4 -5- 6 - Sklovskij-Formalismus-Strukturslismus-Dekonstruktion PDF

Title 4 -5- 6 - Sklovskij-Formalismus-Strukturslismus-Dekonstruktion
Author Lea Fiedler
Course Neuere deutsche Literatur
Institution Universität Greifswald
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zu den Literaturtheorien: Formalismus, Strukturalismus, Dekonstruktion...


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1. Text: Sklovskij: Kunst als Verfahren (1971) Ausgangsannahme (Protebnjas) Kunst = Bild / Kunst = Bildlichkeit (ohne Bild gibt es keine Kunst) Bildlichkeit manifestiert sich in jeder Kunst anders – Bildlichkeit bei dichterischer anders, als bei praktischer Sprache (welcher Unterschied?) Zweck der Bildlichkeit (vom Parallelismus): Übertragung eines gegenstandes aus einer normalen Wahrnehmung, in die Sphäre einer neuen Wahrnehmung, d.h. eine eigenartige semantische Veränderung (Bildlichkeit gleichgesetzt mit Verfremdung?)

Verfahren der Verfremdung als - Unterscheidung zur „praktischen“ Sprache - Grundverfahren von dichterischer Sprache Charakter: Handlungen/ Dinge/ Emotionen aus ihrem Kontext herauslösen – mit Alltagssprache, neutral erzählen, was passiert/ wie es aussieht Meinung Sklovskij: Es gibt überall Verfremdung, wo es Bild gibt Bsp: Tolstoi Beschreibung von christlichen Dogmen und Riten: Ersetzung der gewohnten Worte des religiösen Gebrauchs durch normale/ „wirkliche“ Bedeutung (= Verfremdung der kollektiven Übereinstimmenden Meinung/ Auffassung (unbewusst)) Verfremdung: Grundlage und ausschließlicher Sinn aller Rätsel (man nehme einen Würfel und verfremde ihn – da hat man ein Rätsel) Verfremdung geht bis hin zum „Nichterkennen“ (es wird nicht beim Namen genannt) Ziel des Bildes (hier: das der Verfremdung): - Herstellung einer besonderen Wahrnehmung des Gegenstandes - Gegenstand soll „gesehen“ werden, nicht „wiedererkannt“ - bestes Beispiel: erotische Kunst (das erotische Objekt wird zum ersten Mal gesehen) – „zwei Ringe, zwei Enden, in der Mitte ein nagel Merkmale (des künstlerischen) Merkmal: - absichtlich für eine vom Automatismus befreite Wahrnehmung geschaffen - Ziel des Schöpfers ist das Sehen des Künstlerischen - es ist „künstlich“ so gemacht, dass die Wahrnehmung bei ihm aufgehalten wird (Wahrnehmung erreicht ihr höchstmögliche Kraft und Dauer)

- dabei wird die Sache nicht in ihrer Dimension wahrgenommen, sondern gewissermaßen in ihrer Kontiuniät  Bedingungen der dichterischen Sprache in der moderne/ Gegenwart: wandel von „dichterische Sprache“ in Richtung Umgangssprache (Dialekte werden eingebaut, umgängliche Sprichwörter/ Worte eingeführt etc)  Dichtung als gebremste, verbogene Sprache / Konstruktionssprache  Prosa als die gewöhnliche Sprache (ökonomisch, leicht, regelmäßig)

(geht von Bremsung/ Verzögerung als allgemeines Gesetz der Kunst aus (Artikel über Sujetführung)

2. VL- Formalismus und Strukturalismus Wo, Wann, Wie haben sich im 20. Jh. Ansätze zur Verwissenschaftlichung der Literaturwissenschaft Deutschland: Hermeneutik (Geisteswissenschaft) im 19. Jh. als Sonderweg der Verwissenschaftlichungen (Naturwissenschaft, Technik eigentlich viel größer – Zeit von Fortschritt und Aufbruch) Zeit: Industrialisierung, Hoffnung, Verwissenschaftlichung Weg von Deutschland – Dort (naturwissenschaftlichere) Theorie der Sprache Ferdinand de Saussures Sprachtheorie Als wichtige Grundlage der Literaturwissenschaft der Moderne    

Langage: Sprachvermögen Langue: Zeichen- Regelvorrat der Sprache Parole: Konkrete sprachliche Äußerung Das sprachliche Zeichen aus zwei Seiten bestehend (signifiant (Äußerer Ausdruck) , signifié (Inhalt des Zeichens))  arbiträr (Zusammensetzung folgt keinem festgelegten Prinzip) oder konventionell (gemeinschaftlich anerkannt)

Literaturwissenschaftler fragen sich: ist es nicht möglich, in der LiWi ähnlich systematische Ergebnisse zu erzielen, wie in der Naturwissenschaft Es entwickelt sich: Der russische Formalismus/ Strukturalismus 

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1915, Moskauer Linguistenkreis (russische Formalisten)  erste Versuche, die Literatur NICHT nach seinem Wesen/ geist zu ergründen, sondern nach der Form „Gesellschaft zu m Studium der poetischen Sprache“ (1916) Inspiriert von der zeitgenössischen Kunst (Futurismus) Abkehr von der Orientierung an Geschichte, Kontext und Autor Hinwendung zur poetischen Sprache an sich

Victor Sklovskij (1893-1984)   

Ein literarischer Text ist „die Summe aller darin angewandten stalischen Kunstbegriffe“ Entautomatisierung Verfremdung

 Nüchternes, rationales verwissenschaftlchen  Auch: „Entromantisierung“ Roman Jakobson (1896-1982)  

Studiert den tschechischen, polnischen, französischen Strukturalismus „Poesie ist Sprache in ihrer ästhetischen Funktion.“ Allg. Funktionen der Sprache: - referentielle Funktion - expressive Funktion - konative/appellative Funktion - phatische Funktion - metasprachliche Funktion



- poetische Sprachfunktion („Die poetische Funktion projiziert das Prinzip der Äquivalenz von der Achse der Selektion auf die Achse der Kombination.“)  siehe Folie 26 am 24.4.21 New York: treffen auf C. Lévi-Strauss (dort weiterlesen)  Strukturalismus für alle Wissenschaften (Anthropologie Ethnologie) als Erkenntnismittel brauchbar für Erkenntnissammlung

Vladimir Propp (1895-1970) 





„Morphologie des Märchens“  Anwendung der Strukturalistischen Methode auf Märchen  Also: Vergleicht Märchen (altrussische) und sucht grundlegende Elemente Figuren:  Held - Gegenspieler - falscher Held - Schenker (der Zaubermittel schenkt) - Helfer- Sender (der den Helden aussendet) - Zarentochter (und ihr Vater) Handlung:  1. zeitweilige Entfernung (Ein Familienmitglied verläßt das Haus für eine Zeit); 2. Verbot (Dem Helden wird ein Verbot erteilt); 3. Verletzung des Verbots; 4. Erkundigung (Der Gegenspieler versucht, Erkundigungen einzuziehen); 5. Verrat (Der Gegenspieler erzählt Informationen über sein Opfer); 6. Betrugsmanöver (Der Gegenspieler versucht, sein Opfer zu überlisten, um sich seiner selbst oder seines Besitzes zu bemächtigen); 7. Mithilfe (Das Opfer fällt auf das Betrugsmanöver herein und hilft damit unfreiwillig dem Gegenspieler); 8. Schädigung (Der böse Gegenspieler fügt einem Familienmitglied einen Schaden oder Verlust zu); 8a. Mangelsituation (einem Familienmitglied fehlt irgend etwas, es möchte irgend etwas haben); 9. Vermittlung, verbindendes Moment (Ein Unglück oder der Wusch, etwas zu besitzen, werden verkündet, dem Helden wird eine Bitte bzw. ein Befehl übermittelt, man schickt ihn aus oder läßt ihn gehen); 10. Einsetzende Gegenhandlung (Der Sucher ist bereit bzw. entschließt sich zur Gegenhandlung); 11. Abreise (Der Held verläßt das Haus); 12. erste Funktion des Schenkers (Der Held wird auf die Probe gestellt, ausgefragt, überfallen usw., wodurch der Erwerb des Zaubermittels oder des übernatürlichen Helfers eingeleitet wird); 13. Reaktion des Helden (Der Held reagiert auf die Handlung des künftigen Schenkers); 13. Reaktion des Helden (Der Held reagiert auf die Handlung des künftigen Schenkers); 14. Empfang eines Zaubermittels (Der Held gelangt in den Besitz des Zaubermittels); 15. Raumvermittlung (Der Held wird zum Aufenthaltsort des gesuchten Gegenstandes gebracht, geführt oder getragen); 16. Kampf (Der Held und sein Gegner treten in einen direkten Zweikampf); 17. Kennzeichnung, Markierung (Der Held wird gekennzeichnet); 18. Sieg (Der Gegenspieler wird besiegt); 19. Liquidierung, Aufhebung des Unglücks oder Mangels (Das anfängliche Unglück wird gutgemacht bzw. der Mangel behoben); 20. Rückkehr (Der Held kehrt zurück); 21. Verfolgung (Der Held wird verfolgt); 22. Rettung (Der Held wird vor den Verfolgern gerettet); 23. Unerkannte Ankunft (Der Held gelangt unerkannt nach Hause zurück); 24. Unrechtmäßige Ansprüche (Der falsche Held macht seine unrechtmäßigen Ansprüche geltend); 25. Prüfung/Schwere Aufgabe (Dem Helden wird eine schwere Aufgabe gestellt); 26. Lösung (Die Aufgabe wird gelöst); 27. Erkennung (Der Held wird erkannt) usw.

Prinzipien des Formalismus - Die Formalisten und Strukturalisten bemühen sich um eine Präzision ihrer sprach- und literaturwissenschaftlichen Aussagen. - Ebenso sind sie daran interessiert, eine wissenschaftliche Systematik zu etablieren. - Ganz ähnlich wie die Naturwissenschaften, bemühen sie sich um Nachvollziehbarkeit ihrer Ergebnisse.

- Mit Nachvollziehbarkeit geht auch Überprüfbarkeit einher: die einzelnen Schritte der formalen Analyse sollen nachvollziehbar sein, und damit können sie auch empirisch überprüft werden. - Die Formalisten pochen auf die Gegenstandsbezogenheit der Argumentation: Literaturwissenschaft soll eben über Literatur sprechen, und nicht über irgendetwas anderes – die ‚Kultur‘, oder ‚Russland‘, oder dergleichen mehr. - Außerdem gilt das Prinzip der Trennung von Objekt- und Metasprache: ein Gedicht redet in sprachlichen Bildern; ein wissenschaftlicher Text über ein Gedicht soll nicht sprechen wie das Gedicht selbst, sondern eben wie ein wissenschaftlicher Text. Claude Lévi-Strauss (1908-2009)   



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Jura, Philosopie studiert – Lehrer - Studierte indigene Völker (Amazonasgebiet) Treffen auf Jackobson:  lernt Strukturalismus Übertragung des Strukturalismus auf die Ethnologie  Idee: Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens genauso nachvollziehbar wie die, einer sprche, dass man diese Regeln herausfinden könnte (Gesellschaft als Regelsystem aus (v.a. binären Systemen)  genaues Beobachten, eiteilen in kleine Einheiten – Regeln, wie verhalten sich die Elemente einer Struktur zueinander? „Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft“ 1949  Wie entsteht aus kleinen Familien, Grubben dieser indigenen Völker sowas wie eine größere Gesellschaft  durch Herat außerhalb der Gruppe/ Familie  in indigenen Völkern (wie in unserer Gesellschaft auch) Inzestverbot/Heiratsregeln  nicht nur Biologische Gründe, sondern auch gesellschaftlich-soziale  Regeln für gesellschaftliche Stabilität (Nicht zu nahes Heiraten, nicht zu weit weg Kreuzcousinenheirat) Regeln ganz formal wiedergegeben durch Strauss (so z.B. die Heiratsregeln der Völker) in Stemmas Lässt die menschl. Kultur analytisch erklärbar aussehen  Strukturalismus wird zum Erkenntnisprinzip, zu einem Wissenschaftlichen Massenphänomen, mit dem alles erklärbar werden soll Auch Mythische Elemente der Indigenen Völker strukturalistisch mit denen „unserer“ Mythen verglichen

Strukturalismus in aller Wissenschaft – dann wieder zur Literaturwissenschaft Roland Barthes (1915-1980)   

Strukturalismus als Mittel der Kulturanalyse  Als Grundlegendes Paradigma der Literaturwissenschaft Anwendung des Strukturalismus in Alltagsdingen Einer der belesensten Gelehrten seiner Generation  „Mythen des Alltags“  Versteht die Alltagskultur als Text mit Strukturen und Interpretationsfreiraum  nicht auf der Ebene des Wortes, sondern Sinneinheiten  Elemente der Kultur als Zeichen, die für etwas stehen Z.B. Beefsteak und Pommes „Wie der Wein ist das Beefsteak in Frankreich ein Grundelement und mehr noch nationalisiert als sozialisiert. Es kommt in jedem Dekor des Ernährungslebens vor: flach, gelb umrandet und sohlenartig in den billigen Restaurants; dick und saftig in den spezialisierten kleinen Bistros; würfelförmig, mit feuchtem Inneren unter einer dünnen verkohlten Kruste in der Hohen

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Küche. Es gehört zu allen Rhythmen der Nahrungsaufnahme, zur ausgiebigen bürgerlichen Mahlzeit und zum Bohemien-Imbiß des Junggesellen; es ist die zugleich geschwinde und konzentrierte Nahrung, es verwirklicht die bestmögliche Verbindung zwischen Ökonomie und Wirksamkeit, zwischen Mythologie und Formbarkeit seines Konsums. Darüber hinaus ist es ein französisches Gut (eingeschränkt allerdings heute durch die Invasion des amerikanischen Steaks). Wie beim Wein gibt es keine aufgezwungene Ernährung, die den Franzosen nicht von seinem Beefsteak träumen ließe. Kaum ist er im Ausland, meldet sich bei ihm die Sehnsucht danach. Das Beefsteak wird hier mit einer zusätzlichen Tugend, der Eleganz, geschmückt, denn bei der offenkundigen Kompliziertheit der exotischen Küche etwa ist es eine Nahrung, die, wie man glaubt, Saftigkeit mit Simplizität vereint. Als nationales Gut folgt es dem Kurswert der patriotischen Güter, es steigert ihn in Zeiten des Krieges, es ist das Fleisch des französischen Soldaten, das unveräußerliche Gut, das nur durch Verrat in die Hände des Feindes übergehen könnte. Das Beefsteak gehört zur selben Blutmythologie wie der Wein. Es ist das Herz des Fleisches, das Fleisch im Reinzustand, und wer es zu sich nimmt, assimiliert die Kräfte des Rindes. Ganz offenkundig beruht das Prestige des Beefsteaks auf seinem fast rohen Zustand: das Blut ist sichtbar, natürlich, dicht, kompakt und zugleich schneidbar. Man kann sich das antike Ambrosia gut von einer solchen Art schwerer Materie vorstellen, die unter den Zähnen sich auf eine Weise mindert, daß man zugleich seine ursprüngliche Kraft und seine Fähigkeit zur Verwandlung und zum Sichergießen in das Blut des Menschen spürt. Das Bluthafte ist der Daseinsgrund des Beefsteaks [...].“ Essen als kulturelles Ritual – Mythos hinter jedem Alltagshandlung Strukturalismus als Ethnologische Analyse von Alltäglichen Dingen (vom kleinen zum Großen)  Der Schluss von Steak auf Mythe der Geschichte (Kräfte des Rindes mit aufnehmen)

Form von Kulturanalytischem Strukturalismus Entwickelt eigene Richtung des Strukturalismus – Semiotik – Alles auf der Welt ist eine Art von Zeichen – Zeichen können auseinandergenommen, interpretiert werden – nach Muster Linguistik, Ethnologie Sehr erfolgreich, Barthes wird in wissenschaftlichem Kreis aufgenommen 

Forschungsinteresse: ges. Kultur: Alltagskultur/ Literaturwissenschaft  z.B. „Das System der Mode“ – Mode als Zeichen, das für verschiedene Dinge steht  Parole: das konkrete Kleid, langage: Alle Kleider auf der Welt, langue: Die Modeideale dieser Zeit))

„Die Strukturalistische Tätigkeit“ – Was ist Strutuarismus? Was ist der Strukturalismus? Er ist keine Schule, nicht einmal eine Bewegung (zumindest noch nicht), denn die Mehrzahl der Autoren, die gemeinhin mit diesem Wort in Zusammenhang gebracht werden, fühlt sich keineswegs durch eine Solidarität der Doktrin oder des Kampfes verbunden. Er ist kaum eine Terminologie: Struktur, ein alter Begriff aus der Anatomie und der Linguistik, ist heute schon sehr abgegriffen; alle Sozialwissenschaften bedienen sich seiner, und niemand wird durch den Gebrauch dieses Wortes charakterisiert, so sehr auch über den Inhalt, den man ihm gibt, gestritten werden mag. Kaum relevanter sind Funktion, Form, Zeichen und Bedeutung; es sind heute allgemein gebräuchliche Wörter, von denen man alles verlangt und alles erhält, was man nur will […]. Wahrscheinlich muß man zurückkehren zu Begriffspaaren wie Signifikat-Signifikant und SynchronieDiachronie, um sich dem zu nähern, was den Strukturalismus von anderen Denkweisen unterscheidet […]; man achte darauf, wer Signifikat und Signifikant, Synchronie und Diachronie gebraucht und man wird wissen, ob die strukturalistische Einstellung gegeben ist. Strukturalismus als Sprache, derer sich die Strukturalisten bedienen Das Ziel jeder strukturalistischen Tätigkeit, sei sie nun reflexiv oder poetisch, besteht darin, ein »Objekt« derart zu rekonstituieren, daß in dieser Rekonstitution zutage tritt, nach welchen Regeln es

funktioniert (welches seine »Funktionen“ sind). Die Struktur ist in Wahrheit also nur ein simulacrum des Objekts, aber ein gezieltes, »interessiertes« Simulacrum, da das imitierte Objekt etwas zum Vorschein bringt, das im natürlichen Objekt unsichtbar oder, wenn man lieber will, unverständlich blieb. Der strukturale Mensch nimmt das Gegebene, zerlegt es, setzt es wieder zusammen; das ist scheinbar wenig (und veranlaßt manche Leute zu der Behauptung, die strukturalistische Arbeit sei »unbedeutend, uninteressant, unnütz« usw.). Und doch ist dieses Wenige, von einem anderen Standpunkt aus gesehen, entscheidend; denn zwischen den beiden Objekten, oder zwischen den beiden Momenten strukturalistischer Tätigkeit, bildet sich etwas Neues, und dieses Neue ist nichts Geringeres als das allgemein Intelligible: das Simulacrum, das ist der dem Objekt hinzugefügte Intellekt, und dieser Zusatz hat insofern einen anthropologischen Wert, als er der Mensch selbst ist, seine Geschichte, seine Situation, seine Freiheit und der Widerstand, den die Natur seinem Geist entgegensetzt. Strukturalismus – zentrale Literaturtheorie der Nachkriegszeit/60er/70er/80er bis heute - Strukturalist zerstückelt es und setzt es wieder zusammen als Großes Ganzes eingebettet in jeweiliger Umgebung – Wiedergabe einzelner Regeln, zugrundeliegender Elemente und Strukturen - Strukturalismus glaubt, dass alle Dinge erklärt werden können

Ein Kind des Strukturalismus: die strukturale Narratologie nach Gérard Genette - Strukturalismus, narratologisch – einzelne Darstellungen (von Mensch, Ereignis) erfragen, Merkmale strukturalistisch erfassen, in welchen Oppositionen stehen sie zueinander? Narratologie = Strukturalistisch (Versuch, die Techniken des Erzählens mit klaren Begriffen rekonstruieren) Narratologie nach Gérard Genette   

Histoire (Geschichte): erzählter Inhalt einer Geschichte – die einzelnen Handlungselemente Discours/ récit (Erzählung): tatsächliche Erzählung, wie sie uns dargeboten wird ‚Narration‘ = Akt des Erzählens

Zeitstrukturen  

Chronologisches und achronisches Erzählen Zeitraffendes, zeitdehnendes, zeitdeckendes Erzählen

Modus 

Narrativer vs. Dramatischer Modus (gemischter)

Fokalisierung   

Nullfokalisierung Interne Fokalisierung Externe Fokalisierung

Position des Erzählens  

Homodiegetische / heterodiegetisch  (hetero) Extradiegetisch / intradiegetisch  (extra)

Franz Kafka: Das Urteil (1913 – eine strukturalistische Analyse

Gesichtspunkte der Unterscheidung 1. 2. 3. 4.

Narratologische Analyse der Erzählstruktur Such nach thematischen Strukturen, Gliederung in Sinn- und Bedeutungseinheiten Suche nach sprachlichen Strukturen und Gestaltungsmitteln Ableitung von Hinweisen zu Deutung und Bedeutung der Ezählung

Narrativ  Wechsel der Zeitverhältnisse   

Anfang: Dehnung und Raffung abwechselnd Szene mit Vater: eher Zeitdeckend (v.a. durch direkter Rede) Gegen Ende immer raffender

 Narrativ und dramatischer Modus   

Anfangs Narrativ Umschwung dramatisch (direkte Rede) Ende wieder eher narrativ

 Überwiegend interne Fokalisierung    

Anfangs Nullfokalisiert (Zimmerszene, Erzähler weiß viel, teilt mit) (ab 2. Absatz) Immer interner (Gedanken, Perspektive Bellermanns) Deutlich: Gespräch aus Sicht des Georgs Ende: extern (wir schauen on außen auf Selbstmord… wissen nichts von Gedanken, Beweggründen etc.)

 heterodiegetisches Erzählen 

Erzähler ist nicht Teil der Welt

Inhatliche Strukturen  3 teile: kann auch kleiner 1. Abschnitte über Georg – Besuch in bremen 2. Mitte – über Georg und seinen Vater 3. das kurze Erzählen Georgs Selbstmords Thematische/ inhaltliche Strukturen  Raumsemantik (in Vaters Schlafzimmer andere Handlungen als im Zimmer Georgs)  Vater-Sohn- Konflikt (stehen sich gegenüber)  Freundschaftsbeziehungen, Verlobung (eher über sie, als mit ihnen)  Mit Themen gehen mit Werte/ Konflikte einher (Freundschaft – fam. Treue – Liebe)  Gegensatz von Aufrichtigkeit – Unaufrichtigkeit (Georg und Freund, Vater und Georg)  Welt der Wirtschaft, des Rechts  Ideologisches und moralisches Unterfangen: Schuld, Betrug und Täuschung- Ende Verurteilung (Vater) (jedoch keine Verteidigung oder Verhandlung) Sprachliche Strukturen  Sprachräume:

1. Vater und Sohn teilen: Raum d. Geschäftes, Wirtschaft, Büro 2. Familiensinn, Freundschaftliche Treue (Störung durch Verlobte und rede des Vaters) Zusammenfassung Strukturalismus interessiert als nicht den Paratext (Kafka (biographisch und auch Kommentare zum Text nixht), historischer Hintergrund etc – „Strukturextern“) – nüchterner Eindruck Strukturalistische Analyse ist KEINE Interpretation (fehlt) – Interpretation ist die Funktionsgebung der (strukturalistisch analysierten) Elemente Strukturalismus heute: Vorarbeit zur Interpretation (Strukturen/ Elemente beobachten) – Basis für die Interpretation

Dekonstruktion als Kritik ...


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