Religionsdidaktik, Kett- Konzeption, Ausgewähltes Element der Symboldidaktik PDF

Title Religionsdidaktik, Kett- Konzeption, Ausgewähltes Element der Symboldidaktik
Author Rub Melli
Course katholische Theologie Kolloquium Symboldidaktik
Institution Pädagogische Hochschule Freiburg
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Religionsdidaktik: Kett- Konzeption: Ausgewähltes Element der Symboldidaktik

Symboldidaktik 1.0 Begriff Symbol Das Wort „Symbol“ hat seine etymologischen wurzeln im griech. Verb „symballein“, was mit „ zusammenfallen, zusammenwerfen, Getrenntes zusammenfügen“ übersetzt wird. Über das lateinische Wort „symbolum“, das Zeichen, Kennzeichen, Emblem, Sinnbild, Bild“ bedeutete, gelangte das Wort in die deutsche Sprache. Symbolisieren bedeutet dann so viel wie „etwas zusammenfügen“ das was zusammengehört, aber vorher getrennt war. Ein Erkennungszeichen oder Passwort für die im Glauben Verbundenen. Wortbedeutung von „Symbol“ Kindern erklärt, anhand der Vorstellung eines antiken Brauchtums:

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2 Freude trennen sich für eine lange Zeit, ritzen ihre Namen in eine Tonscheibe und zerbrechen sie (= Symbol für den Schmerz, den anderen lange Zeit nicht mehr sehen zu können). Beide bewahren ihre Hälfte der Tonscherbe sorgfältig auf (= Symbol für die Treue). Jede Hälfte verweist auf die Freundschaft, die gestern erlebt wurde und ist zugleich ein Zeichen der Hoffnung auf die Freundschaft, die morgen neu erfahren werden kann. Hinweischarakter: die Tonscherben weisen über sich hinaus auf die Wirklichkeit der erfahrenen Freundschaft in einer räumlichen und zeitlichen Distanz

Symbole haben einen Hinweischarakter: Der Sinn der Freundschaft bekommt eine sinnliche Gestalt Weiteres Beispiel: Christenverfolgung, Christen konnten einander wiedererkennen - Symbol des Fisches (Iesous Christos Theou Hyios Soter = Jesus Christus Gottes Sohn der Retter) = Erkennungszeichen für die Christen, griechisches Wort „ichthys“= Fisch. Verweist auf das Urchristliche Glaubensbekenntnis. Wer die Bedeutung der Bichstaben kannte, konnte sich als Christ ausweisen.

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Beispiel zeigt: Symbole sind über das oben Gesagte hinaus auf Verständigung und Anerkennung angewiesen Mehrschichtige Bedeutung verhindert einen schnellen Zugriff Die wahrnehmbare Außenseite muss sich mit der nicht wahrnehmbaren Tiefendimension verbinden → wichtige hermeneutische Brückenfunktion- Gerade die nicht beliebigen religiösen Handlungssymbole- z.B. Kreuzzeichen, Brotbrechen, Taufe- sind auf Gemeinschaft bezogen und müssen nicht nur erschlossen, sondern auch sinnlich erfahrbar gemacht werden. Allgemein menschliche, individuelle, religiöse Symbole implizieren Erinnerungen und Geschichten die erzählt werden wollen. Im Unterschied zu klar definierten Zeichen sind Symbole durch eine gewisse Bedeutungsoffenheit und einen Überschuss an 1

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Sinn gekennzeichnet. Bringt Offenheit, aber auch Fehlinterpretationen und Missbrauch Ambivalenzen von Symbolen- Sturm kann mitreißen, aber auch zerstören. Im Gebrauch von Symbolen--- Verbindung von drei Zeitebenen: o Tradierte Erinnerung wird o Im Hier und Jetzt vergegenwärtigt und öffnet durch das, was mit dem Symbol verbunden werden soll (Bsp. Friedensgruß, Segen) o Den Blick für die Zukunft

• Susanne Langer (amerikanische Philosophin) unterscheidet

Präsentative Symbole Wenn in einem Symbol das , auf das es verweist, wahrgenommen werden kann oder präsent wird Bsp. im Ring wird der geliebte Partner präsent; in der Natur wird der Schöpfer wahrgenommen; im menschlichen Leib wird die Beseeltheit des Menschen gezeigt ➔ Präsentative Symbole wollen mit allen Sinnen wahrgenommen werden

Diskursive Symbole Sprachliche Zeichen mit einem mehrfachen Sinn

➔ Die Tiefe der Symbole erschließt sich im Handelnden Umgang mit ihnen

Symboltypen: Ursula Früchtel (1991) bezieht sich in ihrer Publikation „Mit der Bibel Symbole entdecken“ auf tiefenpsychologische Symbolverständnis von Carl Gustav Jung. Sie unterscheidet in Bezug auf die Bibel vier biblische Symboltypen anhand des Entstehungsprozesse und vermutlichen Dauerhaftigkeit. Ursula Früchtel unterscheidet

Symbole, die aus den Phänomenen der Natur gewonnen wurden (Wüste, Licht, Finsternis, Stern)

Symbole, die aus Verhaltensweisen des Menschen gewonnen wurden (Fuß, Hand, Auge, Ohr, Mund Herz)

Symbole, die aus der vom Menschen kultivierten Natur stammen (Weg, Feuer)

Symbole, die aus dem Bereich menschlicher Kultur stammen (Brunnen, Haus, Weinstock, Kleid, Schiff) 2

Darüber hinaus gibt es Symbole, die sich nicht in der Bibel finden, weil sie in biblischer Zeit so noch nicht vorhanden waren. Wie das www. Oder aber noch nicht die symbolische Bedeutung hatten, wie bsp. Fußball als komplexes System eines Sportes mit Kulturcharakter

1.1 Merkmale von Symbolen Theologe Paul Tillich beschreibt vier zentrale Merkmale eines Symbols, die dann in der Symboldidaktik Bedeutung erlangt haben: • Die Uneigentlichkeit • Die Unanschaulichkeit • Die Selbstmächtigkeit • Die Anerkanntheit • Von diesen Merkmalen ausgehend folgert er, dass das Symbol für etwas steht, das als „wesensmäßig Unanschauliches, Ideelles oder Transzendentes“ präzisiert werden kann (Tillich 1964). Es eröffnet „eine Wirklichkeitsschicht, die der nichtsymbolischen Redeweise unzugänglich ist“ (ebd.).Außerdem wohne dem Symbol eine Macht inne, die „die Sphäre der Anschauung unbedingt übersteigt“ (Tillich, 1964,197) Die Merkmale eines Symbols werden nicht, einheitlich festgehalten, es findet sich allerdings eine ungefähre Schnittmenge.

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Verweis-/ Hinweischarakter (Tontafel = weist auf Freundschaft, das eigentlich Gemeinte hin, die über den Gegenstand hinausgeht (z.B Tonscherbe auf Freundschaft)

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auf eine Wirklichkeit, die nicht gegenständlich ist; der Ring sagt, wem das Land gehört) Handlungsorientierung Bezug auf Gemeinschaft (gegeben und wurzeln in der Gemeinschaft, können nicht von einzelnen erfunden werden; Bedeutungen einzelner Symbole auch vom jeweiligen gesellschaftlichen Kontext abhängig – Eskimos reiben sich zum Zeichen der Liebe die Nasen) → soziale Integration (in Symbolen können Erfahrungen in einer Gruppe zum Ausdruck gebracht werden, ermöglichen Verständigung, gemeinsame Erinnerung, Anerkennung; Symbol Fisch wurde unter Christen verstanden und diente als geheimes Erkennungszeichen) Verständigung und Erinnerung (Kreuz im Alltag (Wegkreuz oder in Klassenzimmern) verweist auf die Bedeutung von Sterben und Auferstehung Jesu Christi für uns) Narrative Grundstruktur Mehrdeutigkeit – Eindeutigkeit Ambivalenz (nicht eindeutig; Kuss einerseits Liebe, andererseits auch Ausdruck des Verrats und der Niedertracht; Weg als Symbol von Leben kann nicht nur bergauf, sondern auch bergab und steinig und krumm gehen) → trotz geschichtlicher und gesellschaftlicher Bedingtheit ist die Wirkung von Symbolen individuell sehr verschieden

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Verweis auf Zukunft Symbolisches Zeichen untrennbar vom eigentlich gemeinten (Kuss verweist nicht nur auf Liebe, sondern ist selbst Ausdruck von Liebe) Nicht ersetzbar (Blumen oder die Worte „Ich hab dich lieb“ können den Kuss nicht ersetzen; Symbole können variabel austauschbar sein – statt der Tontafeln einen Ast oder Ring) Erschließen Tiefendimension, verweisen auf das Unsagbare, Geheimnisvolle, empirisch nicht fassbare, was nicht machbar oder käuflich ist (Freundschaft, Liebe, Sinn … werden über Symbole erschlossen) Bedeutungsträger (durch Erschließung tieferer Bedeutungen und Erfahrungen in der Wirklichkeit geben sie den Dingen im Leben eine Bedeutung/ einen Sinn) Offenheit (wenn sie nicht zu eindeutigen Zeichen degenerieren, vielseitig, bedeutungsoffen, vielfältiger Sinn) Eigenwert des Symbolträgers (jedes Symbol hat eigene Eigenschaften, die ebenfalls einen Wert haben: Brot ist das Symbol für den Leib Christi, es entsteht aber auch aus Weizenkörnern die sterben müssen, damit das Brot gebacken werden kann)

1.2 Symbol und Zeichen

Unterschiede von Zeichen und Symbolen Zeichen Definierbar und eindeutig (rote Ampel = Halt) Richten sich an den Verstand, das intellektuelle Einsehen (primär kognitive Ansprache) geben Hinweis, der rational erfasst und befolgt werden will Von Menschen festgelegt Sind innerhalb bestimmter Geltungsbereiche definiert- beruhen auf willentlicher Vereinbarung oder Sachnotwendigkeit

Symbol Keine klar umrissene Gültigkeit, mehrdeutig (Berg = Größe, Macht, Tod, Verderben, Ort Gottes, Pforte zur Hölle…) Sprechen den ganzen Menschen an (Gefühle, Wille, Verstand, alle Kräfte des Menschen) und nie ohne affektive Komponente Nicht willkürlich erfunden, sondern gesellschaftlich und geschichtlich bedingt Keine klar umrissene Gültigkeit

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1.3 Entwicklungspsychologische Aspekte- Stufen des Symbolverstehens Verstehen Kinder Symbole als Symbole, das heißt in ihrem Verweischarakter? Sind sie in der Lage, die Dinge, die sie sehen, doppelt anzuschauen, „als Tatsache und als Geheimnis“. Symbole zu verstehen ist an einen Entwicklungsprozess gebunden (Bucher, 1990), in dem das Kind lernt, dass Sprache, dass Wörter und Sätze neben der eigentlichen auch noch uneigentlichen Bedeutung haben. Die zweite Ebene ist für das Symbolverstehen von großer Wichtigkeit. In der Grundschule ist ein erstes Ziel, einen vorreflexiven Umgang mit Symbolen zu schulen und schrittweise zum reflexiven Verstehen von Symbolwelten zu befähigen, ausgehend von einfacheren bis hin zu komplexeren Sprach- Handlungsformen. Stufen des Symbolverstehens nach James Fowler (1981/ 2000), Schweitzer hat es erweitert: 1. Magisch- numinos: Kinder lassen sich fantasievoll auf Bilder, Vorstellungen und Märchen ein, ohne zwischen dem Symbol und dem, was es darstellt, zu unterscheiden. 2. Eindimensional- wörtlich: Mythologische Vorstellung wie Himmel, Hölle etc. werden konkret und wörtlich verstanden. 3. Mehrdimensional- symbolisch: Der Verweischarakter und die Mehrsinnigkeit von Symbolen werden erkannt, allerdings wird die sinnstiftende Kraft im Symbol selbst gesehen, und nicht in dem , worauf es ankommt. 4. Kommunikativ- explizierend: Symbole werden als solche verstanden und können erklärt werden; im Zentrum steht nun nicht das Symbol selbst, sondern dessen Bedeutung. 5. Symbolkritisch: Die Begriffe werden als solche verstanden und können erklärt werden; die entmythologisiert werden und an Bedeutung verlieren. 6. Nachkritisches Verstehen: Im Erkennen des Werts und des Funktionierens von Symbolen und Symbolhandlungen können diese nun wieder unbeschwert verstanden und vollzogen werden (zweite Naivität).

2.0 Symboldidaktik Ziele und Aufgaben eines Symbollernens

Ziele und Aufgaben des Symbollernens Globalziel: Fähigkeit zur Erschließung von (religiösen) Symbolen in ihrer Mehrschichtigkeit und ihrer Brückenfunktion für das Verstehen von Religion überhaupt sowie im Erwerb einer ästhetischen und rituellen Kompetenz durch -

Schulung der Wahrnehmung durch die Sinne Förderung der Ausdrucksfähigkeit Befähigung zur eigenen Symbolbildung Anregung zur gemeinsamen Symbolgestaltung Förderung einer religiösen Sprachfähigkeit und der Liturgiefähigkeit Durchgängige Anregung zur Deutung von Symbolen Zunehmende Befähigung zur Symbolkritik

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Begründung für die Symboldidaktik -

Probleme, die Glaubenstradition in die Welt der heutigen Jugend zu tragen könnte an einem Sprachproblem liegen - Sprech- und Denkweise heutiger SuS sind vielleicht nicht mehr geeignet, das Religiöse aufzunehmen oder auszudrücken - Unsere Sprache ist immer auf das Gegenständliche gerichtet – wie kann man also das Transzendente oder die göttliche Wirklichkeit erfassen? - Genau das machen Symbole – Schülern ist aber diese Art des Denkens und Sprechens abhandengekommen ➔ Aufgabe des RU: SuS wieder einen Zugang zur Wirklichkeit der Symbole und der symbolischen Denk- und Sprechweisen zu ermöglichen

2.1 Verschiedene symboldidaktische Ansätze -

Hubertus Halbfas: Symboldidaktik als religiöse Sprachlehre Peter Biehl: kritische Symbolkunde Anton Bucher: ästhetische Symbolerziehung Micheal Meyer-Blank: semiotische Symboldidaktik Norbert Weidinger: alltags- lebensweltorientierte Symboldidaktik

→ ausschließliche Anwendung der Symboldidaktik im RU ist unzureichend → Verbindung der Symbole der eigenen Lebenserfahrung mit Symbolen in manifestierten Glaubenserfahrungen = Symboldidaktik als angewandte Korrelationsdidaktik = zentrales Prinzip des heutigen RU

Hubertus Halbfas: Symboldidaktik als religiöse Sprachlehre Ein Merkmal unserer Zeit besteht für Halbfas nun darin, dass Menschen zunehmend die Fähigkeit verloren haben, in Symbolen zu kommunizieren, weil sie in ihnen eine überholte, vorwissenschaftliche Denkweise vermuten. Sein Anliegen ist deshalb, den Schülerinnen und Schülern zu helfen, die symbolische Sprache in Wort, Bild oder Ritual zu verstehen und mit anderen in Symbolen zu kommunizieren . Es geht ihm also um eine Einführung in das Symbolverständis im Sinne einer „religiösen Sprachlehre“, die seiner Meinung nach für das innere Verständnis der eigenen Glaubensüberlieferung, aber auch für das Verständnis fremder Religionen unabdingbar ist. Symbollernen bedeutet in seinem Sinn, ganzheitlich für genuin religiöse Symbolsprache zu sensibilisieren: „Grundlegend dafür ist die Einübung. Sie geschieht durch beständigen Umgang mit Symbolen, betrachtend, erzählend, hörend, spielend, handelnd. Entscheidend ist nicht die rationale Auseinandersetzung sondern einen emotionaler Bezug, die Entwicklung einer Institution für das Symbol oder- symbolisch gesagt- das dritte Auge“ (Halbfas, 1992, 128f)

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Begriff des Symbols wird von drei Seiten eingekreist -

Was ist ein Symbol? o Die Sache Tisch = Möbelstück aus waagrechter Platte auf einem oder mehreren Beinen o Das Symbol Tisch = Gemeinschaft o Sachen kann man zählen, einkaufen, messen, ersetzen o Lebensgründe (Liebe, Hoffnung) sind unersetzlich, Geschenke, nicht machbar o Vieles im Leben ist unsagbar → Sprache des Unsagbaren = Symbol o Symbole verstehen: ▪ Von außen nach innen ▪ Von der Oberfläche in die Tiefe ▪ Von der Schale zum Kern o Symbole verbinden den Menschen mit der Wirklichkeit hinter der Sachwelt. o Symbol-Sprache (analoge Sprache) ist die Art Sprache, die dem Religiösen angemessen ist, das Verbindungsstück zwischen unserer und der religiösen Welt

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Merkmale des Symbols nach Halbfas o Weisen über sich selbst hinaus auf eine Wirklichkeit die nicht unmittelbar ergriffen werden kann und der wir auf keinem anderen Weg begegnen können als auf dem Weg des Symbols o

Vermitteln die Wirklichkeit, die sie bezeichnen (Kuss nicht nur ein Hinweis auf Liebe sondern sich ereignende Liebe selbst; Ring nicht nur Erinnerung an Treueversprechen sondern Repräsentation der bestehenden Wirklichkeit) ) Primäre Ort ist der Vollzug, nicht ihre sekundäre Darstellung

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Symbole sind nicht willkürlich, sie können weder artifiziell gemacht noch erfunden werden. Erst der erkennende Vollzug macht das Symbol zum Symbol (sind nicht willkürlich, können nicht gemacht oder erfunden werden Einzige Sprache, in der sich religiöse Wirklichkeit unmittelbar ausdrücken kann; sie sind die authentische Sprache der Religionen selbst

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Was Symbole vermitteln, ist auf keinem zweiten Weg nebenher zu gewinnen. Was Symbole sagen, lässt sich weder empirisch erreichen und analysieren noch auf irgendeinem Erkenntnisweg als dem symbolischen finden. Sprache, in Einzige der sich religiöse Wirklichkeit unmittelbar ausdrücken kann; sie sind die authentische Sprache der Religionen selbst

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Symbole sind Wirklichkeiten eigener Mächtigkeit (ordnen, integrieren, heilen, bauen auf, lösen Angst aus, zersetzen, zerstören … reichen in die Gefühlswelt der Menschen, in die Tiefe seiner Seele → in Symbolen artikuliert sich die mächtige Kraft

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Einführung der religiösen Sprachenlehre/ Symbolsprache in der Grundschule In der Grundschule werden nach Halbfas die Fundamente gelegt. religionsdidaktisches Denken findet hier seinen Ausgangspunkt. Entscheidungen über da Niveau der religiösen Bildung. Kind begreift bevor es lesen kann, sich und die Welt in Märchen und symbolischen Sinngestalten, wie sie in Festtagsgebräuchen und Umgangsformen Ausdruck finden. Kinder kommunizieren auf unmittelbare Weise mit Symbolen: Es beginnt mit dem Puppenspiel, in dem sie Gott und die Welt erfassen. Das ganze kindliche Phantasie- und Rollenspiel ist eine symbolische Partizipation am großen, noch so geheimnisvollen Leben. -

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Kinder denken schon von Anfang an in symbolischen Kategorien o

Puppenspiel, Höhlenbau mit Kissen, kindliches Phantasie- und Rollenspiel

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Mit Märchen werden deren Gegenstände (Brunnen, Wald, Könige …) zu symbolischen Angeboten, eigene Ängste und Wünsche mit ihnen zu verbinden (wissen noch nicht, dass es symbolische Gestaltungen sind)

Aufgabe des Unterrichts: o

Erste annähernde Bewusstwerdung

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In der pragmatischen Realität der Kinder bleibt die Sinnhaftigkeit der Welt verschlossen

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Unterricht über Symbole als Symbolkunde lehnt Halbfas ab.

Kultur in der unsere Kinder heranwachsen, ist so pragmatisch ausgerichtet, dass ihnen ohne Begegnung mit Symbolen alle Hintergründigkeit und Sinnhaftigkeit der Welt verschlossen bliebe.

Wege der Symboldidaktik: Nicht erklären, sondern sensibilisieren. Wie soll nun Kindern ein Zugang zur Welt der Symbole erschlossen werden? • •

Jüngeren Kindern sollten Symbole nicht verbal erklärt werden. Nicht verbal erklären: Symbol würde so durch rationale Begrifflichkeit ersetzt und Symbole sind nicht ersetzbar. Ansätze, wie „Dieses Symbol bedeutet“… das will sagen…“, „es steht für...“ Zerstören das Symbol.

Sensibilisierung ist einerseits mit dem Symbol selbst gegeben, in dem Sichtbares und Unsichtbares, Sagbares und das Nicht-mehr-Sagbare zusammenkommen. Beschäftigung mit dem symbolischen Ausdruck auch eine umfassende Sensibilisierung der Lehrkraft und Schüler, die alle Sinne umgreift und Personenmitte ordnet. o

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Übungen der Stille – Sammlung, Einkehr, Stille und psychische Verfasstheit (für die Befassung mit geistlich anspruchsvollen Inhalten muss die innere Disposition stimmen; nicht zu verwechseln mit Meditationsübungen) notwendige Offenheit für die geforderten geistigen Prozesse- Sammlung Sprachliche Sensibilisierung – sprachliches Niveau der Lehrbücher und der Lehrer! → umschreibende, offene, poetische Sprache (keine begrifflich-definitorische Sprache)

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Bildliche Sensibilisierung – Bilder, die hinter die Zufälligkeiten des millionenfach Vorhandenen zurückgreifen, um eine nichtzufällige, das ist eine symbolische Gestalt, zu finden (Bilder, die nicht nur eine informative Aussageform sind) ▪ Plädoyer für anspruchsvolle Kunstbilder ▪ Gegen „kindertümelnde“ Bilder • In jeder Lebensphase entdeckt man Neues in Kunstbildern. Kinder wachsen mit den Kunstbildern mit und genauso ist es mit der Religion → so kommt es nie aus der Mode und Kinder verlieren nicht das Interesse, wenn sie älter werden. Niveau des RU muss hoch sein → Kinder können Symbole wahrnehmen, mit Symbolen kommunizieren und entwickeln das dritte Auge (Intuition für Symbole) ▪ Organ, das es ermöglicht, das Unsichtbare sichtbar zu machen ▪ Kann nach innen in die Tiefe schauen und eindimensionale oberflächliche Wirklichkeit durchbrechen

Kritik Bei einer Überbetonung von Intuition können die Reflexion und Interpretation von Symbolen und eine Symbolkritik zu kurz kommen (gesellschafts- und ideologiekritische Perspektive kommen zu kurz). Symbole des Alltags aus der Lebenswelt der Kinder kommen zu kurz. Liefert keine Symboldefinition

Anton Bucher: Ästhetische Symbolerziehung Vehementer Kritiker von Halbfas: -

Zugänge verfrüht unter Nichtbeachtung entwicklungspsychologischer Erkenntnisse Bedenken gegen vollzogene Text- und Bildauswahl (wissensmäßige Überforderung, Überfülle an Motiven, Angst erzeugend …) Halbfas gehe nicht von den Symbolen der Kinder aus, sondern setze ihnen Symbole...


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