Deutschdidaktik - Adoleszenzroman PDF

Title Deutschdidaktik - Adoleszenzroman
Author Anonymous User
Course Deutschdidaktik
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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Summary

Literaturdidaktik Deutsch:
Merkmale und Entwicklungsstufen des Adoleszenzromans:
Klassischer - Moderner - Postmoderner Adoleszenzroman...


Description

2.2 Themen, Abgrenzungen und Merkmale des Adoleszenzromans Unter dem Begriff Jugendroman werden sämtliche Romanformen für Jugendliche zusammengefasst. Dazu gehören zum Beispiel der historische Roman, der ScienceFiction-Roman, der Kriminalroman, der phantastische Roman und auch der Adoleszenzroman. Dieser ist in den 70er Jahren als neue Subgattung im Handlungs- und Symbolsystem KJL entstanden. Er befasst sich mit dem Innenleben und der psychosozialen Entwicklung der Protagonisten [8] während der Adoleszenz. Gansel 1998 warnt davor, sämtliche Romane, die die Adoleszenz thematisieren, als Adoleszenzromane zu bezeichnen. Dies führt seiner Meinung nach zu großen literarischen Ungenauigkeiten. Statt dessen fordert er dazu auf, den Begriff genauer zu bestimmen. Zusammenfassend lassen sich folgende Aspekte als Kennzeichen für Adoleszenzromane[9]benennen: – Im Zentrum stehen ein oder mehrere jugendliche Helden, deren Darstellung sich auf die Jugendphase konzentriert. – - Nach dem Vorschlag von Gansel, den Adoleszenzroman in Subgattungen einzuteilen, finden sich im klassischen Adoleszenzroman hauptsächlich männliche Protagonisten, während im modernen und postmodernen Adoleszenzroman auch weibliche Protagonistinnen im Zentrum der Handlung stehen. – - Die dargestellte Zeitspanne zeigt oft den gesamten Prozess der Identitätsfindung. Dabei wird die Zeit der Adoleszenz möglichst umfassend dargestellt und umfasst die komplette Identitätssuche. Das Lebensalter der Protagonisten umfasst die gesamte Adoleszenz von Vorpubertät bis Postadoleszenz, also 11-12 Jahre bis Ende des 2. Lebensjahrzehntes. – - Die Protagonisten sind Individuen. Sie existieren real und sind keine personifizierten Lebewesen oder Typen. Der Adoleszenzroman gilt nicht als moralische Beispielgeschichte. Sie orientiert viel mehr an neuzeitlichen Romanen, in denen „die Handlungspersonen als je individuelle und unverwechselbare Einzelpersonen“[10] aufgefasst werden. – - Die Figuren werden nicht nur in einer Phase der Erschütterung dargestellt. Sie können ihre Identitätssuche ebenfalls als lustvolles Experimentieren und freudiges Erfahrungssammeln empfinden. – - In Adoleszenzromanen werden hauptsächlich prägnante Problembereiche, wie z.B. die Ablösung von den Eltern, das Erleben erster sexueller Kontakte, Erlernen eigener Wertevorstellungen, der Umgang mit sich selbst im Gefüge der Gesellschaft aufgearbeitet. – - Das Ende in Adoleszenzromanen ist meistens offen, d.h., dass die Protagonisten weiter auf der Suche bleiben, bzw. ihre Identität oft noch nicht gefunden haben. – Als Adoleszenzromane gelten die Romane, in denen, neben einer möglichen

Identitätskrise, das Spannungsverhältnis zwischen der Individuation und der Integration in die bestehende Gesellschaft im Mittelpunkt steht. So fühlt sich der Protagonist zwischen den eigens aufkommenden individuellen Normen und den Normen der bestehenden Gesellschaft hin- und hergerissen. Dieser Gattung stehen als „Nachbarn“ der Bildungsroman, der Erziehungsroman, der Entwicklungsroman, sowie die jugendlichen Gattungen der problemorientierten Jugendliteratur, der Jeansliteratur und der emanzipatorischen Mädchenliteratur gegenüber. Bildungsroman, Erziehungsroman und Entwicklungsroman lassen sich eindeutig abgrenzen. Die Übergänge zum problemorientierten Jugendbuch sind jedoch fließend. Der Jeansroman[11] und die emanzipatorische Mädchenliteratur können als Bestandteile des Adoleszenzromans gelten, da auch sie sich mit der Entwicklungsphase während der Adoleszenz beschäftigen. Im Adoleszenzroman ist der Einsatz von Techniken psychologischen Erzählens wie IchErzählform, personales Erzählverhalten, innerer Monolog, Bewusstseinsstrom, erlebte Rede, Traumsequenzen charakteristisch [12]. Das Verwenden dieser Mittel soll als Ziel die innere Widersprüchlichkeit der Protagonisten literarisch erfassen. Der Adoleszenzroman ist problemorientiert und problemoffen, so wird oft das Scheitern des Jugendlichen in seinem Entwicklungsprozess thematisiert (z.B. die namenslose Protagonistin in „Kamalas Buch“ von Inger Edelfeldt). Ewers spricht von der typischen „Schnoddrigkeit“ des Protagonisten, der oft mit einer rauen Schale dargestellt wird, darunter aber eine „zartbesaitete Psyche“ zu erkennen gibt. Der männliche Protagonist erscheint nach außen hin „großmäulig, vulgär, ironisch bis zynisch“. Eng damit verbunden ist sein „Zurschaustellen der eigenen Sexualität“, ein „Sich-in-Szene Setzen und Sich-selbst-wichtig-Fühlen. Kurz: das typisch männliche Grandiositätsgefühl“. [13] Der weibliche Adoleszenzroman kann diese Charakteristiken ebenfalls aufweisen, setzt sich aber aufgrund der spezifischen weiblichen Identität davon ab und arbeitet die Besonderheiten der weiblichen Geschlechtsidentität heraus.

2.3 Subgattungen des Adoleszenzromans im Rahmen der Modernisierungsphänomene Der Vorschlag, Subgattungen des Adoleszenzromans zu unterscheiden, stammt von Gansel[14]. Dabei ordnet er die jeweiligen Ausprägungen der Gestaltung von Adoleszenz in einen Prozess der Modernisierung ein. Er sagt, dass die Kinder- und Jugendliteratur, die seit ihrem Ursprung auf das Vermitteln von moralischen, ethischen und politischen Werten orientiert war, heute immer mehr zu einem Spiegel kindlicher und jugendlicher Lebenswelten geworden ist und damit einen Reflex auf Veränderungen in einem Prozess von gesellschaftlicher Modernisierung darstellt[15]. Somit berücksichtigt er also die psychologischen, physiologischen und sozialhistorischen Veränderungen in der Adoleszenz. In den 90er Jahren geriet die Modernisierungstheorie von BECK in die Aufmerksamkeit der Kinder- und Jugendliteraturforschung. Besonders GANSEL, EWERS und WILD stützen ihre Untersuchungen zur Entwicklung der KJL auf Becks Ergebnisse. Dieser meint mit Modernisierung die „technologischen Rationalisierungsschübe und die Veränderung von Arbeit und Organisation, umfasst darüber hinaus aber auch sehr viel mehr: den Wandel der Sozialcharaktere und Normalbiografien, der Lebensstile und Liebesformen, der Einflussund Machtstrukturen, der politischen Unterdrückungs- und Beteiligungsformen, der

Wirklichkeitsauffassungen und Erkenntnisnormen.“[16] Gansel schließt wie folgt aus dieser Aussage und bezieht sie auf die KJL: - Der Prozess der Modernisierung führt zu Veränderungen in den Bewusstseinsstrukturen, woraus neue Normen und Werte entstehen. - Betroffen sind damit die für die KJL entscheidenden Auffassungen über „die Struktur von Persönlichkeit, Erziehungstheorien, die Beziehungen in der Familie, die Rolle der Ehe, den Status von Mann, Frau und Kind wie auch den Stand der Realisierung in der Praxis“ [17]. - Ebenso entscheidend ist, welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen herrschen, wie etwa Absolutismus, Monarchie, Diktatur oder Demokratie. Gansel betont die Langwierigkeit des Modernisierungsprozesses. Als Leitbild hielt sich die „Konsumtionsfamilie“, eine moderne bürgerliche Familie, die von der Subsistenz- und Erwerbsarbeit entlastet ist. Diese setzte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch, als „wachsender Wohlstand und zunehmende Freizeit reale Möglichkeiten für ihre Verbreitung schufen.“[18] Die bestehenden Jugendbilder einer Gesellschaft wirken sich stark in der literarischen Gestaltung von Adoleszenz aus. Der Zusammenhang von Modernisierung und Jugend ist unumstritten. Kindheit und Jugend durchlaufen mit dem Prozess der Modernisierung einen Wandel.[19] Gansel fasst zusammen: „Adoleszenz im modernen Sinne ist Produkt eines Prozesses von gesellschaftlicher Modernisierung.“[20] Mit der Einteilung der Adoleszenzromane nach ihren typischen Merkmalen der beschriebenen Gesellschaftsstruktur, schlägt Gansel für die Subgattungen die Begriffe „klassischer, moderner und postmoderner Adoleszenzroman“ vor. Allerdings muss hierbei betont werden, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Subgattungen oft ineinander fließen. Letztlich bedeutet dies, dass gegenwärtig Adoleszenzromane entstehen können, die von ihrer literarischen Darstellungsweise als klassisch eingeordnet werden müssen, obwohl es durchaus auch eine historische Abfolge gibt. 2.3.1 Klassischer Adoleszenzroman Der klassische Bildungsroman und der Entwicklungsroman gelten als Vorstufen des klassischen Adoleszenzromans. Der normale Entwicklungsprozess von Kindheit über Jugend zum Erwachsenenalter ist hier kennzeichnend. Der Eintritt ins Erwachsenenalter bedeutet auch gleich eine Anpassung an die Gesellschaft. Das Ende ist in diesen Romanen meist abgeschlossen, d.h. es kommt zu einer positiven Lösung des Identitätskonflikts. In den Schülerromanen dagegen, die zu Beginn des Jahrhunderts erschienen, scheiterte diese Anpassung. Die Protagonisten bei Rilke, Hesse und Musil können zu keiner Identitätsbildung kommen. Ihr Suchen endet in einer Katastrophe. Die Merkmale des klassischen Adoleszenzromans lassen sich in den Schilderungen der Schule wiederfinden, die eine große symbolische Bedeutung besitzt. Hier wird das Schüler-Lehrer-Verhältnis als eine Art Feindschaft dargestellt, die Schule selbst als eine „Zwangsanstalt“. Eine Hierarchie im Lehrerkollegium entsteht durch die unterschiedliche Grausamkeit der Lehrer. Der gefühlsloseste, gewaltbereiteste Lehrer wird hier am einflussreichsten dargestellt. Die schwachen Protagonisten haben meist Freunde, die entgegengesetzte Eigenschaften haben und ihnen damit zur Hilfe kommen. Ein Themenschwerpunkt beruht auf den Leiden der Schüler und meistens auch aus deren Blickwinkel. Weiterhin wird Familie stark unter den Bedingungen einer sich weiterentwickelnden Demokratie angegriffen. Die existentielle Krise, in der die jugendlichen Helden sich befinden, endet oft mit deren Tod. Den Übergang zum modernen Adoleszenzroman nennt man auch Entdramatisierung, da ab dieser Wende der Tod als Lösungsmittel der Krise wegfällt.[21]

„...die

traditionelle Jugendliteratur ist eine Literatur des Unalltäglichen und Außergewöhnlichen, des Abenteuerlichen und Exotischen...“

2.3.2 Moderner Adoleszenzroman (um 1970)

„...Die

„neue“ Jugendliteratur verharrt demgegenüber unerbittlich im Alltag; sie ist bestrebt, die realen Lebensbedingungen

Jugendlicher aufzudecken und deren Selbstvergewisserungs- und Selbstbehauptungsversuche im alltäglichen Lebenskontext zu verfolgen.“[22] In der Mitte des 20. Jahrhunderts kam es, bedingt durch die Modernisierungsphänomene, wie die neuen sozialen Bewegungen in den 60er Jahren, durch die Frauen- und Studentenbewegungen zwangsläufig auch zu stilistischen Veränderungen im Adoleszenzroman, denn die Jugendliteratur

„...hat sich zu einem Medium entwickelt, in dem sich kulturelle Wandlungsprozesse, Veränderungen vornehmlich von Pubertät und Adoleszenz, von Familien-, Schul- und jugendlicher Freizeitkultur widerspiegeln.“ [23] Weiter aufgezeigt wird die Dichotomie von Jugend- und Erwachsenenwelt. Es stehen sich eine kreative, spontane, phantasievolle, spielerische Welt des Jugendlichen und eine festgefügte, kalte Welt der Erwachsenenwelt gegenüber. Die Jugendlichen kämpfen für ihre Welt und Werte und üben gegen die bestehende Gesellschaft und deren Konsumverhalten Kritik aus, scheitern jedoch am Schluss. Sie stehen als Außenseiter am Rande der bestehenden Gesellschaft. Oft zeigen moderne Adoleszenzromane in schlimmen Existenzkrisen Möglichkeiten des Rückzugs in künstlerische Tätigkeiten (z.B. Georg in „Briefe an die Königin der Nacht“ von Inger Edelfeldt: Schreiben und Malen, oder Marcus in „Marcus Rosenbloom und die Liebe“ von Harry Mazer: Schreiben). Verändert hat sich die Sichtweise der Protagonisten, die im klassischen Adoleszenzroman noch ein extrem negatives Weltbild besaßen. Nun setzen sie sich mit sich selbst und mit ihrer Umwelt auseinander und suchen gewissenhaft nach einer Lösung. Charakteristiken für die Verweigerung von bestehenden Normen kommen in Form von besonderer Mode, einer jugendkulturell geformten Sprache und Musik zum Ausdruck. Das Symbol des Jugendlichen schlechthin ist die Jeans. Neben den langen Haaren wurde diese zu einem Ausdruck von Selbständigkeit und Verweigerung. WIBEAU 1973: „Ich meine, Jeans sind eine Einstellung und keine Hose.“[24] Kern der modernen Adoleszenzliteratur ist die Suche nach Gleichberechtigung, nach einer eigenen Persönlichkeit und die Möglichkeit zu individuellem und autonomen Leben. In diese Kategorie gehören die Romane von INGER EDELFELDT: „Briefe an die Königin der Nach“, „Kamalas Buch“, „Jim im Spiegel“, ebenso die Romane von DAGMAR CHIDOLUE: „Lady Punk“, „Magic Müller“, „London, Liebe und all das“, MATS WAHLS „Winterbucht“, MYRON LEVOYS „Adam und Lisa“, HARRY MAZERS „Marcus Rosenbloom und die Liebe“ und ACHIM BRÖGERS „Hand in Hand“. Das Ende des modernen Adoleszenzromans bringt oft eine Konfliktlösung, bzw. die Selbstverwirklichung mit sich.

2.3.3 Postmoderner Adoleszenzroman (ab 1990) Der postmoderne Adoleszenzroman zeigt große stilistische Veränderungen. Meist wird darin die Ich-Perspektive verwendet, die auch von mehreren Protagonisten verwendet werden kann. Die Texte wirken oft wie eine willkürliche Aneinanderreihung von Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen. Es gibt keine erkennbare Überleitung von einer Sequenz zur nächsten. KAULEN[25] vergleicht dies mit dem Aufbau unserer heutigen Videoclips und deutet damit auf die beachtliche Medienerfahrung des Jugendlichen hin. Die Erzählweise des Jugendlichen ist nicht mehr ablehnend-aggressiv, sondern eher neutral bis ironisch. Auch haben die Protagonisten keine autonomen Charaktere mehr, sondern sind lediglich noch Zeichen und Oberfläche, die nur in der Gegenwart leben und keine Vergangenheit besitzen. [26] Der postmoderne Adoleszenzroman zeigt ein neues Generationenverhältnis auf. Besonders typisch ist, dass der Jugendliche von zu Hause aus Freiheiten zugestanden bekommt, ohne vorher dafür gekämpft haben zu müssen, wie noch im modernen Adoleszenzroman der Fall ist. Postmoderne Eltern erwarten von ihren Kindern schon sehr früh Selbstständigkeit. Außerdem können sie für ihre Kinder Konkurrenten in Sachen Jugendlichkeit sein. EWERS[27] spricht von einer „Entdramatisierung des Generationenkonflikts“. Gansel weist darauf hin, dass Jung-Sein in der postmodernen Gesellschaft zu einem Sinnbild, einem Wert geworden ist und sich somit vom biologischen Alter abtrennt. Die Thematisierung der Suche nach der eigenen Identität findet hier nicht mehr statt. Vielmehr ist der Protagonist auf der Suche nach Erlebnissen. Das offene Ende ist charakteristisch für den postmodernen Adoleszenzroman.

2.4 Eine Untersuchung zum gegenwärtigen Angebot an Adoleszenzromanen Eine interessante Untersuchung zum gegenwärtigen Angebot an Adoleszenzliteratur bietet das Heft „Erwachsenwerden“ der Stiftung Lesen (Payrhuber 1996). Es werden insgesamt 125 Jugendbücher vorgestellt, die hauptsächlich in den 90er Jahren, wenige Ausnahmen zum Ende der 80er Jahren erschienen sind. Das Heft führt 59 deutsche, 24 skandinavische und 21 amerikanische, 9 englische, 5 niederländische, 4 französische, 2 tschechische und ein flämisches Jugendbuch auf. Die Protagonisten sind zur Hälfte männlichen- und weiblichen Geschlechts. Ihr Alter liegt zwischen 13-17 Jahren. Das Heft wurde hinsichtlich der Themen und Probleme in den aufgeführten Jugendbüchern untersucht. Die Adoleszenzromane behandeln vor allem drei Themenschwerpunkte: 1. Liebe und das Erleben erster sexueller Kontakte, 2. die Suche nach der eigenen Identität, 3. und die Beziehung zwischen dem Jugendlichen und seinen Eltern.

„Liebe, Partnerschaft, Sexualität, Eifersucht“ stehen eindeutig im Vordergrund. Die Darstellung von Sexualität in Jugendromanen erfolgt mit großer Offenheit, obgleich diese oft mit Unsicherheiten gegenüber dem anderen Geschlecht, eigener Verletzbarkeit und

emotionaler Betroffenheit sehr differenziert gezeigt wird. Der zweitgrößte Bereich dreht sich um das Thema „Identität“. Hier geht es vor allem um Identitätssuche und –findung, um die Auseinandersetzung mit dem Selbstbild, um die eigene Unsicherheit, Schüchternheit, um existentielle Orientierungsprobleme und um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, dem Aussehen. Bei der Suche nach einer Rolle in der Clique und in der Schule macht der Protagonist oft Grenzerfahrungen, durchlebt Untergangs- und Sinnlosigkeitsgefühle, aber ein totales Scheitern oder Selbstmord als Lösung unerträglicher Ich-Konflikte bleiben in den Jugendromanen Randphänomene. Die „Beziehungen vom Jugendlichen zu seinen Eltern“ werden als Konflikte der Ablösung von den Eltern dargestellt. Weniger Bedeutung wird dem Identitätskonflikt beigemessen, der in den siebziger und achtziger Jahren einen großen Einfluss hatte. In diesen Büchern steht vielmehr die Partnerschaft von Eltern und Kindern im Vordergrund. Hinzugekommen sind neue Problematiken, wie etwa die unvollständige Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil und die Verwischung der Generationsunterschiede. Dadurch kommt es zu einer zu großen Nähe von Eltern und Kindern auf Grund gleicher kultureller und medialer Erfahrungen und ähnlich gelagerten Problemen, wodurch die Familie immer mehr die Rolle der beschützenden Institution verliert. Am Rande werden die Rolle in der „peer group“ (hierzu gibt es aktuelle Untersuchungen in „Der Deutschunterricht“ 4/1996) und „Beruf, Arbeit, Arbeitslosigkeit“ behandelt.

2.5 Der Aspekt „Sexualität“ im Adoleszenzroman Aus einer Tabelle[28] von Gansel ist zu ersehen, dass der Aspekt „Sexualität“ innerhalb der differenzierten Untergattungen Adoleszenzromanen einen unterschiedlichen Stellenwert hat. Während die Sexualität im klassischen Adoleszenzroman lediglich eine untergeordnete Rolle spielt, wird sie mit dem Laufe Modernisierung im modernen Adoleszenzroman zum Zentralthema. Dies ist durch die Reformbewegungen der 60er und 70er Jahre bedingt [29]. Im postmodernen Adoleszenzroman ist die Sexualität bereits erprobt und selbstverständlicher Bestandteil der Erzählung. Protagonisten leben ihre Triebbedürfnisse voll aus. Außer zur Befriedigung des Sexualtriebs, dient die Sexualität auch Selbstbestätigung. N

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