Title | Subjektorientierte Theorie-Lebensweltorientierung |
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Course | Einführung in die Disziplin und Profession der Sozialen Arbeit |
Institution | Fachhochschule Münster |
Pages | 4 |
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Sommersemester 2018...
Zusammenfassung: Subjektorientierte Theorie -Lebensweltorientierung Vertreter: Hans Thiersch Hintergrund: 3 Theorietraditionen/ Theorieparadigmen (Hermeneutisch-pragmatische, realistische Wendung, gesellschaftskritische Wendung)
Orientierungspunkte: Blick auf die Lebenswelt der Adressaten dadurch
Wirklichkeit verstehen, Pseudokonkretheit des Alltags (bewusst reflektierte & unbewusst unreflektierte Handlungsweisen) Auftrag S.A.: Routinen aufdecken Ziel ist ein „gelingender“ Alltag: Hilfe zur Lebensbewältigung direkt im Alltag Handlungskategorie: Struktur- und Handlungsmaxime
Hermeneutisch-Pragmatische Theorietradition
Theoretische Grundannahmen: Lebensphilosophie, historische Betrachtung,
Hermeneutik als erkenntnistheoretischer Hintergrund, Deutsche Bewegung („höheres Leben“-Nohl) Zentrum: der „pädagogische Bezug“ (Nohl, vielfältiges Spannungsverhältnis zwischen Fachkraft und „Zögling“ bzw. Adressat), historisch: Pestalozzi Kritik: Verhalten von Fachkräften wurden wegen Modell („der pädagogische Bezug“Nohl) nicht hinterfragt Thiersch übernimmt für die lebensweltorientierte S.A.: alltägliche Praxis verstehen und daraus Handlungen entwickeln, Rekonstruktion von Alltags- und Praxiswissen, individuelle Lebensverhältnisse vor den institutionellen Relevanzen, Veränderung von Lebenswelten als Bildungschance Erkenntnis: Hermeneutik, Handeln: pragmatisch-hermeneutische Tradition
Realistische Wendung (Heinrich Roth)
Theoretisches Grundverständnis: kritischer Rationalismus Hinwendung zur Realität Weg von der Dialektik, Hinwendung zu empirischen Methoden Abkehr von Lebensphilosophie, Hinwendung zum Denken Verwendung von Theorien (Konditionierung, Soziale Lerntheorie, kritisch-rationalorientierte Erziehungswissenschaft) Kritik: Theorieansätze stets empirisch überprüfen, Adressat gerät aus dem Blick Thiersch übernimmt: empirische Ergebnisse berücksichtigen, Hinterfragung normativer Setzungen in der Praxis, selbstkritische Hinterfragung Erkenntnis: kritischer Rationalismus, Handeln: realistische Wendung „Emanzipative“ oder „gesellschaftskritische“ Wendung
Theoretische Grundannahmen: Zuschreibung von Mündigkeit, Selbstverantwortung und Recht auf Selbstverwirklichung als Ausgangs- und Zielpunkt der Adressaten;
Teilhabe ermöglichen als Forderung an die Gesellschaft, Gesellschaftskritik und politische Forderungen stehen im Vordergrund Theoriehintergründe: Historizität, Dialektik zwischen Individuum & Gesellschaft, Totalität, symbolischer Interaktionismus (Einfluss von Umwelt auf den Menschen steht im Vordergrund) Kritik: Einfluss der Umweltfaktoren einbeziehen, S.A. darf nicht nur auf Politik achten, sondern auch auf Adressaten Thiersch übernimmt: Adressat steht im Fokus, dialektische Betrachtung von Individuum und Gesellschaft
Lebensweltorientierte Soziale Arbeit
Lebenswelt als dialektische Schnittstelle zwischen Objektivem (Individuum) und Subjektivem (Gesellschaft), Strukturen und individuellen Orientierungen/ Mustern/ Erfahrungen LWO als Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen durch gesellschaftliche Modernisierung Rekonstruktion der konkreten alltäglichen Lebenswelt (Raum, Zeit, soziale Bezüge) Lebensbewältigungskompetenzen fördern als Vermittlung zwischen individuellen Optionen & gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Anhand dieser 3 Dimensionen versucht er, Wirklichkeit zu beschreiben
Pseudokonkretheit (von der Alltagssituation ausgehend – welche Aspekte sind bewusst/ unbewusst?)
Ausgangspunkt: einzelne Mensch (Rekonstruktion der Ausrichtung, Erfahrungen, Muster) im Kontext seiner sozialen Umwelt Thematisierung spezifischer, moderner Spannungen Respekt vor dem individuellen „Gewordensein“ & Erweiterung der Bewusstseinsmöglichkeiten Orientierung am subjektiven Bewusstsein des Adressaten Ressourcen, Eröffnung von Möglichkeiten der Lebensbewältigung Auseinandersetzung mit Herausforderungen (Routinen)
„Gelingenderer Alltag“
Bezug auf Lebensverhältnisse der Adressaten, sozialen & regionalen Strukturen, Hilfe zur Lebensbewältigung (Thiersch) Formaler Rahmen & Inhalt der Hilfe alltagsnah
Hilfe zur Lebensbewältigung direkt im Alltag Ziel = „gelingenderer Alltag“
Zentrale Begriffe
Alltag Alltäglichkeit Pseudokonkretheit (angewöhnte Routinen, Alltagssituation) Respekt (Bereitschaft des Zurückblickens) und Destruktion (Woher kommt der Mensch?) Empowerment (Kraft/ Stärke geben) Einmischung (S.A.= immer auch politisch) Verhandeln (Koproduktion) Flexibilität (in Toleranz/ fachlicher Autonomie gefordert)
Aufgaben Sozialer Arbeit
Aufklärung bzgl. Routinen, die unmündig machen Alltagsarrangements
Ziel, Handlungsgrundlagen
Realisierung eines „gelingenderen Alltags“ durch Ermöglichung von „Praxis“ (Handeln) Indiz des Subjektcharakters (Bewusstsein (=Praxis bewusstes Handeln) in der Koproduktion dialogisch vorgehen) Zuschreibung des Subjektcharakters Praxis sinnlich-menschlicher Tätigkeit Dialogisches Vorgehen: Adressat im Fokus
Strukturmaxime der LWO
Prävention frühe Unterstützung Regionalisierung/ Dezentralisierung Planungsprozesse, ambulant vor stationär (z.B. Streetwork) Erreichbarkeit, Niedrigschwelligkeit Menschen unmittelbar nah sein Integration/ Normalisierung/ Inklusion unterschiedliche Lebenswelten akzeptieren
Partizipation/ Demokratisierung Teilhabe, Beteiligung ermöglichen
Handlungsmaxime der LWO
Vernetzen/ Planen Zusammenarbeit verschiedener Träger Politische Einmischung Mitgestaltung der Rahmenbedingungen, parteiliche Hilfe Aushandeln Konfliktbereitschaft, Gestaltungsräume ermöglichen, Ermutigung zum selbstbestimmten Handeln Reflektieren (selbst-)kritisches Hinterfragen Methodisch „offen strukturiert“ (eklektisch) Vorgaben, aber offen i.d. Anwendung
Kritische Besprechung
Theoretisch vielfältig anschlussfähig Unbestimmtheit von „Lebenswelt“ und „Alltag“ Festlegung auf „Subjektorientierung“ und „Interaktionismus“ (Leitbegriffe) Eine Theorie? Eine Grundhaltung? Ein Konzept?...