-3- Piaget 1 - Vorlesungsnotizen 3 PDF

Title -3- Piaget 1 - Vorlesungsnotizen 3
Author Sophia Katharina
Course Entwicklungspsychologie
Institution Universität zu Köln
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Träuble...


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Theorie der kognitiven Entwicklung nach Piaget Zusammenfassung -3Jean Piaget: Geboren am 9.8.1896 in Neuchâtel (Schweiz). Gestorben am 16.9.1980 in Genf. Frühes Interesse für Naturwissenschaften und Philosophie, hier insbesondere für erkenntnistheoretische Grundfragen. Entschluss, sein „Leben der biologischen Erklärung der Erkenntnis zu widmen“. 3 Kinder Piagets Annahmen zur kognitiven Entwicklung von Kleinkindern leitet er v.a. aus Beobachtungen und „Experimenten“ an seinen eigenen Kindern ab.

Wissenschaftlicher Werdegang:   

   

Studium der Naturwissenschaften (Biologie) Beschäftigung mit Weichtieren; dazu 20 Publikationen während des Studiums. Promotion mit 22 Jahren in Neuchâtel. Kontakt mit experimenteller Psychologie (Lipps), Psychiatrie (Bleuler) und Tiefenpsychologie (z.B. Jung) Arbeit im Labor von Binet & Simon an der Sorbonne, Paris Aufgabe: Standardisierung einer Arbeit zum Urteilsvermögen von Kindern Erste Veröffentlichungen zur kognitiven Entwicklung 1925 Dozentur im Fach Zoologie in Neuchâtel 1929 Professur für Geschichte des wissenschaftlichen Denkens 1936 zusätzlich Lehraufträge für das Fach Psychologie in Lausanne 1940 Lehrstuhl für experimentelle Psychologie in Genf

Erfahrung bei der Testung von Kindern: „Endlich hatte ich mein Forschungsfeld gefunden.... Schließlich war mein Ziel, eine Art Embryologie der Intelligenz zu entdecken, mit meiner biologischen Ausbildung im Einklang; Es bot sich mir die Gelegenheit, dieses Problem im Rahmen der Psychogenese zu studieren.“

Allgemeiner Überblick über die Theorie: Genetische Erkenntnistheorie: 

Wie lernt der Mensch die Welt zu begreifen?

Piaget war überzeugt, dass er durch die Untersuchung der kindlichen Denkentwicklung Antworten auf erkenntnistheoretische Fragen der Philosophie finden würden, wie etwa:  

Ist objektives Wissen überhaupt möglich? Gibt es angeborene Ideen?

Man kann Piaget auch als ersten empirischen Erkenntnistheoretiker bezeichnen, weil er versuchte, philosophische Fragen zum Ursprung von Erkenntnisgewinn durch konkrete Untersuchungen an Kindern zu beantworten (Genetische Epistemiologie).

Erkenntnistheoretische Einsichten von Piaget: Wissen ist kein Zustand sondern ein Konstruktionsprozess!



Das erkennende Kind selegiert und interpretiert die Informationen aus seiner Umwelt. Es begreift durch aktives Handeln (körperlich und geistig). Kinder konstruieren Wissen als Reaktion auf ihre Erfahrungen.

Jede Erfahrung wird durch altersbedingte Verstehensstrukturen gefiltert (Strukturalistischer Ansatz!) 

Beispiel: Säuglinge erwerben ihre Kenntnis des Raumes, indem sie in ihm krabbeln und nach Gegenständen greifen, während ältere Kinder den Raum verstehen, indem sie geistige Symbole (wie „auf“ oder „unter“) verwenden.

Piaget – Der Strukturalist: Annahme des Strukturalismus: Einzelphänomene werden erst durch ihre Position in einem größeren (strukturierten) Zusammenhang erklärbar. Ziel im Strukturalismus: Aufdecken universaler Denkprozesse. Piaget geht davon aus, dass sich das Denken auf eine geringe Anzahl geistiger Funktionen zurückführen lässt.

Illustration der Konstruktivismus- Strukturalismusannahme: Dass Kinder die Welt so verstehen, wie es ihrer aktuellen kognitiven Organisation entspricht, zeigt sich u.a. daran, dass die aktuelle Verstehensstruktur sich auf Gedächtnisleistungen auswirkt. Versuch Piaget: Kinder unterschiedlichen Alters wird eine Abbildung mit 10 Strichen verschiedener Länge gezeigt. Eine Woche später werden die Kinder gebeten, das Gesehene nachzuzeichnen   

3-4Jährige (präop.) zeichnen einige wenige gleich lange Striche 5-6Jährige (Übergang: präop/konkret-op.) zeichnen ein paar lange und ein paar kurze Striche 7Jährige (konkret-op) geben die Zeichnung korrekt wieder

Einen weiteren Monat später (ohne nochmalige Vorlage des Originals!) zeichnen 5-6Jährige nun ein paar lange, ein paar mittlere und ein paar kurze Striche.  Anordnung wird je nach Verstehensstruktur erinnert!  Schlussfolgerung Piaget: Erinnern stellt einen aktiven Prozess dar, der die gesamte, aktuell verfügbare kognitive Struktur widerspiegelt.

Mechanismen der Entwicklung:     

Denken entwickelt sich in (alltäglichen) Auseinandersetzungen zwischen Organismus und Umwelt Funktionale Invarianten (geistige Funktionen, die über die gesamte Entwicklung konstant bleiben): Adaption: Tendenz, das eigene Denken und Verhalten mit der Umwelt in Einklang zu bringen. -> Assimilation, Akkomodation -> Äquilibration („Intelligentes Verhalten ist ein Verhalten, das den Erfordernissen der Umwelt gerecht wird“). Strukturierung: Tendenz, einzelne Beobachtungen in kohärente Wissenssysteme zu integrieren.

Adaptationsprozesse:

Assimilation: Die Realität wird in die vorhandene kognitive Organisation eingepasst. Beispiel: Kind sieht Mann mit Glatze und weißen Haaren an der Seite und ruft „Clown“! Das Aussehen ist dem Aussehen eines Clowns hinreichend ähnlich, so dass er an das kindliche Clown-Konzept assimiliert werden kann. Akkomodation: Vorhandene Wissensstrukturen werden als Reaktion auf neue Erfahrungen angepasst. Neuordnung des Denkens. Beispiel: Erklärung, dass der Mann zwar aussieht wie ein Clown, dass er aber keine Späße macht. Mit diesen neuen Informationen kann das kindliche Clown-Konzept an ein differenzierteres realistischeres Clown-Konzept angepasst werden. Akkomodation ist nur bis zu einem gewissen Grad an Diskrepanz zwischen vorhandenen Schemata und der neuen Erfahrung möglich. Entwicklung vollzieht sich in kleinen Schritten.

Kognitive Äquilibration als Entwicklungsmotor:    

Der Mensch strebt einen Zustand des Gleichgewichts zwischen seiner kognitiven Organisation und der Umwelt an. Während jeder Entwicklungsstufe ist der Mensch bemüht, sich über spezifische kognitive Strukturen sinnvoll mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Wenn sich die Realität nicht mit den kognitiven Strukturen in Einklang bringen lässt, kommt es zu einem Zustand des „Disäquilibriums“. Im Zuge des Äquilibrationsprozesses bemüht sich der Mensch um die Wiederherstellung des Gleichgewichtszustandes durch die Entwicklung differenzierterer kognitiver Strukturen

Äquilibration kann sich auf unterschiedliche Zeitspannen beziehen: 





Äquilibration bezüglich des Zusammenspiels von Assimilation und Akkomodation im Zuge der Adaptation. Kontinuierlicher Äquilibrationsprozess innerhalb der alltäglichen Aktivitäten des Kindes. Äquilibration im Zuge der Vervollkommnung der einzelnen Entwicklungsstadien: Zu Beginn eines neuen Stadiums ist ein Kind in einem Zustand des Ungleichgewichts, da die neue kognitive Organisation erst im Entstehen ist. Am Endes eines Stadiums ist ein Gleichgewichtszustand innerhalb der kognitiven Grenzen des jeweiligen Stadiums erreicht. Mit jedem neuen Stadium wird ein Gleichgewicht auf immer höherem Niveau erreicht. Der gesamte Verlauf der Entwicklung kann als Prozess der Äquilibration verstanden werden: Das vollkommenste Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn formale Operationen ein reversibles und abstraktes Denken ermöglichen

Zusammenspiel von Anlage und Umwelt bei der kognitiven Entwicklung: Umwelt: Jede Art von Erfahrung, die das Kind macht Anlage: Gehirnreife, Körperreife, Fähigkeit wahrzunehmen, zu handeln, aus Erfahrung zu lernen, Motivation zu Adaptation und Strukturierung Adaptation: Tendenz, das eigene Denken und Verhalten mit der Umwelt in Einklang zu bringen. (Assimilation, Akkomdation) Strukturierung: Tendenz, einzelne Beobachtungen in kohärente Wissenssysteme zu integrieren.

 Es gehört zum angeborenen Wesen des Kindes, auf seine Umwelt zu reagieren, und einen Gleichgewichtszustand zwischen kognitiver Organisation und Umwelt herzustellen (Äquilibration).

Entwicklung erfolgt in Stufen der Denkentwicklung: Stufen: Zeitabschnitte, in denen das Denken und Verhalten des Kindes in vielfältigen Situationen eine spezifische geistige Grundstruktur (Logik) widerspiegelt. Jede Stufe baut auf der vorherigen auf und bereitet die nachfolgende vor. Die Stufen bilden eine invariante Sequenz. Die Stufen sind universell. Stufen der Denkentwicklung nach Piaget:    

Sensomotorisch (0-2 Jahre): Übung von Koordination von Reflex- und Wahrnehmungsschemata -> fehlendes symbolisches Denken Präoperational (2-6 Jahre): Beginn geistiger Operationen: fehlende Flexibität im Denken Konkretoperational (6-12 Jahre): Mentale Kombination& Transformation von Objekten/ Schemata: fehlende Abstraktion von Wahrnehmung Formatoperational (ab 12. Jahre): Abstraktes systematisches Denken

Das Sensumotorische Stadium (0-2 Jahre): Kinder begreifen die Welt über ihre physischen Einwirkungen auf die Welt. Ihr Verhalten entwickelt sich von einfachen Reflexen hin zu einer Reihe verschiedner Schemata. Kinder kommen mit angeborenen Reflexen und Wahrnehmungsschemata zur Welt. 1. Zum Beispiel: Saugreflex, Greifreflex, Blickfolgebewegung; Interesse an Kontrasten, Orientierungsreaktion auf Geräusche Diese Reflex- und Wahrnehmungsschemata müssen differenziert und trainiert werden. Dabei spielen die Prozesse der Assimilation, Akkomodation und Äquilibration eine zentrale Rolle. Piaget unterteilt das sensumotorische Stadium 6 Stufen über die das Kind sich allmählich mit Hilfe seines Wahrnehmungssystems und seiner Motorik ein Weltbild aufbaut Begriffserklärung Schema: Elementare kognitive Struktur, die der typischen Weise, eine bestimmte Klasse von Umweltgegebenheiten zu handhaben, zu interpretieren oder sich vorzustellen, zugrunde liegt. Beinhaltet Verhaltensmuster, das eine spezifische Form der Interaktion mit der Umwelt widerspiegelt. (Saugen, Werfen, Greifen... 1. Reflexmodifikation (0 - 1 Monate): Beispiel: Greifreflex: Das Kind assimiliert den Gegenstand an sein bestehendes Greifschema. Es passt ihn seinen Explorationsmöglichkeiten an. Das Kind akkomodiert seine Bewegungen an den Gegenstand. Im Wechselspiel beider Anpassungsleistungen entwickelt das Kind sein Greifverhalten durch Differenzierung weiter. 2. Primäre Kreisreaktion (1- 4 Monate): Durch Zufall entdeckt der Säugling, dass ein Aspekt des Reflexschemas (z.B. des Saugens) einen interessanten Effekt erzeugt (hier: Spuckebläschen). Das Kind wiederholt die entsprechende Handlung immer wieder, um den Effekt zu verlängern. Man spricht von primärer Kreisreaktion, weil sie sich auf eigene Körperteile und weniger auf andere Objekte bezieht. 3. Sekundäre Kreisreaktion (4 - 8 Monate):

Der Säugling entdeckt zufällig, dass er mit Objekten in seiner Umwelt interessante Effekte produzieren kann. Er wiederholt diese Effekte absichtlich immer wieder. Beispiele: (a)ein Objekt fallen lassen (b)eine Rassel schütteln. Man spricht von sekundären Kreisreaktionen, weil sie sich auf die Manipulation von Objekten außerhalb des eigenen Körpers beziehen. 4. Koordination sekundärer Verhaltensschemata (8 – 12 Monate): - Komplexe Kombination von Schemata. - Entwicklung von Planung und Intentionalität. - Während Kinder auf der dritten Stufe nur zufällig entdecken, welche Handlungsergebnisse interessant sind (und diese daraufhin wiederholen), werden Schemata nun gezielt auf neue Situationen angewandt. - D.h., Schemata haben sich nun aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst und können willkürlich eingesetzt werden, um verschiedene Ziele zu erreichen. -> Mittel-Ziel-Unterscheidung -> Erste Ansätze des Problemlösens. 5. Tertiäre Kreisreaktionen (12-18 Monate): Variation von Handlungsschemata, um a) verschiedene Effekte zu explorieren; b) ein definiertes Ziel zu erreichen; c) Entdeckung neuer Mittel durch Exploration Typische Beispiele: - Einen Gegenstand auf verschiedene Art und Weise fallen lassen, um zu sehen, was jeweils passiert. - Um einen Gegenstand zu sich heranziehen zu können, muss erst ein Hindernis überwunden werden. Das Kind experimentiert so lange, bis es klappt. Problemlösen folgt dem Prinzip von Versuch und Irrtum. - Ziehen an einer Decke, um an einen darauf liegenden Gegenstand zu kommen -> „Das Kind als Wissenschaftler“ 6. Mentale Repräsentationen (18 - 24 Monate): - Entwicklung mentaler Repräsentationen - Fähigkeit, mentale Symbole zu verwenden, die Objekte und Ereignisse mental abbilden (u.a. Sprachentwicklung). - Interne Exploration: Erfindung neuer Mittel durch geistige Kombination von Schemata. Weiteres Beispiel für den Erwerb der Symbolfunktion: Optimierung von Verhaltensweisen durch Einsicht

Wichtige Konzepte, die innerhalb des sensumotorischen Stadiums erworben werden: 

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Mittel-Ziel-Unterscheidung – wichtig für Problemlösen: Siehe Stufe 4 des sensumotorischen Stadiums: Willkürliche Anwendung von Schemata um ein Ziel zu erreichen / sowie Stufe 6: Erfindung neuer Mittel zur Zielerreichung. Symbolische Funktion. Siehe Stufe 6 des sensumotorischen Stadiums. Erwerb der Objektpermanenz bis zum Alter von 12 Monaten Objektpermanenz meint das Wissen darüber, dass Objekte auch in einer Realität außerhalb der kindlichen Handlungen und Wahrnehmungen existieren können. D.h., ein Objekt existiert auch dann, wenn das Kindes nicht sehen, hören oder fühlen kann

Objektpermanenz: Können Säuglinge ein Objekt repräsentieren, dass aktuell nicht wahrnehmbar ist? Beobachtung von Piaget zeigten, dass junge Säuglinge nicht nach Objekten suchen, sobald diese verdeckt werden. Gilt für sie das Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn“?

Stadien der Objektpermanenz nach Piaget: 0 -1,5 Monate: Blickfolgebewegungen. Säuglinge suchen nicht nach Objekten, die verdeckt werden. 1,5 – 4 Monate: Säuglinge schauen auf den Ort, an dem das Objekt verschwunden ist. 4 – 8 Monate: Antizipation von Objektbewegungen, auch wenn Teile der Bewegungsbahn verdeckt sind. 8 – 12 Monate: Säuglinge suchen nach verdecktem Objekt. Wird Objekt vor ihren Augen von Ort A nach Ort B transferiert, suchen sie noch immer an Ort A (A- nicht B Suchfehler)  Fazit: Nach Piaget verfügen Kinder erst gegen Ende des ersten Lebensjahres über einfache Objektpermanenz. Anmerkung: Piagets Annahmen zur Entwicklung der Objektpermanenz sind mittlerweile stark umstritten. Neuere Befunde sprechen dafür, dass bereits bei sehr viel jüngeren Kinder Anzeichen zur Objektpermanenz erkennbar sind. Weiterhin Forschungsarbeiten zur Erklärung des A-nicht B Suchfehlers -> Siehe Vorlesung Sommersemester

Übergang zum Präoperationalen Stadium: Mentale „Operationen“: Flexible Kombination, Ordnung und Transformation mentaler Repräsentationen (v. Objekten oder Handlungen) die auch reversible geistige Aktivitäten beinhalten

Das Präoperationale Stadium (2-6 Jahre): Das Kind beginnt, sprachlich und symbolisch zu denken, kann aber noch nicht flexibel mit seinen mentalen Repräsentationen umgehen.  Allg.: Mangelnde Flexibilität im Denken Typische Phänomene präoperativen Denkens sind u.a.:       

Fehlende Perspektivenübernahme (räumlich und psychologisch) Präkausales Denken/ Prälogisches Schlussfoldern Defizitäres Kategorienwissen -> Übergeneralisierungen Wahrnehmungsverhaftung Endzustandsorientierung Zentrierung, Irreversibilität im Denken Fehlende Invarianz / defizitärer Zahlbegriff

Egozentrismus: Das Kind bezieht einen egozentristischen Standpunkt. Es gelingt dem Kind noch nicht, sich einen Sachverhalt aus der Perspektive einer anderen Person vorzustellen. dies kann sich zeigen in Bezug auf: 

  

Wahrnehmung: a) Kind kann sich nicht vorstellen, dass ein anderer etwas, was es selbst sehen kann möglicherweise nicht sehen kann. -> Level 1 Perspektiv-Übernahme b) Kind kann sich nicht gut vorstellen, dass eine gegebene räumliche Anordnung von einem anderen Standpunkt aus anders wahrgenommen wird. (3-Berge-Versuch). -> Level 2 Perspektiv Übernahme Emotion, Empathie Wünsche Wissen

 Überzeugung  Vgl. Forschungsgegenstand der Theory of Mind Forschung: Intuitive Alltagspsychologie. Das Verhalten anderer mentalistisch erklären.

Prälogisches Schlussfolgern / Präkausales Denken: Schlussfolgerungen sind argumentativ nicht logisch. Es fehlt das Verständnis für kausale Zusammenhänge. Zirkelschlüsse: Warum bewegen sich die Wolken? – weil der Wind sie schiebt. Warum bewegt sich der Wind? – weil die Wolken ihn schieben. Finalistische Schlüsse: Warum brennt die Kerze? – weil es sonst zu dunkel ist. Transduktive Schlüsse: Warum fallen die Blätter von den Bäumen? –Weil die Blätter von dem Baum vor unserem Haus auch gefallen sind

Defizitäres Kategorienwissen – Übergeneralisierungen: 1. 2. 3. 4.

Alle Objekte sind belebt („der Ball weigert sich, geradeaus zu fliegen“) Alles, was sich bewegt, ist lebendig (Wolken, Flüsse...) [ab 6-7 Jahre] Objekte, die sich selbstinitiiert bewegen sind belebt [8-10 Jahre] Pflanzen und Tiere sind lebendig

Artifizialismus: Kinder neigen dazu, Objekte und Naturerscheinungen auf menschliches Wirken zurückzuführen. (z.B., „Berge sind von Menschen aufgestellt worden“) Kausale Prinzipien für eine adäquate Belebt-Unbelebt-Differenzierung werden im präoperationalen Stadium noch nicht verstanden. Es kommt zu falschen Zuordnungen.

Wahrnehmungshaftung: Das Kind orientiert sich an dem, was es aktuell sieht und kann sich nur schwer mental von dieser Wahrnehmung lösen. Beispiel Umschüttversuch Orientierung an der visuell dominanten Dimension der Höhe des Wasserpegels. Beispiel Schein-Objekte Schein-Objekte werden nicht als solche erkannt Beispiel: Eine Kerze in Form eines Apfels wird als Apfel und nicht als Kerze wahrgenommen oder umgekehrt. Eine parallele Repräsentation ist nicht möglich.

Endzustands- Orientierung:  Kinder im präoperationalen Stadium orientieren sich ausschließlich am Haltepunkt der Züge. Wann und wo die Züge starteten wird nicht berücksichtigt.

Fehlende Invarianz, Zentrierung, Defizitärer Zahlbegriff, Irreversibilität im Denken: Zentrierung: Das Kind zentriert seine Wahrnehmung, sein Urteil oder/und seine Argumentation nur auf Ausschnitte der Realität. Die zentrierten Aspekte können dabei wechseln. Beim Umschüttversuch: Zentrierung auf die Höhe des Wasserstands Irreversibilität im Denken: Das Kind kann Ereignisse gedanklich noch nicht so repräsentieren, dass es sie im Geiste wieder rückgängig macht und daraus die richtigen Schlussfolgerungen zieht. Das Kind bedenkt bei seinem Urteil nicht, dass die Menge gleichbleibt, weil nichts weggenommen wurde oder dazu gekommen ist. = Fehlende Invarianz = Defizitärer Zahlbegriff

Konkrete Operationen (6-12 Jahre): Das Kind ist nun in der Lage, mentale Repräsentationen von Objekten oder Handlungen flexibel zu kombinieren, zu ordnen und zu transformieren  Denkfehler des präoperationalen Stadiums werden überwunden. „Konkrete Operationen“: Bezug vor allem auf konkret wahrnehmbare Objekte. Die Objekte müssen dabei aber nicht aktuell gegenwärtig sein! Das Kind hat noch Schwierigkeiten, die gleichen Operationen auf Gegenstände oder Handlungen zu beziehen, die einer unmittelbaren Wahrnehmung nicht zugänglich sind (Abstraka)

Überwindung der für das präoperationale Stadium charakteristischen Denkfehler: Kennzeichen präoperationalen Denkens:       

Egozentrismus: Fehlende räumliche und psychische Perspektivenübernahme Zentrierung: Nur bestimmte Ausschnitte der Realität werden beachtet Fehlende Invarianz / Konservierung: Betrifft zählbare und nicht-zählbare Mengen Prälogische Schlussfolgerungen: Zirkelschlüsse, Finalistische, transduktive Schlüsse, fehlende Transitivität Übergeneralisierungen Animismus, Artifizialismus Mangelnde Flexibilität im Denken: Irreversibilität Wahrnehmungsverhaftung: z.B., Scheinobjekte nicht parallel repräsentierbar

Kennzeichen des konkret-operationalen Stadiums: Das Kind denkt weniger egozentristisch, weniger zustandsorientiert, weniger wahrnehmungsverhaftet als im präoperationalen Stadium.  Zunehmende Unabhängigkeit von aktuellen Gegebenheiten oder persönlichen Zuständen (bei mentalen Operationen). Es wird flexibler und geordneter in seinem Denken. Dadurch gelingt es ihm immer besser, komplexe Zusammenhänge...


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