Probeklausur-NDL PDF

Title Probeklausur-NDL
Course Neuere deutsche Literatur
Institution Universität Stuttgart
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Summary

Probeklausur für Einführung in die Literaturwissenschaft WS 18/19...


Description

Probeklausur Einführung in die Literaturwissenschaft WS 18/19 Name:

Matr.-Nr.:

Studiengang (bitte ankreuzen): □ LA HF GymPO □ LA Erw./HF GymPO □ LA Erw./BF GymPO □ LA HF GymPO (Kunst/Musik) □ LA HF GymPO (Kunst/Musik) □ LA WPO

Punkte 30 29/28 27/26 25/24 23/22 21/20 19/18 17/16 15/14 13

07.01.2019

Klausurnote 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0

□ BA HF (PO 2009) □ BA NF (PO 2009) □ BA HF (PO 2015) □ BA NF (PO 2015) □ BA Lehramt (PO 2015)

□ Technikpädagogik □ WiWi (Uni Hohenheim) □ Erasmus □ Oversea-Student □ Zeitstudent

Aufgabe 1: Aufgabe 2: Aufgabe 3: Aufgabe 4: Gesamtpunktzahl: Note:

Aufgabe 1 (Lyrik) Hofmannsthal: Ballade des äußeren Lebens (1895) 1

5

Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen, Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben, Und alle Menschen gehen ihre Wege. Und süße Früchte werden aus den herben Und fallen nachts wie tote Vögel nieder Und liegen wenig Tage und verderben. Und immer weht der Wind, und immer wieder Vernehmen wir und reden viele Worte Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.

10 Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen, Und drohende, und totenhaft verdorrte ...

Wozu sind diese aufgebaut? Und gleichen Einander nie? Und sind unzählig viele? 15 Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen? Was frommt das alles uns und diese Spiele, Die wir doch groß und ewig einsam sind Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele? Was frommt’s, dergleichen viel gesehen haben? 20 Und dennoch sagt der viel, der „Abend“ sagt, Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben.

a) Bestimmen Sie die Versform und die Strophenform des Gedichts. (2 P) b) Wie nennt man die unterstrichene Stilfigur? Welche Funktion hat sie im Gedicht? (2 P) c) Bestimmen Sie den unterstrichenen Tropus in Vers 10. (1 P) d) Welche metrische Besonderheit findet sich in Vers 21? Erläutern Sie kurz. (2 P)

Aufgabe 2 (Drama) Gerhart Hauptmann: Einsame Menschen (1890) 1 FRÄULEIN ANNA […] Den leeren Korb nehmend, im Begriff, wieder in den Garten zu gehen. Herr Johannes hat doch ein zu gutes Herz, fast zu weich. FRAU VOCKERAT Wieso denn? FRÄULEIN ANNA Ach, überhaupt. – Gestern auf der Straße zum Beispiel 5 trafen wir einen Betrunknen. Die Kinder kamen gerade aus der Schule. Und auch die Erwachsenen ließen ihn nicht in Ruh’. Vor dem Müggelschlößchen war ein großer Auflauf. FRAU VOCKERAT Ja, ja! so was kann er nicht leiden. Da is er nicht zu halten. Da hat er sich schon viel Unannehmlichkeiten zugezogen. 10 FRÄULEIN ANNA Finden Sie das nicht schön, Mama Vockerat? FRAU VOCKERAT Schön? – Ach … nu ja, warum denn nicht! Er is ja’n guter Junge. – Aber wenn man’s recht bedenkt: was nützt denn das alles! Was nützt denn alle Güte! Und wenn er noch so gut ist: seinen Gott hat er halt doch verloren. – – Das ist gar nicht leicht. Das könn’n Se wirklich 15 glauben, Fräulein! für ’ne Mutter … für Eltern – die ihr Herzblut, möchte ich sagen, drangesetzt haben, ihren Sohn zu einem frommen Christenmenschen zu erziehen. Sie schneuzt sich, um ihre Rührung zu verbregen. Der dumme Schnupfen! Schon die ganzen Tage … Sich mit Staubwischen beschäftigend, nach einer Pause. Gut is er ja! das is alles recht gut und schön, aber das macht ein ja doppelt kummervoll. Und man sieht doch auch, wie 20 sich’s rächt: es liegt kein Segen über seiner Tätigkeit. Immer und ewig Unruhe und Hast. Die reine Hetzjagd nur immer. Und wenn noch was dabei rauskäme. Aber man sieht’s ja, er kommt nicht vorwärts. – Wie war der Junge bloß früher! Ein Kind … Ein reines Wunderkind war er. Ich weiß noch, Pastor Schmidel … alles staunte nur so. Mit dreizehn Jahren 25 Sekundaner. Mit siebzehn hatt’ er’s Gymnasium durch – und heut? Heut haben sie ihn fast alle überholt. Heut sind welche, die nicht halb so begabt waren, längst im Amt. a) Welche narrativen Elemente finden sich in dieser Dramentextpassage? Nennen Sie eine Stelle und erläutern Sie ihre Funktion. Benennen Sie ein weiteres narratives Element, das in Dramen genutzt wird. (2 P) b) In Frau Vockerats Replik ab Zeile 11 finden sich einige Figurencharakterisierungen. Zeigen Sie dies anhand dreier Beispiele aus dem Text und ordnen Sie ihnen die unterschiedlichen Typen der Figurencharakterisierung nach Jeßing zu. (3 P) c) Hauptmanns naturalistisches Drama ist zeitgemäß in Prosa verfasst? Hätte Hauptmann 100 bis 150 Jahre früher gelebt, auf welche Versformen hätte er vermutlich zurückgegriffen? Nennen Sie zwei Möglichkeiten. (2 P)

Aufgabe 3 (Epik) Leo Perutz: Der Mond lacht (1915) 1

»Interessante Geschichten!« meinte der alte Rechtsanwalt. »Sie erwarten zuviel von einem Menschen, der seit vierzig Jahren in diesem Provinznest vergraben ist. Was wollen Sie denn eigentlich hören? Kriminalfälle? Verwickelte Prozesse? Menschenschicksale! Mein Gott! Es ist ja wahr, man erlebt allerlei. Eine Geschichte 5 könnt’ ich Ihnen erzählen, einen sonderbaren Fall von Hypochondrie. Die Geschichte eines Menschen, dessen skurrile Wahnvorstellungen durch das Ende, das er fand, gewissermaßen gerechtfertigt wurden. Haben Sie jemals von dem Baron von Sarrazin gehört? Nun gut, hören Sie zu, Sie sollen Ihre Geschichte haben. Wenn ich zu weitschweifig werde, dann melden Sie sich! Vergessen Sie nicht, daß in fünf 10 Viertelstunden Ihr Zug geht.« Die Sarrazins stammten aus der Bretagne, im Departement Morbihan liegt, wenn ich mich nicht irre, ein Dorf, das ihren Namen trägt. Während der großen Revolution blieben sie in Frankreich, ein Sarrazin ist im Vendeerkrieg gefallen. Erst nach der Wiederkehr der Bourbonen wanderten sie aus, es scheint, daß zu den 15 Tugenden Ludwigs XVIII. die Dankbarkeit nicht gehörte. Hier, in unserer Gegend, kauften sie sich an. Das Herrenhaus in Sleisnegg – heute gehört es einem Baron Froehlich, neuer Adel, er hat Papierfabriken. Die Sarrazins also – den letzten habe ich gekannt. Ich glaube, daß bei ihm die Krankheit erst in seinem vierzigsten Lebensjahr ausgebrochen ist, nach dem 20 Tode seines Kindes. Vorher war er Kavallerieoffizier gewesen, er hatte Reisen gemacht, geheiratet, sie lebt übrigens noch heute, irgendwo an der Riviera, weiß Gott, mit wem. a) Bestimmen Sie das Verhältnis des Erzählers zur erzählten Welt (ontologische Bestimmung des Erzählers) und begründen Sie Ihre Entscheidung anhand eines Beispiels aus dem Text. (2 P) b) Bestimmen Sie die vorherrschende Fokalisierung im abgedruckten Textauszug nach Genette. Begründen Sie Ihre Antwort. Welche weiteren Formen der Fokalisierung nennt Genette? Nennung genügt. (2 P) c) Benennen Sie die Formen der Figurenrede in den drei unterstrichenen Sätzen. (3 P)

Aufgabe 4 (Wissen) a) Wie unterscheidet sich eine historisch-kritische Ausgabe von einer Lese- oder Studienausgabe. (3 P) b) Erläutern Sie kurz die Genette’schen Begriffe „Paratextualität“ und „Intertextualität (im engeren Sinne)“ und nennen Sie jeweils eine konkrete Form der Paratextualität und der Intertextualität. (3 P) c) Goethe schreibt über die Gattungen: „Es gibt nur drey echte Naturformen der Dichtung: die klar erzählende, die enthusiastisch aufgeregte und die persönlich handelnde: Epos, Lyrik und Drama.“ Inwiefern könnte diese Dreiteilung bei einer Gattungsbeschreibung problematisch werden? Skizzieren Sie dies am Beispiel der Ballade oder des epischen Theaters. (3 P)...


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