Die Weiße Rose - Essay PDF

Title Die Weiße Rose - Essay
Author Svenja Sauer
Course Geschichte
Institution Gymnasium (Deutschland)
Pages 4
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Description

26.12.2016 Über das Bestehen einer Widerstandsgruppe im Zweiten Weltkrieg und die heutige Zeit – Ein Essay von Svenja Sauer, basierend auf Dokumenten und Berichten aus dem Band „Es lebe die Freiheit!“ von Ulrich Chaussy und Gerd R. Ueberschär

Eine der bekanntesten Widerstandsgruppen im Dritten Reich: „Die weiße Rose“. Warum wurden ihren Mitgliedern jegliche Möglichkeiten zur freien Meinungsäußerung verwehrt? Weshalb wurde sich das Recht genommen, über das Leben dieser Menschen, die nichts als Frieden anstrebten, zu urteilen und diesem ein Ende zu setzen? Gab es nicht irgendeine Chance,

als

Gegner

Hitlers

im

zweiten

Weltkrieg

zu

bestehen?

All diese Fragen, die nebenbei eine gewisse Aktualität besitzen, da die Thematik des Widerstandes gegen den Staat oder ein anderes System noch immer ein umstrittenes Problem bleibt, stellte ich mir, als ich das Buch von Ulrich Chaussy und Gerd R. Ueberschär mit dem Namen „Es lebe die Freiheit!“ in den Händen hielt und anfing zu lesen. Letztere Frage beschäftigte mich noch lange, nachdem ich das Kapitel bereits vollständig bearbeitet habe. Doch zunächst bedarf es zur Beurteilung einiger Hintergrundinformationen. Die beiden Hauptakteure dieser Widerstandsgruppe trugen die Namen Sophie und Hans Scholl. Diese erstellten

mithilfe

einiger

Freunde,

ebenfalls

Mitglieder

„der

weißen

Rose“,

antinationalsozialistische Flugblätter, die ihre Ablehnung des damaligen Staates unter der Führung von Adolf Hitler ausdrücken sollten. Die Motive der Widerstandsbewegung sind eindeutig und meines Erachtens nach nachvollziehbar, doch was passierte unmittelbar nach der Festnahme der Geschwister und wie konnte es passieren, dass sie überhaupt erst ausfindig

gemacht

werden

konnten?

Die Antwort darauf liefern wahrscheinlich die psychischen Umstände der beiden Mitglieder. Es ist zweifellos, dass sich die Beibehaltung der „Normalität“ als Tarnung auf die Psyche auswirkte. Die Geschwister standen unter enormen Druck: Jedes Mal, wenn das Thema auf die feindlichen Maueranschriften fiel, hatten die Geschwister zu schweigen. Jedes Mal, wenn die Flugblätter, auf selbstverständlich illegale Weise, gedruckt und verteilt wurden, unternahmen die Geschwister den verzweifelten Versuch, das alltägliche Studentenleben

beizubehalten. Die Folge: Übermüdung und nervliche Anspannung, verstärkt durch die Hindernisse der damaligen Zeit, die nichts als Gefahr bedeuteten. Wieso also waren die Geschwister so überzeugt von der Idee, sich der Norm zu widersetzen? Folglich bedurfte es also einer Abwägung, der sich die Geschwister Scholl stellen mussten: Riskiere ich mein Leben und meine Existenz, für etwas, was mit größter Wahrscheinlichkeit nicht geändert werden

kann?

Eine Frage, die jeder nicht gerade leichtsinnig denkende Mensch sicherlich verneinen würde. Doch die Geschwister Scholl hatten sich offensichtlich fest vorgenommen, etwas in der Gesellschaft hinterlassen zu wollen. Dieses Verhalten fehlt meiner Einschätzung nach ohne Zweifel in der heutigen Zeit. Die Menschen besitzen definitiv die Möglichkeit, ihre Meinung weitgehend frei zu äußern; durch die Demokratie erhielten sie das Recht zur Mitbestimmung. Wie kann es also sein, dass zwei Menschen, die damals wie zwei Sandkörner am Strand existierten, den Willen besaßen, sich gegen die Werte des Nationalsozialismus zu stellen und die Menschen heutzutage nicht den Mut aufbringen können, aufzustehen und über das zu reden, was sie beschäftigt, obwohl sie die nötigen Rechte, Mögichkeiten und vorallem eine Stimme haben? Eine traurige Wahrheit, umso beeindruckender ist deshalb jedoch der Verdienst der Geschwister Scholl. Und genau daraus ergibt sich meine Frage: In der Zeit des dritten Reiches gab es eben diese Rechte nicht. Gab es also keine Möglichkeit, sich als Widerstandsgruppe

frei

zu

entfalten?

Warum

oder

warum

nicht?

Die letzte der Flugblattaktionen geschah leichtsinnig am hellichten Tag kurz vor Vorlesungsende in der Münchener Universität, obwohl diese seit Anfang der Ermittlungen der geheimen Staatspolizei überwacht war. Hans und Sophie Scholl handelten zuletzt ohne Vorsicht, nach Hans Scholl selbst geschah dies unter anderem aufgrund der fehlenden Reaktionen auf die vorherigen Flugblätter. An dieser Stelle komme ich auf die oben angeführte Anspannung zurück, die Hans Scholl mit Aufputschmitteln zu kompensieren versucht; wahrscheinlich ein weiterer Grund für die nachlassende Vorsicht. Die Geschwister wurden folglich verhaftet, da der Hausmeister der Universität sie beobachtete und festhielt. Die folgenden Verhöre zeugen von deutlicher Stärke, Tapferkeit, aber auch Strategie. Hans und Sophie Scholl führten die Aktion trotzdem vermutlich nicht als Zeichen der Selbstopferung aus, denn sonst hätten diese ihre Handlungen nicht mit einer überzeugend systematischen Strategie geleugnet. Doch aus meiner Sicht spricht dieser Aspekt keinesfalls gegen den Willen und die Stärke der Geschwister Scholl. Überzeugung und Aufoperungswille hin oder her: Es ist klar, dass die meisten Menschen dieser Welt ihr Leben nicht bedenkenlos in fremde Hände geben, schon gar nicht, wenn eben diese Menschen

zuvor gegen das sinnlose Blutvergießen der damaligen Zeit gekämpft haben. Des Weiteren wussten sie vermutlich, dass es außer ihnen nicht mehr viele Menschen gab, die eben für das kämpften, was auch ihnen wichtig war: Gerechtigkeit und das Aufhalten der einstigen Kriegsführung, die den gnadenlosen Umgang mit unschuldigen Menschenleben zur Folge hatte. Dass Sophie und Hans Scholl zum Schluss jedoch gänzlich bereit waren, für ihre Taten aufzukommen, zeigt das Protokoll des Geständnisses, nachdem neue Beweise aufgetaucht waren und Sophie Scholl erfuhr, dass ihr Bruder bereits mit dem Geständnis begonnen hatte. Sie begannen an zu erzählen, und es scheint, als würde zu diesem Zeitpunkt jegliche Last von ihnen abfallen. Sie erklären, immernoch respektvoll und ruhig, ihren Gegnern, aufgrund derer sie so viel Leid erfahren mussten, ihre Motive und betiteln sich dabei selbst als alleinige Täter, um Freunde und Familie zu schützen. Die weiteren Ausführungen des Prozesses, aber auch einige andere Darstellungen, früher oder später in der Geschichte der Geschwister Scholl zu erkennen, zeigen, dass es beinahe unmöglich war, gegen den Nationalsozialismus zu kämpfen, ohne zwangsläufig dafür mit seinem Leben zu bezahlen. Eine weitere Ursache stellt dabei die Voreingenommenheit der Justiz im Nationalsozialismus dar: Das Publikum, welches den Prozess begleiten sollte, wurde strengstens ausgewählt, wodurch letzten Endes ausschließlich Angehörige von NSOrganisationen anwesend waren. Zweitens benahm sich auch der Richter deutlich parteiisch und wertend: Nach Beschreibungen eines Augenzeugen verhielt sich der Richter aggressiv, wütend und vorallem war er definitiv nicht neutral gegenüber dem vorliegenden Fall eingestellt. Dem Urteil entsprechend wurde deutlich, dass der Staat nicht nur die Personen bestraft, ob psychisch oder physisch, die aktiv an einem Widerstand beteiligt waren, sondern auch jene, die mit den „Tätern“ befreundet, oder sich besser gesagt nur in ihrer Nähe befanden. Dass also im Falle der Geschwister Scholl keinerlei rechtliche Abwägung stattfand, ist offensichtlich und brauche ich dementsprechend nicht näher zu erläutern. Meine anfänglich aufgestellte Frage ist damit also weitgehend beantwortet: Es war praktisch unmöglich, als Widerstandsgruppe im zweiten Weltkrieg zu bestehen. Dies wurde jedoch erst auf den zweiten Blick vollständig erkennbar. Erst als ich die Hintergründe, das Vorwissen und vielleicht sogar einige Kenntnisse über die Persönlichkeiten der Geschwister Scholl erhielt, erschloss sich mir, dass es in dieser Zeit für zwei, oder auch drei oder vier

Menschen aussichtslos war, gegen das System vorzugehen. Menschen machen Fehler, sie haben nun einmal nicht die Fähigkeit, wie Maschinen zu funktionieren. Und so machten auch Hans und Sophie Scholl Fehler, die sie schließlich zur Verurteilung führten. Eben weil sie

Menschen

waren.

Zusammenfassend ist all dies Unterdrückung, Freiheitsberaubung, Bevormundung, Knechtschaft und ist schlichtweg als Terror zu bezeichnen. Ich denke, diese negativ konnotierten Bezeichnungen sprechen für sich selbst und sollten eigentlich von niemandem anzustreben

sein.

Hans und Sophie Scholl waren allerdings starke, tapfere und vernünftig denkende Persönlichkeiten, die es durch Strategie, aber auch durch einen starken Willen weit brachten. Sie konnten letztendlich nicht gewinnen, da sie eine Minderheit darstellten. An zahlreichen Beispielen wurde deutlich, dass es zu viele Menschen gab, die sich auf die Seite Hitlers stellten, vielleicht aus Angst, vielleicht aber auch aus Überzeugung, um seine Werte und Normen nach außen zu tragen und nach ihnen zu leben. Zu viele Anhänger des Nationalsozialismus stellten sich gegen die Geschwister Scholl und saßen dadurch letztendlich metaphorisch am längeren Hebel. Sie besaßen die Macht, ein Leben voller friedlich kämpferischer Tugenden auszulöschen. Aus der vollständigen Betrachtung des Lebens der Geschwister Scholl wird allerdings deutlich, dass das Bestehen einer solchen Gruppe durchaus in Abhängigkeit zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung- bzw. entfaltung steht. Es ist von Bedeutung, welches Ziel die jeweilige Person anstrebt: Sobald antinationalsozialistische Handlungen fahrlässiger wurden, sah sich die Organisation selbst gefährdet und ergriff Maßnahmen, für die der Fall der Geschwister Scholl ein vielsagendes Beispiel darstellt. Wie ich bereits zu Anfang an einer Stelle angemerkt habe, leben wir heute nach dem Wandel der Zeit in anderen Verhältnissen. Deshalb sollte sich jeder für sich die Frage stellen: Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem ich für meine Rechte kämpfen kann. Wieso tue ich es nicht?...


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