Garbe-Text PDF

Title Garbe-Text
Author Annemit Denrotenhaaren
Course Literaturdidaktik
Institution Universität zu Köln
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Summary

Zusammenfassung des Textes von Frau Dr. Garbe...


Description

Thema: Wie werden Kinder zu kompetenten Leser*innen und Mediennutzer*innen? Literarische, Lese- und Mediensozialisation von Kindern und Jugendlichen 1. Informationen zur Autorin/ zum Text / Kontext und zur Methode der Texterarbeitung (nicht nur für die Prüfung) 2. Einführung: Sozialisation, Literarische und Lesesozialisation / Mediensozialisation 3. Die sozialisationstheoretischen Modelle zur Lese- und Medienkompetenz von Hurrelmann und Groeben 4. Bedingungen einer gelingenden Lesesozialisation: Ein Erwerbsmodell der Lesekompetenz 5. Literarische Sozialisation in der Mediengesellschaft – Herausforderungen für den Deutschunterricht

Garbe, Christine (2010; 2. Aufl. 2013): Literarische Sozialisation – Mediensozialisation. In: V. Frederking et al. (Hrsg.): Taschenbuch des Deutschunterrichts. Band 2: Literatur- und Mediendidaktik. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S. 21-40 (S. 23-42). 1. Informationen zum Text / Kontext und zur Methode der Texterarbeitung Gliederung des Textes: 1. Literarische Sozialisation – Lesesozialisation (S.23) 2. Mediensozialisation (S. 24) 3. Herausforderungen für den Deutschunterricht (S. 26) 4. Lesekompetenz als kulturelle Praxis (S. 27) 5. Ein Erwerbsmodell von literarischer und Lesekompetenz (S. 28) [5.1. Frühe Kindheit ….. bis 5.3] 6. Lesesozialisation in schriftfernen Lebenswelten (S. 33) 7. Erwerb von Medienkompetenz und Dynamiken der Mediensozialisation (S. 34) 8. Literarische Sozialisation in neuen Medienumwelten (S. 36) 9. Literatur (S. 39)

2. Einführung: Sozialisation, Literarische und Lesesozialisation / Mediensozialisation „Die zwei zentralen Fragestellungen der Lese- und literarischen Sozialisationsforschung lauten: (1) Wie wird ein Kind oder Erwachsener zu einem gewohnheitsmäßigen Leser (von Literatur)? Das Stichwort lautet hier: „Sozialisation zur Literatur bzw. zum Lesen“ im Sinne einer Ausbildung der entsprechenden Kompetenzen. (2) Welche Rückwirkungen hat die Lektüre (von Literatur) auf die Sozialisation bzw. die Persönlichkeitsbildung? Welche Bedeutungen hat Lektüre für die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit und persönliche Identitätsbildung eines Subjekts in der gegenwärtigen Gesellschaft? Das Stichwort lautet hier: „Sozialisation durch Literatur“. (Garbe 2013, S. 24) Vertiefend: „Lesesozialisationsforschung kann (…) als eine Grundlagenforschung für die Literaturdidaktik und für die Kinderliteraturwissenschaft betrachtet werden. Sie ist aber auch ein wichtiges Teilgebiet einer künftigen Literaturwissenschaft...“ (Bettina Hurrelmann 1996, S. 133) Begriffsdefinition Sozialisation meint den „Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Vorrangig thematisch ist dabei die Frage, wie der Mensch sich zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet.“ (D. Geulen & Klaus Hurrelmann 1980, zit. in B. Hurrelmann 1999, S. 105) Sozialisation: Persönlichkeitsentwicklung im Wechselspiel Anlage-Umwelt / Gesellschaft

nach K. Hurrelmann 2002, S. 25, 27 1

Zum Verhältnis von Sozialisation und Erziehung Erziehung (intentionale Prozesse = Zweck) ist nur ein Teil der Sozialisation (intentionale und nichtintentionale Prozesse)   

Nicht nur Printtexte, auch digitale zB Ebooks, Untertitel, … Fach, Sach und Gebrauchstexte machen den größten Teil aus Literatur vorlesen oder Bilderbücher betrachten oder Theater, Film als Re-Inszenierungen von Literatur, also eine andere Präsentationsform statt Schrift = auditive Rezeption

Die Gemeinsamkeit von Lesesozialisation und literarischer Sozialisation ist das Lesen von literarischen Texten in der Printversion (Buch) = Literaturrezeption findet lesend statt Lesesozialisation „die Rezeption aller Formen und Sorten schriftlicher Texte in verschiedenen Medien“. Lesesozialisation = mehr als lesen können (Alphabetisierung), sondern Einstellung, persönliche Haltung zum Lesen, Kommunikationsinteresse, Motivation → Anwendung Alltagspraxis

Literarische Sozialisation einerseits weiter, andererseits enger gefasster Begriff: gesellschaftlich vermittelter „Erwerb der Kompetenz zur Rezeption und Verarbeitung von fiktionalen/ästhetischen Texten in unterschiedlichen Präsentationsformen“ - auch Lesungen oder Vorlesen, Theater, Film, etc. (B. Hurrelmann 1999, S.112f., Eggert & Garbe 1995, Kap. I, Rosebrock 2006) Lesesozialisation mit der Zielidee Lesekompetenz und Enkulturation „Prozess der Aneignung der Kompetenz zum Umgang mit Schriftlichkeit „ o in Medienangeboten unterschiedlicher technischer Provenienz/Herkunft/Beschaffenheit (Printmedien, audiovisuelle Medien, Computermedien) und o unterschiedlicher Modalität (fiktional-ästhetische und pragmatische Texte). Dabei geht es nicht nur um den Erwerb der Fähigkeit zur Dekodierung schriftlicher Texte, sondern zugleich um den Erwerb von Kommunikationsinteressen und kulturellen Haltungen ...“ (B. Hurrelmann 1999, S.112) 3a. Das sozialisationstheoretische Modell von Lesekompetenz (Hurrelmann 2002, S. 16)    

Ganzheitlich/gesellschaftlich, da Sozialisation als Teil der Persönlichkeit Modell ist statisch im Gegensatz zum dynamischen Erwerbsmodell nach Graf (s.u.) Lesen = kulturelle Praxis, die den ganzen Menschen betrifft, nicht nur seine Kognition (= Anstrengung in der Schule) Lesen entsteht immer im Austausch/Interaktion/Kommunikation = für Schule zentral

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3b. Das sozialisationstheoretische Modell von Medienkompetenz

Vergleichen Sie die beiden Schaubilder im Hinblick auf Übereinstimmungen und Unterschiede: Welche Unterschiede fallen Ihnen auf? Worin könnten diese begründet sein? Welche Aspekte eines oder beider Schaubilder verstehen Sie nicht?

4. Bedingungen einer gelingenden Lesesozialisation: Ein Erwerbsmodell der Lesekompetenz Das prototypische Verlaufsschema einer gelingenden Lesesozialisation (Garbe 2013, Abb. 2, S. 29) basiert auf Lese(auto)biografien (LAB´s) von Studierenden (Graf, Schön…)  Entstehung der LAB-Korpora: Textstimulus zum autobiografischen Schreiben, danach 60-90 min Schreiben der LABs im Seminar; Sample: oftmals nur Studierende - daher „prototypisch positives Verlaufsschema“, nicht repräsentativ!  Qualitative, rekonstruierende Auswertung der Texte  „Wenn z.B. in einem größeren Korpus von Autobiographien ganz unabhängig voneinander bestimmte Aussagen immer wiederkehren, dann hat dies ein anderes Gewicht für Verallgemeinerungen, als wenn für eine einzelne Autobiographie die Frage offen bleiben muss, inwieweit ein erwähntes Faktum typisch für eine größere Gruppe ist.“ (Graf & Schön 2001, S. 621) Was ist eine (Lese-)Biografie? Etymologie: Bio[s] (griech.) = das Leben; graphein (griech.) = schreiben Biographie = Beschreibung der Lebensgeschichte einer Person; Lebensbeschreibung, -geschichte „Das Leben schreiben“ = das Leben (einer Person) mit Bedeutung versehen, deuten Eine Lesebiografie (Medienbiografie) antwortet auf die Frage: Welche Bedeutung hat das Lesen (haben Medien) in meinem Leben? Diese Frage zielt auf die subjektive Bedeutung bzw. auf subjektiv bedeutsame Funktionen. 3

Z.B.: Eine studentische Leseautobiografie  erster, positiver Kontakt mit Literatur/Lesen als Kleinkind; beide Eltern wichtig  Lesenlernen = Verwandlung zur „Leseratte“ (Verschlingen, Träumen)  Bevorzugte (Wiederholungs-)Lektüre in der Kindheit: Astrid Lindgrens „Pippi“  Starke Identifikation mit Pippi  Neuer Lesestoff: Enid Blyton  Kinderkrimis und Internatsgeschichten  Lesevorbild für Schwester  Erwachsenenliteratur mit ähnlichen Themen wie Kinderliteratur  Zäsur in der Pubertät; Schullektüren langweilig  Neuer Lehrer in Sek II verhilft zu Neustart, interessante Texte, philologischer Spaß  Bsp. Kafka; Belustigte Gespräche mit Freunden  Stärkere Beschäftigung mit Kafkas Text führt zu Begeisterung  Prototypisches Kafka-Erlebnis  Pflichtlektüren genügen bis heute  Uni-Pflichtlektüre erschöpft Kapazitäten; Privates Lesen zum Abschalten

Ein Modell gelingender Lesesozialisation aus der Lesebiografieforschung (nach W. Graf)

Die Lesemodi als Zielkategorien der Lesesozialisation Definition: Lesemodi sind „in der literarischen Sozialisation erworbene Handlungsdispositionen, die spezifische Rezeptionsweisen ermöglichen, um Texte subjektbezogen zu nutzen, also um z.B. Bedürfnisse zu befriedigen, um Interessen zu realisieren oder um Notwendiges zu bearbeiten, um Wissen zu erwerben, um Erfahrungen zu machen oder um Kunst zu genießen“ (Graf 2004, S. 120). Die „Zielkategorie“ der literarischen und Lesesozialisation sind kompetente LeserInnen, die „über alle Lesemodi flexibel […] verfügen, um die Leser-Text-Interaktion gezielt optimal inszenieren zu können“ (Graf 2004, S. 131). Sieben Modi der (literarischen) Rezeptionskompetenz nach Graf 2004 Pflichtlektüre, Intimes Lesen, Instrumentelles Lesen, Partizipatorisches Lesen (Transfer, sozialkommunikativ), Konzeptlesen, ästhetisches Lesen, Lesen zur diskursiven Erkenntnis 4

5. Literarische Sozialisation in der Mediengesellschaft – Herausforderungen für den Deutschunterricht Qualitative Studien bei Schülern und Studierenden (= gehobenes Bildungssegment!) zeigen dagegen, dass Literatur und Schriftkultur im Zeichen der gestiegenen Medienkonkurrenz eher eine Aufwertung („Revalidierung“) erleben (Eggert et al. 2000, Dawidowski 2009). Die von D. befragten GymnasiastInnen haben die traditionellen Normen literarischer Bildung weitgehend verinnerlicht. Das Lesen von (anspruchsvoller) Literatur wird mit ästhetischer Bildung und humanistischer Selbstbildung identifiziert und zugleich mit der Erwartung von sozialem, kulturellem und ökonomischen Status verknüpft (Distinktionsgewinn). Zugleich scheint aber die emotional-motivationale Basis für ein rein lustorientiertes Lesen zu schwinden, zumindest in dieser Befragtengruppe: „Die eher emotional getönten Gratifikationen, wie z.B. die der Unterhaltung, werden primär durch die AV-Medien und teilweise auch durch Computerspiele (im jüngeren Alter) abgedeckt. (…) Das Bedürfnis nach Fiktionalität, nach dem ›Eintauchen‹ in vom Realen unterschiedene Welten, und nach Identifikation befriedigen in erster Linie die AV-Medien.“ (Dawidowski 2009) B. Hurrelmann (2006): „Je höher das Bildungsniveau der Herkunftsfamilie der von uns befragten Studierenden (Jahrgänge 1975-1980, CG) ist, desto mehr wurde ihre Leseentwicklung unterstützt. (…) Allerdings gibt zu denken, dass die tendenzielle Abwehr des Fernsehens (…) den Blick auf die mögliche wechselseitige Förderung von Medien- und Lesekompetenzen gänzlich verstellt. Lesen steht im Fokus sozialisatorischer Unterstützung, bildet noch immer den zentralen Bezugspunkt einer über die Generationen hinweg vermittelten sozialen und kulturellen Distinktion.“ (B. Hurrelmann et al. 2006, S. 388)

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