Bevölkerungspolitik in China PDF

Title Bevölkerungspolitik in China
Author Laura Sehr
Course Humangeographie II
Institution Universität Augsburg
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Hausarbeit zum Thema "Bevölkerungspolitik in China"...


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Bevölkerungspolitik in China: Ziele, Maßnahmen und Auswirkungen Proseminar Humangeographie II, SS 2018 Leitung: Serge Middendorf

Sehr Laura Matrikelnummer: 1502468 Lehramt Gymnasium: Deutsch und Geographie, 4. Semester E-Mail: [email protected] Abgabetermin: 07.06.20

Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis.....................................................................................................IV 1. Einführung: Bevölkerung Chinas……………………………………...………………..1 2.

Bevölkerungsentwicklung

in

China……………………………………………………..1 3. Bevölkerungspolitik in China……………………………………………………...…… 2 3.1 Bevölkerungspolitik vor und um 1950…………………………………. ……..2 3.2 Bevölkerungspolitik im Zeitraum von 1950 - 2002……………………….. …..3 3.3 Bevölkerungspolitik im Zeitraum von 2002 - heute……………………...…… 7 4. Fazit…………………………………………………………………………………..…7 Literaturverzeichnis………………………………………………………………….…….8

II

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung Chinas..………………………………………… 1 Abbildung 2: Auch Chinas Bevölkerung wird älter…………………………..…………… 5

III

1. Einführung: Bevölkerung Chinas Mit 1,31 Milliarden Einwohnern und einem Anteil von einem Fünftel an der Weltbevölkerung gilt China derzeit als das bevölkerungsreichste Land der Erde (Klett: 78, Berlin-Institut 2007: 1). Im Vergleich zu einer Einwohnerzahl von 580 Millionen zur Gründung Chinas ist die Bevölkerungszahl heute somit mehr als doppelt so hoch (Klett: 80). Wie es zu einer solch extremen Bevölkerungsentwicklung kam und welche Herausforderungen sich dadurch für China ergeben, soll in der folgenden Arbeit genauer betrachtet werden. Hierzu soll zu Beginn ein knapper Überblick über die Entwicklung von Chinas Bevölkerung gegeben werden, bevor anschließend die Bevölkerungspolitik im Zeitraum um 1950 bis heute, sowie ihre Ziele, Maßnahmen und Auswirkungen untersucht werden. Abschließend wird in Form einer Prognose ein Fazit gezogen.

2. Bevölkerungsentwicklung in China Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung Chinas

Quelle: Wikipedia Dass das hohe Bevölkerungswachstum Chinas bereits seit einiger Zeit zu beobachten ist, wird in Abbildung 2, die die Bevölkerungsentwicklung Chinas von 1952 bis 2006 aufzeigt, deutlich. Betrachtet man zunächst die blau gefärbte Kurve, welche die Bevölkerung allgemein darstellt, fällt auf, dass deren Zahl seit 1952 stetig angewachsen ist. Einzige Ausnahme stellt das Jahr 1961 dar, in welchem ein klarer Einschnitt zu verzeichnen ist. Insgesamt ist die Bevölkerung von 1952 verzeichneten knapp unter 600.000 Einwohnern auf im Jahr 2006 gezählte 1,3 Millionen Einwohner stark 1

angestiegen. In Bezug auf den rot gefärbten Graphen des Bevölkerungswachstums lässt sich sagen, dass das Wachstum mit Ausnahme von 1961 bis zum Jahr 1964 stark angestiegen ist und eine konstante Abnahme erst ab dem Jahr 1968 zu verzeichnen ist. Im Zeitraum von 1964 bis 1986 ging das Wachstum zwar tendenziell zurück, unterliegt jedoch noch starken Schwankungen. Während die Bevölkerungszahl seit 1952 beinahe konstant ansteigt, sind im Bevölkerungswachstum einige Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Da diese zu großen Teilen auf die jeweils vorherrschende Bevölkerungspolitik zurückzuführen sind, soll diese im Folgenden genauer erläutert werden.

3. Bevölkerungspolitik in China 3.1 Bevölkerungspolitik vor und um 1950 Wie bereits in Abbildung 1 erkennbar ist, war seit Mitte des 20. Jahrhunderts ein starker Anstieg der Bevölkerung Chinas zu verzeichnen, der größtenteils auf die damals vorherrschende Weltanschauung der Herrscher zurückzuführen ist. Mit der Gründung der Volksrepublik Chinas 1949 kehrte nach etlichen Jahren des Krieges, der Instabilität und Unsicherheiten endlich Ruhe ein und die Volksrepublik profitierte von Stabilität, Sicherheit und Fortschritten in Hygiene, sowie Medizin. Direkte Folge dessen war einerseits das Absinken der Wahrscheinlichkeit von Säuglingstoden und andererseits eine Verdopplung der durchschnittlichen Lebenserwartung. Da Kinderreichtum für den damaligen Herrscher Mao Zedong, der die Volksrepublik China ab 1954 regierte, mit Macht und wirtschaftlichem Wachstum gleichzusetzen war, wurde diese Entwicklung stark unterstützt (Gangl 2012: 11). Durch Aussagen wie „ J eme h rMe ns c h e n ,ums ome h r Ans i c h t e nundVor s c h l ä g e ,ums oi nt e ns i v e rde rEi f e r ,ums og r öße rdi eEne r gi e“ ,ma c h t e e rs e i neAb s i c ht ,Ch i na swi r t s c ha f t l i c heLe i s t un gz ue r höh e n,de ut l i c h( Ga n gl2012: S. 1 5) .Dad i emi tde rExpl os i onde rBe v öl ke r un g s z a hl e ne i nhe r g e he nde n,mö gl i c he n Pr obl e ma t i ke nl a utMa o Ze don ga l l e s a mtdur c h höh e r e Pr odukt i on und gr öße r e n wi r t s c ha f t l i c he n Ei f e r g e l ös t we r de n s ol l t e n, wur de d e r Ve r r i ng e r un g de r Be v öl ke r un g s z a hl e n und s omi tde rBe v öl k e r un gs po l i t i k um 1950 noc h ke i negr oße Be de ut un gz ug e s pr oc he n( Ga n gl20 12:11 ) . Zi e lde r Be v öl k e r un g s pol i t i k wa ra l s oe i ne För de r un g de r Ge bur t e n,s o wi e de s Be v öl ke r un g s wa c hs t ums .Anl a s shi e r z uga bMa osAbs i c ht ,e ndl i c h„ de ng r oß e nSpr un g“ z u be wi r ke n und di e Pr odukt i on d e r Sc hwe r me t a l l i ndus t r i e En gl a nds um 2% z u übe r t r e ffe n( Ga n gl2012:S.16) . Um d i e s e m Zi e lg e r e c htz uwe r de n,wur dee i neRe i hev onMa ßna hme ne r gr i ffe n.So wur de nz unä c hs t St e r i l i s a t i one n und Sc hwa n ge r s c ha f t s a bbr üc he k ont r ol l i e r tb z w. 2

v e r bot e n,um di eSä u gl i n gs a nz a hlz ue r höhe n( J o we t t1986 :354) .De sWe i t e r e ne r hi e l t e n Fa mi l i e nmi te i ne rhohe nAnz a hla nKi nde r nAus z e i c hnun g e nundGr oßf a mi l i e nwur de n dur c h Ki nde r g e l d,s o wi ek os t e nl os eKi nde r be t r e uun gf üra l l eKi nde rs ub v e nt i oni e r t . Ehe s c hl i e ßun g e n wur de ng e f ör de r tund Fr a ue ni m Mut t e r s c hu t ze r hi e l t e ne r he bl i c he Be güns t i gun g e n( Ga n gl2012:15) .Lo gi s c heKons e que nzde s s e nwa re i n dr a s t i s c he r Ans t i e gde rBe v öl ke r u ng s z a hl ,de rz ume i ne ne i nede rv e r he e r e nds t e nHun g e r ka t a s t r ophe n de s20 .J a hr hund e r t smi ts i c hbr a c ht e ,d i es pä t e ra l sdi e„dr e ibi t t e r e nJ ahr e “i nd i e Ge s c hi c ht ee i n gi n ge n( Ga n gl2012:15) .Zum a nde r e nv e r u r s a c ht edi eBe v öl k e r un g s pol i t i k j e doc ha uc he i ne n Ma ng e la n Unt e r künf t e ns o wi eAus bi l dun g s -und Ar be i t s pl ä t z e n. Fol g l i c hbl i e be i neVi e l z a hla nMe ns c he nunbe s c hä f t i gtode rohn eUnt e r kunf t ,we s ha l b de m The maGe bur t e nk on t r ol l ewe s e nt l i c hme hrBe a c ht un gg e s c he nktwur de( Kl e t t :80) .

3.2 Bevölkerungspolitik im Zeitraum von 1950 – 2002 Mit der ersten Volkszählung am 30. Juni 1953 bestätigten sich die Bedenken und es wurde

erstmals

das Ausmaß

der

bisher

vorherrschenden

geburtenfördernden

Bevölkerungspolitik deutlich. Während Spekulanten eine Bevölkerungszahl von rund 480 Millionen Menschen vermuteten, ergab die Zählung eine tatsächliche Bevölkerungszahl von 582,6 Millionen Menschen. Die jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung lag somit bei 2% pro Jahr und hätte einen jährlichen Zuwachs von weiteren 12 Millionen Menschen bedeutet (Gangl 2012: 13). Um ein weiteres Wachstum der Bevölkerung verhindern zu können, wurden ab 1960 erste Maßnahmen eingeführt, um die Einwohnerzahl Chinas kontrolliert senken zu können (Klett: 80). So wurde die Regelung der Geburten zum einen durch Propaganda- und Werbesprüche wie „Erwarte 1, preise 2, kritisiere 3 und vermeide 4 “, sowie „spät, selten, wenig“, aber auch durch das zur Verfügung stellen von kostenlosen Verhütungsmitteln, der Legalisierung von Abtreibungen, sowie informativen Kampagnen zu Verhütung und Aufklärung vorangetrieben (Gangl 2012: S.16-17). Des Weiteren wurde den werdenden Müttern das Risiko, das eine hohe Geburtenzahl mit sich bringen kann, aufgezeigt. Sowohl die Heirat in höherem Alter, als auch längere Pausen zwischen den Geburten der Kinder wurden angeworben und die Zentralregierung führte Bezahlungen während der Schonzeiten in Folge eines Schwangerschaftsabbruchs oder einer Sterilisation für die betroffenen Frauen ein (Gangl 2012: 16-20). Um durch bildungspolitische Maßnahmen schon Jugendliche mit der Problematik vertraut zu machen, wurde „ Bevölkerungskunde“ als Schulfach unterrichtet (Gangl 2012: 20). Mit der Absicht den Erfolg der Bevölkerungspolitik Chinas weiter zu erhöhen, wurde die 2-Kind-Politik und die chinesische Kleinfamilie ab 1971 als das Idealbild angeworben (Klett: 80). 3

Da der erhoffte Erfolg zunächst jedoch ausblieb, entschied sich die Regierung im Jahr 1979 für die Einführung der drastischen 1-Kind-Politik, welche dem Bevölkerungsanstieg durch klare Vorschriften endlich Einhalt gebieten sollte (Jowett 1986: 357). Grundlage dieses Gesetzes war das Verbot, mehr als ein Kind zu zeugen. Hinzu kamen jedoch Verschärfungen der bereits angedeuteten Vorschriften im Bereich Familienplanung. So wurde ein höheres heiratsfähiges Alter nicht mehr nur empfohlen, sondern von zuvor 18 Jahren bei Frauen und 20 Jahren bei Männern auf bei Frauen 25 bzw. bei Männern 22 Jahre angehoben und somit die Spätehe eingeführt. Des Weiteren wurde ein Gesetz zur Spätgeburt festgelegt, welches besagt, dass das Kind nicht vor 3 Jahren Ehe geboren werden darf. Eine weitere Maßnahme zur Unterstützung der Geburtenkontrolle waren Familienplanungskommissionen, in deren Auftrag ehrenamtliche Aktivistinnen für die Überwachung der Geburtenzahlen innerhalb eines Gebietes zuständig waren. Wurden die Geburtenmaxima innerhalb eines Bezirks eingehalten, erhielt die Aktivistin Prämien, wurden sie überschritten, drängte man die Schwangeren zur Abtreibung. Neben einer Vielzahl

von Werbeplakaten

und

Slogans

zur

Verbreitung des

chinesischen

Familienidealbildes wurden zudem Begünstigungen und Sanktionen bei Einhaltung bzw. Nichteinhaltung der 1-Kind-Politik vollzogen (Gangl 2012: S.19-22). Hielt sich eine Familie an die Regelungen der Volksrepublik, profitierte sie von zahlreichen positiven Anreizen wie beispielsweise Auszeichnungen oder öffentlichen Lobpreisungen für die Eltern. Das Einzelkind genoß außerdem eine kostenlose medizinische Versorgung bis zu seinem 16. Lebensjahr, erhielt gebührenfreie Betreuung in Krippe, Kindergarten und späteren Bildungseinrichtungen und konnte im späteren Berufsleben mit besseren Einstellungschancen rechnen. Den Eltern wurde zusätzlich Kindergeld und eine vergleichsweise große Wohnfläche zur Verfügung gestellt (Kessler 1980: 187-188). Außerdem wurden Eltern von Einzelkindern mit Gehaltserhöhungen von bis zu 10% unterstützt und bei der Nahrungsmittelverteilung bevorzugt (Klett: 81). Missachtete eine Familie die Vorschriften der 1-Kind-Politik, musste sie mit nicht zu unterschätzenden Bestrafungen rechnen. So wurde das Gehalt beider Partner um teilweise bis zu 10% gekürzt, dem Ehepaar wurden Unterstützungen durch den Staat vorenthalten und schwangere Frauen wurden zum Schwangerschaftsabbruch gezwungen (Klett: 81). Des Weiteren wurden alle bisher erhaltenen Gelder zur Unterstützung der Familie wieder eingeholt, alle Kosten, die das zweite Kind verursachte, mussten künftig selbst getragen werden und die Eltern hatten mit Bußgeldern zu rechnen. Hinzu kamen Herabstufungen im Beruf der Eltern, sowie Disziplinarmaßnahmen, denen Folge zu leisten war. Auf dem Land kam es häufig auch zur Zuweisung von weniger fruchtbarem Land an Familien, die die Familienpolitik Chinas missachteten (Gangl 2012: 23). 4

Ausnahmen gab es, falls vorhanden, ausschließlich in ländlichen Räumen, in denen die Bevölkerungsdichte gering war. So war die Geburt eines zweiten Kindes möglich, falls das erste kein Junge war. Auch war eine Ausnahme gegeben, wenn die Eheleute Nachkommen einer nationalen Minorität waren oder der Vater des Kindes als der einzige männliche Nachkomme eines Revolutionshelden galt. Insgesamt wurde die Einhaltung der Gesetze jedoch streng überprüft und Zuwiderhandlungen wurden belangt (Gangl 2012: 26). Obwohl die Geburtenrate seit Einführung der drastischen Ein-Kind-Politik gesunken ist, kann man die Bevölkerungspolitik Chinas nur teilweise als erfolgreich bezeichnen, da sich hieraus weitere Problematiken entwickelt haben. So führte die Politik Chinas dazu, dass Heirat und Familienplanung keine private, intime Angelegenheit mehr war, sondern zu einer öffentlichen Art und Weise wurden, die Volksrepublik zu unterstützen oder zu schwächen (Gangl 2012: 16). Eine weitere Problematik, die sich aus Chinas Bevölkerungspolitik entwickelte, war die Entstehung einer Generation von überwiegend männlichen Einzelkindern. Hieraus ergab sich das Phänomen „der kleinen Kaiser“, welches Jungen bezeichnet, die , ähnlich wie die früheren Kaiser, in ihrer Kindheit verwöhnt und übermäßig bemuttert wurden und später

kaum

fähig

waren,

den

Alltag

eines

Erwachsenen

zu

bewältigen

(Deutschlandfunkkultur 2016). Abbildung 2: Auch Chinas Bevölkerung wird älter

Quelle: Zeit Im direkten Zusammenhang mit der 1-Kind-Politik und einem Rückgang der Geburtenzahlen steht die Überalterung Chinas Bevölkerung. Abbildung 2 verdeutlicht Chinas Bevölkerung nach Altersgruppen in Millionen im Zeitraum von 1950 bis 2050. 5

Wie durch die hellblaue Kurve dargestellt, ist seit 1980 ein klarer Rückgang der 0-19Jährigen zu verzeichnen. So sank die Zahl der Jugendlichen von im Jahr 1980 vorherrschenden 450 Millionen auf im Jahr 2020 gezählte 350 Millionen ab und wird bis 2050 wohl weiter abfallen. Im Gegensatz dazu repräsentiert die dunkelrote Kurve die Anzahl der Menschen im Alter von über 65 Jahren und weist seit 1970 einen klaren Anstieg auf. Machten Senioren im Jahr 1960 nur etwa 50 Millionen Menschen der Bevölkerung aus, wird der Anteil bis 2050 auf 350 Millionen Menschen steigen. Dass sich dieser Trend auch auf die Zusammensetzung der Bevölkerung ausübt und wiederum weitere Probleme mit sich bringt, ist offensichtlich (Zeit 2014). Ursprünglich hervorgerufen durch Chinas Tradition und Kultur, doch durch die 1-KindPolitik noch weiter verschärft, stellt das Ungleichgewicht im Geschlechterverhältnis eine weitere Folge der Politik dar. Da die Geburt eines Sohnes seit jeher als positiver wahrgenommen

wurde,

war

Chinas Gesellschaft

besonders

anfällig

für

die

Diskriminierung von Frauen und Mädchen. Während die Geburt eines Sohnes höheren Lohn, Tatendrang, Energie, Verantwortung und vorallem die Altersversorgung für die Eltern darstellte, wurden Mädchen besonders auf dem Land oft nur als Belastung und zusätzliche Esser angesehen. Mit Einführung der 1-Kind-Politik kam es somit häufig zur Abtreibung nicht-männlicher Föten, Tötung der Mädchen direkt nach der Geburt oder infolge von Verwahrlosung im Kindesalter. Dass dieser Trend noch heute erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtpopulation Chinas hat, zeigt der Zensus von 2010 laut dessen auf 100 Mädchengeburten nur etwa 118 Jungengeburten kommen (Gangl 2012: 33-36, 41-42). Infolge der Unverteilung der Geschlechter existieren in China nicht nur unzählige unverheiratete, junge Männer, wodurch ein professioneller Heiratsmarkt entsteht, sondern auch der Frauen- und Kinderhandel nimmt eine immer größere Rolle ein. Da Mädchen und Frauen als immer kostbareres Gut gelten, profitiert auch die Sexindustrie von dieser Entwicklung (Gangl 2012: 43-50). Eine weitere Auswirkung waren soziale Spannungen innerhalb der Bevölkerung, die durch die große Schere zwischen Arm und Reich noch weiter verstärkt wurden (Gangl 2012: 55). So konnten wohlhabende Familien die Regelungen der Republik umgehen, nahmen Sanktionen und Bestrafungen für mehrere Kinder in Kauf und erhielten so nach wie vor die Möglichkeit, eine Großfamilie zu schaffen. Der Unterschicht hingegen blieb diese Umgehung verwehrt, was zu weiterer Unzufriedenheit der Bevölkerung führte (Klett: 81). Auf dem Land kam es zudem zu illegalen Geburten, die erst im Laufe der Jahre registriert werden konnten. Da ländliche Hausgeburten weniger leicht zu kontrollieren waren, als 6

Geburten in städtischen Krankenhäusern, nutzten dies viele Chinesen als Chance, veheimlichten ihre Kinder und konnten die Regierung so umgehen (Klett: 81).

3.3 Bevölkerungspolitik im Zeitraum von 2002 bis heute Um die eben erläuterten Problematiken, die sich durch die Bevölkerungspolitik des 20. Jahrhunderts ergaben, abzubauen, verabschiedete die Regierung die 1-Kind-Politik zu Beginn des 21. Jahrhunderts und widmete sich neuen Zielen. Hierzu gehörten unter anderem die Erlassung eines Gesetzes gegen Geschlechterdiskriminierung, sowie die pränatale Geschlechtsdiagnostik, um das ungleiche Geschlechterverhältnis ausgleichen zu können (Gangl 2012: 63-66). Des Weiteren rief die Regierung die Kampagne „Care for girls“ ins Leben, welche durch zusätzliche Aufklärung der Bevölkerung, versucht, der Diskriminierung von Mädchen entgegenzuwirken und insbesondere für Frauen ein ansprechendes Lebensumfeld zu erschaffen (Xinhua News Agency 2003).

4. Fazit Berücksichtigt man die Ziele, Maßnahmen und Auswirkungen der Bevölkerungspolitik Chinas, welche in der Arbeit genauer untersucht wurden, lässt sich abschließend festhalten, dass durch Chinas Familienpolitik zwar ein Anstieg der Geburtenrate verhindert werden konnte, die Bevölkerungszahl der Volksrepublik jedoch noch weiter ansteigen wird (Klett: 81). So sagen Berechnungen voraus, dass Chinas Einwohnerzahl bis zum Jahr 2050 noch um weitere 0,2 Milliarden wachsen wird, bevor die Zahlen zurückgehen

werden.

Wenngleich

die

Maßnahmen

der

Regierung

eine

Bevölkerungsexplosion verhindern konnten, ergaben sich aus hieraus neue Problematiken und Herausforderungen, die den Erfolg der Bevölkerungspolitik Chinas fraglich erscheinen lassen (Berlin-Institut 2007: 5-6).

7

Literaturverzeichnis Deutschlandfunkkultur: Billig S. (2016): Kindheiten voller Überkontrolle und Einsamkeit.

http://www.deutschlandfunkkultur.de/xinran-kleine-kaiser-

kindheiten-voller-ueberkontrolle-und.1270.de.html?dram:article_id=353142 (15.05.2018). Gangl M. (2012): Jahr 2020: China – ein Land ohne Frauen? Analyse zu den Auswirkungen und Konsequenzen der chinesischen Ein-Kind-Politik in Hinblick

auf

das

Geschlechterverhältnis,

Magistra

der

Philosophie,

Politikwissenschaft, Universität Wien, Wien, http://othes.univie.ac.at/17728/ (04.05.2018). Jowett A.J. (1986): China: Population Change and Population Control. In: GeoJournal 12.4

349



363.

ht t ps : / / l i nk. s pr i n g e r . c om/ c ont e nt / pdf / 10 . 1007 %2 FBF00262358 . pdf ( 04. 05. 2018) . Ke s s l e r W.( 1980 ) : St r a ffe Zü g e li nd e r Ge bur t e n pl a nun g:Zu e i ni g e n ör t l i c he n Re c ht s v or s c hr i f t e n d e r Vol ks r e publ i k Chi na z ur Ge bur t e nr e g e l un g und Fa mi l i e npo l i t i k.I n:Ve r f a s s un gun dRe c hti nÜbe r s e e/La wa ndPol i t i c si n Af r i c a ,As i aa ndLa t i nAme r i c a .Vol .13 ,No .2( 2.Qua r t a l19 80) ,S.187–192. http://www.jstor.org/stable/43108914?seq=1#page_scan_tab_contents (04.05.2018). Klett: Bevölkerungsentwicklung in China: Wachstum und Bewegung ohne Ende? In: TERRA Russland und China, Themenband Zwei Weltmächte im Wandel, Oberstufe,

S.78-85.

https://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/29260X-

3104.pdf (15.05.2018). Berlin-Institut:

Taubmann

W.

(2007):

Bevölkerungsentwicklung

in
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