Geschichtsdidaktik-Skript-Examen PDF

Title Geschichtsdidaktik-Skript-Examen
Course Grundlagen der Geschichtsdidaktik
Institution Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Pages 97
File Size 2 MB
File Type PDF
Total Downloads 16
Total Views 69

Summary

Skript Examen Lehramt Realschule Geschichte (Bayern) das Examen im erstellt Quellen: Literatur zur Geschichtsdidaktik 1 Inhaltsverzeichnis: 1. Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur 3 2. Historische Kompetenzen und Historisches Denken 11 3. Unterrichtsprinzipien 16 4. Quellen im Allgemeinen 25 5...


Description

Skript für „Geschichtsdidaktik“ Examen Lehramt Realschule Geschichte (Bayern)

für das Examen im Frühjahr 2014/2015 erstellt

Quellen: einschlägige Literatur zur Geschichtsdidaktik

1

Inhaltsverzeichnis:

1. Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur ……………………………………… … 3 2. Historische Kompetenzen und Historisches Denken ……………………………… 11 3. Unterrichtsprinzipien ……………………………………………………………………………. 16

4. Quellen im Allgemeinen ……………………………………………………………………….… 25 5. Darstellungen …………………………………………………………………………………………. 30 6. Bildquellen ……………………………………………………………………………………………… 32 7. Textquellen …………………………………………………………………………………………….. 41 8. Sachquellen …………………………………………………………………………………………….. 46 9. Museen …………………………………………………………………………………………………… 50 10. Gedenkstättenarbeit ……………………………………………………………………………… 55 11. Karikaturen …………………………………………………………………………………………… 59 12. Bauwerke ……………………………………………………………………………………………… 60 13. Denkmäler ……………………………………………………………………………………………. 63 14. Geschichtskarten …………………………………………………………………………………… 65 15. Oral History …………………………………………………………………………………………… 71 16. Historische Orte …………………………………………………………………………………… 73 17. Schulbuch ……………………………………………………………………………………………… 78 18. Regionalgeschichte ……………………………………………………………………………… 83

19. Lehrplan ………………………………………………………………………………………………… 85 20. Lehr- und Lernkonzepte …………………………………………………………………….…… 87

2

_________________________________________________________________

Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur Definition von Geschichte nach Jeismann „Geschichte tritt uns entgegen als ein auf Überreste und Tradition gestützter Vorstellungskomplex von Vergangenheit, der durch das gegenwärtige Selbstverständnis und durch Zukunftserwartungen strukturiert und gedeutet wird. Nur in dieser Form haben wir Geschichte in unserer Vorstellung; sie ist eben nicht die reale Vergangenheit selbst oder ihr Abbild, sondern ein Bewusstseinskonstrukt, das von einfachen Slogans bis zu elaborierten, mit wissenschaftlichen Methoden gestützten Rekonstruktionen reicht. Wir haben Geschichte in der Form solcher Vorstellungen, die Auslegungen von Auslegungen sind – Auslegungen, die bereits konstitutiv in den Quellen stecken und nicht etwa nur Unvollkommenheiten späterer Erkenntnis sind.“ -

Gesellschaft konstruiert ihre Vergangenheit auf zweierlei Weise, individuell und kollektiv Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur als zwei Seiten einer Medaille

1. Geschichtsbewusstsein Geschichtsbewusstsein ist ein, - Individuelles Konstrukt - Baut sich von innen nach außen auf - Baut sich durch Internalisierungs- und Sozialisationsprozesse auf Allgemeines zum Geschichtsbewusstsein - Früher Annahme man hätte erst dann ein Geschichtsbewusstsein, wenn man über besonders umfangreiches historisches Wissen verfügt - Geschichtsbewusstsein ist zwar ohne historiches Wissen nicht denkbar, aber es geht in historischem Wissen nicht auf. - Größter Teil des schulisch-erworbenen Wissens geht im Laufe des Erwachsenenlebens verloren - Aber dieses Wissen hat beim Durchgang durch das Bewusstsein des Lernenden eine bestimmte Struktur ausgebildet, eben Geschichtsbewusstsein erzeugt - Also: auch wenn das Wissen zum größten Teil wieder verloren geht, hat es im Bewusstsein Spuren hinterlassen - Es zeigt sich oft, dass Menschen mit geringen historischen Kenntnissen oft über ein ausgeprägtes, wenn auch rigides Geschichtsbewusstsein verfügen.

3

-

Wer historische Kenntnisse nicht mit Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft verknüpft, bildet auch kaum Geschichtsbewusstsein aus

Die drei Ebenen, denen man sich Geschichtsbewusstsein nähern kann -

-

Deskriptiv Faktoren, die für Ausprägung von Geschichtsbewusstsein eine Rolle spielen und seine Inhalte beschreiben Theoretisch Modelle zur Strukturierung des Geschichtsbewusstseins Normativ Vorstellungen darüber und Forderungen dafür formulieren, wie das Geschichtsbewusstsein beschaffen sein soll, das die Schule vermittelt

(Deskriptive) Aspekte des Geschichtsbewusstseins 1. Rezeptionsvoraussetzungen: - Alter, Sozialisation, Vorkenntnisse (weitere Beschäftigung mit Geschichte wird beflügelt oder Wahrnehmung durch Wertungen/Vorurteile beeinflussen), Interessen (Hobby) 2. Instanzen: - Schule, Rundfunk & Fernsehen (unsystematisch & selektiv in der Präsentation von Geschichte, orientieren sich vornehmlich an äußeren Anlässen), Ausstellungen, Romane/Spielfilme (fiktional) 3. Reichweiten: - Eigene geschichtliche Erfahrung des Individuums, die je nach Lebensalter verschieden weit zurückreicht - Kommunikationsgemeinschaften, innerhalb derer der Einzelne steht und auf die bezogen sich ein besonderes historisch begründetes Zugehörigkeitsgefühl entwickelt (Familie, Verein, Religionsgemeinschaft, Wohnort/Dorf, Stadtteil, Stadt - Nation/Staat (auch heute noch erhalten: Fußballländerspiel) 4. Bestandteile: Wie hat man sich Geschichtsbewusstsein in seiner geistigen Gestalt vorzustellen? Konglomerat von versch. Bestandteilen. Kenntnisse von: - Daten und Ereignissen - Raumvorstellungen, - Bilder und Erzählungen - Vor- und Werturteilen - Bildhafte Vorstellungen (werden bestimmte durch die Form der Überlieferung, z.B. Hitler, Napoleon weil Fotos und Filme uns das so vorgeben)  Je komplexer und reflektierter das Geschichtsbewusstsein, desto mehr werden die Elemente der Begriffsbildung und Deutung zunehmen 5. Inhalte

4

-

Veränderungen der Vorgaben für die Schule, aber auch allgemeinem kult. Wandel unterworfen Themen wie Karl d.Große, Bismarck, Reformation keinen großen Stellenwert mehr Enstpricht allgemeinem Trend in der Öffentlichkeit Themen wie Kolonialismus, Nationalsozialismus, Industrialisierung haben stattdessen an Bedeutung gewonnen In den letzten Jahren hat sich auch die Haltung gegenüber der Vergangenheit verändert: unbefragte Identifikation und Übernahme von Traditionen werden heftig abgelehnt. Verbreitet sind dagegen Demokratieeinsicht, Bejahung von und Eintreten für politische Partizipation, Freiheit, Gleichheit

2. Geschichtskultur „Die durch das Geschichtsbewusstsein geleistete hist. Erinnerung“ (Rüsen) „Gemeinsamer und Übergreifender gesell. Umgang mit der Vergangenheit“ (Rüsen)  Allgemein: - Geschichtsunterricht hat Doppelfunktion: Geschichtsbewusstsein & Geschichtskultur - Seit 70er Jahre stetige Zunahme an geschichtskult. Phänomenen - Seitdem besteht Geschichtskultur nicht mehr nur aus Museum und Schule als bis dato klassische Orte zur Behandlung von Geschichte  Grund für Zunahme - immer mehr Quellen über individuelle Erinnerung (Biographien, Memoiren, Tagebücher) zur Verfügung stehen - Technischer Fortschritt entwickelt immer umfangreichere/bessere Möglichkeiten der digitalen Erinnerung - Bedürfnis nach geschichtl. Orientierung, nach Selbsterkenntnis, nach pluralisitischen Lebensformen in postmoderner Gesellschaft  Gründe für Einsatz im Unterricht - Schüler sind in ihrem Alltag mit vielen Angeboten der Geschichtskultur konfrontiert - Der Wahrheitsgehalt ist jedoch nicht immer gegeben, aber die große Wirkung schon - GU soll sie befähigen, kompetent und kritisch an Geschichtskultur teilzuhaben - Schüler sollen Erscheinungen von gEschichtskultur entdecken, analysieren,, nutzen - Vergleiche mit Gegenwart ziehen - V.a. Geschichtskultur im regionalen Umfeld sollte analysiert werden - Attraktivität außerschulischer Geschichtskultur – für Unterricht (Motivation) nutzen  Definition: - Kollektives Konstrukt - Entsteht durch Externalisierung (Geschichtsbewusstsein nach außen tragen) - Außenseite gesell. Geschichtsbewusstseins

5

-

Art und Weise, wie Gegenwart mit Geschichte umgeht  integriert sämtliche Formen, Erscheinungsbilder, Ereignisse, Orte, Produkte, die im Umgang mit Geschichte entstehen

Nach Rüsen Ästhetische Dimension Politische Dimension Kognitive Dimension Museen, Filme, Denkmäler, Gedenktage, NationalWissen, Erkenntnisse Lit. Staatssymbole Gefühl Politik Wissenschaft  Schönheitskriterien  Machtkriterien  Wahrheitskriterien Insitution: Museum, Hist. Institution: Archiv, Institution: Universität, Archiv Verein Denkmalpflege Einzelne Dimensionen besitzen relative Autonomie Aber existieren nie unabhängig voneinander !! Kein Übergewicht und keine Nichtberücksichtung einer der Dimensionen!!  Funktion von Geschichtskultur (nach Pandel) - Kein rezitieren von hist. Wissen, sondern Geschichte leben - Individuelle Deutungen - Bezüge zu anderen Bereichen des Lebens herstellen - Kutlr. Objekte sind Produkte des Geschichtsbewusstseins anderer – damit auseinandersetzen - Bezüge zur Gegenwart herstellen - Sinnverstehen  Erinnerungskultur: - Begriff, der lange Zeit nebeneinander und synonym zu Geschichtskultur stand - Alle denkbaren Formen der bewussten Erinnerung an hist. Ereignisse, Persönlichkeiten, Prozesse, ob polit.,kognitiv, ästhetisch  Formale Aspekte zur Geschichtsdarstellung - Retrospektivität: aus Gegenwart heraus an Vergangenes erinnern - Perspektivität: des Intepreten - Selektivität: wichtige/unwichtige Erinnerungen trennen – abhängig von Wahrnehmung, Deutung, Motivation des Interpreten  daher selten objektiv - Sequenzialität: selektierte Ereignisse müssen organisiert werden (in zeitliche Abfolge) - Kommunikativität: Adressaten der geschichtl. Darstellung - Partikularität: dargestellte Geschichten können immer nur einen kleinen Teil der Geschichte umfassen und sich nie auf ganze Geschichte beziehen  Medien zur Darstellung von Geschichtskultur - Heutige Medienlandschaft bietet viele Möglichkeiten unseren Wissenshorizont zuerweitern - Das schließt auch die Bildung von Geschichtskultur und Geschichtsbewusstsein ein 6

-

Durch Vielfalt an Medien wird Auseinandersetzung mit Geschichte vereinfacht und für jeden verfügbar Macht Geschichte alltagstauglicher Bilder Karikaturen Schulbücher Romane Filme Museen Wiss. Texte Politische Reden Zeitungsartikel Denkmäler Hist. Feste

 Vermittler von Geschichtskultur - Professoren - Geschichtslehrer - Museumsfachleute - Archivare - Bibliothekare  Ziele - Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft - Beschäftigung Deutung der Vergangenheit soll bei kollektiver Identitätsfindung helfen - Soll Erinnern ermöglichen - Orientierungshilfe für zukünftiges Handeln, denn aus Fehlern der Geschichte kann man Lernen - Neugierig machen sich mit Geschichte zu beschäftigen - Aktuell: Geschichte als Erlebnis (Unterhaltung) und nicht mehr primär Bildung/Erkenntnis  Vorteile: - Schaffung und Veränderung eines von den meisten Mitgliedern der Gesellschaft getragenen Geschichtsverständnisses  Nachteile: - Oktroyierung der Meinung - unsachlichen Behandlung der Schülermeinung  Geschichtskultur bedeutet nicht, dass alle abweichenden Bilder negiert werden sollen, sondern sie müssen kontrovers diskutiert werden.

7

Elemente von Geschichtskultur Institutionen - Universitäten, Schulen, Museen, Archive, Bibs, Denkmalpflege - Solche Institutionen stellen sicher, dass Beschäftigung mit Vergangenheit nicht vereinzelt und zufällig, sondern dauerhaft und systematisch erfolgt Professionen - Berufsgruppen von Erinnerungsspezialisten, die hist. Quellen sammeln, konservieren, erforschen, vermitteln - Universitätsprofessoren, Geschichtslehrer, Museumsfachleute, Archivare, Bibiliothekare, Denkmalpfleger Medien - Speichern die ansonsten flüchtigen hist. Vorstellungen, bewahren sie dadurch vor Verlust und halten sie abrufbar - Wiss. Quellenedition, gelehrte Abhandlung, Schulbuchtext, hist. Ausstellung, Artikel in Zeitung, Geschichtssendungen in Rundfunk und Fernsehen, hist. Feste und Feiern, hist. Romane und Sachbücher, Bildungsreise, hist. Computerspiel Publika - Geschichtskulturelle Kommunikation erfolgt nicht um ihrer selbst willen, sondern absichtsvoll und zielgerichtet - Geschichte wird heute als Freizeiterlebnis vermittelt und verkauft - Geschichte als Bildung – Geschichte als Erlebnis – Geschichte als Nutzen

Merkmale von Geschichtskultur Lebensweltliche Präsenz - Findet ihren Ausdruck in Historien-Dokumentarfilmen, historische Belletristik, Theaterstücke, Ausstellungen, Mythen, Legenden - Geschichtskultur bezieht sich auf alle Bereiche kulturellen Lebens: Feste, Festspiele, History Marketing (Mittelaltermärke usw.)  Geschichtskultur meint also die vielfältigen Formen und die Art und Weise, von Geschichte Gebrauch zu machen  Sie alle erzeugen unerwartete Perspektiven auf die Vergangenheit und machen neue Sinnbildungsangebote. De reflektierte Umgang mit diesen Erscheinungen darf Schülern nicht vorenthalten werden Eventkultur - Flüchtigkeit der Objektivationen der Geschichtskultur - Episodenhaftigkeit und Flüchtigkeit - Geschichtskultur lebt von Ereignissen, die hier und heute passieren, von Sachverhalten, über die heute gestritten wird, von Filmen, die heute diskutiert werden. Lebt von der Aktualität.

8

-

-

-

Z.b. Historikerstreit von 1986 oder Wehrmachtsausstellung „Der Vernichtungskrieg“ von 1995/2004 sind heute vergangene Geschichtsereignisse und können nicht mehr als geschichtskulturelle Events gelten Flüchtigkeit kultureller Ereignisse macht es Geschichtsunterricht schwer, auf Geschichtskultur zu reagieren Geschichtskultur als Inhalt hist. Lernens verlang deshalb auch eine andere Organisation des Unterrichts In Geschichtskultur erfahren Schüler Geschichte nicht wie in der Schule als ausgetüftelten chronologischen Lehrgang Events der Geschichtskultur ereignen sich immer dann, wenn die entsprechenden Themen lehrplanmäßig noch gar nicht dran sind Geschichtskultur erschöpft sich nicht darin, dass wir Schülern Institutionen der Geschichts- und Erinnerungskultur zugänglich machen: einmal einen hist. Film ansehen, einmal ins Museum gehen, das andere Mal einen hist. Roman lesen Es kommt vielmehr darauf an, eine aktuelle Ausstellung, eine aktuelle Fernsehdokumentation oder neusten Film anzusehen und sich damit im Kontext der aktuellen Diskussion auseinanderzusetzen

Gattungswechsel - Veränderung von Geschichte durch Intermedialität  ein Ereignis wird von untersch.Medien untersch. behandelt  auch „media switch“ genannt - Da einzelne Medien keine neutralen Formen sind, bleiben sie nicht ohne Einfluss auf den Inhalt, den sie transportieren - Bei Wanderung durch versch. Medien durchbrechen und verletzen die versch. Medien unsere gewohnten Wahrnehmungsweisen , weil wir nicht gewohnt sind, sie in anderer Form geboten zu bekommen - Bsp. Holocaust; bis 1979 vollzog es sich noch in gewohnten Darstellungsweisen von Historiografie, Publizistik, Dokumentarfilm  mit Spielfilm „Holocaust“ wurden diese Konventionen durchbrochen, heftige kulturelle Debatte war die Folge  zu unverfroren wurde Erfundenes und Authentisches vermischt - Jeder neue Gattungswechsel ist ein Event und löst eine Debatte aus Geschichtskultur als Gegenstand des schulischen Geschichtsunterrichts - Schule und Geschichtskultur voneinander getrennt zu halten oder gegeneinander auszuspielen verbietet sich deshalb, da Schule selbst eine Institution der Geschichtskultur ist, in der professionell ausgebildete Geschichtslehrer mit Hilfe von Lehrbüchern und anderen Medien das Publikum der Schüler historisch zu bilden versuchen - Hist. Bildung in der Schule soll Teilnahme am geschichtskulturellen Diskurs der Gegenwart ermöglichen - Hist. Bildung soll auch Einblicke in Geschichtskulturen vergangener Epochen eröffnen und v.a. das Leitmuster Geschichte als Erlebnis behandeln

9

Geschichtskultur im Geschichtsunterricht Gegenwärtiger Geschichtsunterricht hat Geschichtskultur noch gar nicht wahrgenommen und sich noch nicht auf sie eingelassen a) Lehrplanaffirmation - obwohl im heutigen GU moderne Filme eingesetzt werden, Museumsbesuche durchgeführt werden, Lernen am originalen Ort erfolgt, auch wenn er der Forderung nach mehr Sinnlichkeit oft Genüge getan wird - Dennoch wird Geschichtskultur nur ungenügend wahrgenommen, denn meist werden Verfahren angewandt, die den traditionellen Geschichtsunterricht affirmieren - Filme und Museumsbesuche werden im Unterricht meist nur genutzt, um das Lehrplanwissen zu vertiefen und seinen Behaltenswert zu erhöhen. Was nicht zum Lehrplan passt, wird nicht rezipiert - Nur kleiner Bruchteil der Ereignisse, die in der Geschichtskultur präsentiert werden, sind Lehrplaninhalte und nur auf diese konzentriert sich der GU - Pädagogische oder geschichtswissenschaftliche Einwände, dass bspw. ein Trivialroman werden lernrelevant noch pädagogisch wertvoll sei, gehen an der Sache vorbei  solche Objektivationen und Events sind nun einmal Teil der heutigen Geschichtskultur, auch wenn sie historisches Wissen verändern, verklären oder verfälschen - GU soll Schülern auch Blick für das kontrafaktische, das Andere und nicht das Affirmative öffnen - Wahrnehmungen von Geschichtskultur erfolgen nicht in naturaler Chronologie. SchülerS erfahren heute im Film „Schindlers Liste“ etwas über die Ermorderung der europ. Juden und morgen in einer Talkshow, dass Karl d. Große reine Erfindung sei.  Chronologie der Wahrnehmung der Schüler folgt nicht Chronologie der Geschichte. Auf diese Situation werden Schüler gar nicht vorbereitet - Events der Geschichtskultur werden kontextlos präsentiert, ohne hist. Einbettung, Da Unterricht dieses Event gerade nicht durchnimmt, müssen Schüler sich den Kontext selbst herstellen – das wird nicht immer der hist. Korrekte sein

b) Lerneffekte der Geschichtskultur - Empirische Untersuchungen hierzu mangelhaft bzw. gar nicht vorhanden - Geschichtskenntnisse derjenigen, die allein Schule als Quelle ihres Wissens angab waren genauso gering wie die Kenntnisse derjenigen, die ihr Wissen allein aus der sie umgebenden Geschichtskultur empfangen haben - Erst bei Gruppe, die ihre Kenntnisse aus Unterricht und Geschichtskultur zusammen erwarb, waren Kenntnisse signifikant höher c) Methodische Vorschläge - Ins Museum/Archiv gehen, Denkmäler besichtigen sind traditionelle methodische Arrangements, bei denen mobile und immobile Sachquellen im Zentrum stehen. - Geschichtskultur ist auch nicht identisch mit außerschulischen Lernorten - Man muss nicht aus dem Klassenzimmer gehen, um Geschichtskultur zu begegnen 10

-

Denkmäler sind keine steinerne Manifestation von Geschichtskultur  Völkerschlachtendenkmal in Leipzig ist eine gegenständliche Quelle, die Geist der damalige Zeit (1913 eingeweiht) atmet  Holocaust-Denkmal in Berlin ist dagegen gegenwärtige deutende Interpretation des Holocaust und wurde von einer gegenwärtigen Denkmalsbewegung getragen

d) Geschichtskulturelle Methodik - Aufgabe, Schüler zur Teilnahme an Geschichtskultur zu befähigen, sie zu nutzen, sich an ihr zu beteiligen, kompetent mit ihr umzugehen - Auf konkrete geschichtskulturelle Ereignisse kann Schule nur bedingt vorbereiten  Feste und Jahrestage lassen sich zwar aufgrund ihrer periodischen Wiederkehr in die Unterrichtsplanung einbeziehen, kulturellen Events und Debatten sind dagegen nicht vorhersehbar  in Geschichtskultur kommen Themen überraschend und sind zudem schnelllebig - Schüler müssen sich über Schule hinaus dieses Wissen aneignen und zwischen vorgetragenen kontroversen Argumenten kompetent entscheiden können - Es fehlen methodische Modelle für Geschichtskultur im Unterricht - Bisherige Literatur- bspw. zu Museum und Film – trifft nicht Anforderungen der Geschichtskultur - Ist v.a. lehrplanbezogen. Empfiehlt Einsatz von Filmen vorwiegend zur Veranschaulichung der Lehrplanthemen - Bei einem Film wie „der Untergang“ kann sich Lehrer schnell kundig machen und Thema traditionell im Unterricht mit Quellen unterrichten - Aber bei einem Film, der in der geschichtskulturellen Debatte steht, geht es nicht um Fakten, nicht um Chronik der laufenden Ereignisse, sondern um Art und Weise, wie diese Fakten vom Regisseur dargestellt werden und wie der Hauptdarsteller den Hitler gibt.

_________________________________________________________________

Historische Kompetenzen / Historisches Denken Wichtige Vorüberlegung  Vergangenheit: hilft Gegenwart zu verstehen und Schlüsse für Zukunft zu ziehen  Gegenwart: hilft Vergangenheit zu verstehen und Sch...


Similar Free PDFs