10-Phonologisches bewusstheit PDF

Title 10-Phonologisches bewusstheit
Course Einführung in die Didaktik des Schriftspracherwerbs
Institution Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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VL Martschinke...


Description

Phonologische Bewusstheit: Def: Phonologische Bewusstheit ist die Fähigkeit die Aufmerksamkeit auf den Formaspekt der Sprache zu richten und das Wissen über die Struktur der Lautsprache anzuwenden. Im Rahmen des Schriftspracherwerbs entsteht das Wissen über die Schriftsprache-LautspracheKorrespondenz Allgemeine Voraussetzung zum Lesen lernen ist eine gewisse Abständigkeit von der Sprache. – Bsp.: ein Kind ohne phonologisches Bewusstheit sagt, dass das Wort Zug länger ist als das Wort Lokomotive. Wissen über Sprachformen zu erwerben scheint nicht einfach zu sein. RenateValtin (1986) berichtet von Kindern, die noch am Ende der ersten Klasse meinten, dass Sätze nur aus Nomen und Verben bestehen. Sie konnten z.B. Artikel und Adjektive nicht ausgliedern. Valtin hat einen Vorschlag über die Entwicklung der Sprachbewusstheit gemacht: 1. Im Vorschulalter – Stufe ohne sprachliche Bewusstheit 2. kurz vor der Schulzeit kommt es zu einer implizierten Bewusstheit 3. In der Schule folgt dann die Stufe der expliziten Bewusstheit und die Fähigkeit Sprachstrukturen zu reflektieren Man kann auch zwischen phonologischer Bewusstheit im engeren und im weiteren Sinne unterscheiden. Im weiteren Sinne: – strukturelle Oberflächenmerkmale von Wörtern – typische Fähigkeiten: Erkennen von Reimen, Segmentieren von Wörtern in Silben Im engeren Sinne: – ist auf Mikroeinheit der Wörter (Phoneme) gerichtet – typische Fähigkeiten: Anlaut/Endlaut erkennen, Innenlaut durch andere Laute ersetzen Forschungsstand: –

phonologische Bewusstheit im Vorschulalter korreliert mit dem Lernerfolg in Lesen und Schreiben in der Grundschule

bekannte Studie: (Lynette Bradley und Peter Bryand) – haben Alliterations- und Reimaufgaben bei 4-5 Jährigen getestet und haben dann später die Lesefähigkeit der Kind getestet Ergebnis: Positive Werte in phonologischer Bewusstheit trugen signifikant zur Erklärungs- und Lesefähigkeit bei

Weitere Studienergebnisse: Karin Landehr und Heinz Wimmer: – Aufgabe: Inlaute einsetzen in der ersten Klasse. Hat Prognosefähigkeit für 4 Klasse Wolfgang Schneider: – phonologische Bewusstheit bedeutenderer Indikator als Intelligenz Bei der Entwicklung der phonologischen Bewusstheit tritt der Matthäuseffekt ein. D.h.: Wer viel hat dem wird gegeben wer wenig hat dem wird genommen gutes phonologische Bewusstheit = guter Leser schlechte phonologische Bewusstheit = Wechselwirkung schwache Lesemotivation und mangelne familiäre Lesekultur führen zu Leseversagern. Trainingsstudien: –

phonologische Bewusstheit trainieren

Bsp. Für Trainingsstudien in der ersten Klasse: 1. Positions-Lautanalyse-Training (d.h. Kinder mussten unterschiedliche Positionen von Lauten identifizieren (Anlaut, Inlaut, Endlaut) 2. Lautsequenzen kurzer Wörter analysieren Folgen: Im Vergleich der Trainingsgruppe mit einer Kontrollgruppe wurde deutlich, das die Trainingsgruppe weit überlegen war. Sie waren besser in Lesen und Rechtschreiben, wobei Studie 2 sogar noch effektiver als Studie eins war. Außerdem profitieren vor allem intelligenzschwache Kinder. Metaanalyse von: Adriana Bas und Marius von Izendoorn – Metaanalyse zum Training phonologische Bewusstheit – Verfahren, bei dem Ergebnisse einer großen Anzahl von Trainingsstudien statistisch miteinander verrechnet werden – phonologische Bewusstheit Effektgröße: d = .73 Lesen im Nachtest: Effektstärke d = .70 daraus folgt: mittlerer bis starker Effekt – d.h. Training war erfolgreich – Trainings fallen gruppiert nach Kindergarten und Grundschule sehr unterschiedlich aus Kindergarten: phonologische Bewusstheit = 1.10 lesen = 1.30 Grundschule: phonologische Bewusstheit = 0.50 lesen = 0.54 Deutung: Hauptgrund für niedrige Effektstärke in der Grundschule ist dass die meisten Kinder , auch die in der Kontrollklasse, durch systematischen Schriftspracherwerb phonologische Bewusstheit erlangen können und sich dadurch Unterschiede zwischen Trainings- und Kontrollgruppe abschwächen.

Neuer Methodenstreit – Seit den 80er Jahren in Deutschland und den USA heftige Diskussionen um die richtige Methode im Schriftsprachlichen Anfangsunterricht – eher direkte oder eher indirekte Unterweisung? – In den USA heftig auf allen Ebenen in der Gesellschaft ausgetragener „Lesekrieg“ dieser führte zu einer Prüfung empirischer Studien und Metaanalysen eines nationalen Gremiums – Hauptergebnis und Empfehlung des National Reading Panel: (2000) - direkte Hinführung zur alphabetischen Struktur der Schrift wird empfohlen, ausschlaggebend war Metaanalyse zu Wirkung phonemischen Unterweisungen – aber auch whole language approach gewürdigt und empfohlen einige Unterrichtsmerkmale beizubehalten – Zauberwort: „balance teaching“ – amerikanische Situation nicht vollständig auf unsere übertragbar, da unsere Sprache phonologisch regelmäßiger ist – aber auch bei uns können empirische Studien helfen, den Einfluss eher direkter oder indirekter Unterrichtsmethoden auf Lesen und Schreiben abzuklären. Da die phonologische Bewusstheit zentrale Rolle spielt wurde sie in zahlreichen Studien miteinbezogen Ergebnisse aus dem Nürnberger Projekt zur phonologischen Bewusstheit: – – –



1997-99 ein von der DFG gefördertes Projekt zur phonologischen Bewusstheit an Institut für Grundschulforschung an FAU Erlangen-Nürnberb 15 Klassen aus Umgebung beteiligt Schriftsprachlicher Anfangsunterricht unter drei verschiedenen Methoden – in fünf Klassen zusätzliche Förderung durch leichter lesen und schreiben lernen mit Hexe Susi (von Sabine Martschinke und Maria Forster) (Trainingsklasse) – in fünf Klassen entwicklungsorientierter Unterricht im Schriftspracherwerb(die Kinder schrieben von Anfang an mithilfe der Anlauttabellen, Lesen erwarben sie individuell und zeitlich später als verschriften, Material und Fördermaßnahmen orientierten sich an Entwicklungsstand der Kinder) – fünf Klassen traditioneller Fibelunterricht mit Differenzierungsangebot das am Nürnberger Institut entwickelte Diagnoseverfahren Rundgang durch Hörhausen wurde zu Schuljahresbeginn und zum Halbjahr – also vor und nach dem Training eingesetzt

Kann das Training phonologische Bewusstheit fördern? – zum Halbjahr bereits Unterschiede zugunsten der Trainingsgruppen gegenüber zu „normalen Unterrichtsbedingungen“ – besonders Kinder mit niedriger phonologischer Bewusstheit scheinen zu profitieren – Streuung zwischen niedrigen und hohen Werten nimmt ab – bei Leseverständnis Ende des zweiten Schuljahres zwischen Trainingsklassen und Fibel bzw. Entwicklungsorientierten Klassen zugunsten Trainingsklassen. – Lesefertigkeit Leistungsschere bereits Mitte des 2. Schuljahres geöffnet. Am Ende des Schuljahres vergrößert sich der Effekt nochmal – kein vergleichbarer Einfluss auf Rechtschreibung. Am Ende der 2. Klasse nähern sich die Mittelwerte aller Gruppen an Lohnt sich ein Training im ersten Schuljahr? – es gibt Kinder die durch Schriftferne Umwelt nicht genügend phonologische Bewusstheit entwickeln können. Dadurch weniger Anknüpfpunkte zum Aufbau Schriftsprachlicher Kompetenzen – Günstig wäre Förderung im Kindergarten, dies ist jedoch bei der heutigen Konzeption des



Kindergartens nicht umsetzbar. Außerdem ist der Kindergarten nicht verpflichtend für alle Kindergarten Deshalb sollte spätestens mit Schulbeginn kompensatorische Förderung beginnen, da nur in der ersten Zeit eine gewisse Plastizität gegeben zu sein scheint

Der Rundgang durch Hörhausen: – –

Diagnoseverfahren, dass die Lehrer informiert, inwieweit ein Kind Lernvoraussetzungen im Schriftspracherwerb besitzt dazu gehört u.a. Sprache in Silben zu gliedern, Reimen, vergleich von Wörtern bezüglich An- und Endlaut

Die Konzeption des Diagnoseverfahrens: – Erfassung proximaler schriftsprachnaher Variablen, um Risikokinder herauszufiltern und entsprechend zu fördern – erhebt neben einigen Aufgaben zu speziellen Vorkenntnissen auch die phonologische Bewusstheit – bei der phonologischen Bewusstheit wird nochmal zwischen phonologischer Bewusstheit engeren und im weiteren Sinne unterschieden – Kinder die hohe phonologische Bewusstheit besitzen durchlaufen den Prozess des Schriftspracherwerbs in der Regel relativ problemlos, Kinder mit niedrigen Werten sind dagegen gefährdet – eine frühe Diagnose und Prognose gewährleistet eine frühzeitige Förderung Durchführung: – Einzeltestverfahren, dass ca. 30-40 Minuten in Anspruch nimmt – imaginärer Rundgang durch Hörhausen wo die Kinder bestimmte Aufgaben erledigen müssen – die Umsetzung mit entsprechendem Material wirkt motivierend – bei allen Aufgaben sind maximal 8 Punkte zu erreichen, so dass bei der phonologischen Bewusstheit im engeren und im weiteren Sinne jeweils 24 Punkte zu erreichen sind – die Erfassung schriftsprachlicher Vorkenntnisse fließt nicht mehr in die Bewertung mit ein – S. 59 nochmal genauere Übersicht über alle Aufgaben Wie kann der Rundgang durch Hörhausen eingesetzt werden? – parallel zum Unterricht in den ersten beiden Schulwochen unter ökonomischen Überlegungen nicht sinnvoll – an manchen Schulen nur auffallende Kinder diagnostiziert, diese Aufgabe übernimmt auch oft die Förderlehrerin – weitere Möglichkeit sogenannte Kurzskala mit zwölf Aufgaben bei Schulärztlichen Untersuchung, auffällige Kinder werden dann nochmal mit der Langfassung konfrontiert – unproblematischste Lösung: Aspekte raus greifen und in Spielsituationen umsetzen...


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