12 Aggressionen - Wintersemester PDF

Title 12 Aggressionen - Wintersemester
Course Sozialpsychologie
Institution Technische Universität Dresden
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Wintersemester...


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VL12 SP – Aggression 12.1 Definition und Messung • Aggression: Form von Verhalten, die darauf abzielt, anderem Lebewesen zu schaden oder es zu verletzen, wobei anderer motiviert, solche Behandlung zu vermeiden • feindselige Aggression: Verhalten zielt auf Verletzung anderer ab, psychisch o. Physisch, motiviert durch Feindseligkeit/Ärger • instrumentelle Aggression: Verhalten zielt auf Verletzung anderer ab, motiviert durch andere Motive (z.. politische Gründe, Wohlstand, …) Beobachtung aggr. Verh. • Typ. i. Laborexperimenten → Verhalten in Abhängigkeit von Bedingungsvariablen analysiert • VP → Möglichkeit, Verhalten zu zeigen, dass von Absicht geleitet, anderer Person zu schaden (ohne tatsächl. Schaden), z.B: Stromstoß, „Hot sauce“-Paradigma, Lärm, … Erfass. v. Berichten über aggr. Verhalten • Aggression Questionnaire: Mess. Stabiler indiv. Unterschiede in Persönlichkeitsmerkmal Aggression, auch Einschätzung durch Dritte (z.B. Bezugsperson, Eltern, Lehrer) 12.2 Aggressionstheorien 12.2.1 Biologische Ansätze 12.2.1.1 Dampfkesselmodell (Konrad Lorenz) 🦆 • Etholog. Erklärung aggr. Verhaltens • Annahme: Innerhalb Organismus ständig aggr. Energie produziert, äußere Reize bewirken Freisetz. Aggr. Energie → steigt Energiemenge auf best. Niveau ohne dass äußere Stimuli sie zum Ausbruch bringen „läuft Dampfkessel über“ → sponate Aggression • für Mensch nicht bestätigt 12.2.1.2 Verhaltensgenetik • Zwillings-/Adoptionsstudien: bis zu 50% Varianz in Aggression durch genet. Faktoren • Interaktion m. Umweltfaktoren: Studie Caspi et al. ◦ Untersuch. 2 Formen des MAOA-Gen (normal langes, defekt kurzes) ◦ VP als Kind missbraucht (situationaler Faktor) o. Nicht ◦ Defektes Gen allein kein Einfluss auf spätere Gewalt, Kombi beider Faktoren → Wkt. 3 mal höher 12.2.1.3 Hormonelle Erklärungsansätze • Befunde uneindeutig • Testosteron, Cortisol 12.2.2 Psychologische Theorien 12.2.2.1 Frustrations-Aggressions-Hypothese • Grundlage in Freuds Auffassung von Aggression als Trieb im Sinne des Lustprinzips (Aggression geleitet von Bedürfnis, Frustration zu vermeiden) ◦ Aggr. Dabei nur eine Möglichkeit des Umgangs mit Frustration • Annahme: Blockier. Zielgerichteter Aktivität (Frustration) → erhöhte Wkt. Aggression ◦ zusätzl. Abh. Von anderen Faktoren ◦ Aggr.verschieb.: Tendenz, auf Frustration m. Aggression zu reagieren, richtet sich nicht auf ursprüngl. Quelle der Frustration, sondern leichteres Ziel ◦ Aggr. Hinweisreize: Situative Hinweisreize m. Aggr. Bedeut., die Zugänglk. Aggr. Kognitionen erhöhen

VL12 SP – Aggression •

Rolle aggressiver Hinweisreize: Studie von Berkowitz & LePage (1967): ◦ Versuchpersonen sollen anderen Versuchsperson (Confederate) Stromstösse vergeben ◦ UV1: Frustration durch negative Rückmeldung durch Confederate (ja vs. Nein) ◦ UV2: Anwesenheit von Waffe: ja vs. Nein ◦ AV: Anzahl verabreichter Elektroschocks an Confederate

12.2.2.2 Lernen und Aggression • Annahme: Aggressives Verhalten erlernt durch: ◦ Direkte Verstärkung (z.B. Lob f. Aggressives Verhalten) ◦ Modelllernen (Lernen durch Nachahmung) → Bsp. Bobo-Doll-Paradigma (Bandura) 12.2.2.3 Sozial-kognitive Modelle • Sozialverhalten im Allg., aggressives Verhalten im Speziellen bestimmt durch abstrakte Repräsentationen angemessener Verhaltensweisen in unterschiedlichen Situationskontexten ◦ Aggressive Skripts: Kognitive Repräsentationen darüber, wann und in welcher Form man aggressives Verhalten zeigt ◦ Bsp.: Kind reagiert whd. i. Konfliktsituationen m. Aggressivem Verahlten → Konflikt zu seinem Vorteil beendet → Entw. d. Skripts → Aktivier. d. Skripts wahrscheinlicher in zukünftigen Konfliktsituationen → weitere aggressive Situationen 12.2.2.4 Allgemeines Aggressionsmodell (GAM, Anderson, 2000)

VL12 SP – Aggression 12.3. Personale und situative Bedingungen aggressiven Verhaltens 12.3.1 Individuelle Unterschiede in der Aggressionsbereitschaft • Aggressivität als Persönlichkeiseigenschaft ◦ Längsschnittstudien: Bereitsch. Zu aggr. Verh. Relativ Stabil (v.a. bei sehr hoher/sehr niedriger Ausprägung) • Feindseliger Attributionsstil ◦ Tendenz, Person die Scahden verursacht, feindl. Absicht zu unterstellen, wenn unklar, ob absichtlich o. Aus Versehen (→ sagt stärkere Neigung zu aggr. Verhalten hervor) • Geschlechtsunterschiede ◦ Männer i. Kriminalstatistik zu Gewaltverbrechen überrepräsentiert (8:1) ◦ Unterschiede f. Verbale und physische Gewalt ◦ keine Unterschiede relationale Gealt (Beschäd. v. Beziehungen) 12.3.2 Hohe Temperaturen • Höhere Temperaturen verbunden mit steigender Aggressivität • mehr Gewaltdelikte in heißen Regionen, selbst wenn andere Faktoren kontrolliert (z.B. Arbeitslosigkeit, Einkommen) • Attributionale Prozesse ◦ Arousal steigt durch Hitze (Menschen sind sich Ursache oft nicht bewusst) ◦ Bei Konfrontation m. Ärgerauslösenden Umständen→ Attribution des Arousals auf Person/Umstand ◦ Folge: Gesteigerte Gefühle von Wut, die zu Aggression führen können

12.3.3 Gewalt in den Medien • Annahme: Ausstrahlung von Mediengewalt •

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steigert aggressives Verhalten Copycat Violence: Nachahmung spezifischer gewaltsamer Akte dargestellt inMedien ◦ Bsp.: März 1981 versuchte John Hinckley Jr., Präsident Ronald Reagan zu ermorden, nachdem er den Film Taxi Driver sah, in dem diese Tat dargestellt wurde Evidenz: Menschen aggressiver wenn Gewaltdarstellung i. Medien konsumiert Jugendl. Kriminelle → aggressiveres Verhalten in Minimum-Security-Gefängnis Männl. Studenten verwenden stärkere Schocks bei weibl. Confederate, wenn sie verärgert waren und aggressives Material sahen Gewalthaltige Pornographie steigert die Befürwortung von Aggression gegen Frauen Neigung, nach entsprechendem Film aggressiver zu werden, wenn sie sich mit Verursacher des Gewaltaktes identifizieren •Aggression steigt, wenn Film gerechtfertigte Gewalt zeigt ฀ Gewalt Gewalt gegen gegen „böse „böse Menschen“

VL12 SP – Aggression •

VPn Aufmerksamkeit von aggressivem Inhalt auf ästhetische Merkmale des Films verlagert → weniger wahrscheinlich, dass sie sich anschließend aggressiver verhalten

Mechanismen (Krahé, 2001) Konsum v. Mediengewalt erhöht „accessibility“ f. aggr. Gedanken u. Gefühle • Beobachtung aggressiven Verhaltens kann Lernprozesse auslösen: Aggression wird häufig belohnt, Modellernen • Habituation:langfristiger Konsum v. Mediengewalt führt zu Abstumpfung ฀ Gewalt Verringertes gegen „böse Mitgefühl mit Opfer • Indirekter Effekt durch Förderung eines feindseligen Attributionsstils 12.3.4 Gewalt in Videospielen • 20. April 1999 Amoklauf zweier Schüler (Eric Harris & Dylan Klebold) in der Columbine High School in Littleton, Colorado • •

VL12 SP – Aggression



Drittvariablen u. Scheinassoziationen ◦ Gewalt/Aggression unter Jugendl. Rückläufig, trotz Zunahme an Konsum v. Gewalt in Medien/Spielen→ Zusammenhänge aufgr. v. Drittvariablen ▪ Depression → Prädiktor f. Aggr. Verhalten/Konsum v. Mediengewalt ▪ Aggressivität in Peer Group: Aggr. Verh./gewalthaltige Videospiele wahrschl. Bei Kindern gl. Gruppe ▪ Gewalt in Familie → gewalthaltige Atmosphäre (Kommentare, harte Strafen, emot. Leiden) → starker Prädiktor f. Aggr. i. Kindheit, assoziiert m. Tendenz zu Mediengewaltkonsum

12.3.5 Soziale Zurückweisung • Evolution: Integration in Gruppe verbunden m. Vorteilen ◦ soz. Zurückweisung aktiviert Gefahren-Abwehrsystem, steigert Arousal, Cortisol, aggr. Abwehrverhalten • Zurückgewiesene berichten stärkere chronischen physischen Schmerz und Erkrankungen (Ball-tossing Paradigma, Untersuch. Schmerzhafter Konsequenzen)

VL12 SP – Aggression 12.3.6 Ungleiche Einkommensverteilung • ökonom. Faktor: Level ungl. Einkommensverteilung (Grad, i. d. Sich Reiche von Armen i. Jahreseinkommen und Nettovermögen unterscheiden) • Untersuch.: Grad d. Ungleichheit anhand Untersch. zw. Oberen und unteren 20% der Gesellschaft → Ergebnis hohe ökonom. Ungleichheit: Durchschnittsbürger wahrschl. ermordet/vergewaltigt/angegriffen als in Ländern m. Niedr. Ungleichheit 12.4 Kultur und Aggression • Kulturelle Unterschiede im Ausdruck von Aggression ◦ Yanomami im Amazonas: Aggression in Kindheit gefördert • Bestimmte Werte/Verhaltensweisen, wie Selbst und Andere gesehen ฀ Gewalt Mitglieder gegen einer „böse Kultur aggressiver/ gewalttätiger als andere • Culture of Honor ◦ Mitglieder haben starke Bedenken um ihren Ruf und den anderer ▪ Bedenken führen zur Festigung von Regeln der Höflichkeit und wie Anerkennung anderer erkannt wird ฀ Gewalt Stabilität gegen in sozialen „böse Beziehungen, reduziert Gewaltrisiko ▪ Bedenken machen Mitglieder sensitiv gegenüber Herabwürdigungen/Beleidigungen ฀ Gewalt gewillt,gegen mit Gewalt „bösezu antworten, um Ehre zu schützen/wiederaufzubauen • Studie von Cohen et al., 1996 ◦ Sehen Südstaatler Beleidigungen als Schädigung ihres Rufs u.verhalten sich im Anschluss aggressiver und dominanter? ◦ Situation im Labor: VP wird im Flur des Unigebäudes angerempelt, als„asshole“ bezeichnet ◦ Ergebnisse (Südstaatler vs. Nordstaatler): ▪ Fühlen sich in Männlichkeit bedroht, stärker verärgert und bereit für Aggression (Anstieg an Cortisol + Testosteron), im Anschluss verstärkt aggressives und dominantes Verhalten 12.5 Psychologische Prävention und Intervention 12.5.1 Katharsis • Katharsishypothese: symbol. aggr. Verhalten kann Abbau aggressiver Spanung bewirken • Grundgedanke aus griech. Tragödie, dass Zuschauer durch Betracht. dramat. Konflikts m. Auflösung auf der Bühne „emot. Reinigung“ erfuren → Forschung zeigt jedoch: symbol. Auseinandersetzung m. Aggression verstärkt diese ◦ Erklärung: Symbole dienen als aggr. Hinweisreiz („Prime“) 12.5.2 Bestrafung • Nur aggressionsmindern, wenn mehrere Bedingungen erfüllt: ◦ hinreichend unangenehme Bestrafung ◦ hohe Auftretenswkt. ◦ Neg. Erregung darf nicht zu hoch sein, sonst rationales Abwägen blockiert ◦ abnehmbare Verh.alternativen verfügbar ◦ Strafe unmittelbar nach aggr. Verh. • Wenn nicht erfüllt: Bestrafung kontraproduktiv → Fkt. Aggr. Hinweisreizes, erhöhte normative Akzeptanz v. Aggression 12.5.3 Ärgerbewältigung Anger-management Training → Ansatz zur Aggr.verhinder., in dem aggr. Personen lernen, ohren Ärger zu regulieren...


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