Nachhaltigkeit PDF

Title Nachhaltigkeit
Author Denise Wirtz
Course Nachhaltige gärtnerische und agrarische Landnutzung
Institution Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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Vorlesung Nachhaltigkeit...


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Nachhaltigkeit 1. Definition der Nachhaltigkeit Ursprung und Definitionsgeschichte 



Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645–1714): wendete Gedanken der Nachhaltigkeit auf Waldwirtschaft an: Es soll nur so viel in einem Wald abgeholzt werden, wie der Wald in absehbarer Zeit auf natürliche Weise regenerieren kann. Ziel: natürliches System bleibt in seinen wesentlichen Eigenschaften langfristig erhalten

Definition nach Bundtland „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“  Erläuterung o Nachhaltigkeit als Zielbündel: Dauerhaft stabile Gesellschaften durch Gleichrangigkeit von ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele (Drei-Säulen-Modell) o Ziele gelten für alle Länder der Welt (globale Gerechtigkeit) o Ziele gelten für jetzige und künftige Generationen (Generationengerechtigkeit).



Kritik: o Gleichgewichtung der drei Säulen ist bloße Beschreibung des IstZustands statt Forderung zugunsten einer nachhaltigeren Entwicklung. o Ökologische Grenzen werden nicht wirklich anerkannt. o Festhalten am übergeordneten Ziel wirtschaftlichen Wachstums verkennt die grundsätzliche Begrenztheit von Ressourcen. o Ökonomische Nachhaltigkeit ist stark abhängig von den ökonomischen Rahmenbedingungen – So muss gefragt werden, ob tatsächliche Kosten auch eingepreist werden. o Fehlen von Kultur als weiterer wichtiger Dimension: spätere Erweiterung des Nachhaltigkeitskonzepts um die 4. Dimension der Kultur.

Definition aus Sicht der Wirtschaft Nachhaltigkeit: “dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg sowie anhaltendes – und somit nachhaltiges – Wirtschaftswachstum.“ Nachhaltigkeit als Basis unternehmerischen Handelns: Nachhaltiges Wirtschaften heißt: Soziale, ökologische und ökonomische Belange müssen immer wieder neu gegeneinander abgewogen und in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden. Mit diesem Ansatz trägt die deutsche Industrie stetig zu Wohlstand und Umweltschutz in Deutschland und anderen Teilen der Welt bei.

,,Starke‘‘ Nachhaltigkeit nach H.Daly   

Das Niveau der Abbaurate erneuerbarer Ressourcen darf ihre Regenerationsrate nicht übersteigen. Das Niveau der Emissionen darf nicht höher liegen als die Assimilationskapazität. Der Verbrauch nicht-regenerierbarer Ressourcen muss durch eine entsprechende Erhöhung des Bestandes an regenerierbaren Ressourcen kompensiert werde

Fazit: 1. Es gibt nicht die eine, akzeptierte Definition von Nachhaltigkeit, sondern konkurrierende Konzepte 2. Zentrale Ideen der Nachhaltigkeit:  Ressourcenschonung und Berücksichtigung der Regenerationsfähigkeit der Ressourcen  Integration von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten

2. Ressourcen Nicht-erneuerbare Ressourcen

Erneuerbare Ressourcen

Fossiles Grundwasser Boden Biodiversität Fossile Brennstoffe Metallische Rohstoffe (Kupfer, Gold, Zinn) Salze, Sedimente, Gesteine (z.B. Phosphorhaltige Mineralien)

(Oberflächen-)Wasser Pflanzliche und tierische Biomasse Luft Energie aus Wind, Sonne, Geothermie

Nicht-erneuerbare Ressourcen: Eine in der Gegenwart abgebaute Einheit einer erschöpflichen Ressource mindert […] den künftig verfügbaren Bestand um genau eine Einheit Erneuerbare Ressourcen: Über natürliche Prozesse werden Stoffe im Kreislauf geführt, und zwar so, dass im gleichen Zeitraum so viel rezykliert wie geerntet wird. Strömende Ressourcen (wie Solarenergie) sind ebenfalls erneuerbar. Phosphorproblematik  Phosphor ist essentieller Pflanzennährstoff.  Phosphor-haltige Dünger werden aus Gesteinen gewonnen; deren Lagerstätten sind endlich und global stark konzentriert (China, Marokko, USA) (siehe Cordell et al.2009).  In phosphorhaltigen Mineralien sind häufig auch gleichzeitig toxische Schwermetalle vorhanden; zuerst werden diejenigen Gesteine abgebaut, die ein noch relativ günstiges Verhältnis von Phosphor zu Schwermetallen haben; damit verschlechtert sich über die Zeit dieses Verhältnis  Lösung: Stärkere Rezyklierung von Phosphor Ein Mensch scheidet pro Tag 1,6 bis 1,7 g Phosphor aus, 60 % davon im Urin (Udert 2010) Ein Semester lang (2 Monate) x ca. 300 Studierende: ca. 30 kg P Rückgewinnung von P aus menschlichem Urin zur Produktion von Düngern für die Landwirtschaft (March 2015)

3. Zeitmanagement 

Zeithorizonte der Nachhaltigkeit Vereinbarte bzw. übliche Zeithorizonte: Klimaprognosemodelle: bis 2050 oder 2100

4. Zielkonflikte

  

Nachhaltigkeit‘ umfasst stets viele Ziele (u.a. aus ökologischer, ökonomischer oder sozialer Perspektive). Im landwirtschaftlichen Kontext bestehen oft Konflikte zwischen den Einzelzielen, die zur Nachhaltigkeit beitragen. Ein Beispiel ist der Konflikt zwischen dem Zielen der landwirtschaftlichen Produktivität und der Erhaltung der Biodiversität

5. Das Problem der Aggregation  „Multi-criteria decision making“ Problem:  Nachhaltigkeit setzt sich aus vielen Einzelzielen zusammen.  Um die Nachhaltigkeit einer (landwirtschaftlichen) Maßnahme oder eines Systems gesamthaft zu beurteilen, müssen die Einzelziele zusammengefasst (aggregiert) werden.  Dabei stellt sich die Frage der relativen Wichtung der Einzelziele: o Sollen alle gleich in die Gesamtbeurteilung einfließen, oder soll es unterschiedliche Wichtungsfaktoren geben?  Wer entscheidet wie über diese Wichtungsfaktoren? Wie diese Fragen beantwortet werden, beeinflusst entscheidend das Ergebnis der Nachhaltigkeitsbeurteilung!

6. Operationalisierung 

Das PSR-Modell: o Pressure – welche Aktivitäten beeinflussen die Zielgröße (negativ)? o State – in welchem Status quo befindet sich die Zielgröße? o Response – welche Aktionen werden in Reaktion auf den Zustand der Zielgröße ergriffen?

7. Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft: Beispiele DLG- Zertifizierungssystem für nachhaltige Landwirtschaft  Nachhaltigkeitsbewertung anhand der Säulen

8. Beyond sustainability: Alternative Konzepte     

Bei Nachhaltigkeit ist das statische Erhalten eines Systemzustandes das Ziel. Resilienz betont im Gegensatz zu Nachhaltigkeit die dynamische Reaktion von (Landnutzungs)systemen auf Störungen. Bei Resilienz steht die dynamische Wiederherstellung einer Funktionsfähigkeit im Vordergrund. Resilienz erfordert Lernfähigkeit, Anpassungsfähigkeit. Sustainagility

9. Zusammenfassung Nachhaltigkeit  Schutz von nicht-erneuerbaren Ressourcen, angepasste Abbaurate von erneuerbaren Ressourcen  Dimensionen: ökologisch, ökonomisch, sozial, (kulturell)  Vielfalt an Definitionen und Konzepten  Globale Bedeutung, auch durch international abgestimmte Ziele  Schwierigkeit der Operationalisierung: Wie sollen die Ziele in messbare Größen übersetzt werden? Wie erfolgt die Wichtung von Einzelzielen?

1. Nennen Sie den Kerngedanken des Begriffs 'Nachhaltigkeit' im Sinne des Brundlandt-Reports von 1987. 2. Welche drei 'Säulen' tragen zur Nachhaltigkeit bei? 3. Auf welche Typen von Ressourcen beziehen sich die Nachhaltigkeitskriterien von H. Daly? 4. Welche nicht-erneuerbaren Ressourcen mit landwirtschaftlicher Relevanz kennen Sie? 5. Erläutern Sie, warum Phosphor-Recycling wichtig für eine nachhaltige Landwirtschaft ist! 6. Erklären Sie am Beispiel wildwachsenden Pflanzenarten, in welcher Weise zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ein Zielkonflikt besteht! 7. In welcher Weise sind Zielkonflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz für die Beurteilung von Nachhaltigkeit relevant? 8. Wie lassen sich die drei Säulen der Nachhaltigkeit bei einer Gesamtbewertung gewichten? Welche grundsätzlichen Probleme sind mit der Wichtung verbunden? 9. Welche drei Typen von Indikatoren gibt es nach dem PSR-Modell? 10. Worin unterscheiden sich Konzepte von Nachhaltigkeit von Resilienz?...


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