Title | Übung 2 - (Dr. Kord Eickmeyer) mit allen Lösungen |
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Author | Joo Bo |
Course | Formale Grundlagen der Informatik II |
Institution | Technische Universität Darmstadt |
Pages | 6 |
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Aussagenlogikund Prädikatenlogik (FGdI II)2. ÜbungsblattFachbereich Mathematik SoSe 2020Dr. Kord Eickmeyer 13./15. Mai 2020Dr. Ulrik Buchholtz, Jonathan WeinbergerGruppenübungAufgabe G2 (Resolutionsverfahren) (a) Beweisen Sie die Folgerungsbeziehung{ p , p → q ,( p → q )→( q → r )}|= r , indem Sie d...
Aussagenlogik und Prädikatenlogik (FGdI II) 2. Übungsblatt Fachbereich Mathematik Dr. Kord Eickmeyer Dr. Ulrik Buchholtz, Jonathan Weinberger
SoSe 2020 13./15. Mai 2020
Gruppenübung Aufgabe G2.1 (Resolutionsverfahren) (a) Beweisen Sie die Folgerungsbeziehung {p, p → q, (p → q) → (q → r)} |= r , indem Sie die leere Klausel aus der Klauselmenge
{{ p}, {¬ p, q}, {p, ¬q, r}, {¬q, r}, {¬ r }}. mittels Resolution ableiten. (b) Für jede aussagenlogische Formel ϕ sei Kϕ eine Klauselmenge mit ϕ ≡
ϕ ist unerfüllbar
V
Kϕ . Laut Vorlesung gilt die Äquivalenz
∈ Res∗ (Kϕ ).
⇔
Charakterisieren Sie die folgenden Aussagen durch ähnliche Äquivalenzen: i. ϕ ist erfüllbar, ii. ϕ ist allgemeingültig, iii. ϕ |= ψ, iv. Φ0 ist unerfüllbar, wobei Φ0 eine endliche Menge von aussagenlogischen Formeln ist. Lösung: (a) Eine mögliche Lösung: {p} {¬ p, q }
{q}
{¬q, r }
{r}
{¬ r }
(b)
i. Indem man beide Seiten der Äquivalenz negiert erhält man
ϕ ist erfüllbar
∈ / Res∗ (Kϕ ).
⇔
ii. Die Formel ϕ ist genau dann allgemeingültig, wenn ¬ϕ unerfüllbar ist. Daher gilt
ϕ ist allgemeingültig
⇔
∈ Res∗ (K¬ϕ ).
iii. Es gilt ϕ |= ψ genau dann, wenn ϕ → ψ allgemeingültig ist. Somit hat man
ϕ |= ψ
⇔
∈ Res∗ (K¬(ϕ→ψ) ).
Alternativ kann man argumentieren, dass ϕ |= ψ genau dann gilt, wenn ¬(ϕ → ψ) ≡ ϕ ∧ ¬ψ ≡ unerfüllbar ist. Somit gilt auch
ϕ |= ψ
⇔
V
(Kϕ ∪ K¬ψ )
∈ Res∗ (Kϕ ∪ K¬ψ ).
1
iv. Die endliche Formelmenge Φ0 ist unerfüllbar genau dann, wenn die Konjunktion gilt
Φ0 ist unerfüllbar Wegen
V
Φ0 ≡
V
ϕ∈Φ0
V
Kϕ ≡
⇔
V
Φ0 unerfüllbar ist. Somit
∈ Res∗ (KV Φ0 ).
VS ( ϕ∈Φ0 Kϕ ) gilt auch Φ0 ist unerfüllbar
⇔
∈ Res∗ (
[
Kϕ ).
ϕ∈Φ0
Aufgabe G2.2 (Kompaktheit) Der Kompaktheitssatz (der Aussagenlogik) besagt: Ist jede endliche Teilmenge einer Formelmenge Φ erfüllbar, so ist auch Φ als Ganzes erfüllbar. (a) Zeigen Sie, dass Kompaktheit äquivalent ist zu der folgenden Aussage: Gilt Φ ψ, so gibt es eine endliche Teilmenge Φ0 ⊆ Φ mit Φ0 ψ. (b) Zeigen Sie, dass die Existenz eines vollständigen und korrekten Beweiskalküls den Kompaktheitssatz impliziert. Lösung: (a) Wie man die Aussage in (a) aus dem Kompaktheitssatz herleitet, wurde bereits in der Vorlesung gezeigt: Man nehme Φ ψ an. Dann ist Φ ∪ {¬ψ} unerfüllbar. Nach dem Kompaktheitssatz ist eine endliche Teilmenge Ψ0 ⊆ Φ ∪ {¬ψ} unerfüllbar. Man setze Φ0 := Ψ0 \{¬ψ} ⊆ Φ. Wegen Ψ0 ⊆ Φ0 ∪{¬ψ} ist auch Φ0 ∪{¬ψ} unerfüllbar. Also gilt Φ0 ψ. Umgekehrt zeigen wir, wie man den Kompaktheitssatz aus der Aussage in (a) herleitet: Man nehme an, dass Φ nicht erfüllbar ist. Dann gilt Φ 0. Nach Annahme gibt es eine endliche Teilmenge Φ0 ⊆ Φ mit Φ0 0. Also kann Φ0 nicht erfüllbar sein. (b) Um den Kompaktheitssatz zu zeigen, können wir die Aussage in (a) nachweisen: Angenommen es gilt Φ ψ. Dann ist dies in unserem vollständigen Beweiskalkül beweisbar, also Φ ⊢ ψ. Beweise sind endliche Bäume und können daher nur endlich viele Annahmen aus Φ enthalten. Daher gilt Φ0 ⊢ ψ für eine endliche Menge Φ0 ⊆ Φ. Mit der Korrektheit des Beweiskalküls folgt Φ0 ψ, wie gewünscht. Aufgabe G2.3 (Kompaktheit und Bit-Sequenzen) Eine Interpretation I : V = {p1 , p2 , . . . } → B kann als unendliche Bit-Sequenz I(p1 )I(p2 )I(p3 ) . . . aufgefasst werden. Sei P eine Menge solcher Sequenzen und sei P das Komplement von P . Wir nehmen an, dass sowohl P als auch P durch (unendliche) Mengen aussagenlogischer Formeln spezifiziert werden können, dass für geeignete Φ, Ψ ⊆ AL(V ) also
P
=
{I | I |= Φ},
P
=
{I | I |= Ψ}
gilt. Zeigen Sie, dass P und P dann sogar schon durch endliche Formelmengen Φ0 ⊆ Φ und Ψ0 ⊆ Ψ spezifiziert werden können. Folgern Sie, dass man nur endlich viele Bits aus I betrachten muss, um zu entscheiden, ob I ∈ P gilt. Lösung: Die Vereinigung Φ∪Ψ kann keine Modelle haben, da solche Modelle sowohl zu P als auch zu P gehören würden. Der Kompaktheitssatz sagt nun, dass schon eine endliche Teilmenge Γ ⊆ Φ ∪ Ψ keine Modelle hat. Da jede Formel in Γ zu Φ oder zu Ψ gehört, können wir Γ = Φ0 ∪ Ψ0 mit Φ0 ⊆ Φ und Ψ0 ⊆ Ψ schreiben. Um
P = {I | I |= Φ0 } zu zeigen nehmen wir zunächst I Φ0 an. Da Φ0 ∪ Ψ0 unerfüllbar ist, gilt I 2 Ψ0 und erst recht I 2 Ψ . Somit hat man I∈ / P und daher I ∈ P . Gilt umgekehrt I ∈ P , so hat man I Φ und erst recht I Φ0 . Genauso zeigt man
P = {I | I |= Ψ0 }. Um nun I ∈ P zu entscheiden, müssen wir nur die Werte I(pi ) für die endlich vielen Aussagenvariablen in Φ0 betrachten.
2
Hausübung onig und Kompaktheitssatz) (12 Punkte) Aufgabe H2.1 (Lemma von K˝ Das Lemma von K˝onig besagt: Jeder unendliche, endlich verzweigte Baum hat einen unendlichen Pfad (vgl. AL-Skript, onig mithilfe des Kompaktheitssatzes bewiesen. Tatsächlich sind beide Lemma 4.4). Im AL-Skript wird das Lemma von K˝ Sätze äquivalent. Hier soll nun die umgekehrte Implikation bewiesen werden. (a) Sei T = (V, E, λ) ein Baum. Die Tiefe (engl. depth) dep(v ) eines Knotens v 6= λ ist die Länge des (eindeutigen) Pfades λ → . . . → v . Die Höhe von λ ist dep(λ) = 0. Die n-te Stufe (engl. level) eines Baums T ist gegeben durch lv T (n) := {v ∈ V | dep(v ) = n} für n ≥ 0. Zeigen Sie: Ein unendlicher Baum T ist genau dann endlich verzweigt, wenn l n := |lv T (n)| für alle n ≥ 0 endlich ist. onig um den Kompaktheitssatz zu zeigen. (Hinweis: Sei Φ eine endlich erfüllbare (b) Benutzen Sie das Lemma von K˝ Formelmenge, d.h. jede endliche Teilmenge Φ0 ⊆ Φ sei erfüllbar. Definieren Sie einen Baum TΦ , dessen Knoten aus geeigneten (partiellen) Belegungen bestehen. Benutzen Sie (a), um zu zeigen, dass TΦ die Voraussetzungen des onig erfüllt.) Lemmas von K˝ Lösung: (a)
„ =⇒ “: Wir nehmen an, T sei endlich verzweigt. Generell S gilt lv T (0) = {λ} und für n ≥ 0, dass lv T (n+ 1) = {w ∈ V | Es existiert v ∈ lv T (n) mit (v , w) ∈ E .} = v ∈lv T (n) E[v ]. Hierbei ist E[v ] = {w ∈ V | (v , w) ∈ E} die Menge der direkten Nachfolger von v . [1 Pkt.] Wir zeigen per Induktion nach n, dass für alle n ≥ 0 die Mengen lv T (n) endlich sind. Der Induktionsanfang ist wegen lv T (0) = {λ} erfüllt. [0.5 Pkt.] Zum S Induktionsschritt nehmen wir an, dass l n := lv T (n) endlich ist. Dann ist l n+1 := |lv T (n + 1)| = | v ∈lv T (n) E[v ]| ≤ |lv T (n)| · max v ∈lvT (n) |E[v ]|. Nach Induktionsvoraussetzung ist l n = |lv T (n)| endlich. Da T nach Annahme endlich verzweigt ist, gilt auch |E[v ]| < ∞ für alle v ∈ V . Damit ist auch m := maxv ∈lv T (n) |E[v ]| endlich, und somit l n+1 ≤ l n · m < ∞. [1.5 Pkt.] „ ⇐= “: Wir nehmen an, es gelte l n = |lv T (n)| < ∞ für alle n ≥ 0. (Für n = 0 gilt nach Definition l0 = 1.) Wir wollen zeigen, dass dann alle ev := |E[v ]| für v ∈ V ebenfalls endlich sind. Sei v ∈ V gegeben. Da T ein Baum ist, gibt es eine eindeutig bestimmte natürliche Zahl n ∈ N mit v ∈ lv T (n). [2 Pkt.] Dann gilt E[v ] ⊆ lv T (n + 1). [1 Pkt.] (Für n = 0 ist v = λ und E[v ] = E[λ] = lv T (1).) Wir erhalten ev = |E[v ]| ≤ |lv T (n + 1)| = l n+1 < ∞. [1 Pkt.]
(b) Sei V = {pi | 1 ≤ i ∈ N} eine abzählbare Variablenmenge. Wir schreiben AL = AL(V ) und für n ∈ N seien Vn = {p1 , . . . , pn } und ALn = AL(Vn ). Wir betrachten eine endlich erfüllbare Formelmenge Φ ⊆ AL. Es ist Φn := Φ ∩ ALn die Menge der Formeln aus Φ, die höchstens die Variablen p1 , . . . , pn enthalten. Wir definieren den Baum T := TΦ = (V, E, λ) wie folgt:
lv T (0) := {;},
λ := ;
lv T (n + 1) := {I : Vn+1 → {0, 1} | I |= ϕ für alle ϕ ∈ Φn+1 } [1 Pkt.] Dies definiert die Knotenmenge V mit Wurzel λ = ;. Die Kanten definieren wir induktiv, indem wir für einen gegebenen Knoten I ∈ lv T (n) die Menge seiner Nachfolger definieren als
E[I] := {I′ ∈ lv T (n + 1) | I′ |Vn = I}. [1 Pkt.] In der Tat ist der so definierte Graph T = (V, E, λ) ein Baum, da jeder Knoten I 6= ; einen eindeutigen Vorgänger hat. Für n ∈ N ist |lv T (n)| ≤ 2n , daher ist wegen (a) der Baum T endlich verzweigt. Wir zeigen, dass T unendlich ist, d.h., dass lv T (n) 6= ; für alle n ∈ N. Nach Definition gilt |lv T (0)| = 1. Sei also n ≥ 1. Wir betrachten die Menge Φn = Φ ∩ ALn der Formeln aus Φ, die höchstens die Variablen p1 , . . . , pn enthalten. Ist Φn endlich, dann ist lv T (n) 6= ;, da Φ endlich erfüllbar ist. Wir nehmen daher an, Φn sei unendlich, etwa Φn = {ϕk | k ∈ N}. Für beliebiges k ≥ 1 betrachten wir die endliche Teilmenge Φn,k := {ϕ1 , . . . , ϕk } ⊆ Φn . Dann existiert wegen der endlichen Erfüllbarkeit von Φ für jedes k ≥ 1 eine Belegung Ik : Vn → {0, 1} mit Ik |= Φn,k . Es gibt aber nur endlich viele1 Abbildungen Vn → {0, 1}. Daher existiert eine Belegung I : Vn → {0, 1}, sodass für unendlich viele k ≥ 1 gilt I = Ik .2 Wir erhalten insbesondere I ∈ lv T (n). [2 Pkt.] Somit ist T ein unendlicher, endlich verzweigter Baum. Nach dem Lemma von K˝ onig hat T einen unendlichen Pfad {In |S n ∈ N}, wobei In ∈ lv T (n). Wir erhalten dann eine Belegung I : V → {0, 1} von Φ, indem wir für ϕ ∈ Vk ⊆ n∈N Vn = V setzen I(ϕ) := Ik (ϕ ). [2 Pkt.] 1 2
genau 2n Dieses Schlussprinzip ist eine Instanz des sog. Schubfachprinzips (engl. pigeonhole principle).
3
Aufgabe H2.2 (Hornklauseln) (12 Punkte) Wir betrachten die Menge H = {{¬p, ¬t, s}, {p}, {¬p, ¬q , r}, {t}, {¬p, ¬s, q }, {¬s, ¬r, t}, {¬p, ¬u, r}, {¬u}, {¬q}} von Hornklauseln. (a) Bestimmen Sie die minimale erfüllende Interpretation der nicht-negativen Klauseln aus H . Entscheiden Sie, ob H erfüllbar ist. (b) Geben Sie einen Ableitungsbaum im Resolutionskalkül an, welcher aus der Klauselmenge H herleitet. (c) Bei der Einheitsresolution darf die Resolvente zweier Klauseln nur gebildet werden, wenn eine der Klauseln aus einem einzelnen Literal besteht. Zeigen Sie: Die Einheitsresolution ist im Allgemeinen nicht vollständig, für Hornklauseln aber schon. Lösung: (a) Beginnend mit der leeren Menge bestimmt man schrittweise die Variablen, welche in jedem Modell der nichtnegativen Klauseln aus H erfüllt sein müssen. Das ergibt
X0 = ;, X1 = {p, t}, X2 = {p, t, s}, X3 = {p, t, s, q}, X4 = {p, t, s, q, r}, X5 = X4 = X∞ . Die negative Klausel {¬q} ist unter der minimalen Interpretation falsch. Dies bedeutet, dass die Klauselmenge H unerfüllbar ist. Alternativ kann man die Unerfüllbarkeit mit dem sog. Markierungsalgorithmus3 nachweisen: Dieser resultiert in der Berechnung
[Start mit H] {{¬ p, ¬t, s}, {p}, {¬ p, ¬q, r}, {t }, {¬ p, ¬s, q}, {¬s, ¬r, t}, {¬p , ¬u, r}, {¬u}, {¬q }} [I(p) = 1] {{¬ t, s}, {¬q, r}, {t }, {¬s, q}, {¬s, ¬r, t}, {¬u, r}, {¬u}, {¬q }} [I(t) = 1] {{s}, {¬q, r}, {¬s, q}, {¬s, ¬r}, {¬u, r}, {¬u}, {¬q }} [I(s) = 1] {{¬q, r}, {q }, {¬ r}, {¬u, r}, {¬u}, {¬q }} [I(q) = 1] {}. Da in der letzten Formelmenge die leere Klausel enthalten ist, kann man wiederum folgern, dass H unerfüllbar ist. In einigen Fällen kann man auch die minimale erfüllende Interpretation der positiven Klauseln ablesen. Im Allgemeinen ist es aber möglich, dass dieser Markierungsalgorithmus die leere Klausel findet, bevor die minimale Interpretation der positiven Klauseln vollständig bestimmt ist (so auch im vorliegenden Fall). [4 Pkt.] (b) Eine mögliche Lösung ist:
{¬p, ¬t, s}
{ p}
{¬t, s}
{t }
{s}
{¬ p, ¬s, q }
{¬p, q}
{p }
{q}
{¬q }
[4 Pkt.] 3
Vgl. etwa U. Schöning. Logik für Informatiker, 5. Auflage, Heidelberg u.a.: Spektrum, 2000, S. 32
4
(c) Die Klauselmenge {{ p, q}, {¬ p, q}, {p, ¬q}, {¬ p, ¬q}} ist unerfüllbar. Es ist aber keine Einheitsresolution möglich, da keine Klausel aus einem einzelnen Literal besteht. Dies zeigt, dass die Einheitsresolution im Allgemeinen nicht vollständig ist. [1 Pkt.] Um zu zeigen, dass die Einheitsresolution für Hornklauseln vollständig ist, argumentieren wir per Induktion über die Anzahl der Formeln in einer unerfüllbaren Menge H von Hornklauseln: Wenn die leere Klausel bereits in H enthalten ist, dann sind wir sofort fertig. Anderenfalls muss H eine positive Klausel {p} enthalten (sonst wäre H durch pi 7→ 0 erfüllbar). Nun bilden wir die Klauselmenge
H ′ = {C\{¬p} | C ∈ H , C 6= {p}}. Dann ist H ′ immer noch eine Menge von Hornklauseln und immer noch unerfüllbar (eine erfüllende Interpretation von H ′ ließe sich durch I(p) := 1 in eine erfüllende Interpretation von H umwandeln). Wegen der Bedingung C 6= {p} enhält H ′ eine Klausel weniger als H . Nach Induktionsvoraussetzung ist also per Einheitsresolution aus H ′ herleitbar. Die Blätter des entsprechenden Herleitungsbaums sind mit Klauseln C\{¬p} ∈ H ′ beschriftet. Um einen Herleitungsbaum mit Blättern aus H zu erhalten, leitet man C\{¬p} per Einheitsresolution aus C ∈ H und {p} ∈ H her. [3 Pkt.] Aufgabe H2.3 (Endliche boolesche Algebren) (12 Punkte) In dieser Aufgabe sehen wir, dass sich jede endliche boolesche Algebra als Potenzmengenalgebra realisieren lässt. Sei im folgenden B = (B, ·, +,′ , 0, 1) eine endliche boolesche Algebra, d.h. B eine endliche Menge. Auf B betrachten wir die partielle Ordnung ≤ mit x ≤ y : ⇐⇒ x · y = x (vgl. H1.3). Sei AB die Menge der Atome in B . (a) Zeigen Sie, dass für alle x ∈ B gilt x · 0 = 0. Folgern Sie damit, dass x ≤ y genau dann gilt, wenn x · y ′ = 0. (3 Punkte) (b) Zeigen Sie: Für jedes Element x ∈ B mit x 6= 0 gibt es ein Atom b ∈ B mit b ≤ x .
(1 Punkt)
(c) Sei x ∈ B . Zeigen Sie, dass x die kleinste obere Schranke (Supremum) der Menge A x := {a ∈ AB | a ≤ x} ist, d.h. es ist a ≤ x für alle a ∈ A x und für alle y ∈ B mit a ≤ y für alle a ∈ A x gilt x ≤ y . (Hinweis: Benutzen Sie (a) und (b).) (2 Punkte) (d) Zeigen Sie, dass die Abbildung
ϕ : B → P (AB ),
x 7→ A x
ein Isomorphismus ist. (Hinweis: Zur Surjektivität betrachten Sie für U ⊆ AB das Element x := Σu∈U u.) (6 Punkte) Lösung: (a) Es gilt (BA5)
(BA1)
x ≤x
(BA5)
x · 0 = x · (x · x ′ ) = (x · x) · x ′ = x · x ′ = 0.
(*)
[1 Pkt.]
Sei x ≤ y (Ann. 1). Dann folgt
x · y′
(Ann. 1)
=
(BA1)
(*)
(x · y) · y ′ = x · ( y · y ′ ) = x · 0 = 0.
[1 Pkt.]
Umgekehrt nehmen wir nun x · y ′ = 0 (Ann. 2) an. Dies führt zu (BA4)
x · y = x · y +0
(Ann. 2)
=
(BA3)
(BA5)
(BA4)
x · y + x · y ′ = x · ( y + y ′ ) = x · 1 = x.
[1 Pkt.]
Bemerkung: In diesem Aufgabenteil wird die Endlichkeit von B noch nicht benutzt, d.h. die Aussagen gelten für beliebige boolesche Algebren. (b) Sei x ∈ B \{0}. Da B endlich ist, ist die Menge x ↓:= { y ∈ B | y ≤ x} endlich. Sei x 1 ≤ . . . ≤ x n ≤ x eine absteigende Kette (d.h. total geordnete Menge) maximaler Länge in x ↓ mit x i 6= 0 für i = 1, . . . , n. Dann ist x 1 ein Atom. [1 Pkt.] (c) Nach Konstruktion ist x eine obere Schranke von A x . Sei y eine weitere obere Schranke von A x . Wir wollen zeigen, dass x ≤ y . Dazu nehmen wir an, es wäre x 6≤ y . Wegen (a) wäre x · y ′ 6= 0. Wegen (b) gäbe es ein Atom b ∈ AB mit b ≤ x · y ′ . Dann gälte b ≤ x und b ≤ y ′ . Wegen b ≤ x wäre dann auch b ≤ y . Dies lieferte b ≤ y · y ′ = 0 im Widerspruch zur Annahme, dass b ein Atom ist. [2 Pkt.]
5
(d)
• ϕ ist ein Homomorphismus: Wir zeigen zunächst, dass für x, y ∈ B gilt, dass ϕ(x · y) = ϕ (x) ∩ ϕ ( y) und ϕ (x + y) = ϕ (x) ∪ ϕ ( y). Sei zunächst a ∈ ϕ(x · y) = A x · y . Dann gilt a ≤ x · y , also insbesondere a · (x · y) = a (1). Dies impliziert (BA1,2)
(1)
(BA1),(1)
a · x = (a · (x · y)) · x = (a · (x · x)) · y = (a · x) · y = a. Analog zeigt man a · y = a. Also ist a ≤ x und a ≤ y , d.h. a ∈ A x ∩ A y = ϕ(x) ∩ ϕ( y). Sei umgekehrt a ∈ ϕ(x) ∩ ϕ( y) = A x ∩ A y . Dann ist a ≤ x (2) und (BA1)
(2)
(3)
a ≤ y (3). Wir erhalten a · (x · y) = (a · x) · y = a · y = a, also a ∈ A x · y = ϕ(x · y). Insgesamt haben wir ϕ (x · y) = ϕ (x) · ϕ( y) gezeigt. [1 Pkt.] Nun betrachten wir a ∈ ϕ(x + y), d.h. a ist ein Atom mit a ≤ x + y (4). Ist x = 0, dann gilt a ≤ y , also a ∈ A y ⊆ A x ∪ A y = ϕ(x) ∪ ϕ( y). Analog argumentiert man für y = 0. Wir nehmen nun an, dass x 6= 0 und y 6= 0. Angenommen, a 6≤ x und a 6≤ y . Wegen der Idempotenz der Multiplikation erhielten wir x · a ≤ a. Da a ein Atom ist, erhielten wir x · a = 0 oder x · a = a. Wegen a 6≤ x (4) (BA3) (5),(6) folgte x · a = 0 (5). Analog wäre y · a = 0 (6). Dann ergäbe sich a = a · (x + y) = (a · x) + (a · y) = 0. Dies ist ein Widerspruch zur Annahme, dass a ein Atom ist. Also gilt a ∈ A x oder a ∈ A y , d.h. a ∈ A x ∪ A y = ϕ(x) ∪ ϕ( y). Zur umgekehrten Inklusion sei a ∈ ϕ(x) ∪ ϕ( y), also a ≤ x oder a ≤ y . Sei o.B.d.A. a ≤ x . Wir schreiben x
(BA4)
(BA5)
(BA3)
= x + 0 = x + ( y · y ′ ) = (x + y) · (x + y ′ ). Daraus folgt (BA1,2), Idemp. (BA3) (BA4,5) x · ( x + y) = ( x + y ) · (x + y ′ ) · ( x + y) = (x + y) · (x + y ′ ) = x + ( y · y ′ ) = x.
Also gilt x ≤ x + y . Wegen a ≤ x und der Transitivität der Ordnung folgt a ≤ x + y , also a ∈ A x + y = ϕ(x + y). Insgesamt gilt also ϕ (x · y) = ϕ (x) ∩ ϕ ( y). [1.5 Pkt.] (a)
Es verbleibt noch ϕ(0) = ; und ϕ(1) = AB zu zeigen. Es gilt a ≤ 0 für a ∈ B genau dann, wenn 0 = a · 0 = a. Da Atome nach Definition ungleich 0 sind, ist ϕ(0) = A0 = ;. Offenbar gilt x ≤ 1 für alle x ∈ B wegen (BA4). Daraus folgt ϕ(1) = AB . [0.5 Pkt.] • ϕ ist bijektiv: Die Abbildung ϕ ist bijektiv: Zur Injektivität betrachten wir x, y ∈ B mit A x = A y . Wegen (c) sind x und y dann beides kleinste obere Schranken von A x und A y , d.h. x = y . [1 Pkt.] Zur Surjektivität sei U ⊆ AB . GiltP U = ;, dann ist x = 0 (eindeutig bestimmtes) Urbild von U , d.h.S ϕ(0) = ;. Sei 4 U S 6= ;. Sei wie im Hinweis x := u∈U u. Da ϕ ein Homomomorphismus ist, haben wir ϕ(x) = u∈U ϕ(u) = u∈U Au . Wir wollen zeigen, dass U = ϕ(x). [1 Pkt.] S Sei v ∈ U . Da v nach Voraussetzung ein Atom ist, gilt v ∈ Av ⊆ u∈U Au = ϕ(x). S Umgekehrt betrachten wir nun v ∈ ϕ (x) = u∈U ϕ (u). Dann existiert u ∈ U mit v ≤ u. Da u und v Atome sind, gilt v = u ∈ U . [1 Pkt.]
4
Die Summe existiert, da B ⊆ U endlich ist.
6...