Kollektive+Güter+und+Kooperation+-+Arbeitsblatt PDF

Title Kollektive+Güter+und+Kooperation+-+Arbeitsblatt
Author Kasper Irrweg
Course Grundzüge der Soziologie I
Institution Universität Leipzig
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Summary

Kollektive Güter und Kooperation zusammenfassung...


Description

Übung Grundzüge der Soziologie Montag, Gruppe A

19.11.2012

6. Vorlesung: Kollektive Güter und Kooperation Vortrag: Umweltsoziologie; Andreas Diekmann 1. Problemstellung: • viele Umweltprobleme sind Folgen von Situationen, wo viele Akteure über eine knappe Ressource verfügen • Neigung gering, deren Erhalt zu sichern, sondern sich mehr als „nötig“ von Ressource anzueignen • Bsp.: Überfischung der Weltmeere, Abholzung der Regenwälder, Ausrottung von Tierarten, Treibhauseffekt samt Klimawandel • Artikel von Hardin: beschreibt Problem der Übernutzung knapper Ressourcen als„Tragedy of the Commons“ → „Freedom of the commons brings ruin to all.“ 2. Die Struktur des Allmende-Dilemmas folgende Voraussetzungen: 1.) Es existiert eine gemeinsam genutzte, knappe Ressource (die Allmende). 2.) Mehrere Personen haben Verfügungsrechte über die Ressource. 3.) Keine Person kann eine Kontrolle über das Ausmaß der Nutzung durch die anderen Verfügungsberechtigten ausüben . Beispiele für Folgen eines Allmende-Dilemmas: 1. Rinder auf Weidegrund (siehe Seite 79) • Bei Allmende ist Sättigungspunkt (Grenzkosten = Grenznutzen) nach oben verschoben und zwar meistens über Regenerationsmöglichkeiten der Ressource! • Grund: zusätzliche eigene Kosten werden (bei vielen Allmendenutzern) auf Kosten der anderen verteilt (=negative Externalitäten) • Einzelnen interessieren aber nur eigene Kosten und nicht die Kosten der anderen. Wenn nun alle dieser Logik folgen, dann kommt es zur Übernutzung und letztendlich zur Erschöpfung der Ressource. Dies schadet am Ende wiederum allen. 2. Gemeinsamer Restaurantbesuch (siehe Seite 79/80): • Gruppe von Personen besucht Restaurant und teilen sich die Rechnung • Möglichkeit, dass Kosten des Einzelnen von der Gruppe subventioniert werden • Anreiz, eine teurere Speise zu wählen • Dilemma kann durch die Einführung von (Kooperations-)Normen und sozialen Sanktionen eingeschränkt werden 3. Verbrauch von Energie bzw. Energiesparverhalten (siehe Seite 80/81): • Vergleich des Verbrauchs der Heizenergie zwischen Bern und München • in München individueller Verbrauch; in Bern kollektiver Verbrauch • Energieverbrauch ist bei kollektivem Verbrauch viel größer als bei individuellem Verbrauch bzw. Abrechnung.

Verständnis der Struktur eines sozialen Dilemmas Mehrpersonen-Gefangenendilemma: (x= Anzahl der X-Wähler) • Wahl zwischen: ▪ Ax = 2x ▪ Ay = 3x + 3 • ; 100 Personen beteiligen sich • Y-Wahl ist vorzuziehen → dominierende Strategie sowie die individuell-raitionale Nash-Gleichgewichtsstrategie → zwar rationale Entscheidung, aber alle Spieler erhalten nur 3 Punkte (da X-Wähler = 0) • hätten jedoch alle X gewählt, hätten sie 200 Punkte erhalten • diese kooperative X-Strategie ist aber kein Nash-Gleichgewicht

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Durch die gegebene Anreizstruktur (Logik der Situation) erfolgt ein Prozess der „kollektiven Selbstschädigung“. (Grund: das einzige Nash-Gleichgewicht ist nicht pareto-optimal!) charakteristisch für ein Allmende-Dilemma Spiel veranschaulicht den Grundkonflikt zwischen individueller und kollektiver Rationalität

Lösungen des Dilemmas: 1. Zunächst Appell an die Moral der Spieler: Kooperative X-Wahl als „gut“ und Y-Wahl als moralisch „schlecht“ bewerten. → fraglich, ob dadurch dauerhafte Verhaltensänderung erreicht wird 2. Wenn Anreizstruktur zur kollektiven Selbstschädigung führt, sollte diese entsprechend geändert werden. Etwa durch eine vertragliche Übereinkunft, wobei man sich zur Wahl X verpflichtet. → jedoch könnten sich einige nicht daran halten 3. Es wird eine Steuer eingeführt, die die Wahl Y verteuert und das Steueraufkommen wird dann an alle Beteiligten zurückerstattet. → Aber wer treibt Steuer ein? Was ist mit Personen, die sich weigern, Steuern zu zahlen? 4. Überwachung und Sanktionierung der Personen Zur Lösung eines Allmende-Dilemmas sind institutionelle Regeln erforderlich, die die Anreizstruktur verändern. 3. Experimentelle Studien: • Experimente bzw. Spiele mit (kleinen) Gruppen, in denen Allmendesituationen simuliert werden Nussspiel (Seite 84-85): • einige Gruppen leerten Pool relativ schnell, andere setzten sich jedoch Regeln • ähnliche Beobachtungen in realen Allmendesituationen → an Umwelt angepasste kulturelle Regeln, deren Befolgung Raubbau von lebenswichtigen Ressourcen vermindert → diese sind meist in religiösen Glaubenssystemen eingebettet Simulation eines Fischteiches am Computer: • Personen können in jeder Spielrunde eine bestimmte Menge an Fisch entnehmen • verbleibende Menge wächst mit festgelegter Wachstumsrate • wenn entnommene Menge gleich dem Bestand ist, ist die Population ausgestorben • wenn gerade so viel entnommen wird, dass bei Aufstockung ursprünglicher Bestand erreicht wird, handelt es sich um eine ressourcenschonende Wirtschaftsweise

Vorteil von Experimenten: • es kann beobachtet werden, wie viele Spieler/Gruppen es schaffen, Ressource nachhaltig zu bewirtschaften und wie viele Runden es dauert, bis Ressource erschöpft ist • Bedingungen können verändert bzw. den Hypothesen angepasst werden • Experimente informieren über Wirkung verschiedener Faktoren auf das Verhalten der Probanden (Welche Faktoren beeinflussen wie stark Kooperation?) • Messungen können Hinweise auf mögliche Strategien für ein kooperatives Verhalten geben Nachteile von Experimenten: • Ob die Messungen in einem realen Praxistest Erfolg haben, ist nicht immer gesichert. → Experimente sind nur von kurzer Dauer → Würde eine öffentliche Selbstverpflichtung zum Beispiel auch in der Realität Wirkung zeigen? Kann dies dann auch das Verhalten über längere Zeit verändern? Fallstudien • Vorteil: es handelt sich um reale Situationen • Nachteil: Faktoren lassen sich nicht isolieren, wie in kontrollierten Experimenten • Bsp.: Südseeinsel Lofanga (Seite 88)

4. Institutionen gegen Übernutzung Untersuchungen und Analysen durch Elinor Ostrom • untersuchte zahlreiche Fallbeispiele nach Gemeinsamkeiten erfolgreicher Institutionen • analysierte zudem auch Misserfolge von Allmendebewirtschaftung → wenn beispielsweise die Interessen zu heterogen (verschieden) sind und die Gruppengröße zu groß ist, ist es schwer sich auf funktionsfähige Regeln zu einigen Theorie für erfolgreiche Allmendebewirtschaftung (nach Ostrom): 1. Restriktion des Zugangs: Es gibt klar definierte Grenzen! Nur Mitglieder haben Zugang zur Allmende und es herrscht eine Beschränkung der Mitgliedschaft. 2. Umweltangepasstheit: Anpassung der Regeln über die Verfügung einer Ressource an lokale (Umwelt-)Bedingungen. 3. Partizipation: Die Mitglieder können an Vereinbarungen und kollektiven Entscheidungen, die sie betreffen, mitwirken. 4. Monitoring: Das Verhalten der Mitglieder sowie ihre Regeltreue zur Bewirtschaftung der Allmende wird kontrolliert. 5. Sanktionierbarkeit: Abgestufte Sanktionen bei Regelverstößen der Mitglieder je nach Schwere des Verstoßes. 6. Konfliktregulierung: Es gibt Institutionen, um Konflikte zwischen den Mitgliedern zu regulieren bzw. zu lösen. 7. Autonomie: Externe Regierungsbehörden erkennen das Recht der Mitglieder, selbstständig Regeln zur Bewirtschaftung einer Allmende festzulegen, an.

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Institutionelle Regeln können eine Allmendesituation verhindern. gemeinsame Bewirtschaftung nach Ostrom günstigste Lösung im Vergleich zu Privatisierung und Zentralisierung für erfolgreiche gemeinsame/genossenschaftliche Bewirtschaftung einer Allmende müssen aber festgelegte Regeln gelten und anerkannt sein!

Beispiele für Schaffung von institutionellen Regeln 1. Fischer von Alanya (Seite 89) • System zur Erhaltung der Fischgründe • Einteilung in Sektoren • Zuteilung fester Fangplätze für jeden Fischer • Durch ein Rotationsverfahren, ziehen die Fischer täglich in einen anderen Sektor (so ist gewährleistet, dass alle möglichst gleich gute Fänge erhalten). • System ist selbst kontrollierend und selbst sanktionierend, da jeder Fischer Fremde in seinem Sektor aus eigenem Interesse sanktioniert. • Die institutionellen Regeln sind also so gestaltet, dass sie für jeden den Anreiz bieten, diese auch zu befolgen. 2. Bauern von Törbel (Seite 89/90): • System bzw. Reglement um Überweidung der Allmende zu verhindern • ebenfalls Schaffung von Regeln durch eine lokale Gruppe (Bauern) • hier gibt es zusätzlich einen „Gewalthaber“, der die Überwachungsfunktion übernimmt und Allmendesünder sanktioniert...


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