Title | Formfindung |
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Course | Konstruktion und Material |
Institution | Universität Stuttgart |
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Zusammenfassung Formfindung, WS 18...
STRUKTURLEICHTBAU I / II Experimentelle Formfindung / Mathematisch-numerische Formfindung
Strukturleichtbau Entwicklung der Geometrie und der Topologie einer tragenden Struktur so, dass nach erfolgter Materialisierung der Bauteile und ihrer Fügungen eine möglichst leichte oder auch die leichtest mögliche Konstruktion entsteht. Die Minimierung des Gewichts der Konstruktion erfolgt stets für eine monofunktionale Struktur, deren einzige Aufgabe die Abtragung von Lasten ist Strukturleichtbau bedeutet im Allgemeinen das Entwerfen räumlicher Kräftepfade und deren anschließende Materialisierung – unter Zielsetzung eines Gewichtminimums. Diese Aufgabe ist mit tradierten Entwurfsmethoden nicht lösbar. Formfindungsmethoden
Grundregeln des Strukturleichtbaus Direkte Krafteinleitung und Kraftausgleich ohne Kraftumlenkungen innerhalb einer Struktur Realisierung eines möglichst großen Widerstands- und Flächenträgheitsmomentes bei gleichzeitig möglichst kleiner Querschnittsfläche Bevorzugung integraler und integrierender Bauweisen Gleich großer, möglichst hoher Ausnutzungsgrad für alle Bauteile (fully stressed design) Biegebeanspruchungen sind zu vermeiden, biegebeanspruchte Bauteile werden aufgelöst und in Fachwerksysteme überführt Zugkräfte werden auch über lange Wege gewichtsarm geführt Druckkräfte sind über kurze Wege zu leiten, da ansonsten die Stabilitätsproblematik zu Mehrmassen führt Über lange Wege zu leitende Druckkräfte sind in selbststabilisierende Systeme einzubinden Teilweise können druckbeanspruchte Bauteile durch vorgespannte Zugglieder ersetzt werden Flächige druckbeanspruchte Bauteile sind gegen Stabilitätsversagen durch geeignete Formgebung zu sichern Ein "Kurzschließen" der Kräfte innerhalb des Tragsystems führt in der Regel zu gewichtsarmen Tragwerken und, nebenbei, zu einfachen Fundationen.
Formfindungsmethoden Methoden zum Entwurf tragender Konstruktionen, die insgesamt, oder deren Bauteile im Einzelnen, durch statische Restriktionen konditioniert sind o Ausschließlich zug- und druckbeanspruchte Konstruktionen o Minimalkonstruktionen o Fully-stressed-structures o Isotensoide (Überall gleiche Spannungen) Bezeichnung „Formenentwicklungsmethoden“ wäre besser, da es sich nicht um zufallsbedingte Findungsmethoden, sondern um strategisch ausgereifte Werkzeuge handelt Man unterscheidet o Experimentelle Methoden Einfach durchzuführen Extrem anschaulich Gut manipulierbar Schnell und kostengünstig Vergleichsweise unpräzise (Maßstabseffekt) o Mathematisch-numerische Methoden Verwendet die geometrische Eckdaten der experimentellen Phase als Ausgangsparameter Sehr hoher Präzisionsgrad in der Beschreibung der Geometrie Gewonnene Geometrie- und Vorspannungsdaten sind Ausgangspunkt für die statische Berechnung und die Zuschnittsermittlung Daten in Ausführungsplanung übertragbar Nicht anschaulich
Formbestimmender Lastfall Derjenige Lastfall, der dem Entwurf bzw. der Formfindung zugrunde gelegt wird Die richtige Wahl des formbestimmenden Lastfalles ist von entscheidender Bedeutung für das Erreichen des Entwurfszieles Leichtbaukonstruktion Bsp. Dicke Schale aus Beton: Maßgebender LF = Eigengewicht Je leichter eine Konstruktion wird, desto weniger wird der LF Eigengewicht als formbestimmender LF relevant Multiparameteroptimierung
EXPE EXPERI RI RIME ME MEN NTE TELLE LLE FOR FORM MFIN FIND DUN UNG G Kategorisierung Mechanisch vorgespannte Konstruktionen Hängemodelle (und deren Umkehrungen) Fließformen () Pneumatisch gebildete Strukturen
Mechanisch vorgespannte Konstruktionen Entstehen durch das Verspannen einer (typischerweise in weiten Teilen ausschließlich zugbeanspruchbaren) Konstruktion gegen einzelne Festpunkte In der tragenden Struktur entsteht hierdurch ein Eigenspannungszustand, der auch als Zwangsbeanspruchung bezeichnet werden könnte Bei Verwendung von Seifenhautlamellen entstehen Isotensoide bzw. Minimalflächen
Hängemodelle Ein Modell, das an einzelnen Festpunkten verankert ist, wird durch Gravitationseinwirkung „ausgehängt“, d.h. es geht in einen Gleichgewichtszustand über Zumeist werden hierfür ausschließlich zugbeanspruchbare Werkstoffe oder diskrete und ausschließlich zugbeanspruchbare Strukturen wie Kettennetze verwendet Über den inneren Beanspruchungszustand sind zumeist nur qualitative Aussagen (Nur-Zug, Nur-Druck) möglich Bsp. Kuppel des Petersdoms o Gutachten der „tre matemattici“ Ursache für die Risse ist das Nachgeben des Kämpferrings (Verbindungsstück Quadrat-Kreis: Tambour) Graphisches Schema zur Beurteilung des Bewegungsverlaufes der Kuppel Endpunkte der Risse werden als gelenkig angenommen, um die sich die Mauerwerksteile (starr) gedreht haben o Gutachten von Poleni Mittels Kräfteparallelogramm: Standfestigkeit der Wölbkonstruktion gegeben, wenn Steine widerstandslos gegeneinander gleiten können Folgerung: Die umgekehrte Kettenlinie beschreibt die ideale Gewölbeform Berücksichtigung der räumlichen Gewichtsverteilung infolge der doppelten Krümmung auch beim Hängemodell Experimentelle Konstruktion der Stützlinie im unbelasteten und proportional belasteten Zustand um gefährdete Stellen zu ermitteln Zu ergreifende Maßnahme: Weitere eiserne Zugringe
Umkehrmodell Entstehen durch Umkehrung eines Hängemodells Multiplikation der z-Koordinate mit (-1) Es ist nicht richtig, dass aus einem ausschließlich zugbeanspruchtem Hängemodell durch Umkehrung eine rein druckbeanspruchte Konstruktion wird
Fließformen Entstehen durch Aufbringen einer mechanischen Vorspannung oder einer Gravitationsbelastung auf viskose Modellbaustoffe Man unterstellt gern, dass sich innerhalb der in einem Fließvorgang befindlichen Werkstoffe ein isotensoidischer Beanspruchungszustand einstellt. Dies ist jedoch nur bei ausgewählten Werkstoffen und bei einem Endzustand des Fließvorganges zu erwarten Honigstruktur zwischen zwei auseinander gezogenen Platten
Pneumatisch gebildete Strukturen Entstehen durch Druckdifferenz beiderseits einer Membrane durch o Überdruck o Unterdruck Bzw. durch Füllung mit o Fluid o Granulat Umkehrung Keine Belastung im Äquatorbereich o Auffassung bis 1987: Eine extrem flache Schale ist genau Faltenbildung dann ausschließlich druckbeansprucht, wenn ihre Geometrie der unter Innendruckbelastung stehenden rein zugbeanspruchbaren Membrane entspricht Aussage in dieser Form generell nicht korrekt, da das sog. Kompensationsproblem ignoriert wird
Skizze
MA MATHE THE THEM MATIS TISCH CH CH-N -N -NUM UM UME ERIS RISCH CH CHE E FO FOR RMFI MFIND ND NDU UNG NGSSMET METH HOD ODEN EN Indirekte (Deformations-) Methoden Analytische Ansätze (auf Sonderprobleme beschränkt) FEM der geometrisch-nichtlinearen Formulierung Verfahren auf Basis der Vektoranalysis Kraftdichtemethode Startbedingung bekannt – Ergebnis unbekannt
Bsp. Verformung einer ursprünglich ebenen Fläche Man erhält immer eine Geometrie Die Spannungsverteilung in der deformierten Geometrie kann jedoch stark variieren u.U. keine optimale Materialausnutzung
Bsp. Aufblasen einer Kreismembrane
Direkte Methoden Formulierung des nichtlinearen Gleichungssystems der Gleichgewichtsbedingungen, bei dem die Strukturgeometrie (und nicht wie üblich der Spannungsvektor) der Lösungsvektor ist Lsg. z.B. über Differenzenverfahren Startbedingung unbekannt – Ergebnis bekannt Iterative Anwendung der Kraftdichtemethode mit überlagerter Optimierungsfunktion Iterative Anwendung der FEM mit überlagerter Optimierungsfunktion
Bsp. Definition eines Spannungsverhältnisses und der Randbedingungen Suchen einer Geometrie Problem: Mannigfaltigkeit (topologischer Raum) der Lösung nicht a priori vorhersehbar...