Title | VL 3 Wie lernen wir - Vorlesungsnotizen 3 |
---|---|
Course | Lehren und Lernen I/Lehren und Lernen/Reflexions- und Handlungsfeld Lernarrangements. Lehren und Lernen I: Vorlesung Lernarrangements/Unterrichtsqualität |
Institution | Christian-Albrechts-Universität zu Kiel |
Pages | 5 |
File Size | 152 KB |
File Type | |
Total Downloads | 8 |
Total Views | 129 |
Dozent: Thilo Kleickmann
VL 3 von Lehren und Lernen 1: Unterrichtsqualität
...
VL: Unterrichtsqualität
3
Wie lernen wir? Fazit Laborschule: -
grundsätzliche Vereinbarkeit fachlicher und überfachlicher Ziele schulstrukturelle Maßnahmen und pädagogische Maßnahmen (Schulleben) können was bewirken
Wie lernen wir? – Zwei theoretische Ansätze: 1. Informationsverarbeitungstheorie Lernen als aktive Informationsverarbeitung (im Individuum) 2. Soziokonstruktivistische Lerntheorie Lernen als sozialer Prozess (Bedeutung d. Mitschüler + Lehrkräfte) Theorien widersprechen sich nicht, sondern sie beleuchten unterschiedliche Dinge beim Lernen
1. Informationsverarbeitungstheorie Das Drei-Speicher-Modell der Informationsverarbeitung & -speicherung.
Sensorisches Gedächtnis Gedächtnis für alle Sinnesmodalitäten viele Informationen werden sehr kurz festgehalten (Sekunden) das meiste wird nicht bewusst wahrgenommen (Geräusche, Bilder, Gerüche) Informationen, welche nicht verarbeitet werden, werden überschrieben & sind nicht mehr zugänglich
Arbeitsgedächtnis Ort für die bewusste Verarbeitung von Informationen kleine Kapazität, „Flaschenhals beim Lernen“, ca. 7 Wörter, Zahlen, … Aufmerksamkeit kann i.d.R. nur auf eine Sache gerichtet werden Informationen werden nur kurz im AG behalten; Kurzzeitgedächtnis / AG ist „vergesslich“
Langzeitgedächtnis Informationen, die nicht verloren gehen sollen, müssen ins LG übertragen werden Informationsmenge nicht beschränkt sogar: je mehr Wissen, desto leichter fällt es Neues zu lernen
Wie ist das Wissen im Langzeitgedächtnis gespeichert? semantische Netzwerke Wissen ist wie ein Netzwerk organisiert, Begriffe stehen miteinander in Verbindung (inhaltliche Verbindungen/Beziehungen) Aktivierung eines Begriffs aktiviert auch die benachbarten Begriffe Stärke der Verbindungen kann variieren: je häufiger & intensiver zwei Begriffe gemeinsam verarbeitet werden, desto stärker die Verbindung
Lernen: Ein wissensgesteuerter Konstruktionsprozess: der langwierige Weg vom Arbeitsgedächtnis ins Langzeitgedächtnis
vorhandene Informationen im LG und AG beeinflussen die Wahrnehmung & strukturieren diese (sensorische Gedächtnis) gr. Bedeutung des Vorwissens beim Lernen: Was wir erkennen hängt von unserem Wissen ab Komplexe Lernprozesse (Renkl): 1. 2. 3. 4. 5.
selegieren (auswählen der wichtigsten Infos) organisieren (ordnen von Infos in Kategorien, Hierarchien, bestimmen zentraler Infos) interpretieren (deuten/bewerten neuer Infos) elaborieren (anreichern, Verbindung neuer Infos mit vorhandenem Wissen) metakognitives planen, überwachen, regulieren (Steuerung/Überwachung des Lernens)
weitere Anwendung der Theorie: Prozeduralisierung/Prozeduralisieren, „intensives Üben“, „Überlernen
Zusammenfassung der Informationsverarbeitungstheorie: aktive Rolle des Lernenden beim Lernen der Weg ins Langzeitgedächtnis ist oft langwierig & anstrengend (komplexe Lernprozesse)
Implikationen: Theorie gibt Hinweise, warum die Nutzung von Lerngelegenheiten im Unterricht oft nicht gut klappt SuS müssen den Lernstoff mit ihrem Vorwissen in Verbindung bringen, um einen größeren Lernerfolg zu erzielen Lernangebot stellt das Lernen nicht sicher: Lerninhalte müssen aktiv verarbeitet werden Lernende benötigen Motivation, um sich mit Lerninhalten auseinanderzusetzen die Entwicklung eins gut strukturierten Wissens im Langzeitgedächtnis ist ein wichtiges Ziel von Unterricht
2. Soziokonstruktivistische Lerntheorie: Lernen als sozialer Prozess Konstruktivistische Lerntheorien Lernen = eigenständige kognitive Aktivität (Konstruktionsleistung) Lernen im sozialen Kontext
Lew Wygotski (1896-1934) berühmter Vertreter der Theorie beobachtete Kinder in der Interaktion mit Erwachsenen Kind beobachtet die Verhaltensweisen des Erwachsenen, erhält Hinweise & Erklärungen, verinnerlicht Konzepte & wendet diese an, erhält Hilfestellungen, … Lernen „auf Augenhöhe“: Das Konzept der Zone der nächsten Entwicklung (zone of proximal development) mit Hilfe & Unterstützung von anderen können Lernende Aufgaben lösen, die sie alleine nicht lösen können (ZPD) später ist für diese Unterstützung der Begriff „Scaffolding“ geprägt worden
Scaffolding: Scaffold = (Bau-) Gerüst Scaffolding = Bereitstellen eines Gerüstes Scaffolding (im Zusammenhang mit der soz.-konstruktivistischen Lerntheorie) = Unterstützung geben, die zurückgenommen wird (Gerüst wird gebaut), sobald der Lernende die Aufgabe zunehmend selbstständig lösen kann
Definition von Reiser (2004): 1. strukturierende Maßnahmen / Reduzierung von Komplexität Gliederung komplexer Aufgaben in überschaubaren Schritten: Anforderungen an die Lernenden anpassen 2. Problematisierung herausfordern, kognitiv aktivieren
Cognitive Apprenticeship (Collins, Brown & Newman, 1987): = kognitive Lehre Metapher: Übertragung des Lernens in Meister-Lehrlings-Verhältnissen auf schulisches Lernen
Cognitive Apprenticeship 1. Modeling
Lehrende machen ihr Vorgehen vor & verbalisieren dabei, was sie denken & tun kognitive Prozesse werden sichtbar
2. Coaching
Lernende arbeiten selbstständig am Problem, werden aber intensiv & „1 zu 1“ betreut
3. Scaffolding
4. Fading
Lernende arbeiten allein & bekommen Unterstützung durch die Lehrenden
je
nach
Bedarf
Lernende erhalten zunehmend vollständige Kontrolle, die Lehrenden „blenden sich aus“
5. Articulation
Lernende werden immer wieder aufgefordert, Denkprozesse & Problemlösestrategien zur artikulieren
6. Reflection
Lernende werden aufgefordert, die ablaufenden Prozesse beim Lernen mit anderen zu diskutieren & zu reflektieren
7. Exploration
Lernende werden zu aktivem Explorieren & selbstständigem Problemlösen angeregt
Wie lernen wir? a.) Informationsverarbeitungsansatz b.) Sozio-konstruktivistische Theorien des Lernens c.) Bedeutung individueller Voraussetzungen für das Lernen wichtige Grundlagen für die Basisdimensionen der Unterrichtsqualität Kognitive Aktivierung Unterstützung durch peers + Lehrkraft (Maßnahmen beim Modell Scaffolding + cogn. apprenticeship) Unterstützung angepasst an die individuellen Voraussetzungen der SuS (Planung / Vorbereitung des Unterrichts & im Unterrichtsprozess)
Individuelle Voraussetzungen, die das Lernen beeinflussen:
Vorwissen (wichtigste!) allgemeine kognitive Fähigkeit / Intelligenz („Mechanik“) Arbeitsgedächtnis (es gibt interindividuelle Unterschiede in der Kapazität des AG) motivationale Voraussetzungen (+ Fähigkeitsselbsteinschätzung)...