5. VL - Wie entstehen psychische Störungen; Kognitive Modelle, Vulnerabilitäts-Stress-Modell PDF

Title 5. VL - Wie entstehen psychische Störungen; Kognitive Modelle, Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Course Klinische Psychologie I
Institution Universität Basel
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-HS20
-praktisch 1:1 Inhalt der Vorlesung...


Description

Klinische Psychologie I 5. Vorlesung Wie entstehen psychische Störungen? Kognitive Modelle, VulnerabilitätsStress-Modell Lernziele: • Das Grundprinzip von kognitiven Modellen in der klinischen Psychologie, ausgearbeitet am kognitiven Modell der Depression nach A.T. Beck • Das Grundprinzip von Diathese-Stress-Modellen (Vulnerabilitäts-Stress-Modellen) Ergänzungen zur 4. Vorlesung • Lerntheoretische Modelle und Behaviorismus o Behaviorismus: Begründung durch J.B. Watson, weitergeführt durch B. Skinner o Wissenschaftstheoretischer Standpunkt zur Untersuchung von Verhalten o Ziel: naturwissenschaftliche Begründung der Psychologie o Konzentration auf beobachtbare und experimentell kontrollierbare Prozesse § Nicht beobachtbare Prozesse (in der Black-Box; Gehirn als Black-Box) sind der naturwissenschaftlichen Erforschung des Verhaltens (noch) nicht zugänglich • Daher: zunächst Verzicht auf innerpsychische Prozesse zur Erklärung von Verhalten o Annahme: innere Vorgänge können nicht wissenschaftlich exakt untersucht werden (Black-Box-Modell) o Klassische Lerntheorien (klassisches und operantes Konditionieren) wurden unter dieser Perspektive am Anfang entwickelt o Kritik: Vernachlässigung der Bedeutung von innerpsychischen Prozessen è Durch kognitive Modelle (z.B. Lernen am Modell) wird Lernen nicht mehr alleine über behavioristische Prinzipien erklärt; die Black-Box wird geöffnet § Kognitive Vorgänge: • Aufmerksamkeit • Behalten • Reproduktion • Motivation • Innere Repräsentation der Umwelt • Prozesse des Denkens • Informationsverarbeitung Kognitive Modelle • Basisannahmen o Die Art und Weise, wie wir denken, bestimmten die Reaktion und Verhalten o Verhalten wird durch Denkvorgänge bestimmt • Kognition o Sammelbegriff für bewusste und unbewusste mentale Prozesse, die von Wahrnehmung bis Denken reichen 1

Klinische Psychologie I





o Wird meist von Emotion und Motivation unterschieden, obgleich diese Aufmerksamkeit und damit Kognition beeinflussen Depressive Störung o Die gesamte Person ist betroffen § Körper § Psyche § Verhalten o Bestimmte Symptome müssen über eine definierte Zeitdauer und Intensität bestehen und eine bedeutsame Änderung zum vorherigen Zustand darstellen, die mit Leiden und Einschränkungen einhergehen § U.a. folgende Symptome: • Vermindertes Interesse • Müdigkeit • Gefühle von Wertlosigkeit • Cave! Gewichtsverlust Gewichtszunahme, Insomnie Hypersomnie; die depressive Störung kann sich je nach Person unterschiedlich zeigen Zentrale Begriffe aus dem Interview mit A.T. Beck o Depression is related to (distorted) cognitive processes o Self-critical, negative self-deprecatory thoughts, negative representation of themselves, negative beliefs o Categories of misinterpretation (distorted interpretation) § Selective abstraction § Overgeneralization § Dichotomous thinking o Automatic thoughts (flash) § Can trigger all kinds of emotion

Kognitive Theorie der Depression nach A.T. Beck (1967) • Modell der dysfunktionalen Kognitionen und Schemata

o Kognitive Schemata (depressiogene Schemata, dysfunktionale Überzeugungen) o Persönliches Erfahrungs- und Denksystem § Durch frühe Lernerfahrungen bedingte stabile automatisierte kognitive Strukturen, die die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung strukturieren § Organisieren die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen aus der Umwelt (stabile kognitive Verarbeitungsmuster) 2

Klinische Psychologie I Art Filter: Können Details aus Erfahrungen hervorheben oder ausblenden § Latente Prädispositionen (Vorprägung) können durch spezifische Erfahrungen reaktiviert werden o Depressive Menschen: negative rigide Schemata § Verarbeitung von Erfahrungen gekennzeichnet durch Pessimismus, Selbstabwertung, Hoffnungslosigkeit Kognitive Triade (inhaltlicher Aspekt) o Negative Sichtweise § Über sich selbst • Einseitige, negative Sicht der eigenen Person • Verzerrte Selbstwahrnehmung • Eigene Fehler stehen im Zentrum des Denkens § Über die Umwelt • Negative Sicht der Zukunft • Situationen werden auf die eigene Person bezogen und einseitig negativ interpretiert § Über die Zukunft • Eingeengte Sicht der Zukunft • Derzeitige Situation wird als dauerhaft angesehen • Misserfolge werden als sicher angenommen Denkfehler (formaler Aspekt) o Fehlerhafte Verarbeitung von Informationen o Kennzeichen des Denkens von depressiven Menschen § Willkürliche Schlussfolgerungen § Selektive Verallgemeinerung § Übergeneralisierung § Maximierung und Minimierung § Personalisierung § Verabsolutiertes, dichotomes Denken §







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Klinische Psychologie I Take Home Message • Grundannahme der kognitiven Modelle: o Die Art und Weise wie wir denken, bestimmt die Reaktion und Verhalten • Verhalten wird durch Denkvorgänge bestimmt • Bsp.: Depressive Störung – kognitives Modell nach A.T. Beck o Depression als kognitive Störung o Verzerrte Sicht der Realität § Kognitive Schemata § Kognitive Triade § Denkfehler • Entstehung und Aufrechterhaltung der Depression wird auf die Existenz und Wirkung typischer Denkinhalte und Denkmuster zurückgeführt Vulnerabilitäts-Stress-Modell/Diathese-Stress-Modell • Wechselwirkungen zwischen Diathese und Stress o Beide Faktoren sind für die Entwicklung einer psychischen Störung nötig • Interaktion von Vulnerabilitätsfaktoren (Vulnerabilität=Verletzlichkeit) und Stressfaktoren o Wie kommt es zu einer Depression? § Biologische Faktoren, Familie und Erziehung, Verlusterfahrung, chronische Belastungen (Krankheit, Überforderung), belastende Lebensereignisse führen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Depressionen o Vulnerabilitätsfaktoren § Biologische bzw. psychische Verletzlichkeit • Genetisch bzw. lern-geschichtlich/psycho-sozial § Beispiele: • Genetische Faktoren • Neurobiologische Faktoren (Neurotransmitter) • Kognitive Faktoren • Kindheitstrauma • Depressionen in de Familie • Erworbene Denkstile o Stressfaktoren § Belastende Umweltereignisse, Lebenssituationen § Anforderungen, die die persönlichen Ressourcen eines Individuums stark beanspruchen § Chronisch, episodisch, einmalig (vgl. PTBS) § Beispiele: • Aversive Lebensereignisse • Chronische Überlastung • Verlust eines Angehörigen • Verlust des Arbeitsplatzes -> Wenn Disposition und Stressoren zu gross sind und eine gewisse Schwelle überschreiten, kommt es zur Symptomausbildung bzw. zum Krankheitsausbruch § Diese Schwelle wird durch Risiko- und Schutzfaktoren (z.B. soziale Unterstützung) beeinflusst • Definition 4

Klinische Psychologie I o Allgemeingültiges, schulenunabhängiges Modell der Entstehung psychischer Störungen • Grundannahme o Sowohl Diathese als auch Stress sind zur Entwicklung von Störungen nötigt, basiert auf biologischen, psychologischen und Umweltfaktoren § Diathese • besondere Bereitschaft des Organismus zu bestimmten krankhaften Reaktionen (z. B. zu Blutungen); Disposition/Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen • Krankheitsneigung • Notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung (allerdings wurde kein vermuteter Vulnerabilitätsfaktor bisher als notwendig nachgewiesen o Kein deterministischer Zusammenhang • Kann das Ergebnis biologischer (z.B. genetischer), psychologischer (z.B. kognitive Schemata) und soziokultureller, umweltbezogener Bedingungen sein • Gen-Umwelt Interaktion o Ist das Vorliegen eines s/s Gens (Polymorphismus des 5-HTT Gens) ein notwendiger Faktor für die Entwicklung einer Depression? § Studie: Probanden mit s/s-Gen hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung einer depressiven Störung • Fazit: Der Einfluss von stressvollen Lebensereignissen auf das Risiko, eine Depression zu entwickeln, wird von einem Polymorphismus im 5-HT-Transporter-Gen moderiert: Ein Beispiel für eine Gen-Umwelt-Interaktion Take Home Message § Diathese-Stress-Modell/Vulnerabilitäts-Stress-Modell o Annahme, dass psychische Störungen dadurch entstehen, dass bei einer gegebenen Anfälligkeit ein hinzukommender Stress zur Entstehung einer psychischen Störung führt o An der Entstehung psychischer Störungen sind eine Vielzahl von biologischen, sozialen, psychologischen Faktoren beteiligt o Faktoren können zur Anfälligkeit und/oder zur Auslösung beitragen

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