Essay Ukrainekonflikt PDF

Title Essay Ukrainekonflikt
Course Einführung in die Theorien der Internationalen Beziehungen
Institution Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Wintersemester 2020 Theorien der internationalen Beziehungen Übung: Essay (Christiane Heidbrink) Verfasser: Yigit Bilgin

Ukrainekonflikt aus russischer Perspektive Essay

Die Proteste, die im November 2013 in der Ukraine begannen, eskalierten mit der Stationierung russischer Militäreinheiten auf der Krim und entwickelten sich zu einer großen Krise. Die Annexion der Krim durch Russland und die Ereignisse in der Ostukraine führten zum Tod von über 6.000 Menschen. Im Folgenden wird kurz skizziert, wie die Lage in der Ukraine war und wie sich der Machtkampf der Außenmächte in der Ukraine entwickelte. Im Anschluss daran wird gefragt, womit sich der Konflikt in der Ukraine entsprechend des Realismus aus russischer Perspektive erklären lässt. Die Ukraine, die 1991 ihre Unabhängigkeit erklärte, erlebte seitdem einen Kampf zwischen der Europäischen Union und Russland um Einfluss. Als der Europäischen Union unterstützte Juschtschenko 2004 die Wahl gewann, auch bekannt als die Orangene Revolution, sah Russland die Annäherung eines strategisch wichtigen Nachbarn, den „West Wing“ als Bedrohung an. Russland wollte die engen Beziehungen der ehemaligen Ostblockländer zu dem Westflügel verhindern. Wie man damals in Georgien erlebt hat, sogar eine klare militärische Bedrohung. Warum die Rückeroberung verlorener Einflussszonen des alten Sowjetunions für Russland sehr wichtig ist, wird mit dem außenpolitischen Verständnis des Realismus veranschaulicht.

Seit 1990 fühlt sich Russland mehr und mehr von den NatoMitgliedern im Westen eingekesselt. Durch die Möglichkeit, dass Pufferzonenländer wie die Ukraine und Weißrussland Mitglied der Nato werden könnten, befruchteten die Russen einer Stationierung der amerikanischen Truppen an ihren

Grenzen. Eine solche Bedrohung würde seine Sicherheit und seinen Einflussbereich gefährden. „Bereits 2008 kam Putins Revisionspolitik in Georgien zum Tragen, als es ihm gelang, verlorene Einflusszonen des alten Sowjetimperiums zurückzuerobern. Der Untergang der Sowjetunion ist in den Augen Putins „die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. Sein Hauptziel ist eine neue „Eurasische Union“ unter russischer Führung.“ (Hacke 2014, S.107)

Russlands Reaktion darauf ist realistisch zu bewerten. Eine mögliche amerikanische Invasion an den Grenzen drängt Russland, sich zu verteidigen. Durch die Unterstützung von Janukowytsch, der enge Beziehungen zu Russland hatte, versuchte Russland, seine regionale Macht zu behalten (keep power). Wegen Sanktionen wie der Schließung der Erdgasleitung wurde 2013 der EU-Vertrag ausgesetzt und die Ukraine durfte sich nicht an die Nato und EU wenden. Der Einfluss der westlichen Mächte in der Region durfte nicht zunehmen, und mit der Schließung der Erdgasleitung wurde der Ukraine gezeigt, wer die Macht hat (demonstrate power). Außerdem ist die Annexion der Krim ein klares Zeichen dafür, dass Russland seine Macht durch die Erweiterung seines Einflussbereiches vergrößern will (increase power). “He responded by taking Crimea, a peninsula he feared would host a NATO naval base, and working to destabilize Ukraine until it abandoned its efforts to join the West.” (Mearsheimer 2014, S. 77.)

Zurückkommend auf das Verständnis von Realismus, hat Russland die drei Formen der Macht ausgeübt. Durch die Unterstützung interner Unruhen und gegensätzlicher Ansichten in der Ukraine verhinderte Russland, dass sich die Dynamik in der Region zu seinem Nachteil veränderte. Durch die Schließung der Erdgasleitung hat Russland der Ukraine und der Welt gezeigt, wer die Macht hat. Mit manipulierten Abstimmungen und militärischen Aktivitäten hat Russland die Krim besetzt. Die vom Realismus verteidigte Anarchie im internationalen System belässt die Ukraine unter Besatzung.

Literatur: Mearsheimer, John J. 2014. „Why the Ukraine Crisis is the West’s fault. The liberal delusions that provoked Putin“. In: Foreign Affairs, 93:5, S. 77-89.

Hacke, Christian. 2014. “Revival der ‘Hard Power’. Russlands Politik fordert den Westen heraus”. In: Die politische Meinung, 59:526, S. 106-112....


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