Bilderbuchanalyse \"\'Hast du Angst\', fragte die Maus\" PDF

Title Bilderbuchanalyse \"\'Hast du Angst\', fragte die Maus\"
Author Sophie Ho
Course Lehramt für sonderpädagogisch Förderung
Institution Universität zu Köln
Pages 17
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Summary

Bilderbuchanalyse, Fach Deutsch, ...


Description

Universität zu Köln Philosophische Fakultät Seminar: Bilderbücher – Analyse und didaktische Erschließung Ulrich Kreidt WS 2016/17

„Hast du Angst?“, fragte die Maus Eine Bilderbuchanalyse

Eingereicht von: Sophia Marie Hoog Matrikel-Nummer: 5980585 5. Fachsemester Klips 1 Luxemburger Str. 185, 50939 Köln [email protected]

Inhaltsverzeichnis 1.

Einleitung ................................................................................................................. 1

2.

Analyse ..................................................................................................................... 2

2.1

Identifizierung ...................................................................................................... 2

2.2

Äußere Gestalt ...................................................................................................... 2

2.3

Inhalt .................................................................................................................... 3

2.4

Bilder .................................................................................................................... 4

2.5

Text....................................................................................................................... 6

2.6

Bild und Text ........................................................................................................ 8

3.

Fazit ....................................................................................................................... 10

4.

Anhang ................................................................................................................... 11

5.

Literaturverzeichnis ............................................................................................... 15

1. Einleitung

Die vorliegende Bilderbuchanalyse beschäftigt sich mit dem Bilderbuch „Hast du Angst?, fragte die Maus“ von Rafik Schami und Kathrin Schärer, für welches eine Altersempfehlung ab vier Jahren ausgesprochen wurde. Dieses Bilderbuch behandelt gleichermaßen die Themen Angst und Mut, die in einer spannungsvollen Komposition dargestellt werden und welche sich für die Heranführung von Kindern an diese Emotionen eignen. Zunächst bietet die Bilderbuchanalyse eine Identifizierung hinsichtlich der Autoren und der Formalien des Buches. Daraufhin beschäftigt sie sich mit der äußeren Gestalt und dem Inhalt. Da das zu analysierende Buch in diesem Fall einen großen Anteil an Bildern vorweist, richtet sich die Analyse entsprechend zunächst auf diese und daraufhin auf den Text. Durch die zunächst separate Analyse dieser beiden Teile ist daraufhin ein umfassender Blick auf die Zusammenhänge von Bild und Text möglich und es ergibt sich ein Eindruck der Intention in Bezug auf die Wirkung, welche diese Kombination erzeugt und die der Autor in dem analysierten Buch verfolgt. Es wird dabei ebenfalls auf die verschiedenen Aufgaben eingegangen, die der Leser und Betrachter dieses Bilderbuchs erfüllen muss, um die Erzählung erfassen zu können. Weiterhin beschäftigt sich die Analyse damit, wie die Thematik der Angst genutzt werden kann, um das Kind an diese Emotion heranzuführen und ihm Strategien anzubieten, zukünftige Ängste zu überwinden.

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2. Analyse 2.1 Identifizierung Das Bilderbuch „’Hast du Angst?’, fragte die Maus“ wurde von dem Autoren Rafik Schami geschrieben und von Kathrin Schärer illustriert.

Es erschien 2013 in der

Originalversion im Verlag Beltz & Gelberg in Weinheim Basel, die zur Analyse vorliegende MINIMAX-Version allerdings erschien 2015. Letztere wurde in Zusammenarbeit mit dem Moritz Verlag von Markus Weber herausgegeben. Im Bilderbuch selbst ist keine Altersempfehlung angegeben, allerdings empfehlen verschiedene Buchhandlungen eine Verwendung für die Altergruppe ab vier Jahren.1

2.2 Äußere Gestalt Das zu analysierende Bilderbuch liegt im Querformat vor und hat die Maße 19,2 x 15 x 0,4 cm. Mit einem Gewicht von 96 Gramm ist es sehr handlich und leicht zu transportieren. Es enthält 16 ungezählte Blätter und somit 32 Seiten. Der Einband ist durch zwei verschiedene Rottöne hervorgehoben und zeigt eine Szene im Mäuseloch, in welchem sich im späteren Geschehen ebenfalls einige Szenen abspielen. Die vollständige, auf dem Einband dargestellte Szene ist erst zu erkennen, wenn das Buch aufgeklappt wird und Vorder- und Rückseite als Gesamtbild betrachtet werden. Auf der Rückseite ist eine Gruppe von Mäusen zu erkennen, die sich als die Familie der Hauptfigur Mina herausstellen und die allesamt sehr ängstlich in Richtung des Mäuselochs und Mina schauen, welche auf der Vorderseite abgebildet sind. Mina schaut dort sehr neugierig durch das Mäuseloch, hinter dem partiell das Gesicht einer Katze zu erkennen ist. Mina und die Katze schauen sich dabei an, wobei Mina im Gegensatz zu ihrer Familie keinerlei Angst zu verspüren scheint.

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Zum Beispiel die Buchhandlung Thalia: http://www.thalia.de/shop/home/suchartikel/hast_du_angst_fragte_die_maus/kathri n_schaerer/EAN9783407795250/ID33799742.html?jumpId=56059944&suchId=b5ecb3 4b-c421-4cf2-9f2f-7927c940c87c

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Der Vorsatz des Buches ist komplett in Weiß gehalten und es ist eine Wiederholung des Titels in kleinerer Schrift zu finden. Dies stellt einen Kontrast zu der farbigen Gestaltung des Einbands dar. Das vorliegende Bilderbuch wurde in Fadenbindung broschiert, wobei für den Einband fester, glänzender Karton verwendet wurde und für die Seiten ein ebenfalls festes und stabil wirkendes Papier. Dies kommt der Altersempfehlung ab vier Jahren entgegen, da grobes Anfassen oder Biegen des Buches durch die Kinder so kein Problem darstellen würde. Textbilderbücher sind eine Art der Bilderbücher, bei der die Illustrationen durch Textteile verschiedenen Umfangs ergänzt werden. Bild- und Textteile ergänzen sich dabei und ergeben letztendlich eine verbundene Einheit. 2 Zum Bild- Text-Verhältnis ist auf Basis dessen zu sagen, dass auf einer Doppelseite des Bilderbuches meist eine Seite komplett illustriert wurde und in Relation weniger Text als Illustrationen verwendet wurden.

2.3 Inhalt Die auf dem Einband abgebildete Maus Mina fungiert als Hauptfigur in diesem Bilderbuch, welche mit ihrer Mäusefamilie in einem Mäuseloch lebt. Wie schon aufgrund der auf dem Einband gezeigten Szene anzunehmen ist, wird sie als sehr mutig dargestellt und scheint die Bedeutung der Emotion Angst nicht zu kennen. Obwohl alle um sie herum scheinbar mit dem Gefühl der Angst vertraut sind, hat die Maus Mina noch überhaupt keine Erfahrungen damit gemacht und geht auf die Suche, um herauszufinden, was Angst eigentlich ist. Diese beiden Themen der Neugierde, des Muts und der Angst ziehen sich durch alle Szenen dieses Bilderbuchs und bilden das Zentrum des Inhalts. Die Maus Mina begegnet im Laufe des Buches verschiedenen Tieren, wie unter anderem einem Löwen, einem Elefanten und einer Schildkröte und zeigt auch ihnen gegenüber keinerlei Angstempfinden, was aufgrund der Gefahr, die diese für sie eigentlich darstellen könnten, überraschend wirkt. Als sie jedoch einer Schlange begegnet, erkennt sie aufgrund des Verhaltens dieser die ihr drohende Gefahr und empfindet erstmals Angst. Mina flüchtet daraufhin zurück zu ihrer Familie in das heimische Mäuseloch, wo sie Geborgenheit und Sicherheit erfährt. Dies lässt den Leser und Betrachter erkennen, dass Angst durch diesen Rückhalt vergehen kann.

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Vgl. Kurpjuhn, Jutta: Außenseiter in der Kinderliteratur, S. 16. 3

2.4 Bilder Die Maus Mina ist als Hauptakteurin auf jedem der Bilder dargestellt. Darüber hinaus sind weitere Tiere als Akteure abgebildet, wie beispielsweise die Schlange, die Mäusefamilie oder der Hund. In Relation zu diesen ist die Maus Mina immer in einem realistischen Größenverhältnis dargestellt, welches auf dem im Anhang eingefügten Bild zu erkennen ist, auf dem Mina mit dem Hund dargestellt ist (Anhang 1). Dies zeigt dem Leser und Betrachter erneut, welche Gefahr die anderen Tiere eigentlich für Mina darstellen könnten und lässt sie noch mutiger erscheinen. Die Bilder sind allerdings nicht aus

der

Perspektive

Minas

dargestellt.

Dies

liegt

auch

daran,

dass

Bilderbuchillustrationen meist einen Überblick geben, also keine Figurenperspektive einnehmen. 3 Der Raum, in dem Mina und die anderen Tiere zu sehen sind, kann als negativer Raum beschrieben werden. Als negativer Raum wird in der Malerei und in der Fotografie jener Bereich bezeichnet, der nicht das Zentrum der Aufmerksamkeit darstellt und somit den Hintergrund oder auch die Grundfläche in der Figur-Grund-Beziehung beschreibt.4

Dies ist hier vor allem auch dadurch realisiert, dass der Hintergrund oft dunkler und weniger realistisch dargestellt ist als die Figuren. Die Lebenswelt der Figuren, in der sich die dargestellten Szenen abspielen, beinhaltet vor allem das Mäuseloch und weist darüber hinaus eine starke Naturnähe auf. Da Mina die verschiedenen Tiere in ihrer jeweils eigenen Lebenswelt, der Natur, trifft, spielt diese in dem vorliegenden Bilderbuch also eine bedeutende Rolle. Die Illustrationen zeichnen sich darüber hinaus durch eine Mischtechnik aus. Bei einigen Bildern sind bezogen auf die Figuren Buntstiftzeichnungen zu erahnen, bei anderen scheint es sich eher um Kreidezeichnungen zu handeln (Anhang 2). Auch die Hintergründe sind sehr verschieden gestaltet. Handelt es sich einerseits in der Szene, bevor Mina auf die Schlange trifft, zum Beispiel um einen ganz weißen Hintergrund (Anhang 3), der den Eindruck eines unendlich großen Raums und somit eine Verlorenheit und den Verlust von Kontrolle vermittelt, ist der Hintergrund in der Szene mit dem Elefanten (Anhang 4) andererseits durch eine Aquarelltechnik gestaltet und Wolken sind 3 4

Vgl. Staiger, Michael: Erzälen mit Bild-Schrifttext-Kombinationen, S. 17. Tritthart, Martina: Der negative Raum oder die andere Seite des Lichts, S. 14. 4

schemenhaft zu erkennen, die eine gewisse Ruhe und Harmonie andeuten. Die Räume und die Natur, die im Hintergrund angedeutet werden und den Lebensraum der Tiere darstellen, sind somit oft weitaus weniger realistisch und detailreich dargestellt als die Tiere selbst. Dies erzeugt einen auf die Tiere ausgerichteten Fokus und lenkt somit die Aufmerksamkeit des Lesers und Betrachters auf das eigentliche Geschehen in der jeweiligen Szene. Die Illustrationen zeichnen sich insgesamt durch sehr bunte und kräftige Farben aus, welche das Bilderbuch für die Altersgruppe ab 4 Jahren noch attraktiver machen. Die Farbstimmung ist allerdings manchmal auch recht düster, wie in der Szene mit der Schlange zu erkennen ist (Anhang 2). Dies dient natürlich der in dieser Szene hervorgehobenen Emotion der Angst und wird nur sehr partiell in einigen Szenen eingesetzt. Die Stimmung ist allerdings immer aus Sicht der Hauptakteurin Mina dargestellt. So ist die Mäusefamilie sehr niedlich dargestellt, die Schlange und die Katze hingegen sehr unheimlich und angsteinflößend. Obwohl ein Hund zum Beispiel natürlich durchaus auch eine Gefahr für eine Maus darstellt, ist dieser hier auch eher niedlich und harmlos dargestellt, um Minas Mut und ihre Furchtlosigkeit zu unterstreichen (Anhang 1). Die Szenen sind darüber hinaus aus der Nahsicht dargestellt, was durch die detailreiche Illustration der Figuren noch unterstützt wird. In der Komposition überwiegen die Bilder im Verhältnis zur Schrift, wobei sich viele über zwei Buchseiten erstrecken. Meist füllt ein Bild eine Seite und die Schrift die nächstliegende Seite aus (siehe Anhang 5). Es gibt dabei auch Ausnahmen, die allerdings besondere Szenen markieren, wie beispielsweise die Szene, in der Mina die Schlange nach ihr rufen hört (Anhang 3). Hier wurde für den Text auch eine deutlich größere Schrift gewählt, um den Fokus auf das Rufen der Schlange zu legen. Auch dies regt bei dem Leser und Betrachter des Bilderbuchs erneut die Empfindung der Angst an, da durch dieses typographische Element automatisch eine Stimme im Kopf des Betrachters erzeugt wird, die den Ruf der Schlange in einer unheimlichen Art wiedergibt. Das künstlerische Konzept des Bilderbuchs legt insbesondere einen Fokus auf den Ausdruck der Angst, wobei Minas Gefühle und der Rückhalt durch ihre Familie klar im Vordergrund stehen. Der Leser und Betrachter steht hier vor der Aufgabe, sich selbst mit dem Gefühl der Angst auseinanderzusetzen. Während des Vorlesens und des gemeinsamen Betrachtens könnten dem Kind also zum Beispiel Fragen danach gestellt werden, was Angst für das Kind individuell bedeutet oder ob es selbst in der gleichen Situation wie Mina Angst empfunden hätte. So kann stückweise an die Emotion Angst herangeführt werden, ohne 5

eine Reizüberflutung zu riskieren. Das Echo lautet hier, dass es menschlich und in Ordnung ist, Angst zu empfinden und dass diese immer vergehen kann. Es werden auch Angst- und Problemlösestrategien angeregt, wobei hier der Fokus auf dem Rückhalt durch die Familie liegt. Man könnte an dieser Stelle allerdings auch andere, individuelle Angst- und Problemlösestrategien mit dem Kind herausarbeiten, indem man zum Beispiel danach frage würde, wo und mit wem das Kind sich besonders wohlfühlt oder mit wem es am liebsten spricht.

2.5 Text Die Textgestaltung in dem vorliegenden Bilderbuch ist ebenfalls sehr abhängig davon, worauf der Fokus in den einzelnen Szenen gelegt wurde. Die Größe der Schrift variiert dabei, wobei zum Beispiel deutlich größere Schriftarten bei Angstempfindungen Minas verwendet wurden (Anhang 3). In der Szene, in der Mina auf die Schildkröte trifft, welche ihr einen Vortrag über alle verschiedenen Arten und Variationen von Angst hält, wurde eine stetige Verkleinerung der Schrift verwendet, um auszudrücken, dass Mina im Laufe des Vortrages nicht mehr richtig zuhört (Anhang 5). Hier schwindet auch die Aufmerksamkeit des Lesers und Betrachtes mit der stetigen Verkleinerung der Schrift, welches eine erneute Identifikation mit den Empfindungen Minas auslöst. Häufig ist die Schrift von den dazu gehörenden Bildern separiert. Auch hier finden sich allerdings wieder Ausnahmen in Szenen, die einen Wendepunkt markieren, wie die Szene, in der Mina die Schlange trifft. Hier wurde der Text als Bildbestandteil verwendet und hebt sich auch typographisch von dem üblichen Text in dem vorliegenden Bilderbuch ab (Anhang 3). Insgesamt ist von einer Erzählung mit einem hohen Anteil an Dialogen zu sprechen. Die Geschehnisse werden durch einen auktorialen Erzähler wiedergegeben und finden innerhalb eines Tages statt. Darüber hinaus ist von einer Figurenrede zu sprechen und die Unmittelbarkeit und die Nähe zu den Figuren wird vor allem dadurch realisiert, dass die Gedanken und Gefühle der Hauptakteurin Mina mit eingebunden werden. Dies ist zum Beispiel in der Szene zu finden, in der Mina die Schildkröte trifft (Anhang 5). Hier wird einerseits durch typographische Besonderheiten, das stetige Verkleinern der Schrift,

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erreicht, dass der Leser und Betrachter die Langeweile, die Mina während des Vortrags der Schildkröte empfindet, erfasst und andererseits heißt es, die Maus wende sich enttäuscht ab und habe keine Lust mehr umzukehren, womit der Autor auf die Empfindungen der Maus eingeht. Es gibt einen einzigen Erzählstrang, der die Erlebnisse umfasst, die Mina innerhalb eines Tages erlebt. Dabei wird weder ein Rückbezug auf die Geschehnisse in der Mäusefamilie währenddessen genommen, noch werden die Geschichten der einzelnen Tiere, die sie trifft, weiter ausgeführt. Der Sprachstil in dem vorliegenden Bilderbuch zeichnet sich durch eine sehr einfache Sprache aus, wobei in der Szene mit der Schildkröte jedoch vereinzelt Fachwörter verwendet wurden, als sie die verschiedenen Arten von Angst aufzählt (Anhang 5). Dies dient hier allerdings eher dazu, dass der Leser und Betrachter die Langeweile, die Mina in diesem Moment empfindet, nachvollziehen kann, als zu Informationszwecken. Die literarische Intention bzw. die Wirkungsabsicht des Textes deckt sich hier mit der der Illustrationen, da auch hier das Echo lautet, dass es in Ordnung ist, Angst zu haben und dass diese wieder vergehen kann. Dies wird besonders deutlich, als Minas Mutter, nachdem Mina nach ihrer Begegnung mit der Schlange zurück zu ihrer Familie ins Mäuseloch flüchtet, zu ihr sagt: „Komm her, dann verschwindet sie.“ (siehe Anhang 5). Dadurch wird eine starke Reaktion der Empathie und eine Identifikation des Lesers und Betrachters mit Mina angeregt. Natürlich steht der Leser und Betrachter des Bilderbuchs auch hier wieder vor verschiedenen Aufgaben, die zu erfüllen sind, um die Erzählung in ihrer Fülle zu verstehen. Um diese Verständnis- und Verarbeitungsprozesse zu unterstützen, wäre es günstig, wenn der Leser und Betrachter die verschiedenen Tiere schon kennen würde, um zu verstehen, warum Mina möglicherweise vor ihnen Angst haben sollte und um somit erfassen zu können, wie mutig sie eigentlich ist. Auch eine gewisse Vertrautheit mit der Emotion der Angst kann dabei hilfreich sein, die eigenen Emotionen während des Lesens und Betrachtens dieses Bilderbuchs zu reflektieren und sich somit leichter mit Mina identifizieren zu können. Diese Voraussetzungen sind in der Altersgruppe ab vier Jahren allerdings meist schon gegeben und werden auch durch das Beschäftigen mit anderen Bilderbüchern unterstützt.

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2.6 Bild und Text Da die einzelnen Kategorien Bild und Text nun näher erläutert wurden, ist es nötig, die Komposition dieser beiden zu betrachten, um die Erzählung vollends entschlüsseln zu können. Es ist zu betonen, dass Text und Bild in diesem Bilderbuch in ihrer Bedeutung meist parallel laufen, sich an einigen Stellen jedoch um einzelne Details ergänzen, die für die wichtigen Geschehnisse allerdings meist unerheblich und nur ergänzend sind. So ist auf der Illustration der Szene mit dem Elefanten (Anhang 4) beispielsweise zu sehen, dass der Elefant Mina mit seinem Rüssel in die Luft spritzt. Davon ist im Text zwar keine Rede, jedoch passt es zu der harmonievollen Begegnung, die Mina mit dem Elefanten erlebt. Der Leser kann die im Text genannten Ereignisse sehr einfach in den Illustrationen wiederfinden. Die ist auch in Anbetracht dessen wichtig, dass dieses Bilderbuch mit eher jüngeren Kindern, beispielsweise in der Altersgruppe ab vier Jahren, gelesen wird, bei welchen es wahrscheinlich zu Irritation kommen würde, falls Bild und Text sich in verschiedener Weise widersprechen würden. Falls das Buch den Kindern vorgelesen wird, was bei dieser Altersgruppe natürlich naheliegt, muss eine Kopplung von auditiven und visuellen Reizen beim Kind stattfinden, um die Erzählung erfassen und nachvollziehen zu können. Darüber hinaus muss ein gewisses „Weltwissen“ vorhanden sein, welches zum Beispiel darin besteht, dass das Kind die verschiedenen, erwähnten Tiere kennt und weiß, dass beispielsweise eine Schlange ein sehr gefährliches Tier sein kann. Ist dieses Wissen nicht vorhanden, kann es sich dem Kind nicht erschließen, warum Mina eigentlich, wie die anderen Mäuse in ihrer Familie, Angst vor verschiedenen Tieren haben sollte und dass sie sehr mutig ist. Die Intention des Autors zeigt sich klar in dem Heranführen an die Emotion der Angst und dem Entschlüsseln der Bedeutung dieser. „Die Geschehnisse in der Literatur sollen von den Lesern in ihre eigene Wirklichkeit transferiert werden und zu einer Auseinandersetzung mit der Umwelt führen.“5 Dies kann natürlich nur ganz individuell geschehen, weshalb es ratsam ist, während des Lesens und Betrachtens dieses Bilderbuchs immer wieder Rücksprache mit dem Kind zu halten und die Emotionen zu reflektieren. Darüber hinaus ist zu betonen, dass die Intensität von Emotionen nur in dem jeweiligen Moment wirklich wiedergegeben werden kann, weshalb es einfacher ist, mit 5

Kurpjuhn, Jutta: Außenseiter in der Kinderliteratur, S....


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