Kalkulatorische Zinsen PDF

Title Kalkulatorische Zinsen
Course Accounting and Finance I
Institution Justus-Liebig-Universität Gießen
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Summary

Kostenrechnung...


Description

Kalkulatorische Zinsen Kalkulatorische Zinsen sind eine weitere wichtige kalkulatorische Kostenart. Sie können in 2 verschiedene Arten unterteilt werden, je nachdem was für eine Art Kapital verzinst wird: •

Kalkulatorische Zinsen auf Eigenkapital: Zusatzkosten (werden also im externen RW nicht berücksichtigt; Entnahmen und Dividenden stellen keine Aufwände dar denn sie sind ja das Ziel des Unternehmens)



Kalkulatorische Zinsen auf Fremdkapital: Sind Anderskosten

Warum werden Zinsen auf Eigenkapital in der Kostenrechnung berücksichtigt? Weil die von den Gesellschaftern erwarteten Zinsen auf das Eigenkapital (also die Gewinne) zwar in dem Sinne keine Kosten darstellen aber von der Unternehmensführung/Planung trotzdem so berücksichtigt werden müssen, als dass sie am Ende als „Kosten“ auf die Kunden (mittels Absatzpreisen) umgelegt werden, beziehungsweise mit erwirtschaftet werden müssen.

Kalkula kulator torisc ische Zinsen sen:: repräsentieren in der Kal kula tor isc he Zin sen Kostenrechnung die gesamte Verzinsung des eingesetzten (Eigen- und Fremd-) Kapitals, welches zur Finanzierung des für die Abwicklung der Leistungserstellung und – Verwertung erforderlichen (betriebsnotwendigen) Anlageund Umlaufvermögens eingesetzt wird

Was bringt diese Berücksichtigung? Die Verrechnung von kalkulatorischen Zinsen sorgt dafür, dass am Ende des Geschäftsjahres ein Mindestgewinn erzielt wird, der der Verzinsung des im Unternehmen gebundenen Kapitals auf dem Kapitalmarkt unter Risikoberücksichtigung entspricht.

Wäre das nicht der Fall würden vor allem bei AG’s die Eigenkapitalgeber schnell ihr Geld aus dem Unternehmen abziehen und im Kapitalmarkt versuchen eine höhere Rendite zu erzielen (Opportunitätskosten), was den Untergang des Unternehmens nach sich ziehen würde

Wie werden die Kalkulatorischen Zinsen berechnet? Man multipliziert das gesamte betriebsnotwendige Kapital mit dem Kalkulatorischen Zinssatz

Warum nur das betriebsnotwendige Kapital? Ganz einfach: wenn nicht-betriebsnotwendiges Kapital abgezogen wird, wenn es sich nicht rechnet, ist das überhaupt kein Problem, sondern soll sogar eher so sein!

Wie zu erkennen ist müssen zur Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen zwei Bestimmungsgrößen berechnet werden:

Betriebsnotwendiges Kapital

Berechnung des betriebsnotwendigen Kapitals (d.h. umgekehrt Eliminierung der nicht betriebsnotwendigen Gegenstände des Vermögens



Kalkulatorischer Zinssatz der Kalkulatorische Zinssatz muss erst mittels kapitalmarkt-theoretischer Modelle ermittelt werden.



Ermittlung des betriebsnotwendigen Kapitals: Warum kann man es nicht einfach aus der Passivseite der Bilanz entnehmen? •

Die Bilanz macht keine Aussage darüber welches Kapital im Unternehmen betriebsnotwendig ist und welches nicht



Die Vermögenswerte werden in der Bilanz mit Buchwertet bewertet nicht mit tatsächlichen Werten (wie in der Kostenrechnung)



Sie enthält (fast) kein immaterielles Vermögen

SCHRITT 1:

Ermittlung des betriebsnotwendigen Vermögens:

Anstatt in die Passivseite der Bilanz zu schauen, blicken wir in die Aktivseite der Bilanz und sehen dort alle Anlagevermögenspositionen an, und entscheiden für jedes Anlagegut, ob oder in welchem Umfang dieses betriebsnotwendig ist. (Beim Vermögen ist das ja eindeutig zuzuweisen, bei Kapital nicht) •

Bei diesem Schritt sind dann gegebenenfalls noch in der Bilanz nicht aufgeführte immaterielle Vermögensgegenstände hinzuzufügen (z.B. Markenname, „know how“)



Genauso gibt es auch materielle Werte die nicht in der Bilanz gelistet sind die aber ebenfalls hinzugerechnet werden müssen, z.B. voll abgeschriebene, aber noch genutzte Vermögensgegenstände (alle „stillen Reserven“)

SCHRITT 2:

Bewertung des betriebsnotwendigen Vermögens:

Im Gegensatz zur Bilanz mit ihren anschaffungskostenbasierten Buchwerten, sind in der Kostenrechnung Wiederbeschaffungs-bzw. Marktpreise zur Bewertung heranzuziehen. Unterschiedliche Arten von Vermögen wird hier also unterschiedlich bewertet: Umlaufvermögen: Das Umlaufvermögen wird zu Durchschnittsbestand bewertet: (Anfangsbestand+Endbestand)



Wertansatz =



Die eigentlichen Güter werden natürlich zu Marktpreisen bewertet aber man muss ja schauen wie viel Umlaufvermögen sich in einer Periode im Schnitt befand und nicht einfach den Bestand zu einem bestimmten Zeitpunkt ermitteln, schließlich ist ja das Ziel die Kapitalbindung an Umlaufvermögen zu ermitteln

2

Nicht abnutzbares Vermögen: •

Wertansatz: Das Vermögen wird zu Anschaffungs- oder Wiederbeschaffungskosten bewertet

Abnutzbares Anlagevermögen: Hierzu stehen uns zwei unterschiedliche Modelle zur Verfügung:

Restwertmethode:

Um die Kapitalbindung eines abnutzbaren Anlageguts zu ermitteln wird bei dieser Methode der Durchschnittswert des Gegenstandes während eines Jahres (also einer Periode) ermittelt



Wertansatz = (𝑅𝑒𝑠𝑡𝑏𝑢𝑐ℎ𝑤𝑒𝑟𝑡01.01

+ 2



Also den Mittelwert aus dem Restbuchwert am Anfang der Periode mit dem am Ende der Periode



Diese Methode führt dazu, dass die kalkulatorischen Zinsen bezogen auf einen einzelnen Vermögensgegenstand über die Jahre der Nutzung sukzessive sinken



Konsequenzen: korrekte Belastung der Perioden, aber fallende Kosten in Kalkulation über die Zeit

Durchschnittsmethode: Dieses einfache Verfahren geht von der Frage aus, wie hoch die durchschnittliche Kapitalbindung eines Anlageguts über die gesamte Nutzungsdauer ist. Wertansatz =

SCHRITT 3:

Anschaffungsausgabe 2

Beziehungsweise wenn man von einem Restwert am Ende der Nutzungsdauer ausgeht: =



Anschaffungsausgabe + Restwert 2

Konsequenzen: ungenaue Belastung der Perioden, aber konstante Kosten in Kalkulation über die Zeit

Ermittlung des betriebsnotwendigen Kapitals: Um das betriebsnotwendige Kapital zu ermitteln das überhaupt im betriebsnotwendigen Vermögen gebunden sein kann müssen wir noch einen Schritt vorwegnehmen: Eliminierung des zinslosen Fremdkapitals (Abzugskapital): Das sind vor allem •

Erhaltene Anzahlungen von Kunden



Lieferantenverbindlichkeiten

Warum muss das Abzugskapital abgezogen werden? Weil es zinsloses Fremdkapital im Unternehmen ist was Vermögen halten kann aber eben nicht verzinst werden muss. Da wir von der Aktivseite aus das betriebsnotwendige Vermögen ermitteln wollen das verzinst werden muss, muss also Vermögen in der Höhe abgezogen werden, in der es von eben diesem zinslosen Fremdkapital in dem Unternehmen gehalten werden kann.

SCHRITT 3:

Also insgesamt müssen folgende Schritte gegangen werden um das betriebsnotwendige Kapital zu ermitteln:



Ermittlung des kalkulatorischen Zinssatzes:

Um den kalkulatorischen Zinssatz zu berechnen kann man auf sehr einfache Methoden zurückgreifen, z.B. orientiert man sich einfach an den aktuellen Zinsen für Staatsanleihen (ggf. noch zzgl. eines Risikoaufschlags denn Staatsanleihen gelten als mega sicher) doch solche Modelle sind natürlich nicht so der Kracher.

Bei der Zinssatzermittlung wir heutzutage zumeist der sogenannte WACC (Weighted Average Cost of Capital) zur Bewertung herangezogen. Dieser ist ein Mischzinssatz aus Eigen- und Fremdkapitalzinssatz und trägt der Tatsache Rechnung, dass Unternehmen zu unterschiedlichen Anteilen Eigen- und fremdfinanziert sind.

Dieser berechnet sich gemäß folgender Formel (nicht klausurrelevant!) aus Eigenkapitalkostensatz (Renditeerwartung der Gesellschafter), gewichtet mit der Eigenkapitalquote, und dem Fremdkapitalkostensatz, gewichtet mit der Fremdkapitalkostensatz:



Der Fremdkapitalzinssatz ist dabei direkt aus der Finanzbuchhaltung zu entnehmen

Eigenkapitalkostensatz: Stellt die Gewinnerwartung der Eigenkapitalgeber in Prozent dar. Da die Eigenkapitalgeber im Gegensatz zu den Fremdkapitalgebern auch das sog. Unternehmerrisiko tragen, ist der Eigenkapitalkostensatz (Eigenkapitalzinssatz) in der Regel höher als der Fremdkapitalkostensatz (Fremdkapitalzinssatz)

Zur Ermittlung wird zumeist das sogenannte CAMP (Capital Asset Pricing Model) herangezogen:

Kalkulatorische Wagnisse Eine weitere wichtige kalkulatorische Kostenart sind die kalkulatorischen Wagniskosten. Diese werden zur Abdeckung unternehmerischer Risiken (Wagnisse) in die Kostenrechnung aufgenommen.

➢ Diese Risiken, die in Unternehmen in unregelmäßigen Abständen auftreten, können unter bestimmten Voraussetzungen in der Kostenrechnung durch die Verrechnung von kalkulatorischen Wagniskosten abgedeckt werden ➢ Diese Wagnisaufschläge dienen dazu in einem Unternehmen finanzielle Vorsorge für den Eintritt dieser Risiken zu schaffen ➢ Sind also Vergleichbar mit den Rückstellungen in der Buchhaltung (ähneln von der Struktur aber eher einer Art internen Versicherung)

Unterteilungen: Kalkulatorische Wangnisse können als die Gefahr einer ungeplanten und unvorhergesehenen Zielabweichung definiert werden, die zu außerordentlichen Ertragseinbußen oder Mehraufwendungen führen.

Die Kalkulatorischen Wagnisse werden unterteilt in das allgemeine Unternehmenswagnis und sogenannte spezielle Einzelwagnisse.

Allgemeines Unternehmenswagnis: hierzu zählt z.B. das Risiko einer allgemeinen Rezession,

das Risiko eines Absatzrückgangs, technischer Fortschritt oder Inflation •

Es ist dadurch gekennzeichnet, dass diese Risiken nur schwer oder gar nicht vorhersehbar sind



Darüber hinaus lässt sich das Unternehmenswagnis nur äußerst schwer finanziell ermitteln. Dieses Risiko muss ein Unternehmer um Rahmen seiner unternehmerischen Tätigkeit aus den (bisher) erzielten Gewinnen tragen



Eine Risikovorsorge durch kalkulatorische Kosten sollte hier daher nicht vorgenommen werden, da dieses Risiko bereits in den Verzinsungserwartungen der Eigen- und Fremdkapitalgebern enthalten ist.

Spezielle Einzelwagnisse: diese Risiken sind direkt mit der Erstellung der betrieblichen Leistung verbunden. •

Sie treten zwar ebenfalls unvorhersehbar ein, aber im Unternehmen mit einer gewissen Regelmäßigkeit und können und sollten daher im Rahmen der kalkulatorischen Wagniskosten berücksichtigt werden.



Diese angesparten Mittel können verwendet werden, um auftretende Verluste zu kompensieren. Sie wirken damit ähnlich wie Versicherungsleistungen

Zu den speziellen Einzelwagnissen zählen insbesondere: •

Bestandswagnisse (Schwund, Diebstahl, Veralterung)



Arbeitswagnisse (Krankheit, Verletzung)



F&E-Wagnisse (also erfolglose Aufwendungen von F&E Mitteln)



Debitorenwagnisse (Forderungsausfälle)

Debitor: ist im deutschen Rechnungswesen der Begriff für Schuldner aus Lieferungen und Leistungen (Komplementärbegriff ist der Kreditor)

Wagnissatz: Die Bemessung der Wagniskosten orientiert sich an den Erfahrungswerten der Vergangenheit. Sie werden als sogenannter Wagnissatz errechnet und häufig in Beziehung zu einer Bezugsgröße gesetzt. der Vergangenheit Wagnissatz = Wagnisverluste Bezugsgröße der Vergangenheit

Was ist die Bezugsgröße? Die Forderungsausfälle eines Unternehmens können zum gesamten Forderungsbestand in Bezug gesetzt werden. Die Lagerverluste können als Prozentsatz der Lagermenge oder des Lagerwerts ausgedrückt werden. Das Verlustwagnis eines Flugzeugs kann als statistische Absturzwahrscheinlichkeit bezogen auf die gesamte Flugzeugflotte berechnet werden.

Kalkulatorische Mieten Basieren auf der gleichen theoretische Grundlage wie die Verrechnung der kalkulatorischen Zinsen, nämlich...


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