Kunstgeschichte_12 PDF

Title Kunstgeschichte_12
Course Kunstpädagogische Basiskompetenzen 1
Institution Universität Augsburg
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Summary

Plastik und Skulpturen ...


Description

12. Kunst im Raum: Plastik und Skulptur

12.1 Spezifika der Bildnerei -

Bildnerei = räumlich-plastisches Gestalten

-

Zahlreiche unterschiedliche Materialien und technische Verfahren

-

wichtig: Räumliches Vorstellungsvermögen

12.1.1 Grundbegriffe Bildnerei: -

Plastik/Plastizieren

= aufbauendes Verfahren

-

Skulptur/Skulptieren = abtragendes Verfahren

-

Glyptik

-

Toreutik

-

dazu: ab 20. Jh.: Objektkunst und konstruktiver Bau

= Steinschneidekunst = Metallbearbeitung auf kaltem Weg und der Gusstechnik

Plastik: -

grie.: plastike techne: Bildhauerkunst

a) 

Oberbegriff für dreidimensionales Bildwerk (auch: Voll-/ Rundplastik) in dt. Raum



Verwendung des Begriff Plastik v.a. für nicht-figürliche Bildhauerwerke



bezieht sich auf bildsame/modellierbare Massen



aufbauendes Verfahren; auch: Gießen und aushärten lassen

b)

-

Materialien: 

klassisch: Ton, Keramik, Porzellan, Gips, Wachs



modern: Plastilin, Fimo, Knetmasse



Gussmaterial: Metall (Bronze, Silber, Gold, Messing, Kupfer), Kunststoffe, Gips, Beton

Skulptur: -

lat.: sculptura: Bilden/Formen durch Graben, Stechen, Schnitzen; sculpere: schnitzen, meißeln

a) Oberbegriff für dreidimensionales Bildwerk in England, Frankreich, Italien

b)

-



Subtraktives Verfahren



dauerhaftes Material abtragen, ausstechen, aushöhlen #

Material: 

Stein, Holz, Knochen, Zahn, Geweih, Wachs, Alabaster, Gips, Seife

Weitere Formen der Bildnerei -

Objektkunst: Montage, Assemblage, Akkumulation, Objet trouvé, Ready-made

-

Installation, Environment (vielteilig und teilweise begehbar)

-

Performance (handlungsorientiert)

-

Soziale Plastik (Joseph Beuys, handlungsorientiert)

Allgemeine Merkmale von Bildnerei: -

Fokus: Kanten, Körper, Konturen, Flächen, Oberflächen, Wölbungen, etc.

-

Beziehung zw. Raum und Körper

-

Ziele: 

neue Blickpunkte von unserem Körpersein im Raum verhandeln



unerwartete Beziehungen aufzeigen



Beziehungen verkehren

12.1.2 Stilrichtungen im 19. Und 20. Jahrhundert 19. Jahrhundert -

-

-

-

Romantik: 

Tierplastiken; Tierkämpfe



Dynamische Körperhaltungen  gedrehte Körper



Bewegte, stürmische Szenen



Variierte Oberflächenbehandlung (glatt vs. rau)

Realismus: 

Themen: Arbeiter



Meunier: Der Lastenträger; der Hafenarbeiter

Naturalismus 

Alltagsszenen, Tiere



auf Wesen konzentriert; keine dramatischen Haltungen



Degas: 14-Jährige Tänzerin

Historismus: 

Allegorische Szenen,



Personifikationen,



Fassadenschmuck,



groteske Tiere und Masken angelehnt an Mittelalter (Vorliebe für Unheimliches)



Carries

20. Jahrhundert  viele neue Formate -

Expressionismus (ab 1905)

-

Futurismus (ab 1912)

-

Konstruktivismus (ab 1911)

-

Neoplastizismus (ab 1920

-

Dadaismus (ab 1917)

-

Surrealismus (ab 1924)

-

Konzeptkunst (Duchamp, ab 1917)

-

Performance:

-

-



Form der Aktionskunst



Einsatz des menschlichen Körpers und Handlungen als Material

Kunst nach 1945: 

Pop-Art (1960)



Minimalismus (1960)



Land-Art (1970)



Kinetische Kunst (ab 1950)

Wesentliche Merkmale: 

Material und Gemachtheit (Arbeitsspuren) sichtbar



Darstellung von eigentlich nicht Darstellbarem: o Gedanken o Zusammenhänge o Bewegung



Paradox zu Material  statisch und schwer



Experimentieren mit neuen Materialien o Kunststoff o Nylon o Abfallmaterialien o Bewegung

12.2 Thema: Tier

12.2.1 Tierplastiken im 19. Und frühen 20. Jahrhundert  Entdeckung des Tieres im Bildhauerbereich -

Romantik:



das Wilde der Tiere



Kampfszenen



Barye

Antoine- Louis Barye, Löwe im Kampf mit

Antoine- Louis Barye, Jaguar einen Hasen

einer Schlange, nach 1833

verschlingend, 1850

-

Naturalismus 

anatomische Genauigkeit



ohne Kampfhandlung; aber: charakteristische Bewegungen



Bugatti, Gaul

Rembrandt Bugatti, Gähnendes

Rembrandt Bugatti, Asiatischer Elefant

Nilpferd, 1905

(„er wird es schaffen“), 1907

August Gaul, Zwei Pinguine, 1914, Bronze

12.2.2 Tierplastik nach 1945 -

Tiere als politisch unverfänglich

-

weniger körperliche Anschauung; vielmehr grafische Anschauung  Reduktion auf wesentliche Körperformen und -bewegungen; sehr schlank

-

Theuerjahr Heinz Theuerjahr, Laufender Affe, 1962

-

Surrealismus: 

fantastische oder doppeldeutige Wesen



Materialvielfalt (Objet trouvé) (Materialmix?; gleichzeitig aufbauen und abtragen?)

Alberto Giacometti, Femme égorgée (Erdrosselte Frau), 1933

Pablo Picasso, La Chèvre (Die Ziege), 1950

12.3 Thema: Mensch Dominanz: Ganzkörper-Figur -

allansichtige Körperlichkeit

-

meist in Menschengröße

-

z.T. symbolische Aufladung durch bestimmte Merkmale

-

idealisierte Formvorstellungen, die bestimmten Werthaltungen einer Zeit entsprechen

-

lat.: figura 

= „Gestaltung“  dem Material eine Gestalt geben



= Gestalt Aussehen, Erscheinung, Schönheit  Idealisierung, Gemachtheit

Portraitbüste -

Kopf, Hals, Schulteransatz

-

Ursprung: Antike

-

Intention: Verehrung und Gedenken wichtiger Persönlichkeiten

-

Impressionismus: 

Verklärung: Personen aus direkter Umgebung



Claudel: o weibliche Körper von jung bis alt; o präsentiert unterschiedliche Gefühlszustände, o ausgeprägte Mimik

Camille Claudel, Die alte Helene, 1882

Camille Claudel, La petite

Châtelaine de L’Islette (auch betitelt als Jeanne als Kind, Die Ahnungsvolle, Kontemplation), 1896

-

Fauvismus: 

Matisse



vereinfachte und stilisierte Gesamtform

Henri Matisse, Jeannette III, 1910/1911

12.3.1 Menschliche Figuren im Realismus und Impressionismus Realismus: -

Motive: Arbeiter in einfacher Kleidung; Posen der Arbeitens

-

Figurenauffassung bleibt klassizistisch: 

athletische Körperspannung,



stille Größe,



glatt polierte Oberfläche

Constantin Meunier, Der Lastträger, 1889

Constantin Meunier, Der Hafenarbeiter, 1884, Bronze

Naturalismus: -

Fokus: natürliche Körperhaltung

-

verstärkt durch Bemalung und echte Kleidung

Edgar Degas, Kleine Tänzerin von 14 Jahren, 1880-81

Impressionismus: -

freie, assoziative Kunstform, die nicht nur Abbild sein möchte

-

sichtbare Gemachtheit (stehengelassenes Ausgangsmaterial, Bearbeitungsspuren)

-

Entstehung: Torso; Infinito oder Non-finito

Auguste Rodin, Schreitender, um 1900, Bronze

Auguste Rodin, Die

Kathedrale, 1908

12.3.2 Menschliche Figur im Expressionismus -

Merkmale: 

Verbindung mittelalterlicher Skulptur und Plastik  nicht naturgetreues Abbilden, sondern: Ausdruck von Gefühlen, Stimmungen  Vereinfachungen und Überhöhungen, um den Ausdruck zu steigern



Verbindung zu afrikanischer und ozeanischer Holzskulptur  Reduktion; Formen der Geometrisierung  kein Individualismus

-



Gemachtheit sichtbar



Reduktion der Farbe, um Gemachtheit zu betonen

Intention: 

Konzentration auf das Ursprüngliche, die Wurzeln des Menschseins



Zeit: o Monarchie ist kaputt; politische Verhältnisse unklar + o Industrialisierung mit Verschmutzung und Verarmung



die Brücke Gruppe: o Rückzug in die Natur o Suche nach heilendem Ansatz in der Ursprünglichkeit fremder Kulturen



Der blaue Reiter Gruppe o Direktes Reagieren auf das geschichtliche Elend

Käthe Kollwitz, Klage um Ernst Barlach,

Ernst Ludwig Kirchner, Tanzende Frau,

1938

1911

Karl Schmidt-Rottluff, Panischer Schrecken, 1917

12.3.3 Abstrahierte menschliche Figuren Bildhauerei nach 1945 -

Veränderung des Bearbeitungsprozesses des Materials  direktes Reagieren auf Material

-

Ursprung in England: daher Name: New Movement oder Direct Carving (1940 -1960) 

Hepworth

Barbara Hepworth, Mother and Child, 1934

Henry Moore, Two-Piece Reclining Figure: Points, 1969-1970

Tony Cragg, Bent of Mind, 2008

Spätphase des Surrealismus -

Entwicklung überwirklicher, also surrealer Wesen

-

Menschenähnliche Figuren mit Verformungen oder Verfremdungen

-

Verspannungen zw. Gliedmaßen

Germaine Richier, Krallenwesen, 1952

Salvador Dalì, Venus von Milo mit Schubladen

12.2 Thema: Objekt und Konstruktion Kubismus und Konstruktivismus -

Entwicklung von zusätzlichen Verfahren des konstruktiven Baus

-

Neu: vergängliche Materialien wie Pappe, Karton, Schnur, später: Kunststoff

Pablo Picasso, Stillleben mit Gitarre, 1912, Pappe, Schnur, Klebeband

-

Gegenständliche und Ungegenständliche Objekte

-

Experimente mit dem Material

-

Konstruktionen sind aus der Form und dem Material heraus gedacht

-

Objekte stellen nichts dar, sondern entwickeln eine spielerische Formensprache aus einem geometrischen Element oder der Haptik des Materials

Naum Gabo, Construction in Space N° 2,

Lásló Moholy-Nagy, Double Loop, 1946,

1949, Nylon, Aluminium und Draht

Kunststoff

Dadaismus -

Impuls: Zufall  dadurch Entstehung des Objet trouvé = Gegenstände, die gefunden werden und zum Kunstwerk durch kleine Eingriffe weiterverarbeitet werden.

-

Prinzip der Montage

-

Ready-Made

Marcel Duchamp, Fahrrad-Rad, 1913

Marcel Duchamp, Flaschentrockner, 1914 (1964)

- Cragg: Arbeit mit Glas Tony Cragg, Spectrum, 1979

Tony Cragg, The Bridge

12.5 Thema: Handlung -

reicht von Handlung in statischem Medium wie Bronze/Stein bis zu Performance, die selbst Handlung ist

Auguste Rodin, Die Bürger von Calais, 1889, Bronze



über die verschiedenen Gesten Eindruck der Bewegung



Festhalten von Emotionen



fruchtbaren Moment = Moment in einer Geschichte, der kurz vor der Entscheidung stattfindet, wie die Handlung enden wird

 Handlung wird dem Betrachter zugeschoben, weil er sich überlegen muss, wie diese wohl endet.

Futuristen -

Handlung direkt über die Be-Handlung des Materials zum Thema in der Bildhauerei gemacht

-

Fokus: metallischer Glanz und Geschwindigkeit

-

Idee von Geschwindigkeit in das statische Medium von Skulptur und Plastik zu übertragen.

 Verwischen der Konturen, d.h. keine geschlossenen Konturen  Bündeln von Einzelbildern der Bewegung in einer Figur

(Bsp.: Figur schreitet dynamisch voran, während ihre Konturen verschwimmen) Umberto Boccioni, Forme uniche

Umberto Boccioni, Entwicklung einer

della continuità nello spazio

Flasche im Raum, 1912

Performativer Ansatz -

Wurm

-

mit Alltagsgegenständen Plastiken schafft, die er über Menschen animiert

-

Bsp.: Serie, in der er Kleidungsstücke so über den Körper zieht und den Körper in Stellung bringt, dass wie im Spiel in den Raum gebeulte textile Formen entstehen

-

Wurm wurde bekannt durch seine One-Minute-Sculptures 

Bat Menschen, sich spontan zu inszenieren mit einem Eimer, Stuhl oder Buch



Weiterführen des Ansatzes von Duchamp



Intention: kritische Auseinandersetzung mit der Überflussgesellschaft



Bsp.: Fat Cat oder Fat House: o große Alltagsgegenstände sind auf irritierende Weise verformt: sie sind adipös, zerklüftet und scheinen geschmolzen.

o Diese Verfremdung macht den Alltagsgegenstand zum plastischen Objekt und Spiegel der Gesellschaft Erwin Wurm, 59 Positions, 1992, Performance sculpture, 1997 mit Pullovern

Erwin Wurm, Fat Car, 2001 – 2004,

Erwin Wurm, One-Minute-...


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