Psychische Störungen Depressionen PDF

Title Psychische Störungen Depressionen
Author Jessica Dambacher
Course Einführung in die Psychologie
Institution Universität Augsburg
Pages 8
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Summary

Sommersemester 2019 Aufbaumodul Psychologie über psychische Störungen/Depressionen...


Description

1.4. Individuelle Besonderheiten

1.

Psychische Störungen

- Entstehung psychischer Störungen: o Risikoerhöhende Faktoren: 

Vulnerabilität:

- Gibt die Verletzlichkeit eines Menschen gegenüber ungünstigen Einflussfaktoren an - Sie umfasst genetische ebenso wie biologische Faktoren, wie z. B. chronische Faktoren - Auch ungünstige Persönlichkeitseigenschaften können die Vulnerabilität in Bezug auf die Entstehung einer psychischen Störung verstärken



Risikofaktoren:

- Bedingungen der engeren, aber auch weiteren Umgebung, die belastend für die psychische Gesundheit eines Menschen ist - Dazu können sozioökonomische Schwierigkeiten zählen ebenso wie familiäre Belastungen oder ein ungünstiges soziales Umfeld

o Risikomildernde Faktoren: 

Resilienz:

- Widerstandsfähigkeit eines Menschen gegenüber äußeren, ungünstigen Einflussfaktoren - Sie ist nicht notwendigerweise angeboren, sondern entwickelt sich auch in der Interaktion mit der Umwelt über positive Erfahrungen - Bsp für Resilienzfaktoren: pos. Selbswertgefühl, gute Problemlösestrategien



Schutzfaktoren:

- Günstige Bedingungen der Umwelt und der Entstehung eines Menschen, die psychische Sicherheit und Stabilität verleihen. - So verleihen z. B. emotional stabile Bindungen zu einer Bezugsperson oder enge Freundschaften Sicherheit und Geborgenheit - Positive schulische Erfahrungen stärken das Selbstbewusstsein

2.

Depressivität bei Kindern und Jugendlichen

2.1.

Definition

Eine depressive Episode ist durch das Auftreten mehrerer Kernsymptome über einen Zeitraum von 2 Wochen gekennzeichnet Hierzu gehören eine starke Niedergeschlagenheit, die aber nicht durch eine konkret benennbare Belastung ausgelöst wurde. Häufig tritt ein Gefühl innerer Leere auf, oft mit einem Verlust des Interesses an Dingen, die vorher als attraktiv erlebt wurden

Dysthymie: insgesamt weniger schwerwiegende depressive Symptome über einen langen Zeitraum

2.2.

Kernsymptome

- Mind. 2 der 3 Kernsymptome müssen über mind. 2 Wochen vorliegen o Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder depressive Verstimmung o Anhedonie (verminderte Fähigkeit Freude, Lust oder Interesse zu spüren)

o Antriebslosigkeit (verminderter Antrieb, geringe Aktivität, auch Erschöpfung und Ermüdbarkeit)

 Wichtig: Erscheinungsbild gerade bei Kindern und Jugendlichen sehr vielseitig und heterogen!

- Weitere Symptomebenen: o Stimmung (Affekt): traurig, niedergedrückt, leer, unglücklich o Kognition (Verlust von Interesse, Freude, vermindert Denk- und Konzentrationsfähigkeit, geringes Selbstwertgefühl, negative Gedanken,…) o Verhalten (Psychomotorische Verlangsamung oder Erregung, Weinen, sozialer Rückzug, Suizid) o Somatisch (Schlafstörungen, verminderter oder gesteigerter Appetit, verminderter Antrieb oder gesteigerte Müdigkeit,…)

- Mögliche zusätzliche Symptome bei Kindern und Jugendlichen

o Reizbarkeit und übellaunige Stimmung o Trennungsängste o Körperliche Beschwerden o Rückzug, Isolation o Gelangweilt sein o Überhöhte Aktivität  Depressive Kinder und Jugendliche sind im Unterricht oft weniger auffällig und anhand ihres Verhaltens schwer zu erkennen 2.3.

Prävalenzen

- Kindergarten: Depressionen können bereits bei 3-Jährigen festgestellt werden - Grundschule: ca. 5 % der 7-10-Jährigen - Weiterführende Schule: ca. 30 % der Jugendlichen - Lebenszeitprävalenz: ca. 11 %, 3 % mit ernsthafter Beeinträchtigung, 8 % mit moderaten Beeinträchtigungen)

- Geschlechtereffekte: Keine Geschlechtereffekte bei Kindern - Ab der Pubertät sind ca. doppelt so viele Mädchen wie Jungen betroffen (evlr. Dunkelziffer bei Jungen)  Wichtig: Sehr große Unterschiede in den Prävalenzzahlen je nach exakter Definition und Operationalisierung!

2.4.

Verlauf

- Geringere Auftretenshäufigkeit im Kindesalter - Anstieg im Jugendalter - Im Erwachsenenalter relativ stabil - Hohe Rückfallquoten - 41 % der depressiven Kinder nach einem Jahr immer noch erkrankt - 8-10 % nach zwei Jahren - Dauer der Störung wird beeinflusst durch: o Anzahl der depressiven Episoden o Anzahl und Stärke negativer Lebensereignisse o Bewältigungsstrategien o Auftreten komorbider Störungen

2.5.

Komorbide Störungsbilder

- Angststörungen - Störung des Sozialverhaltens - ADHS - Bei Jugendlichen: Essstörungen und Substanzkonsum

2.6.

Risiko- und Schutzfaktoren

- Biologische Faktoren: o Familiäre Häufung von depressiven Störungen ist ein starker Prädikator für depressive Erkrankungen o Depression tritt mit anderen Störungen hoch komorbid auf o Depressive Personen neigen dazu, sich Partner mit der gleichen Störung zu suchen o Kausalzusammenhang zwischen Depression und Pubertät - Kognitiv-emotionale Faktoren o Ungünstige Denkmuster o Kognitive Verzerrungen o Ungünstige Emotionsregulationsstrategien

- Familiäre Faktoren o Während der Adoleszenz verändern sich familiäre Beziehungen o Wird die Eltern-Kind-Beziehung normalerweise als konfliktvoller und distanzierter beschrieben o Nimmt die Zeit, die mit der Familie verbracht wird, ab o Treten strukturelle Veränderungen in der Familie mit größerer Häufigkeit auf (Scheidung der Eltern) - Soziale Kontakte und Beziehungen

o Übergang Grundschule zur weiterführenden Schule ist gekennzeichnet durch o Aufsteigenden Notenstandard o Veränderungen in den sozialen Netzwerken der Kinder o Wichtiger Schritt, mit Schwerpunkt auf Bewertung und Vergleich der Schüler

- Kritische Lebensereignisse o Scheidungen in der Familie o Todesfälle

- Kognitive Verzerrungen bei SuS mit Depressionen o Denkmuster: 

Katastrophisieren:



Bsp: SuS schreibt eine Klausur und befürchtet schlechte Bewertung.  Gedanke: Wenn das passiert, ist alles aus



Positives Ausschließen oder Abwerten:



Gute schulische Leistung wird erbracht



 Gedanke: Das ist doch nichts Besonderes



Alles-oder-Nichts-Denken:



Bsp: Sportunterricht misslingt schwierige Übung



 Gedanke: ich bin völlig gescheitert, weil es nicht klappte



Personalisierung:



In Vorbereitung auf Prüfung treten Fehler auf



 Gedanke: so wird das nie gelingen



Sicher und möglich als synonym betrachten:



Gesamte Klasse wird von Lehrer gerügt

2.7.



 Gedanke: es liegt an mir, ich bin schuldig



Gedankenlesen:



Trotz Wortmeldung wird SuS nicht aufgerufen



 Gedanke: L denkt, ich weiß die Antwort eh nicht



Unzulässiges Verallgemeinern:



Schlechtere Bewertung durch neue Lehrkraft



 Gedanke: Daran sieht man, was ich wirklich kann

Erklärungsmodell (Groen & Petermann)

- Kognitive Theorie von Beck Kognitive Fehler: 1. Ereignisse werden negativ bewertet 2. Selektive Abstraktion 3. Übergeneralisierung 4. Positive Ereignisse werden minimiert und negative maximiert - Depressive Jugendliche sind gekennzeichnet durch…

o Verminderte allgemeine Selbstachtung o Irrationale Überzeugungen o Negative automatische Gedanken o Negative Einschätzung ihrer Fähigkeiten in sozialer, schulischer sowie in verhaltensbezogener Sicht o Tendenz der depressiven Kinder und Jugendlichen zu kognitiven Fehlern sowie zu negativem Attributionsstil, geringe Kontrollüberzeugung als anhaltendes Persönlichkeitsmerkmal - Erlernte Hilflosigkeit von Seligman

2.8. Prävention in der Schule - Etablierung eines fächerübergreifend positiven pädagogischen Verständnisses von Fehlern - Offenes soziales Umfeld schaffen - Sicheres soziales Umfeld schaffen - Aufmerksames Umfeld schaffen - Enge Zusammenarbeit mit Elternhaus und weiteren Einrichtungen, um die Übertritte „sanft“ zu gestalten - Durchführung von Präventionsprogrammen auf Grundlage der rationalemotiven Erziehung (professionelle Unterstützung suchen!) 2.9. Intervention in der Schule - Aufmerksam sein - Aufmerksam den Verhalten von Mitschülern gegenüber - Zeitnah Kontakt zu Schulpsychologen suchen - Offen arbeiten und eng mit Elternhaus zusammen...


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