept der Agglomerationseffekte dar. Grundsätzlich ist zwischen internen und externen Effekten unterscheiden, die positive (economies) oder negative Wirkungen (diseconomies) entfalten. Neben natürlichen Standortvorteilen, wie Rohstoffvorkommen, existieren dynamische Standortvorteile, welche ausschließlich aus der Dynamik des Standortverhaltens von Unternehmen resultieren. Agglomerationseffekte sind dynamische Standortfaktoren und entstehen durch das gehäufte Auftreten von Unternehmen an einem Ort, ergeben sich also aus der Stärke der Industrie einer Region und können von einzelnen Unternehmen nicht beeinflusst werden. Für Unternehmen ergeben sich daraus statische und dynamische Agglomerationseffekte in Form von externen Ersparnissen (agglomeration economies bzw. economies of concentration). Economies of scale, also interne Ersparnisse, werden in VO 5 thematisiert. Unter statischen Agglomerationseffekten versteht man Kostenvorteile durch externe Ersparnisse in Form von geringeren Transport-, Produktions- und Absatzkosten. Diese lassen sich unterteilen in: 1) Lokalisationsvorteile (localization economies) entstehen aus der räumlichen Ballung von Unternehmen derselben Branche. Sie resultieren aus dem Potenzial spezialisierter Arbeitskräfte, der Herausbildung spezialisierter Zulieferindustrien bzw. Bildungseinrichtungen aber auch den daraus entstehenden Wissensflüssen innerhalb der Region. 2) Urbanisationsvorteile (urbanization economies) entstehen aus der räumlichen Ballung von Unternehmen verschiedener Branchen und sind deshalb in metropolitanen Regionen am stärksten ausgeprägt. Daraus kann sich ein breites Angebot an Zulieferindustrien und Dienstleistungen sowie eine hochwertige Infrastruktur entwickeln. Ein weiterer Vorteil ist die Verfügbarkeit einer großen Zahl von Arbeitskräften. Dynamische Agglomerationseffekte, bei denen das Wissen im Vordergrund steht, haben in den letzten Jahrzehnten deutlich an Bedeutung gewonnen. Erkennbar wird dies u.a. an der steigenden Zahl angemeldeter Patente. In weiterer Folge ist es nötig, zwischen expliziten/kodifizierten und impliziten Wissen zu unterscheiden. Kodifiziertes (explizites) Wissen ist übertragbar (Learning by interacting); lässt sich als Patent sichern und kann z.B. im Falle einer mathematischen Abhandlung auch eine implizite Dimension aufweisen. Durch zunehmende Kodifizierung und verbesserte Möglichkeiten der Weitergabe von Wissen (Skype, virtuelle Konferenzen) kommt es zur Ubiquitifizierung des Wissens. (Ubiquitäten, VO1, sind Materialien, die ortsunabhängig vorgefunden werden können, z.B. Luft) Unternehmen werden dadurch in ihrer Standortwahl unabhängiger.

Implizites (tacit) Wissen (Erfahrungswissen) ist an Personen gebunden und entsteht durch langfristige Lernprozesse (Learning by doing), z.B. handwerkliche Tätigkeiten, radfahren, etc. Wissen ist aber auch dann implizit, wenn es komplex oder selten ist und die Kosten der Kodifizierung zu hoch sind. Ebenso gilt dies für neues Wissen, welches noch nicht kodifiziert ist. Implizites Wissen zieht vor allem Unternehmen aus neuen, wissensintensiven, handwerklich geprägten oder design-intensiven Industrien an einem Ort zusammen. Beispiele hierfür aus VO: Silicon Valley, Biotechnologie in den USA in Nähe renommierter Universitätsstandorte, Schuhindustrie in Italien, Hollywood Durch Betriebswechsel von Mitarbeitern, Beobachtungen, Austausch oder Verflechtungen kommt es zum Wissensspillover und gegenseitiger Beeinflussung und Imitation. Damit Unternehmen voneinander profitieren, ist es vorteilhaft, wenn sie zwar in ähnlichen Bereichen tätig sind, sich aber leicht voneinander unterscheiden, sodass sie nicht unmittelbar in Konkurrenz stehen. Räumliche Nähe ist nicht zwingend erforderlich, aber aufgrund u.a. der Bedeutung von Face-to-face-Interaktion von Vorteil. Mimik und Gestik des Gegenübers helfen, die Position und Meinung des Anderen einzuschätzen und wenn nötig den Gesprächsverlauf in die richtige Richtung zu lenken. Dies begünstigt den Vertrauensaufbau und so das Zustandekommen von Kooperationen. Zu den negativen Agglomerationseffekten zählen z.B. hohe Grundstückspreise, hohe Umweltbelastung (lärm, Luftverschmutzung), oder Überlastungserscheinungen der bestehenden Infrastruktur (Staus, Stromversorgung). Externalitäten begründen das Zustandekommen industrieller Ballungen an bestimmten Orten und begünstigen die Spezialisierung regionaler Wirtschaftsstrukturen auf bestimmte Industrien. Zu unterscheiden ist zwischen: Marshall Externalities: Bei den Marshall-Externalitäten handelt es sich um localization economies. Unternehmen lernen dabei von Unternehmen der gleichen Branche. Neuheiten werden schneller kommuniziert und diskutiert, Ideen werden von anderen aufgegriffen und verbessert. Selbst Kinder kommen so schon früh unbewusst mit dem entsprechenden Industriezweig in Berührung. Daraus ergeben sich schrittweise neue Innovationen (Prozessinnovationen) und Produktivitätssteigerungen sowie Kostenersparnisse durch einen gemeinsamen Arbeitskräftepool als statischen und Wissensspillover als dynamischen Agglomerationsvorteil. Jacobs Externalities: Bei den Jacobs-Externalitäten handelt es sich um urbanization economies. Unternehmen lernen hier von Unternehmen anderer Industrien. Aus neuen Kombinationen bestehender Ideen entstehen Basisinnovationen (bahnbrechende neue Erfindung) und Produktinnovationen (weniger aufregend), woraus sich für den Standort Wettbewerbsvorteile entwickeln können.

Geographischen Konzentrationen miteinander konkurrierender aber auch kooperierender Unternehmen, Zulieferer, Dienstleister, Bildungs- bzw. Forschungseinrichtungen, etc. bezeichnet man als Cluster. Als Erklärung für das Entstehen von Wettbewerbsvorteilen eines Standortes dient der Porter‘sche Diamant. Unternehmensstrategie und -struktur, Inlandswettbewerb, Faktor- und Nachfragebedingungen sowie verwandte und Zulieferindustrien beeinflussen sich gegenseitig und bilden den Ausgangspunkt von Clusterungsprozessen. Faktorbedingungen (Standortfaktoren, siehe Abbildung) geben Aufschluss über Quantität und Qualität der Faktorausstattung. Besondere Bedeutung haben fortschrittliche (z.B. Human- und Sachkapital) sowie spezielle (dienen der Produktion eines einzigen Gutes) Faktoren. Bedeutender als die bloße Verfügbarkeit der Faktoren ist allerdings ihr produktiver Einsatz. Auch Knappheiten können eine positive Wirkung hervorrufen, da sie Investitionen hervorrufen.

Nachfragebedingungen lenken Investitionen und Innovationen. Die Inlandsnachfrage gibt über die Käuferbedürfnisse Auskunft und kann so zum Ausgangspunkt einer Spezialisierung werden, welche eine wichtige Voraussetzung für die Internationalisierung einer Branche darstellt. Verwandte und unterstützende Branchen verschaffen Kosten-, Koordinations- und Verflechtungsvorteile und unterstützen somit die Generierung eines Wettbewerbsvorteils.

Enge Beziehungen zwischen Produzenten und Zulieferern können außerdem Innovationsprozesse anstoßen, welche die Bildung breiter industrieller Cluster fördern. Unternehmensstrategie, -struktur und Inlandswettbewerb: Starker Wettbewerbsdruck im Inland zwingt Unternehmen, ihre Marktposition durch Verbesserung und Innovation zu behaupten und neue Marktgebiete zu erschließen. Der Inlandswettbewerb zählt zu den wichtigsten Ursachen für die Entstehung von Wettbewerbsvorteilen. Weitere Faktoren sind laut Porter der Staat durch seine Subventions-, Bildungs-, Forschungs und Technologiepolitik sowie Zufälle wie Kriege oder Naturkatastrophen. Diese sind aber weniger bedeutend und finden daher in Porters Diamanten keine Aufnahme.

Mögliche Prüfungsfragen lt. Tutorium 1.) Kreuzen Sie alle Lokalisationsvorteile an: O Umfangreicher Arbeitskräftepool O Infrastrukturen X Spezialisierte Zulieferer 2.) Agglomerationseffekte werden in der Literatur meist zweiteilig betrachtet. Kreuzen Sie die beiden korrekten Arten von Effekten an. X dynamisch O tacit O kodifiziert X statisch 3.) Kreuzen Sie alle Formen von tacit Wissen an. X spezielles Handwerk ausüben O Kochrezept ausführen X schwimmen können O Gebrauchsanleitung verstehen 4.) Kreuzen Sie alle Agglomerationseffekte an. O hoher Wettbewerbsdruck X gemeinsamer Arbeitsmarkt O Senkung von Korruption X lokale Infrastruktur...


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