Riemann-Zusammenfassung PDF

Title Riemann-Zusammenfassung
Author Marie Wahr
Course Psychologie des Individuums
Institution Hochschule Zittau/Görlitz
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Summary

Zusammenfassung für die Prüfungsvorbereitung in Persönlichkeitspsychologie...


Description

Grundlagen zur Riemanns Typologie Grundannahmen:      

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Riemanns Typologie basiert auf der Annahme von dynamischen PSK-Merkmalen Unterscheidung der PSK-Typen nach zentral Persönlichkeitsbildenden Konflikten Die PSK-Struktur ist ausgehend von Emotionen und aus deren individuellen Bearbeitung zu verstehen die PSK-Strukturbildung entsteht durch die zentrale Emotion Angst und der Angstbewältigung Angst als existentielles Gefühl, untrennbar von menschlicher Existenz und Entwicklung jede Grenzüberschreitung ist von Angst begleitet (zB: Übergang zwischen verschiedenen Phasen in der menschlichen Entwicklung, Übernahme neuer sozialer Funktionen, Auseinandersetzung mit neuen Umwelten oder existenziellen Anforderungen) Vier Formen von Ängsten bilden die vier wichtigen Grundkonflikte Riemann legt Raum und Zeit als Koordinatensystem den Grundformen der Angst zu Grunde (siehe Unten)

Das Wirken der Angst:  Angst kann die menschliche Entwicklung fördern und auch hemmen  Entwicklungsfunktionen der Angst a. Orientierungsfunktion:  durch Angst entsteht eine Ausrichtung des Organismus zur aufmerksamen Wahrnehmung neuer Informationen  Angst übernimmt bei hoher Diskrepanz zwischen Altem und Neuem, sowie persönlicher Unabgesichertheit die Orientierungsfunktion (Neugiermotive spielen bei Riemann keine Rolle)  die menschliche Unabgesichertheit ist unabhängig von den  gesellschaftlichen Verhältnissen, unter denen Menschen leben b. Aktivierungsfunktion:  Angst erzeugt Handlungsbereitschaft angesichts bedeutsamer Handlungsaufforderungen (Angst aktiviert durch Noradrenalin u.s.w. den Organismus ► Flucht ► Sicherung des Überlebens…)  dabei handelt es sich allerdings – nach Riemann – um eine generelle Funktion von Emotionen (auch andere Emotionen können aber so wirken) c. Warnfunktion:  Angst macht auf Gefahren aufmerksam  sie ist allerdings nicht das einzige Gefühl mit einer Warnfunktion (beispielsweise auch Ekel, Neugierde, etc) 1

 Angst und Entwicklungsbehinderungen:  Angst kann hemmend wirken, wenn sie: (a) zu intensiv, generalisiert ist oder dauerhaft lähmend wirkt (b) einen realen Gehalt verloren und sich verselbständigt (neurotische Angst); (c) oder zu Symptombildungen führt Unfähigkeit zur Angst ist somit kein Indikator für „Normalität“, sondern ein Indikator für eine Anormalität !!!

Ebenen der Angst:    

Physiologische Ebene emotionale Ebene (Gefühl der Herausforderung bis Hilflosigkeit, der Einengung und Beengung…) Verhaltensebene (externe Bewältigungsstrategien wie Flucht- und Vermeidungstendenzen) interne Bewältigungsstrategien ( wie Verdrängung )

Lehre von den Grundstrebungen im kosmischen Gleichnis 1.Antinomie: Erde umkreist die Sonne(Umwälzung) und gleichzeitig sich selbst(Rotation)  Beide Kräfte sind gegenläufig, ergänzen sich aber  Eine Eigendrehung allein wiederholt nur, was schon war und immer sein wird  Einer Umwälzung ohne Eigendrehung entspricht ein Sich-einfügen in die Entwicklung, die unabhängig von der Eigengesetzlichkeit der Erde wäre 2. Antionomie: Die Fliehkraft steht der Schwerkraft gegenüber  Die Schwerkraft ohne Fliehkraft führt zur völligen Erstarrung,  Fliehkraft ohne Schwerkraft führt zum Chaos, die Erde würde aus ihrer Bahn getrieben werden  Beide Kräfte sind gegenläufig, ergänzen sich aber Konsequenzen der Antionome:  erst die Ausgewogenheit beider Kräftepaare ermöglicht eine lebendige Ordnung  diese Einsicht ist auf die menschliche Entwicklung übertrag  Eigendrehung vs. Revolution entsprechen die gegenläufigen Grundstrebungen der Individuation (Eigendrehung) und Sozialisation (Umwälzung).  Schwerkraft und Fliehkraft entsprechen die Grundstrebungen nach Dauer (Schwerkraft) und Veränderung (Fliehkraft)

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Rotation (Eigendrehung): Selbstwerdung, Selbstbewahrung - Individuation Schwerkraft: Streben nach Dauer und Beständigkeit, Sicherheit

Fliehkraft: Streben nach Wandlung und Risiko

Umwälzung (Bewegung um das Zentrum): Selbsthingabe, Selbstöffnung - Sozialisation -

Die den Grundstrebungen gegenläufigen Ängste Eigendrehung entspricht der Grundstrebung nach Individuation Anforderung: Gefahr: Grundangst: Typisch für: Angstbewältigung: Gegenstrebung:

ein einmaliges Individuum zu werden aus der Geborgenheit des Dazugehörens herauszufallen sich selbst zu verlieren, abhängig zu werden den Schizoiden über Individuation Sozialisation (minimiert durch Angst vor der Selbsthingabe)

Umwälzung entspricht der Grundstrebung nach Sozialisation Anforderung: Gefahr: Grundangst: Typisch für: Angstbewältigung: Gegenstrebung:

in einer gemeinsamen Welt leben, sich Anderen öffnen Abhängigkeit Einsamkeit, aus dem sozialen Netz zu fallen, Selbstwerdung den Depressiven durch Kontaktsuche Individuation

Schwerkraft entspricht der Grundstrebung nach Dauer Anforderung:

Zielstrebigkeit und Zukunftsplanung

- es erzeugt die Illusion einer unbegrenzten Lebensdauer - die Angst vor Wandlung wird als Angst vor Vergänglichkeit erlebt - die Gegenstrebung nach dem Wandel wird dabei minimiert - diese Lebensführung ist für Gesellschaften funktional, die ein geringes Innovationspotential besitzen und auf beharrende Strukturen ausgerichtet sind Gefahr: Stillstand Grundangst: Angst vor Wandlung/ Vergänglichkeit Typisch für: den Zwanghaften Angstbewältigung: Leben Stabilität und Dauer geben Gegenstrebung: Veränderung Fliehkraft entspricht Grundstrebung nach Veränderung 3

Anforderung: Gefahr: Grundangst: Typisch für: Angstbewältigung: Gegenstrebung:

Leben in Richtung Veränderung voranzutreiben mangelnde Integration/ Ordnung sich Regeln und Ordnungen beugen müssen/ Festgelegt sein Hysteriker ständige Veränderungen/ Neuerungen Dauer / Beständigkeit

Individuation – Angst vor der Selbsthingabe Schizoide

Streben nach Wandel – Angst vor der Notwendigkeit Hysteriker

Streben nach Sicherheit – Angst vor der Wandlung Zwanghafte

Sozialisation – Angst vor der Selbstwerdung Depressive

Lebensaugaben und Grundstrebungen:  

nach Riemann funktionieren die gegensätzlichen Strebungen nur gemeinsam daraus ergeben sich die wichtigen Lebensaufgaben eines Menschen

1.Lebensaufgabe: Balance zwischen Solidarität und Selbstbehauptung finden 2.Lebensaugabe: Balance zwischen Heimatsuche und der Erschließen neuer Möglichkeiten finden 3.Lebensaufgabe: Sich situationsangemessen und seiner eigenen Persönlichkeitsstruktur angemessen zu verhalten

Persönlichkeitstypenkonzept nach Riemann     

wird eine Angst „überwertig“, so folgt daraus eine bestimmte PSK-struktur Riemann bennet vier Persönlichkeitstypen des „ In der Welt seins“ Kombinationen (Mischformen) sind möglich, wenn sie keine entgegengesetzte Pole auf einer Koordinate darstellen die Mischformen entsprechen bestimmten, präzisen Punkten bzw. Gebieten, die in den Quadranten des Koordinatensystem darstellbar sind je weiter man sich vom Nullpunkt entfernt befindet, desto stärker ist die entsprechende Verhaltens- oder Erlebensform ausgeprägt 4

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die einzelnen Konzepte (wie Erstarrung oder Unzuverlässigkeit) sind Persönlichkeitsmerkmale und damit zeit- und situationsstabil Riemanns Grundannahmen ergänzt Waldow um das Attraktorkonzept, so können unterschiedliche Persönlichkeitszustände diskutiert werden  Reize lösen unterschiedliche Reaktionen aus  Gleiche Gegenstandsbedeutungen führen zu unterschiedlichen Handlungen mit der Einführung des Attraktorkonzepts kann das System von Riemann auch auf Persönlichkeitskonzeptionen mit unterschiedlichen Selbstanteilen bezogen werden  diese unterschiedlichen Teile würden dann durch spezifische Konstellationen der Grundstrebungen und Grundformen der Angst charakterisiert sein  die Integrationsaufgabe bezieht sich dann auf die Bildung eines Teams von Selbstteilen, die nach Riemanns Dimensionen charakterisiert wären  erst mit dem Attraktorkonzept und der Ergänzung unterschiedlicher Selbstteile sind bspw. schizoide und depressive Persönlichkeitsanteile denkbar und darstellbar

Das Koordinatensystems unter Berücksichtigung des Attraktorkonzept: DAUER Erstarrung Kontrollsucht Sturheit

Anklammerung Gier

Nähebedürfnis

NÄHE

DISTANZ Distanzwünsche

Ekel Absonderung

Abwechslungswünsche Unzuverlässigkeit Flucht WECHSEL

Die vier Persönlichkeitstypen: Schizoide Persönlichkeit Werte: Abgrenzung, Eigenständigkeit, Unterschiede, man kann sich nur selbst helfen 5

Bedürfnisse:“ Ich brauche niemanden“, Abstand haben Ressourcen: können gut nein sagen, Konflikt- und Entscheidungsfähig Defizite: kontaktscheu Depressive Persönlichkeit Werte: menschliche Nähe, Vertrauen, Bescheidenheit Bedürfnisse: Sehnsucht zu lieben und geliebt zu werden, Wärme Ressourcen: unbegrenztes Einlassen, gut teamfähig, Verständnis Defizite: nicht allein sein können, konfliktscheu Hysterische Persönlichkeit: Werte: Wechsel und Veränderung, Wagnis, Leidenschaft Bedürfnisse: Neugierde, Lebenslust Ressourcen: Kreativität, Spontanität Defizite: Unzuverlässigkeit, Theatralik Zwanghafte Persönlichkeit Werte: Wille und Verantwortung, Pflicht und Zucht, Gesetz und Treue, Planung und Kontrolle Bedürfnisse: Geordnetheit und Vorhersehbarkeit Ressourcen: Verlässlichkeit, Organisationstalent Defizite: Unflexibel, langweilig, pedantisch      

aus dieser Übersicht fällt ein Grundgedanke Riemanns auf: die Defizite einer Persönlichkeitsstruktur sind direkt aus ihren besonderen Ressourcen ableitbar ein Übermaß an persönlichkeitstypischen Ressourcen, die nicht durch gegenläufige Ressourcen kompensiert werden, macht aus den Ressourcen ein Defizit diese vier Persönlichkeitstypen entsprechen dem „normalen“ Entwicklungsspielraum der menschlichen Persönlichkeit allerdings stellen sie in ihrer extremen Ausprägung neurotische Varianten der Typen dar Riemann geht davon aus, dass biologische Anlagefaktoren und die frühkindliche Entwicklung die wesentlichen Weichen für die Ausprägungsstärke einer Persönlichkeitsstruktur sind je überwertiger eine Strebung bzw. eine Grundform der Angst ist, desto stärker sind nach Riemann die frühkindlichen Entwicklungsbehinderungen und Entwicklungsstörungen und desto früher sind sie entstanden

Die Entwicklung der Persönlichkeitstypen: 1. Schizoid 2. Depressiv 3. Zwanghaft 4. Hysterisch

In den ersten Lebensmonaten 3. bis 5. Lebensjahr 3. bis 5. Lebensjahr 3. bis 5. Lebensjahr

Durch die Verankerung und Fundierung der Typen in der Kindheit verdeutlicht Riemann zeitliche Stabilität der Persönlichkeitstypen! Die Entstehung der Grundkonflikte: 6

- der schizoide Grundkonflikt in der vororalen Phase - der depressive in der oralen Phase - der zwanghafte in der analen - der hysterische in der phallischen Phase

Konsequenzen dieser Typologie: 

Menschen unterscheiden sich durch Persönlichkeitsstruktur fundamental in Lernund Arbeitsstilen und Liebes- und Bindungsstilen (- man unterscheidet sich also in dem was wir geben und aufnehmen können



Unterschiede in Kommunikationsstilen  siehe Schulz von Thun – seine K.-stile liegen der Klassifikation Riemanns zugrunde



Riemanns Modell zeigt, dass ein Persönlichkeitsmodel dann empirisch fundiert ist, wenn sich die Grundkonflikte der Menschen Konstant und Stabil in verschiedenen Lebensbereichen nachweisen lassen  Dynamische Konstanz



die dynamische Konstanz ergibt sich daraus, dass die unterschiedlichen Persönlichkeitstypen sich in verschiedenen Lebensbereichen (Situationen) in charakteristischer Weise unterscheiden



Grundsatz: Je zeitlich früher die Persönlichkeitsstruktur in der frühkindlichen Entwicklung festgelegt ist, desto langwieriger und störungsanfälliger ist die (professionell unterstützte) Nachreifung der Persönlichkeit



Für Riemanns Modell gibt es keinen empirischen Nachweis, es gilt aber als „klinisch bewährt“



verschiedene Persönlichkeitstypen zeigen in verschiedenen institutionellen Kontexten unterschiedlich Nützlichkeiten für die Individuen sind Beispiele:  in intimen Beziehungen gilt die depressive Persönlichkeitsstruktur häufig als erwünscht entsprechend der gesellschaftlich akzeptierten Anforderungen  die schizoid–zwanghafte Persönlichkeitsstruktur ist in unserer Gesellschaft i.A. am besten den Anforderungen in offiziellen Institutionen angepasst  wenn sich ein Schizoider oder Depressiver nicht situationsangepasst verhalten kann, sondern sich tatsächlich entsprechend seiner Persönlichkeitsmerkmale (ichstimmig, aber nicht situationsstimmig) verhält, wird er entweder im Arbeits- oder im Liebesbereich mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr schnell an seine Grenzen kommen



durch solche Formen der unterschiedlichen Passung verschiedener 7



Persönlichkeitstypen in verschiedenen institutionellen Kontexten entstehen wahrscheinlich struktureller Persönlichkeitskonflikte, sowie unterschiedliche innere Teams zur Bewältigung dieser Konflikte entstehen mit strukturellen Persönlichkeitskonflikten ist die Distanz zu Grundstrebungen gemeint (wenn wir in unserer Gesellschaft wesentlich als schizoide Persönlichkeitsstruktur überleben, Depressive gleichzeitig „megaout“ sind, dann bedeutet dies, dass wir in Distanz zu einer unseren Grundstrebungen leben müssen)

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