Deutsche Außenpolitik des Deutschen Reichs 1871 bis 1 WK PDF

Title Deutsche Außenpolitik des Deutschen Reichs 1871 bis 1 WK
Author Luise Lorenz
Course Basismodul Entwicklungslinien der Geschichte - Moderne
Institution Universität Potsdam
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Deutsche Außenpolitik des Deutschen Reichs 1871-1914/18 10.04.19 – Die deutschen Grenzen  vor 1871 keine einheitliche Außenpolitik auf Grund der Vielstaaten  1914 Beginn des 1. Weltkrieges und danach Beginn des Kaiserreichs (bis 1945)  Kaiserreich entstand in 3 Kriegen und endete durch einen



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Grenzverständnis der Geografen schon immer ein politisches/wirtschaftliches/soziales Verständnis, denn Grenzen sind davon abhängig Immobilegrenzen: natürliche Grenzen (z.B. Schluchten, Gebirge, Meere, Flüsse) Konjunkturelle Grenzen (mittlerer Dauer): Sprachgrenzen, konfessionelle, ethnische, ökonomische Territoriale (ereignishafte) Grenzen: Grenzen die durch Verhandlungen, Kriege usw. entstanden sind/entstehen 1648 Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation  Fortsetzung des Römischen Reichs symbolisiert Reich wollte Frieden bewahren und war nicht darauf bedacht, andere Staaten zu erobern brachte damit Friedenssicherung auch für andere Staaten (z.B. Schweden, Frankreich) Eroberung Napoleons und die Gründung der deutschen Staaten zerstört das Reich 1815-1866 Der Deutsche Bund  nicht mehr unter einem einheitlichen Kaiser, sondern durch mehrere deutsche Staaten regiert 1. 1864 Deutsch- Dänischer- Krieg 3 Kriege die für Auflösung des 2. 1866 Deutsch-Preußischer- Krieg (Österreich bringt den Deutschen Bund hinter deutschen Bundes sich) verantwortlich sind und für die 3. 1866 Deutsch- Österreich- Krieg Gründung des Kaiserreichs Norddeutscher Bund (1866-1871) Deutsches Reich (1817-1918)  der Norddeutsche Bund expandiert nach Osten und das Deutsche Reich wird in Frankreich gegründet Elsas und Lothringen wird annektiert und ist direkt dem Kaiser unterstellt, der Rest bleibt bestehen Geographie stellt die Aufgaben für die Könige, Reiche, Staaten, denn die Lage und Art des Landes schreibt jedem Staat vor, ob und wie sie sich verteidigen muss, ob und wie es wachsen kann Mittellage Deutschlands macht Kriege schwer  Kritiker sagen, dass dies nur Ausrede ist, um Unfähigkeit bestimmter Menschen zu erklären

17.04.19 – Die deutsche Diplomatie Wilhelmstraße (1888/1911)  hier wurden politische Entscheidungen getroffen (zentrale Machtstraße für deutsche Diplomatie)  Wilhelmstraße 76: 1871 preußischer auswärtiger Dienst  Reichsauswärtiger Dienst  Arbeit ändert sich nicht, nur Name  Deutsches Reich setzt sich aus mehreren Staaten zusammen und die Gesandtschaften bleiben in den Staaten bestehen  Reichskanzler ist einziger Minister (im Zentrum des politischen Geschehens), Leitung der ausländischen politischen Geschäfte  Rest sind Ämter  Wilhelmstraße 74: Reichskanzleramt (mehrere Ämter dann darin enthalten  aber immer Ämter, welche Aufgaben haben, welche das ganze Reich betreffen)  Bedeutung/Funktionen des Reiches gewinnt immer mehr an Bedeutung und die preußischen Funktionen werden langsam verdrängt  Wilhelmstraße 77: Sitz des Reichskanzlers und seine Mitarbeiter (etwas prachtvoller)  private Räume für die Familie aber auch repräsentative Räume  Außenpolitik ist allein Aufgabe des Kaisers (Theorie)  bestellt und verabschiedet Gesetze  Bundesratausschuss unter Vorsitz Bayern (als Kontrolle Preußens) 

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 in der Praxis ist Kaiser auch abhängig vom Reichskanzler und ist gezwungen/ verpflichtet mit ihm zusammen zuarbeiten  Reichskanzler eher der Herrscher dann  Die Deutschen Kaiser  Wilhelm I. : erfüllt seine Aufgaben sorgfältig und arbeitet gut mit Reichskanzler zusammen  Bismarck und Wilhelm sehr gegensätzliche Menschen, was Zusammenarbeit vielleicht so gut gemacht hat  Auseinandersetzungen hatten sie bei der Einsetzung von bestimmten Ämtern, da waren sie nicht immer einer Meinung (Wilhelm wollte alte, die schon lange „Ahnung“ hatten; Bismarck hingegen welche die eher Qualität mitbrachten, egal wie alt sie waren)  Frankreich als dauerhafter Gegner (für beide Herren), daraus folgten aber unterschiedliche Auffassungen mit dem Umgang mit Frankreich  Bismarck wollte keine Monarchie, also Frankreich als Republik (taktisch); Wilhelm gegen Republikaner  Bismarck konnte sich durchsetzen, Frankreich wird Republik  Russland: Wilhelm hatte verwandtschaftlichen Bezug, dem nach vertraute er Russland stark (unterzeichnete keine Verträge gegen Russland); Bismarck hingegen traute nach und nach den Handlungen nicht immer  Kanzler durchgesetzt  Meinungsverschiedenheiten haben keine großen Auswirkungen, da sich Reichskanzler immer durchsetzen konnte  Friedrich Wilhelm III.: Bismarck hat Sorge, dass er mit ihm nicht klar kommt  Friedrich III. Verwandtschaft mit britischen Prinzessin und deswegen konnte Einfluss von England zu groß werden  Friedrich III. nur 99 Tage regiert (Krankheit)  Wilhelm II. : (Enkel von Wilhelm I) hohe Meinung von sich selbst, „Diplomatie nichts für Experten“  Selbstüberschätzung  war viel auf Reisen und konnte Reich eigentlich nicht führen  Wer hat die Außenpolitik geprägt? (Deutsche Reichskanzler) 1. Otto von Bismarck (1871-1890)  sehr dominant in seinem Amt 2. Leo von Caprivi (1890-1894) 3. Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1894-1900) 4. Bernhard von Bülow (1900-1909) 5. Theobald von Bethmann Hollweg (1909-1917)  Aufbau des Auswärtigen Amtes Staatssekretär Untersekretär (Nicht-Diplomat) Abteilung I A: Politische Abteilung Abteilung I B: Personalien Abteilung II: Handelspolitik Abteilung III: Rechtsabteilung (seit 1885) Abteilung IV: Kolonialabteilung (seit 1890) Deutsche Auslandsvertretungen     



4 Deutsche Botschaften im Ausland  Petersburg, London, Paris, Wien 14 Gesandtschaften  Rom, Kopenhagen, Konstantinopel, Washington, Madrid, Stockholm, Lissabon, Peking, Athen, Bern, Brüssel, Den Haag, Rio de Janeiro, Vatikan 8 Gesandtschaften in Preußen  München, Dresden, Hamburg, Stuttgart, Karlsruhe, Weimar, Darmstadt, Oldenburg Generalkonsulate  Alexandria, Bukarest, London, Budapest, Warschau um Diplomat zu werden  Privateinkommen (Reisen, Feiern zu Hause), Aufnahmeprüfung, Sprachbegabung, „richtige Abstammung“  Adel (allerhöchste Adelsschicht sehr selten vertreten  Rang- und Protokollprobleme), Stil- und Kulturverständnis Juden galten als ungeeignet für den diplomatischen Dienst (hat nichts mit deutschem Antisemitismus zu tun)

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anfangs viele Preußen im auswärtigen Amt vertreten, nahm aber die Jahre ab um Reich zu stärken, in dem auch Nicht-Preußen im Ausland tätig waren Wunsch nach Demokratisierung, nach Ökonomen  Kritik am Auswärtigen Dienst (sie seien „Arschkriecher“)

24.04.19 – Bismarck und Russland Russische Zeitung Russki Mir 1874: „So mächtig das Deutsche Reich auch ist, ohne Erlaubnis Russlands darf weder dieser noch ein anderer Staat von seiner Macht Gebrauch machen; das letzte Wort bleibt bei allen irgendwie wichtigen Fragen dem Kaiser von Russland.“ Otto von Bismarck (1815-1898)  geboren in Schönhausen/Elbe  auf dem Gut Kniephof in Hinterpommern aufgewachsen  Geburtsjahr = Ende des Wiener Kongresses  Schlussstrich unter Napoleons Machtkampf  Neuordnung Europas  Heilige Allianz zwischen Russland, Preußen, Österreich  Zwei historische Lehren:  konservative-monarchische Staaten müssen solidarisch gegen alle Erschütterung der „Ordnung“ einstehen; Prinzip des Wiener Kongresses  Angriffs- und Eroberungskriege gegen Russland zum Scheitern verurteilt; Schwächung des Aggressors derart, dass es zu ungewollten innerpolitischen Veränderungen im eigenen Staat kommt  setzt sich ein für Niederschlagung der Revolution  Bismarck als reaktionär (alte Ordnung aufrecht erhalten)  Zarenreich als wichtiger Verbündeter der Preußen im Kampf gegen bürgerliche Aufruhen Die Revolution von 1848  laut Bismarck sollte die Revolution niedergeschlagen werden  zentrale Rolle des Zarenreiches beim Schutz der monarchischen Ordnung in Mitteleuropa  Bismarck sah Russland auch nach Niederlage als zentrale Macht an und wollte sich weitere Sympathien beibehalten  Staat und Militär Russlands = wichtige Verbündetet der preußischen Monarchie und Konservativen im Kampf gegen bürgerlich-demokratische Umgestaltungen Seit 1851 Gesandter Preußens in Frankfurt  Überblick über politische Machtkrämpfe zwischen einzelnen deutschen Kleinstaaten (insgesamt waren 35 Staaten und 4 freie Städte im Deutschen Bund)  über Wiener Versuche, Vorherrschaft in Deutschland zu behalten  über Stellung der anderen europäischen Mächte zu Vorgängen in Deutschland  über Russlands Haltung, gegen liberale, demokratische Veränderungen in deutschen Staaten, für kleindeutsche Lösung in der deutschen Frage, unter der Führung der Hohenzollern; anstatt der Habsburger  Kennenlernen des Fürsten Alexander Gortschakow; russischer Gesandter in Stuttgart und Bevollmächtigter des Zaren im Bundestag, später russischer Außenminister und Kanzler als Gegenspieler Bismarcks Krimkrieg 1853-1856   

Russland gegen Osmanischen Reich um Meerengen Seit 1854 zusätzlich gegen England und Frankreich Russische Niederlage; Pariser Frieden 1856  Gebietsverluste an der Donaumündung; Verbot russ. Flotte im Schwarzen Meer und Befestigung an dessen Küste

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Bismarck schlug König von Preußen vor, nicht einzugreifen  durch Neutralität Sympathie durch Russland Österreichs Gedanke: Formal neutral; übte aber diplomatischen Druck auf Petersburg aus, Räumung Donaufürtentümer, Eindrücken in Teile des heutigen Rumäniens; Schutz- und Trrutzbündnis mit England und Frankreich  Verscherzte Sympathien mit Russland; damit womöglich eine kleindeutsche Lösung mit russischen Toleranz

Bismarcks Einstellung    

Haltung zu Russland nicht nur ideologisch bedingt, sondern durchaus auch real-, bzw. machtpolitisch orientiert 1859-1862 preußischer Gesandter in Petersburg (höchster Posten der preußischen Diplomatie), vertiefte Kenntnis der außenpolitischen Interessen Russlands Territoriale Streitigkeiten mit Österreich auf dem Balkan Gemeinsame Interessen an Unterdrückung nationaler und demokratischer Veränderung in Polen

Bismarcks Erlebnisse   

Imperiale Rivalität mit England und Frankreich vom nahen bis zum Fernen Osten Erlebnis der italienischen nationalen Einigung um Sardinien Persönliches Kennenlernen von russischen Militärs, russischen und anderen europäischen Diplomaten sowie die Zarenfamilie um Zar Alex II. (1855-1881), dessen Mutter die Schwester Wilhelms I. war (Charlotte von Preußen alias Alexandra Fjodorowna)

Preußischer Ministerpräsident          

22.09.1862 Bismarck und Wilhelm I. im Park Babelsberg  Ernennung zum preußischen Ministerpräsident Aufgabe: Heeres- und Verfassungskonflikt im Sinne der Krone zu lösen Nationalstaatliche Einigung durch eine „Revolution von oben“ mit „Blut und Eisen“ 1864, 1866, 1870/71 = Reichseinigungskriege Unterstützung Russlands 1863 bei polnischen Aufstand im russischen Teil Polens; Abschluss einer preußisch-russischen Militärkonvention Gemeinsames Interesse an Niederhaltung Polens; Freundschaftsbeweis für deutschlandpolitische Pläne Ab 1866 bis 1871 neutrales Verhalten in den Kriegen Bismarck hält sich an kleindeutsche Lösung und am Erhalt der Habsburgermonarchie Niederschlagung der Pariser Kommune Petersburg durch Niederlage Österreichs und Frankreichs Niederlage in Lage versetzt Pariser Friedensbestimmungen zu korrigieren

Drei Alternativen dt. Russlandpolitik nach 1871 1.

Wilhelm- Linie: ideologischer Solidarität und monarchischer Dankbarkeit (Hochphase bis Mitte der 1870er Jahre)  Betont Gemeinsamkeiten von R,Ö/U, D sowie dt. Dankbarkeit für russische Schützenhilfe in den Einigungskriegen  Wilhelm von Alexander: „Preußen wird niemals vergessen, dass es Ihnen zu verdanken ist, wenn der Krieg nicht die äußersten Dimensionen angenommen hat.“ (Februar 1871)  Ebenso 1876: „Die Erinnerung an ihre Haltung mir und meinem Lande gegenüber von 1864 bis 1870/71 wird, was auch kommen mag, meine Politik gegenüber Russland halten.“  konservativ- monarchische Solidarität v.a. gegen eine von Frankreich ausgehende Bedrohung (s. Pariser Kommune 1871)  Beschränkung der Macht von Parlamenten und politischen Parteien in der eigenen Innenpolitik (v.a. der sozialistischen Parteien)

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 Hoffnung darauf, dass weltanschauliche Gemeinsamkeiten und das Interesse an Bewahrung des gesellschaftlichen Status quo als Interessendifferenzen zw. Ö/U und R, vor allem auf Balkan Drei Kaiserabkommen 1873  Ging auf österreichische Militärkonventionen mit Russland zurück  Partner unter Kontrolle und kein russisch-französisches Bündnis  Keine sonderliche Verpflichtungen, für den Fall des Angriffs einer dritten Macht auf einer der drei Staaten  Fühlungsnahme  Ö/U Verhinderung einer förmlichen Militärkonvention zu dritt, wie sie zw. R und D Anfang 1873 entstand  1881 erneute Aufnahme mit Dreikaiserbund; keine öffentlich bekräftigte Gemeinsamkeit mehr, geheimes Neutralitätsabkommen  Konservativ- monarchische Gemeinsamkeit in den nationalen Öffentlichkeiten aller drei Staaten war immer weniger vermittelbar; v.a. in Russland 2.

Bismarck- Linie: realpolitischer Kooperation zur Vermeidung einer Krieges gegen Russland (Hochphase bis Ende der 1880er Jahre)  Eher realpolitisches Nützlichkeit als ideologische Gemeinsamkeiten  R nicht besiegbar, anders als Dänemark, Ö/U oder Frankreich  Der dünne Faden der Diplomatie darf nicht abbrechen  Günstig: gefestigtes Bündnis mit Wien an Berlin, um D zu emanzipieren  Schutz vor Erpressungsmanövern von russischer Seite  Graf Schweinitz: „Nur beritten waren wir so groß wie der russische Riese, und Österreich war als unser Pferd gedacht. Der Fürst Bismarck wollte es reiten, nicht uns an Österreich verheiraten.“  Im Notfall: große Teile Südosteuropas Russland überlassen, sofern Frieden bewahrt wird  Rückversicherungsvertrag 1887: 3 Jahre befristetes geheimes Neutralitätsabkommen, am 18.06.1887 unterzeichnet  1. Teil: Neutralität beider Parteien im Kriegsfall; ausgenommen D vs. F und R vs. Ö/U  D erkennt historische Rechte R´s auf dem Balkan, v.a. in Bulgarien an  Anerkennung des Rechts zum Vordringen in die Meerengen  Bemühung um Status Quo, um GB und Ö/U nicht zu provozieren  Sogenannte Mittelmeerentente zwischen GB, Italien, Spanien und Ö/U

3.

Holstein- Linie des mitteleuropäischen Blockes gegen Russland und Frankreich (Hochphase: seit den 1890 Jahre)  Ö/U als Braut und nicht als Pferd anzusehen lt. Friedrich von Holstein  Bündnisgeflecht Bismarcks nicht mehr als lang genug haltbar  Ö/U der einzig wahre deutsche Bündnispartner  Ziel: unabhängige Stellung D´s und kein Juniorpartner von R  Mittel: D + Ö/U = mitteleuropäischer Block; Feindschaft von R + F einplanen  starke Kritik geerntet, da gescheitert; aber auch logische Gründe  Verhältnis zu London mehr Bedeutung zu wenden  Wirtschaftsgedanken: Depression der 1880er, Schutz der dt. Landwirtschaft durch Zollpolitik  Finanz- und Handelspolitik  negative Auswirken auf russ. Konkurrenz in Kauf genommen  Militärische Planungen in 1870er/80er Jahren: Zweifrontenkrieg lief weitgehend unverbunden neben Bismarcks Diplomatie einher; seit 1890er Jahren stärkere Verflechtung militär. und polit. Ebenen  Präventivgedanke: diplomatische Vorbereitung eines Krieges, ehe es militärisch und rüstungspolitisch zu spät ist  Wichtige Differenz: Generationenwechsel – Erinnerungen an Napoleons Russlandfeldzug verblasst; Krieg und Sieg v.v Russland mittlerweile für machbar gehalten  Zarenreich = Koloss auf tönernen Füßen

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Trotzdem existent: Vorstellung von der urwüchsigen Stärke und Weite Russlands – Wachstumschancen und Gefahren, die für D relevant sind  Jetzige Verwendung präsenter als früher: nicht mehr Vermeidung von Krieg mit R, sondern Notwendigkeit eines sozialdarwinistischen aufgefassten Entscheidungskampfes zw. Slawen und Germanen um Vorherrschaft in Europa  Zentral: Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Krieg gekommen? (Vorplanung) und nicht: Wie lässt sich dieser vermeiden?



Krisen im deutsch-russischen Verhältnis 1.

Krieg-in-Sicht-Kriese 1875  Zu Beginn: Bismarcks Sorge über unerwartet rasche Politische und wirtschaftliche Konsolidierung der III. Frz. Rep.; deren Weigerung Verlust um Elsass-Lothringen zu akzeptieren  In Nancy: Beten für Wiedervereinigung von Straßburg und Metz mit F  Diplomatische Proteste aus Berlin; Forderung nach Anerkennung des Status quo durch F  Bismarcks Idee eines Präventivkrieges, um frz. Wohlwollen zu erzwingen  März 1875: umfassende Reorganisation des frz. Heeres; Erhöhung der Linienregimenter von drei auf vier Bataillone  D überschätzt Bedeutung dieser Maßnahme – Revanchekrieg im Bunde mit Ö/U?  Bismarck initiiert Pressekampagne, um den schon am Anfang entgegenzuwirken  Kölnische Zeitung: „Neue Allianzen“: österreichische Bestrebungen aus dem Dreikaiserabkommen, um im katholischen Verbund mit F vs. D in den Krieg zu ziehen  Post-Zeitung: „Ist der Krieg in Sicht?“ – Forderungen nach deutschen Gegenmaßnahmen; bedingt durch Bismarck frühzeitig diesen Entwicklungen vorbeugen  Pressekrieg  Präventivkrieg nur einkalkuliert  Ziel: Drohgebärde gegen Frankreich zur Zurücknahme der militärischen Reorganisationsmaßnahmen; Demonstration: F kein Bündnispartner für D  Ergebnis: andere Staaten sahen in D mehr als in F die Bedrohung  außer Ö/U missbilligten alle anderen Großmächte das deutsche Vorgehen  insbesondere GB und R  Folgen: Bismarck musste zum Rückzug blasen  Zweifel an Verlässlichkeit Russlands (da mögliches Bündnis mit F)  Ö/U größeren Stellenwert in Bismarcks Planungen  Idee des Präventivkrieges wird für immer verworfen; „Saturiertheit des Reiches“  Ergebnis von 1871 ist das Maximum der Akzeptanz der anderen Staaten

2.

Orient-Kriese 1875-1878  Osmanisches Reich (OR) keine Kontrolle über seine Territorien auf dem Balkan; Proteste gegen lokale Machthaber  massenaufständen und nationalist. Bewegungen entlang ethnischer und religiöser Trennlinien  Beginn in Bosnien/Hzgw. 1875 – Ausweitung nach Bulgarien 1876; unterdrückt durch osman. Truppen („bulgarische Gräuel“)  insbesondere in GB und R  R + Ö/U wollten Bismarck ob eines Reformprogrammes überzeugen, zur Befriedung der Region  Scheitert an mangelnder Einigkeit zwischen R und Ö/U, englischer Distanz, osmanischem Widerstand und keine Bereitschaft der Rebellen mitzuwirken  Zar Alexander II. spürt den slawischen Volksgruppen beizustehen  Appell an Deutschland: österr. Neutralität im osmanisch/russ. Krieg  Bismarck verweigert das; R macht gegenüber Ö/U größere Zugeständnisse  Russland nur indirekter Eingriff durch Unterstützung serbischer Kräfte; Niederlage gegen die Türken

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weitere Absprachen mit Ö (kein russ. Satellitenstaat auf Balkan) 1877 R erklärt Krieg an OR; Drohung GB in krieg gegen R einzutreten, bleibt folgenlos, da D und Ö/U neutral sind 1878 Sieg über OR; Frieden von San Stefano, der gegen Absprachen mit Ö/U verstieß Unklar, wieso das R tat – Druck der nationalistischen Öffentlichkeit? Ö/U jetzt auf Seite von GB; Bismarck soll vermitteln Resultat: der bereits gezeigte Berliner Kongress 1878

Berliner Kongress Ergebnisse: russ. Satellitenstaat Großbulgarien aus Friede von San Stefano wird aufgeteilt, ein Teil unter osmanischer Verwaltung  B/Hzgw: unter österreichische Verwaltung; unter osmanischer Oberhoheit; Unterhalt von österreichischen Truppen (1908 Annexion durch Ö/U)  Serbien: Gebietserweiterungen an der Südgrenze, Vergrößerung von Montenegro  Griechenland: Gebietserweiterungen im Norden  Rumänien: erhält Dobrudscha mit Hafen Constanta, dafür Gebiete an R  Serbien erhält noch: Niš, Pirot und Vranje  Montenegros Grenzen zu Gunsten von OR korrigiert  Zwei Vorwürfe 1. Halbe Sache; Aufgabe des in San Stefano zugrunde gelegten ethnischen Prinzips – verlängert Unruhen im Balkan 2. Bismarck habe R demütigenden Kompromiss aufgezwungen, indem er sich heimlich auf Seiten GB und Ö/U geschlagen habe  Unzutreffend, weil: 1. San Stefano folgte zwar ethnischen Kriterien; Vernachlässigung von strategischen, politischen, religiösen und vertraglichen Überlegungen; Friede für GB, S, GR, Ö/U und RUM inakzeptabel  Vorrausetzung neuer Kriege; R dominante...


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