Verhaltenstherapie PDF

Title Verhaltenstherapie
Author Magi Margarita
Course Psychologie
Institution Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
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Summary

Zusammenfassung Verhaltenstherapie...


Description

Der Patient in der Psychotherapie – Argumente für eine integrative Perspektive (aus: Verhaltenstherapie – Wagner) 1. Die Wahrnehmung des Patienten: Wissenschaftstheoretische Erkenntnisse -

wissenschaftliche Theorien = Basis für Therapie  das Erleben & Verhalten des Menschen beschrieben, erklären & verändern - Theorien über den Menschen implizieren auch immer Annahmen über den Menschen (= anthropologische Kernannahmen) - diese Menschenbildannahmen befinden sich (aus Sicht des non-statement view von Theorien) im Theoriekern  Der non-statement view von Theorien = wissenschaftliche Theorien sind nicht nur ein System von Aussagen, die empirisch überprüft werden können, sondern besitzen neben einem System von Aussagen zusätzlich einen Theoriekern - Theoriekern o enthält Vorannahmen über den Untersuchungsgegenstand = über den Menschen & den passenden Methoden o ist gegenüber Falsifikation + empirischer Untersuchung immun  Immunität von Menschenbildannahmen o es existieren: versch. Herangehensweisen + Schulen + Ideologien in der Psychotherapie, die sich lange Zeit halten - Annahmen über den Menschen = anthropologische Kernannahmen finden sich in ALLEN psychotherapeutischen Theorie  meistens implizit, weshalb sie schwer zu kritisieren/reflektieren sind (!)  Immunität = problematisch, weil Grundannahmen direkte Auswirkung auf Forschungsgeschehen sowie Forschungsergebnisse - Gegenstands-Methodik-Interaktion (Habermas) o Art der Methode, die zur Untersuchung genutzt wird, interagiert mit Forschungsgegenstand o Methode beeinflusst das Erleben & Verhalten d es Menschen, der untersucht wird  sensu Hawthorne-Effekt  jede Methodik fokussiert damit bestimmte Aspekte UND vernachlässigt andere  & damit bestätigt das Ergebnis die Annahmen! Experiment von Langer & Abelson (1974): = enger Zusammenhang zwischen Paradigma & der Wahrnehmung des Patienten (Stellenbewerber vs. Patient)  Therapeuten aus 2 unterschiedlichen Paradigmen sehen das Video an - Paradigma beeinflusst somit auch die Sicht des Patienten von sich selbst!

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denn: die Vorstellungen über den Menschen werden implizit durch den Therapieprozess an den Patienten weitergegeben  beeinflusst damit auch die zukünftige Lebensgestaltung! Je nach theoretischem Hintergrund (der Therapeuten), werden der Patient & sein Problem anders wahrgenommen & anders behandelt

2. Anthropologische Kernannahmen verschiedener psychotherapeutischer Ansätze  Ordnungssystem (Groeben), das die Vielfalt von Theorien bündelt - unter 3 Einheiten: 1. Handeln 2. Tun 3. Verhalten 2.1.

Der Patient: ein durch Außenreize bestimmter Organismus?

GEGENSTANDSEINHEIT – VERHALTEN -

Mensch = Objekt äußerer Bedingungen (Mensch = kognitiv begrenzt = „tierisch“) - Mensch reduziert auf Objekt, das auf externe Reize reagiert  Behaviorismus - zentrale Konzepte = klassische & operante Konditionierung - Black-Box-Modell o Mensch als schwarze Schachtel, die auf Außenreize in vorhersagbarer Weise reagiert o kognitive Vorgänge werden vernachlässigt - Patient wird als passiv angesehen, benötigt Hilfe von außen  folgt auf Verhaltensweise eine negative Verstärkung, so wird die Auftretenswahrscheinlichkeit für dieses Verhalten erhöht  reflexive Handlungen des Patienten, eigene Vorstellungen, Pläne, Ideen, Ziele werden unter dieser reduktiven Sichtweise nicht erfasst & nicht gefördert  durch unreflektierte technologische Anwendung von Verfahren, die aus diesen Theorien abgeleitet wurden, besteht die Gefahr: o dass in der Person liegenden reflexiven Fähigkeiten gehemmt werden - reduktives Menschenbild  reduktive Konzeption vom Patienten  Der Mensch erhält im Rahmen behavioristischer Theorien unmerklich die Rolle des passiven, des Objekts, welches auf Außenreize in vorhersehbarer Art und Weise regiert und der Hilfe von außen bedarf. - Kritk: Tu-quoque-Argument: o Problematisiert den Widerspruch bei der Selbstanwendung des Bildes, das sich der Forscher vom Menschen macht, auf das Selbstbild des Forschers

Wenn der Mensch tatsächlich nur auf Außenreize reagiert, wie ist es möglich, dass es Forscher gibt, die z.B. die Lerngesetze und Versuchspläne entwickeln? eine unreflektierte Anwendung des Behaviorismus kann negative Folgen (für Patient) haben Zusammenfassung der Probleme: Reduktion & Animalisierung auch heute noch negatives Bild der Verhaltenstherapie durch das reduktive Menschenbild, obwohl auch einige wirksame Methoden & Verfahren (bspw. Bei Behandlung von Phobien & Zwängen) o denn: Umwelt ist auch ein zentraler Faktor für Lernen & menschliche Entwicklung (muss also schon auch berücksichtigt werden) o aber: keine Übergeneralisierung des Behaviorismus auf gesamtes menschliches Verhalten!! o

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2.2.

Der Patient: ein Objekt unbewusster Motive?

GEGENSTANDSEINHEIT – TUN  Unterschied zw. der Erklärung des Patienten für seine Probleme & der Erklärung des Therapeuten Sicht Tun-Einheit: -

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das, was nach Meinung des Patienten die Ursache für sein Verhalten ist = oberflächlich & falsch  eigentliche Gründe liegen tiefer & sind versteckt paradigmatische Ansatz für diese Sichtweise des Menschen = Tiefenpsychologie / Psychoanalyse Auseinanderfallen von subjektiver Intention & objektiver Motivation (?)  Ursprung: Freud’sche Konzeption des Unbewussten heute einige empirisch abgesicherte Theorien, die darauf zurückgehen: Motivations- & Sozialpsychologie o Sozialpsychologie: Theorie der kognitiven Dissonanz (Streben nach Konsonanz) Mensch wird unter Instanzen-Modell betrachtet: 3 ungleiche Teile des Menschen: o ICH (der bewusste Teil des Menschen  vermittelt zwischen Es & ÜberIch) o ES (Triebe & Wünsche) o ÜBER-ICH (moralische Vorstellungen & Werte) Eisberg-Metapher (von Freud) verdeutlich das Verhältnis des Bewussten & des Unbewussten o nur kleiner Teil bewusst, der große Teil ist unbewusst, unter der Oberfläche o Menschenbild im psychoanalytischen Modell auch DampfkesselModell  Da den Trieben die zentrale Rolle für menschliche Aktivitäten zugeschrieben wird

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im Gegensatz zu reduktiven Modellierungen des Menschen in Theorien der Verhaltens-Einheit o werden die inneren Vorstellungen des Patienten beachtet aber: Menschenbild eher pessimistisch Annahme: Menschen leugnen wahre Ursache  „Verdrängung“ Achtung: ethische & empirische Probleme, denn Mensch wird nicht als reflexions-, rationalitäts- & handlungsfähig gesehen  ALSO: auch hier Beschränkungen & Reduktionismen aber auch hier: einige Bereiche können damit erklärt werden (bspw. Beziehungsgestaltung) Kritik: Ubiquitätsanspruch dieser Theorien o Theorien der Tuns-Einheit gehen bei der Erklärung menschlicher Aktivitäten fast grundsätzlich von unbewussten Trieben aus &lassen dem Patienten keine Chance, diese Annahme zu widerlegen. o Das Hinterfragen der Meinung des Psychoanalytikers kann leicht als Problem des P. gedeutet werden  unbewusste Konflikte mit Autoritäten, Probleme mit Vater, usw.

2.3.

Der Patient: ein frei handelndes Subjekt?

GEGENSTANDSEINHEIT – HANDELN  betont die Steuerungs- & Handlungsfähigkeit des Patienten - Vertreter dieser Sichtweise des Menschen: Handlungstheorie (beschäftigt sich mit Denken & Fühlen des Menschen) - Ähnliche Ansätze: Kognitive Psychologie, Forschungsprogramm Subjektive Theorien - Menschenbildannahme: epistemologisches Subjektmodell o Mensch ist reflexions-, kommunikations-, rationalitäts- & handlungsfähiges Subjekt - Therapeutische Ansätze dieser Einheit: o Humanistische Psychotherapie (Wert- & Sinnorientierung des Menschen) o Gesprächspsychotherapie, Existenzanalyse o Selbstmanagement-Ansatz: Fähigkeit, aus sich heraus Ziele zu entwickeln, Handlungspläne zu erarbeiten &Ziele durch Handlungen anzustreben - therapeutisches Ziel der Handlungs-Einheit:

Patient unterstützen eine erhöhte Selbststeuerungsfähigkeit zu erwerben o Patient soll zum Therapeuten seiner Probleme werden o wird als fähig angesehen, Selbstregulation zu lernen, um so Selbstbestimmung, Autonomie & persönliche Freiheit zu gewinnen o Unterstützung bei Reflexion über eigenes Leben, Ziele, Sinnsetzung, Selbst/Weltsicht positive Aspekte des Menschen werden hervorgehoben: o Reflexions-, Sprach- & Kommunikationsfähigkeit des Menschen stehen im Mittelpunkt ABER: auch hier gewisse Reduzierungen (nur menschliche Aktivitäten, die durch bewusste & reflexive Prozesse gesteuert werden, können durch diese Theorie in der Therapie behandelt werden) Kritik: Ubiquitätsanspruch o

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Durch Theorien der Handlungseinheit werden nur jene menschliche Aktivitäten, die durch bewusste, reflexive Prozesse gesteuert werden, erforscht

3. Der Ubiquitätsanspruch einzelner Therapierichtungen als Verhinderung von wissenschaftlichem Fortschritt -

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3 Kernannahmen, die sich deutlich voneinander trennen lassen Alle 3 weisen Tendenz auf den ganzen Menschen zu beschreiben, zu erklären & entsprechen ändern zu können!  Ubiquitätsanspruch führt zu einem Reduktionismus Folge: viele Patienten werden nicht entsprechend dem Stand der Forschung behandelt Der Mensch ist in keiner der 3 Gegenstandseinheiten bzw. in keinem Paradigma vollständig repräsentiert! deshalb: Ubiquitätsanspruch aufgeben, für andere Sichtweisen öffnen &über Tellerrand schauen

In Verhaltenstherapie schon mal vorgekommen: Behavioristische Sichtweise wurde im Rahmen der kognitiven Wende (Mitte des letzten Jhd. in der Psychologie vollzogen) heftig kritisiert. Es entwickelte sich das kognitive Paradigma, aus dem sich viele kognitive Therapierichtungen ableiten lassen, die die handlungstheoretische Konzeption des Menschen implizieren. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat den Ubiquitätsanspruch beider Theorien aufgehoben! (laut Wagner KVT empirisch am besten belegt)

4. Vorteile einer integrativen Psychotherapie -

integrative Psychotherapie = bezieht sich auf den gesamten Bereich psychologischen Wissens  Integration der versch. Sichtweisen vom Patienten erscheint sinnvoll & notwendig

4.1. -

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Gesamtheit psychologischen Wissens für Therapie nutzen

begrenzte Sicht auf Patienten kann nicht sinnvoll sein deshalb: Konzept der allgemeinen Psychotherapie (Grawe) o Patienten entsprechend dem Stand der empirischen Forschung behandelt (professionell) o nicht nur entsprechend einer Schule (konfessionell) Patient soll mit der Therapie behandelt werden, die empirisch die beste Wirksamkeit aufweist Konzept hat sich bis jetzt jedoch nicht sehr durchgesetzt Beschränkung auf 1 Paradigma ist nicht zum Wohl des Patienten & somit ethisch nicht in Ordnung

4.2. Ein Bild vom Patienten, das die Bezeichnung „ganzheitlich“ wirklich verdient -

Mensch wird reduktionistisch wahrgenommen & modelliert einige Seiten/Fähigkeiten/Möglichkeiten des Patienten werden nicht gesehen, vernachlässigt & somit deren Entwicklung unterdrückt  daher: integrative Psychotherapie = versch. Seiten berücksichtigt &Patient ganzheitlich behandelt 4.3. -

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Verhaltens- &Tuns-Einheit führen durch Reduktionismus zu problematische in der T-P-Beziehung P wird als Objekt aufgefasst o Verhaltens-Einheit: Objekt äußerer Reizkonstellationen o Tuns-Einheit: Objekt unbewusster Triebe ABER Therapeut sieht sich selbst als aktiv bewusst handelnde Person (Handlungs-Einheit) erst wenn wir auch Patienten unter Handlungseinheit betrachten entsteht Parallelität, in der T &P die gleichen Fähigkeiten & Möglichkeiten zugeschrieben werden Asymmetrie verursacht Unsicherheiten des Patienten Integrative Vorgehensweise:  löst Ungleichheit auf, BEIDE sind autonom & reflexionsfähig (& somit können diese Eigenschaften beim Patienten auch gestärkt werden)

4.4. -

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Partnerschaftliche Therapeut-Patient-Beziehung

Lösung für Probleme bei der Anwendung reduktiver Methoden

Kritik am Black-Box-Modell führt auch noch heute zu: o schlechtem Image der Verhaltenstherapie + verunsicherten Therapeuten o seltener Anwendung hocheffektiver Verfahren (z.B.: Konfrontationsverfahren) Integrative Therapie kann dieses Problem lösen: mit ethischsequentielles Vorgehen o Patient als gleichberechtigter Partner (mit Bild der Handlungs-Einheit betrachtet)

ZUNÄCHST: Versuch, Probleme des Patienten unter handlungstheoretischer Perspektive (also mit kognitiven Verfahren) zu lösen - aber wenn nicht hilfreich, DANN: reduktive Sichtweisen (Tun & Verhalten) in Betracht ziehen - immer in Kommunikation mit Patienten über mögliche Verfahren, damit genügend aufgeklärt  Patient wählt (mit gemeinsamer Reflexion) das Verfahren selbst! 4.5. Handlungsfähigkeit wiederherstellen: Integrative Therapie als Ziel einer anthropologisch nicht-reduktiven Psychotherapie -

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IP kann auf alle Möglichkeiten empirisch bestätigter psychotherapeutischer Verfahren & Methoden zugreifen so können auch reduktionistische Methoden angewandt werden, ohne dass es moralisch falsch ist weil davor ja alle besprochen wurden Im ethisch-sequentiellen Vorgehen o Patient erhält wertvolles, positives Bild von sich selbst o sozusagen: Patient in Rolle des Selbst-Therapeuten o Ziel: volle Handlungsfähigkeit des Patienten

5. Konsequenzen -

integrative Therapie, also NICHT reduktive Therapie, sodass gesamtes Wissen der psychotherapeutischen Praxis genutzt werden kann  Dadurch auch Konsequenzen für Forschung & Ausbildung 5.1. -

die vorhandenen Theorien sollten nach Stärken & Schwächen untersucht werden & in eine integrative Metatheorie übernommen werden integrative Therapie wichtig für Weiterentwicklung der Psychotherapie

5.2. -

Wissenschaftliche Forschung

Therapieausbildung

Behandlung muss Stand der Forschung entsprechen Ausbildung sollte schulenübergreifend sein & gesamtes Grundlagenwissen der Psychotherapie berücksichtigen

Aufgabe der Therapeuten o mit einer integrativen Ausbildung dem Patienten die für sein Problem wirksamste Behandlung vorzuschlagen  ABER IMMER MIT AUFKLÄRUNG/INFORMATION o Mitentscheidung des Patienten mit dem Ziel der Handlungsfähigkeit  Patienten verdienen eine Behandlung, die sie als selbstverantwortliche Person wahrnimmt...


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