Konstruktivismus Referat PDF

Title Konstruktivismus Referat
Author Maria Sebald
Course Ausgewählte Forschungsfelder der Grundschulpädagogik und-didaktik
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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Summary

und Lernkonzepte Konstruktivistische Lerntheorie Definition von nach Einsiedler (2014): die Gestaltung von Unterricht bedarf es einer umfassenden, da die Prinzipien und Formen des Lernens nicht einfach aus Lerntheorien abgeleitet werden Es geht um: Gestaltungsmerkmale d. Lernumgebung vor allem die F...


Description

Lehr- und Lernkonzepte Konstruktivistische Lerntheorie Definition von Lehr-Lern-Theorie nach Einsiedler (2014): „Für die Gestaltung von Unterricht bedarf es einer umfassenden, eigenständigen Lehr-Lern-Theorie, da die Prinzipien und Formen des Lernens nicht einfach aus Lerntheorien abgeleitet werden können.“ Es geht um: Gestaltungsmerkmale d. Lernumgebung  vor allem die Formen d. selbstgesteuerten Lernens benötigen eine sorgfältige Vorbereitung d. Lernumgebungen von Seiten d. Lehre  Funktionen von Lehren: Lernen initiieren und unterstützen und Lernergebnisse sichern). Definition von Lernen nach Einsiedler (2014): „Unter Lernen versteht man die relativ dauerhafte Veränderung psychischer Dispositionen durch Auseinandersetzung mit Umweltgegebenheiten (also nicht durch innere Reifung). Dieses Lernen umfasst vor allem den Erwerb von deklarativem Wissen und prozeduralem Wissen.! Definition von Konstruktivismus nach Woolfolk (2008): „Der Konstruktivismus ist eine Lernauffassung, nach der Lernen nicht nur als das Empfangen und Verarbeiten von Informationen gesehen wird. Lernen ist vielmehr die aktive und individuelle Konstruktion von Wissen.“

Konstruktivismus (Lerntheorie ab 1970er) Werning 1998:

„Die Gedanken, die man entwickelt, sind immer die eigenen Gedanken, welche aus den bisherigen Gedanken entstehen und mit der eigenen Individualität, biografischen Gewordenheit und situativen Einbettung verbunden sind.“

 Annahme: Prinzipien d. Konstruktivismus 1) Beziehung zwischen Organismus + der ihn umgebenden Umwelt -

Eine direkte Abbildung bzw. ein direktes Erkennen des umgebenden Milieus ist für ein Subjekt unmöglich. Die vom Organismus entwickelte Erfahrungs- / Lebenswelt basiert auf den Möglichkeiten und Grenzen d. eigenen subjektiv determinierten Erfahrungsfähigkeit, d.h. jedes Subjekt konstruiert sich seine Wirklichkeit selbst und der Wissenserwerb ist eine aktive Konstruktion auf Basis vorhandener Vorerfahrungen.

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Jede Äußerung ist lediglich eine Beobachterbeschreibung Objektive Aussagen gibt es demnach nicht! (Eine Aussage sagt mehr über das Subjekt an sich aus als über das Ausgesagte.  Wirklichkeit + Beobachter bedingen sich gegenseitig.)

2) Verständnis vom lernenden Subjekt  Grundlegende Merkmale e. Individuums (aus konstruktivistischer Perspektive): 1) Strukturdeterminiert (die interne Struktur von Personen bestimmt, wie sie sich mit Anregungen aus der Umwelt auseinandersetzt) 2) Selbstreferentiell (jede Handlung wirkt auf ihre Struktur zurück und kann diese bestätigen oder verändern) 3) Nicht-trivial (nicht Input = Output (wie z.B. Schreibmaschine), z.B. Wie ein S. (= nicht-trivialer Organismus) durch eine Lehreraussage beeinflusst wird, hängt von seiner situativen Strukturdeterminiertheit ab. Dennoch: berechtigte Versuche, durch Übung Verhalten zu trivialisieren: z.B. bei Erlernen d. Einmaleins oder RS) Entweder man trivialisiert S. in ihrem Handeln (z.B. Einmaleins / Rechtschreibung) oder man ermöglicht, fördert, unterstützt die Vielfalt + Individualität! „Pädagogisches Handeln muss berücksichtigen, dass Lehren immer das Anregen von Selbstlernen (z.B. Konstruktionen hinterfragen / überprüfen / weiterentwickeln…) eines autonomen Subjekts ist, dessen subjektive Erfahrungsbereiche Ausgangs- und Bezugspunkt der individuellen Gestaltung + Entwicklung d. Individuum-Umwelt-Beziehung darstellen.“

Hauptmerkmale d. Konstruktivismus Lernen als Conceptual Change (= Prozess d. Veränderns von Konzepten) 



Bedingungen des Wechsels von Konzepten, wenn: - Lernende mit vorhandenen Vorstellungen unzufrieden sind (dissatisfaction) - neue Vorstellungen logisch und verständlich sind - neue Vorstellungen einleuchtend und plausibel sind - neue Vorstellungen in ihrer Anwendung fruchtbar sind Konzeptwechsel sind als weiche (Wissensausdifferenzierungen) und harte Umstrukturierungen (Neuaufbau von Wissen) möglich

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Berücksichtigung emotionaler Faktoren Alltagsvorstellungen werden nicht ersetzt, sie behalten in angemessenen Bereichen ihre Gültigkeit

Formen des Konstruktivismus: 1. Radikaler Konstruktivismus (Glasersfeld, Maturana, Varela, Foerster) Kritik am radikalen Konstruktivismus:  Selbststeuerung des Lernprozesses und autonome Lerner  Nicht planbare Lernprozesse Terhart (1999): Verzicht auf jede Art von Konstruktion  Entwicklung eigener Interpretationen von Phänomenen und Problemen  Rolle der Lehrkraft?  Eigenaktive Konstruktionen (Vermittlung nicht möglich) Keine empirische Überprüfung  Keine objektiven Lernziele (kein Festlegen von Inhalten) 2. Sozialer Konstruktivismus (Wygotsky)  Wissen wird in Gemeinschaften ausgehandelt  Wissenserwerb ist von sozialen Kontextfaktoren abhängig  Berücksichtigung der sozialen Bedingtheit der schulischen Lernprozesse 3. Situiertes Lernen (Greeno)  Lernen und Wissenserwerb abhängig von personeninternen und externen Faktoren (materielle Lernbedingungen und soziale Umwelt)  Bedeutungskonstruktion beim Lernen ist abhängig von der Situation, in der gelernt wird  träges Wissen soll vermieden werden  Kernideen des situierten Lernens (Reinmann-Rothmeier/Mandl (1999)) - Denken und Handeln eines Individuums lässt sich nur im Kontext verstehen - Lernen ist stets situiert - Wissen wird durch das wahrnehmende Subjekt konstruiert - Wissen ist in einer Gesellschaft immer geteiltes Wissen (gemeinsame Konstruktion im sozialen Dialog) - Authentische Kontexte fördern Transfer von Wissen  Instruktionsansätze - Anchored Instruction-Ansatz ( Vanderbilt 1993, 1997) - Cognitive Flexibility-Theorie (Jacobson/Spiro 1992) - Cognitive Apprenticeship-Ansatz (Collins/Brown/Newman 1989) 4. Moderater Konstruktivismus (Gerstenmaier / Mandl)  Mittelpunkt = das handelnde Subjekt, der aktive selbstgesteuerte, selbstreflexive Lerner

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Lehrende als Mitgestalter und Unterstützer in Lernumgebungen Gemeinsame Kernideen (mit vorherigen Formen): - aktiver Lerner, der Wissen in sozialen Kontexten weitgehend selbstgesteuert konstruiert - Einbeziehung authentischer Aufgaben, bedeutungsvoller Kontexte und multipler Perspektiven Lernprinzipien nach Wolff (1994): - Lerninhalte vorab nicht fixieren und systematisieren - Lernziele werden von Schülern erarbeitet (Auseinandersetzung mit der Umwelt) - Lernumgebungen müssen authentisch und komplex im Sinne der realen Wirklichkeit sein - Lernen des Lerners ist eines der anspruchsvollsten Kennzeichen konstruktivistischen Lernens - Kooperatives Lernen ist notwendig Lernprinzipien nach Dubs (1995): - Orientierung des Unterrichts an komplexen, lebens- und berufsnahen, ganzheitlich zu betrachtenden Problembereichen - Lernen als aktiver Prozess - Kollektives Lernen als große Bedeutung - Bedeutsamkeit von Fehlern - Ausrichtung der Lernbereiche auf Vorerfahrungen und Interessen - Bedeutsamkeit der Gefühle und persönliche Identifikation - Evaluation des Lernerfolgs richtet sich auf die Fortschritte beim Lernprozess

Kritik am moderaten Konstruktivismus (Renkl/Gruber/Mandl)       

Notwendigkeit passender Unterstützung in komplexen Lernumgebungen Notwendigkeit, Lerner für komplexes Lernen zu motivieren und vorzubereiten Aufmerksame Beobachtung des Verhältnisses, in dem lernrelevante zu nichtrelevanten Aktivitäten stehen (in komplexen Lernumgebungen) Bei mangelnder Anleitung und zu hoher Komplexität kann es zu einer Überforderung kommen Notwendigkeit einer Anpassung der Lernsituationen an das Niveau der Lernenden Renkl 1995 bestätigt negative Effekte Weinert 1996: Probleme fallen ins Gewicht, wenn ausschließlich dieses Modell praktiziert wird  zu anspruchsvolle Inhalte, Aufgaben und Ziele führen ohne qualifizierte Voraussetzungen auf Seiten der Lernenden mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Lerndefiziten, fehlerbehafteten Kenntnissen und Misserfolgserlebnissen

Gegenposition: ( Helmke/van Aken (1995)) Multikriteriale Zielerreichung (im kognitiven, motivationalen und Persönlichkeitsbereich) lässt sich durch einen instruktionalen, unterstützenden Lehrerstil erreichen!!

Instruktionismus  

Rezeptiver Prozess: Lehrkraft als „didactic-leader“  Lehrkraft vermittelt den S. die objektive Wirklichkeit. Lehrerzentriert  Lehrkraft steuert + strukturiert den Lernprozess aktiv.

Konstruktivistischer Unterricht Wiater 2009: „Lernen ist ein aktiver Prozess individueller Selbstorganisation in übergeordneten Systemen. Jeder Schüler ist ein personales Handlungssystem, das sein Wissen, Fühlen und Können auf individuelle Weise konstruiert. Der Lernende übernimmt von Anfang an die Verantwortung für seinen Lernprozess selbst.“  



Lehren ist nicht die Vermittlung und Lernen ist nicht die Aneignung eines extern vorgegebenen, objektiven Zielzustandes. Lehren ist die Anregung des Subjekts, seine Konstruktionen von Wirklichkeit zu hinterfragen, zu überprüfen, weiterzuentwickeln, zu verändern usw. Kennzeichen von Unterricht ist ein geg. Wechselverhältnis von Instruktion und Konstruktion - Instruktion =Lehrer vermitteln Lernstoff und stellen ihn dar - Konstruktion = Lernstoff wird von den Lernenden aufgenommen und verarbeitet Möller (2001) sieht als Fazit für einen effektiven Unterricht einen moderat konstruktivistischen Unterrichtsansatz mit instruktiven Anteilen

Ergebnisse für die Schule + pädagogische Konsequenzen:      

Wenn es keinen objektiv richtigen Zugang zur Wirklichkeit gibt, entsteht daraus die Akzeptanz und die Förderung von Vielfalt. Vielfalt von Lernwegen ermöglichen und Öffnung von Räumen (OU, projektorientierter Unterricht, forschendes Lernen). Wenn es keinen objektiv richtigen Zugang zur Wirklichkeit gibt, müssen viele schulische Normierungsprozesse, die auf eine Homogenisierung des Lernens abzielen, in Frage gestellt werden. Die Vielfalt durch kulturelle Unterschiede, durch leistungs-, geschlechts- und altersheterogene Lerngruppen wird als Bereicherung und Chance wahrgenommen. Als L. Erfahrungs- und Lebenswelten d. S. in Schule aufgreifen, zulassen und ihnen Raum geben. Zu einer Konstruktion des Lerngegenstands verhelfen: - Mit geeigneten Lernformen: o Formen offenen Unterrichts -> Vielfalt von Lernwegen ermöglichen  Selbstgesteuertes Lernen  Kooperatives Lernen  Situiertes Lernen - Mit geeigneten Lerninhalten: o Prinzip des aktiven, eigenständigen Aufbaus von Wissen (kognitiven Strukturen) durch das Individuum o Erfahrungs- und Lebenswelten der SuS aufgreifen, zulassen, ihnen Raum geben o Lerninhalte sind für SuS besonders interessant, wenn diese auf deren Vorerfahrungen und Interessen aufbauen o Wissenstransfer ermöglichen o Selbstständiges entdecken und erklären neuer Lerninhalte; Experimentieren o Realitätsnahe und mit den persönlichen Situationen des Lernenden verbundene Lerngelegenheiten o Authentische Aufgaben - Mit der geeigneten Lernumgebung: o adäquate Gestaltung der Lernumgebung (Lernende nutzen aktiv und selbstständig die in der Lernumgebung zur Verfügung stehenden Angebote)



Schule wird Werkstatt, Kommunikationszentrum, Bühne

Klima des Dialoges; gegenseitiger Austausch  Auf Ebene d. Lerngruppe: (Diskussions-, Mitentscheidungs- und Mitkonstruktionsmöglichkeiten d. schulischen Wirklichkeit durch gemeinsame Planung / Gestaltung von Lernräumen + Lernanlässen)  Auf Ebene d. Schule (als soziales System): (Entwicklung zur lernenden Organisation (Infrage stellen, Experimente, Überprüfung von Konstruktionen usw.)) Rolle der Lehrkraft: o Lehrer als Hilfsperson/Lernbegleiter im Hintergrund; gibt immer wieder kognitive Konflikte, die die Lernenden zum selbstständigen Denken und Lernen anregen o Keine direkte Steuerung durch den Lehrer à gemeinsame Gestaltung der Lehr-Lern-Prozesse o Lehrer muss geeignete Lenkungsmaßnahmen und Impulse ergreifen, um die Voraussetzung für möglichst eigenständige Denkprozesse zu schaffen o

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Quellen: Einsiedler, Wolfgang (2014): Konzeptionen und Formen des Grundschulunterrichts. Lehr-Lern-Konzepte für die Grundschule, in: Handbuch Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik, hrsg. von Wolfgang Einsiedler et al., Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 355-364. Möller, Kornelia (2001): Perspektiven der Grundschulentwicklung – Forschungsüberblicke. Konstruktivistische Sichtweisen für das Lernen in der Grundschule?, in: Forschungen zu Lehr- und Lernkonzepten für die Grundschule, hrsg. von Hans-Günther Roßbach et al., Opladen: Leske und Budrich, S. 1631. Terhart, Ewald (1999): Konstruktivismus und Unterricht. Gibt es einen neuen Ansatz in der Allgemeinen Didaktik?, in: Zeitschrift für Pädagogik 45, 5. Jahrgang, S. 629-647. Werning, Rolf (1998): Konstruktivismus. Eine Anregung für die Pädagogik!? in: Pädagogik 50, 7.-8. Jahrgang, S. 39-41....


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