Literaturgeschichtsschreibung, Epochenkonzepte PDF

Title Literaturgeschichtsschreibung, Epochenkonzepte
Author Alexandra Michaelis
Course Neuere deutsche Literatur – Ein Epochenüberblick 
Institution Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Literaturgeschichtsschreibung Definition: - Literaturgeschichte = doppeldeutig o bezeichnet einen Gegenstand und ein Aneignungs- bzw. Darstellungsverfahren - zeitliche Aneinanderreihung von Texten und Autoren - Konstruktion eines inneren Zusammenhangs bzw. einer Entwicklungslogik - Beruhen der Auswahl und Anordnung der Texte in Literaturgeschichte auf Vorannahmen o unterliegt Wertungen o Verweis auf zugrundeliegendes Modell von Geschichte (Zusammenhang von Historizität und Normativität) Geschichte der Literaturgeschichte - 16./17. Jahrhundert: o gelehrte Polyhistorik o Versuche der Registrierung des gesamten gelehrten Wissens in Form von Fachlexika und bibliographischen Nachschlagewerken (‚historia literaria‘); Annalistik oder Biographik (chronologische oder alphabetische Reihung) - Mite des 18. Jahrhunderts: o Aufkommen des historischen Denkens/ Fortschrittsdenkens o Verzeitlichung der Literatur- und Kulturbetrachtung (Periodisierung; nationalkulturelle Differenzierung der europäischen Literaturen) o u.a. bei Johann Gottfried Herder: Von der Geschichte der Griechischen Literatur in Deutschland (1766) - Um 1800: o Beginn der Literaturgeschichtsschreibung im engeren Sinn o in Form der historischen Erzählung o u.a. August Wilhelm und Friedrich Schlegel; - 19. Jahrhundert: o Verwissenschaftlichung und Aufwertung (aber auch Nationalisierung) der Literaturgeschichte o Georg Gottfried Gervinus: Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen (1835-1842); Wilhelm Scherer: Geschichte der deutschen Literatur (1880-1883) u.v.m.

Epochenkonzepte

Problematik von Epochenbegriffen - „Es gibt keine Epochen.“ (Karl-Heinz-Stierle) - Literaturgeschichtliche Epochen → nichts Gegebenes. - historisch entstandene und wandelbare Konstrukte → geschichtliche Periodisierung - Feststellung / Behauptung innere Homogenität einer ausgewählten Gruppe von Texten in einem Zeitraum - Unterscheidung der Epochenbegriffe durch zugrundeliegende Auswahlkriterien und Parameter → unterschiedliche Periodisierungen (Epochengrenzen) & konkurrierenden Bezeichnungen Konkurrierende Epochenkonzepte - ideengeschichtlich: an der Geschichte der philosophischen und religiösen Ideen orientiert; z.B. ‚Aufklärung‘ oder ‚Empfindsamkeit‘ - stilgeschichtlich: an ästhetischen Tendenzen orientiert, z.B. ‚Barock‘, ‚Symbolismus‘ oder ‚Expressionismus‘ (oft aus der Kunstgeschichte übernommen) - sozialgeschichtlich: an politischen Ereignissen/Einschnitten und soziostrukturellen Veränderungen orientiert; z.B. ‚Vormärz- Literatur‘, ‚Literatur der Weimarer Republik‘ oder ‚DDR-Literatur‘ - im engeren Sinne literaturgeschichtlich: an literarischen Bewegungen und Programmen orientiert; z.B. ‚Romantik‘, ‚Realismus‘ oder ‚Naturalismus‘ - u.a.

Für ein und denselben Zeitraum gibt es oft konkurrierende Epochenbegriffe - Phase von 1880 bis 1910 beispielsweise folgenden Bezeichnungen: o ‚Naturalismus/ÄstheTzismus‘ (sTlgeschichtlich, schließt viel aus) o ,Literatur des (Wilhelminischen) Kaiserreichs‘ (sozialgeschichtlich, schließt etwa die Wiener Moderne aus) o ‚Fin de siécle‘ (kultur- und mentalitätsgeschichtlich o ‚Literatur um 1900‘/‚Literatur der Jahrhundertwende‘ (am Datum fixierte HilfskonstrukTon) Konkurrierende Periodisierungen - Ein und derselbe Begriff kann mit verschiedenen Periodisierungen verknüpft sein - Zwei extrem unscharfe Bezeichnungen sind: o ‚Moderne‘ (1770 bis heute; 1800 bis heute; 1850 bis 1950; 1890 bis Gegenwart; 1890 bis 1933; u.a.) o ‚Gegenwartsliteratur‘ (1945ff.; 1989ff.; 2000ff.) Das Epochenkonzept Deutsche Klassik als Beispiel - Nachträglich geprägter Epochenbegriff im 19. Jh. - Keine Verwendung durch die damit bezeichneten Autoren - ‚klassisch ‘im 18. Jahrhundert = die als vorbildhaft angesehenen antiken Autoren. - Einführung der Epochenbezeichnung von Georg Gottfried Gervinus in Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen (1810) o Verbunden mit teleologischen Vorstellung auf ‚Klassik‘; Idee einer dauerhaften Vorbildlichkeit dieser Autoren - Klassik-Konzept o politische Funktionalisierung → Vorrangstellung der deutschen; sollte auch politisch durchgesetzt werden o Einsatz zur Abwehr und Herabsetzung der literarischen & kulturellen Moderne ▪ klassisch = gesund; modern = krank...


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