Textzusammenfassung Evans-Pritchard PDF

Title Textzusammenfassung Evans-Pritchard
Course Einführung in die Religionswissenschaft I
Institution Universität Bern
Pages 2
File Size 66.5 KB
File Type PDF
Total Downloads 34
Total Views 131

Summary

Zusammenfassung Text Evans-Pritchard...


Description

Textzusammenfassung Autor: Edward E. Evans-Pritchard Text/Publikation: E.E. Evans-Pritchard 1973: Witchcraft explains unfortunate events. You and others: readings in introductory anthropology (257): 18-32. (Evans-Pritchard benützt die Begriffe „Azande“ sowie „Zande“. Wir haben uns auf den Begriff „Azande“ geeinigt und verwenden in unserem Text nur diesen.)

Kernaussage Evans-Pritchard beschreibt die Hexerei als allgegenwärtig im Zusammenleben der Azanden. Hexerei erklärt das Auftreten von unglücklichen Ereignissen und ist als zweiter Speer nebst der rationalen Ursache (erster Speer) für diese verantwortlich. Gemäss dieser JagdMethapher ist in der Logik der Azanden eine Pluralität von Ursachen für unglückliche Ereignisse zulässig. Die Hexerei stellt somit den „missing link“ in der Verkettung von Ereignis und betroffener Person dar. Evans-Pritchard befasst sich mit dem funktionalen Beitrag dieser Vorstellung für die Gesellschaft und befasst sich mit der Rolle von Tabubrüchen, Inkompetenz sowie Wut, Neid oder Rache, welche hinter der Hexerei stecken können. Gesetze und Umgangsformen sind vom Glauben an Hexerei geprägt und es ist klar geregelt, welche Ereignisse der Hexerei geschuldet und welche auf den Bruch eines Tabus oder die Nichtbeachtung einer moralischen Regel zurückzuführen sind. Hexerei ist bei den Azanden allgegenwärtig und in jeglichen Lebensbereichen (z.B. Ackerbau, Viehzucht, Fischen oder der Jagd) anzutreffen. Anders als vielleicht zu erwarten, wird die Hexerei nicht gefürchtet, sondern dient den Azanden dazu, unglückliche Ereignisse zu erklären, welche eigentlich ausserhalb der menschlichen Kontrolle zu sein scheinen. Als Struktur-Funktionalist untersucht Evans-Pritchard die soziale Erscheinung der Hexerei auf ihren funktionalen Beitrag für die Gesellschaft. Gegen Pech oder Schicksal kann nichts unternommen werden, gegen die Hexerei allerdings schon. So wird die Stabilität innerhalb der Gemeinschaft der Azande wiederhergestellt und aufrechterhalten. Keine Erklärung für ein Unglück zu haben scheint in der Kultur der Azanden schlimmer zu sein, als die Tatsache, dass Hexerei zu jenem Unglück beigetragen hat. Die Hexerei liefert somit einen sogenannten „Missing Link“ in einer Verkettung von Ereignissen. Allerdings entfällt die Annahme von vorhandener Hexerei, wenn bei einem Vorfall andere Ursachen wie Tabubrüche, Inkompetenz oder das nichtbeachten moralischer Regeln erkennbar sind. Stirbt also eine Person an einer Krankheit, welche zuvor ein Tabu wie das Inzestverbot gebrochen hat, ist nicht Hexerei, sondern der Bruch des Tabus ursächlich für den tödlichen Verlauf der Krankheit. Obwohl die Azanden eine Pluralität von Ursachen anerkennen, sind nicht alle Vorkommnisse und Verstösse mit der Anwesenheit von Hexerei zu entschuldigen. So erklärt die Lehre der Azande, dass die Hexerei niemanden dazu verleite Ehebruch zu begehen oder unloyal zu sein. Obwohl die Azanden also genaue Vorstellungen davon haben, was der Hexerei geschuldet ist und was nicht, scheinen sie die Wirksamkeit und Wirkweise der Hexerei gemäss Evans-Pritchard kaum zu analysieren. Erläuternder Kurztext:

Evans-Pritchard erwähnt, dass die Azanden ihre geteilte Vorstellung der Hexerei kaum analysieren. So war es ihm weitgehend unmöglich jemanden zu finden, der die genaue Wirksamkeit der Hexerei erklären konnte. Es wurde häufig auf ältere Männer und Hexendoktoren verwiesen, welche allerdings kaum mehr wussten als die Laien. Verglichen mit unseren westlichen Vorstellungen über Zufall und Pech muss man anmerken, dass auch wir deren Wirksamkeit nicht analysieren, sondern sie weitgehend einfach annehmen. Anders als Zauberei (siehe Vorlesung) kann Hexerei nicht erlernt werden und wird vererbt. Zudem kann Hexerei auch unbewusst passieren, da kein Zaubertrank oder ähnliches dazu benötigt wird. Somit ist nicht jede Person mit der Gabe der Hexerei böse, sondern Hexerei kann auch unbewusst anderen Personen zugefügt werden. Anders als in unserer (westlichen) Kultur werden Unglück oder Todesfälle nicht mit Trauer, sondern meist mit Wut oder Ärger begegnet, da nicht die Natur alleine, sondern je nach dem auch Hexerei und damit Neid, Rache, etc. dahinterstecken. In christlichen Gemeinschaften würde man beispielsweise sagen „Gott wollte es so“. Durch diese Aussage wird etwas eigentlich Zufälliges und Unerklärliches mithilfe von religiösen Ansichten erklärt. Ebenso bekannt ist uns die Aussage „Es war wie verhext“. Diese Aussage fällt oft in Situationen, in denen wir mit einem anderen Ausgang gerechnet haben. Da keine logische Erklärung gefunden werden kann und man den Fehler nicht bei sich selbst sieht, greift man zur Hexerei als Verursacher. Wie bei den Azanden würde auch bei uns nicht jede*r die Situation gleich beurteilen. Eine aussenstehende Person würde vielleicht erkennen, dass ein Fehler durch Unwissenheit oder Dummheit passierte, obwohl die geschädigte Person die Hexerei als Schuldige bezichtigt. Fehler passieren somit also auch in der Logik der Azanden. Nur wenn man trotz Einhaltung der Regeln (also keinen Fehler macht) scheitert, wird der mangelnde Erfolg der Hexerei zugeschrieben. Etwas erstaunen liess uns der erste Satz in Evans-Pritchard’s Text: „Witches, as the azande concieve them, clearly cannot exist” (1973:18). Somit wird die Existenz von Hexen und Hexerei nach dem Verständnis der Azanden ausgeschlossen. Uns würde interessieren, wieso und aus welcher Perspektive Evans-Pritchard davon ausgeht. Des Weiteren fragen wir uns, ob die Azande Annahmen von normalem Krankheitsverläufen (als Beispiel) vorauszusetzen. So ging der Junge, welcher seinen Fuss an einem Baumstumpf gestossen hatte davon aus, dass seine Wunde erwartungsgemäss heilen würde. Da sie es nicht tat nahm er also an, dass Hexerei im Spiel sein müsse. Dasselbe ist bei dem Beispiel mit dem Streit der Brüder und dem darauffolgenden Selbstmord zu beobachten. Die Azande nehmen an, dass Hexerei im Spiel war, da man sich nur aufgrund von Streit nicht umbringen würde. Existiert also die Annahme, dass alle Menschen in ähnlichen Situationen gleich reagieren würden? Da ausschliesslich Negatives mit Hexerei begründet wird haben wir uns gefragt, ob auch positive Dinge wie Glück oder positive Zufälle durch Hexen und Hexerei begründet werden können.

Quelle: Podcast der Vorlesung „Schamanismus, Hexerei und der böse Blick“ bei Prof. Dr. Michaela Schäuble vom 8. Mai 2019...


Similar Free PDFs