3. Sozialisation - Vorlesungsnotizen 3 PDF

Title 3. Sozialisation - Vorlesungsnotizen 3
Author Paulina Ringeisen
Course Einführung in die allgemeine Pädagogik
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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WiSe 2018/19...


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3. Theorien der Sozialisation 1. Definition Sozialisation: Interaktion zwischen Mensch und Umwelt (Hurrelmann, K. (1995)) - Prozess der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit o in Abhängigkeit von und in Auseinandersetzung mit den sozialen und den dinglich-materiellen Lebensbedingungen verstanden  (zu einem bestimmten Zeitpunkt der historischen Entwicklung einer Gesellschaft existieren)  Bsp: Jeder Mensch in eine Gesellschaft reingeboren  Gesellschaft ändert sich mit der Zeit -> unterschiedliche Lebensbedingungen (Politik, Kultur, Wissenschaft)  Mensch muss sich auf soziale Bedingungen (werden im alltäglichen Prozess als Rollen Übertragen: Student, Dozent) einstellen  Handlungsweisen sind damit verknüpft -> muss drauf einstellen -> so verhält sich ein Student (Art und Weise)  Mensch wird von Gesellschaft geprägt aber Gesellschaft wird auch von Menschen geprägt (z. B. Whatsapp = Generationenunterschied bei Tippen) -

Sozialisation bezeichnet den Prozess, in dessen Verlauf sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene menschliche Organismus zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen weiterentwickelt.

2. Der Unterschied zur Erziehung Erziehung= Mensch versucht durch soziales Handeln, psychische Dispositionen (Verhaltensweisen) zu verbessern, erhalten oder zu beseitigen (Brezinka, W. (1990))

2. Primäre, sekundäre und tertiäre Sozialisation Primäre Sozialisation: o Von Geburt bis Kleinkindalter  Bis eintritt Kindergarten und Schule o Passiert im Elternhaus o Bezieht sich auf die Ausformung einer eigenständigen Persönlichkeit

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Prägend für Persönlichkeit Sozialisation bevor man in institutionalisierte Bildung eintritt Was passiert: -Erlernen der Sprache -Erlernen Grundregeln und Umgangsformen -Erlebt Grundvertrauen

Vom Prägendsten -> am wenigsten Prägendsten

Sekundäre Sozialisation Tertiäre Sozialisation o Beginnt im o Im Erwachsenenalter bis Kindergarten/Schulalter Tod o Professionelle, staatliche o Entwicklungs-, Lern-, verantwortete organisierte Gestaltungs- und Erziehung Krisenbewältigungsprozess o Anpassung an e gesellschaftliche o Wird beeinflusst durch Erwartungen -Berufliches Umfeld o Peer-Beziehungen und -Lebenspartner Medien spielen große Rolle -Freundschaften -Gesellschaftliches Leben (Vereine) o

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Man wird sozialisiert, weil man oft mit gleichaltrigen zusammen ist (in Familie oft nur max. ein Geschwisterkind) Familie alles emotionaler als bei intentioneller Erziehung Kinder müssen andere Rolle lernen

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Lebenslanges lernen Nach Ausbildung kommt tertiäre Sozialisation

-Erwirbt Persönlichkeit

-Grundschullehrern nicht verantwortlich wie Mama

4. Struktur der Sozialisationsbedingungen (Tillmann, 1994) 1. Subjekt: Erfahrungsmuster, Einstellungen, Wissen, emotionale Strukturen, kognitive Fähigkeiten (Persönliche Dinge) 2. Interaktionen und Tätigkeiten: Eltern-Kind-Beziehungen, schulischer Unterricht, Interaktion unter Peers 3. Institutionen: Betriebe, Massenmedien, Schulen, Universitäten, Militär, Kirchen 4. Gesamtgesellschaft: ökonomische, soziale, politische, kulturelle Struktur 5. Sozialisation nach Talcott Parsons: Struktur-funktionale (Sozialisations-)Theorie Sozialisation vermittelt (Heranwachsenden) die Fähigkeit (Menschen wollen in bestimmten Rollen agieren) und die Bereitschaf, in immer komplexer werdenden Rollen zu handeln und diese zu internalisieren. Ebenen der Sozialisation: Kultur, Gesellschaft, Persönlichkeit (Wie ich bin), Verhaltensorganismus Formen von Sozialisation: Lernen (von Rollen) -> Internalisierung von Rollen/Normen (Bsp. Begrüßung) (Führt Rollen aus) -> Institutionalisierung von Werten (Verinnerlichung von Rollen) (Bsp. Etwas Feststehendes: Bsp. In Vorlesungen isst man nicht) ABER: verschiedene Verhaltenserwartungen der verschiedenen Ebenen! (5 Gegenpaare) Familie Öffentlichkeit Affektiv (enge Verwandte werden anders Affektiv neutral (alle werden gleichbehandelt) behandelt) Funktional diffus (bin für alles verantwortlich Funktional spezifisch (Nur für bestimmte Dinge (Mama und Papa tag und Nacht)) verantwortlich (Lehrer = Schulische Angelegenheiten) Partikular (An jedes Kind unterschiedliche Universalistisch (Gilt für alle -> kein Trinken im Anforderungen -> abhängig vom alter) Klassenzimmer) Zugeschrieben (Rolle Zugeschriebe: Rolle Kind, Erworben (Lehrer Position muss erworben Rolle Mutter etc.-> kann nicht ändern) werden -> Studium abschließen -> Job) Gemeinschaf (Denken an wohl anderer) Selbst (egoistisch -> bessere Noten als andere)  Schule als Vermittler zwischen Familie und Öffentlichkeit o Zeigt Übergang: Grundschule =Klassenlehrer Prinzip (fast für alles verantwortlich Lehrer) vs. weiterführende Schule = Fachlehrer Prinzip 6. ‚heimliche Lehrplan‘ der Schule (R. Dreeben) Annahme: Schüler lernen die strukturell verankerten Normen wertzuschätzen. o Normen der Unabhängigkeit (= die Norm selbst zu handeln, wenn nicht Kooperation erforderlich ist) o Normen der Leistung (= die Norm Aufgaben zu erfüllen) o Normen des Universalismus (Andere stecken einen in Kategorien auf Grund von Geschlecht, Alter, Religion o Gegenteil: Partikularismus. Hier: Einordnung nach Leistungsstand auf der Grundlage gleicher Aufgaben und gleichen Alters o Norm der Spezifität (anzuerkennen, dass Einordnung auf wenigen Merkmalen beruht) 7. Sozialisationsfunktion von Schule -> Bereitschaf und Fähigkeit zur Erfüllung von Erwachsenenrollen fördern/bilden -> Verteilung der menschlichen Ressourcen innerhalb der Rollenstruktur der Gesellschaft: (Gesellschaft braucht unterschiedliche Positionen (Hauptschule, Realschule Gymnasium)) o Bereitschaft zur Verwirklichung allgemeiner Werte o Bereitschaft zur Erfüllung eines spezifischen Rollentypus innerhalb einer Gesellschaft o Fähigkeit, den Erwartungen anderer hinsichtlich der der Rolle angemessenen Verhalten zu entsprechen o Fähigkeit zur Erfüllung rollenspezifischer Aufgaben

 Unterschiedliche Erwartungen an Lehrer (rolle) von den Ebenen (Gesellschaft, Schüler, Institution o Bsp.: Vermittlung von ‚Bildungsstandards‘ vs. Erfüllung der Lehrziele (-> Jahreswechsel) vs. an Interesse/Leistung angepasste Inhalte o Bsp. 2.: Meritokratisches Prinzip vs. Fairness im Vergleich zu Mitschülern vs. Gerechtigkeit. gegenüber der Person  These: Widersprüchliche Erwartungen lassen sich (nur) im Rahmen eines professionellen Arbeitsbündnisses in Einklang bringen  Dabei geht es darum, die spezifischen und gleichzeitig diffusen Elemente der Rollenbeziehung zwischen Lehrern und Schülern miteinander vereinbar zu machen Dafür Nötig: Sozialisation für (Erfahrungen eigene Schulzeit, erste Betriebspraktika ), in (während Studium, Praktikum, wissenschaftliches argumentieren wird gelernt) und durch(konkrete Praktische Erfahrungen in Berufspraxis, Weiterbildungen) den Beruf 8. Prämissen der Theorie der Symbolischen Interaktion (TSI) nach Herbert Blumer 1. Menschen handeln Dingen gegenüber auf der Grundlage der Bedeutung, die diese Dinge für sie besitzen. (Bsp: Stuhl: Komme in raum rein und sehe Stuhl -> kenne viele Stühle -> weiß das draufsetzen kann ->sozial ausgehandelt) 2. Die Bedeutung solcher Dinge wird aus einer sozialen Interaktion mit den Mitmenschen abgeleitet oder sie entsteht aus ihr. (Handle mit Mitmenschen nicht auf Grund objektiver Erkenntnisse sondern auf subjektiver Basis (wie sich für mich darstellt) -> Eindruck wie jemand macht -> nicht wie Person wirklich ist) 3. Die Bedeutungen werden in einem interpretativen Prozess, den die Person in ihrer Auseinandersetzung mit den ihr begegnenden Dingen benutzt, gehandhabt und abgeändert. (wiederholt sich ständig handle Verhaltensweisen) 8. Gesellschaftliches Verhalten wird sozial ausgehandelt durch Grundbegriffe der TSI (Georg Herbert Mead) Geste: individuelle Handlung , der sich Andere innerhalb des Verhaltensprozesses anpassen (versuche etwas anzuzeigen und der andere stellt sich drauf ein -> ich kann steuern und auch andere Person täuschen) (Verhaltensweisen die etwas anzeigen) Signifikantes Symbol: löst implizit und explizit gleiche Reaktion aus (Mann Plastiktüte U-Bahn -> Penner -> schauen böse an das er sich nicht zu mir setzt) (Wenn Symbol (Augenverdrehen) das in anderer Person das auslöst wie in Person die Geste zeigt) Generalisierter Anderer: verallgemeinerte Haltung der Gesellschaft zu mir selbst oder Verhaltensäußerungen (Gesten) (Interessiert nicht Person sondern Gruppe: Vorlesung -> Prof macht Witz alle Studenten lachen gut für Prof -> schlecht wenn niemand lacht)  Vermittlung von sozialen Verhaltensweisen durch Game (Regelbegleitetes (Wett) spiel z.B. wie Fußball = wichtig um soziales Verhalten zu erlernen) und Play (Phantasiespiel wie z. B. Mutter Vater Kind = Kind lernen verhalten verschiedene Rollen) 9. Grundbegriffe der TSI (Georg Herbert Mead) o I: Ich, so wie ich mich sehe. -> „Die Reaktion des Organismus auf die Haltungen anderer“ o ME: die Haltung die man von anderen übernimmt -> „Welche Erwartungen haben andere an mich?“ o SELF / Identität: Balance aus I und ME. -> „Wie begreife ich mich selbst als ‚Rollenspieler‘“

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Role-making: Gestaltung einer Rolle durch eigenständige Interpretation (selbstgestalten oder umgestalten) Role-taking: Übernahme der Erwartungen anderer (Rolle einfach annehmen)

9. Grundbegriffe der TSI (Lothar Krappmann)

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Empathie: Wahrnehmung und Differenzierung affektive zustände anderer (in der Lage sein Welt aus Augen anderer zu sehen-> in andere Reinversetzen zu können) Ambiguitätstoleranz: umgehen mit diversen Normen, Deutungen, Erwartungen -> „Jeder ist verschieden“ (Erwartungen sind nicht eindeutig mir und anderen gegenüber) Frustrationstoleranz: Kann ertragen, dass Wünsche und Erwartungen an interaktiven Partner nicht erfüllt werden Rollendistanz: aus verschiedenen Perspektiven über Erwartungen reflektieren (Wie sieht das für andere aus?)

10. Lehrerrolle und berufliche Sozialisation Arbeitsbündnis (revisited): 1. Pädagogisches Handeln = Beziehungshandeln und (nicht ‚bloße‘ Anwendung von Technologien)2. 2. Ziel ist die Autonomie des Schülers (Schüler muss willen dazu haben autonom zu werden) 3. Grundregel: Alles, was die Person des Schülers und die Beziehung zum Lehrer bzw. Lehrstoff betrifft, ist wichtig (diffuser Teil der Beziehung) 4. Abstinenzregel: Lehrer sollte eigene Gefühle und Empfindungen kontrollieren (spezifischer Teil der Beziehung) (Lehrer alle gleich behandeln) 11. Thesen zum Arbeitsbündnis im bezogen auf berufliche Sozialisation (TSI) 1. Kann nur individuell geschlossen werden (Lehrer Schüler: Wie weit Distanz waren wollen) 2. Setzt Kontrolle von Emotionen und Äußerungen voraus und muss in ständiger Reflexion sichergestellt werden 3. Verlangt kritische Auseinandersetzung mit eigener beruflichen Sozialisation (als Schüler Lieblingsfach Mathe -> Fach immer leicht gefallen -> Mathe Lehrer) 12. Die Sozialisationstheorie von Pierre Bourdieu -> (vs. Parson= bezieht sich Gesellschaft vs. TSI= Bezieht sich auf Individuelles verhalten) Grundidee: Keine Trennung zwischen Individuum und Gesellschaft. Analyse der Beziehungen zwischen Struktur und Subjekt (wobei Subjekte Teil der Gesellschaft) (durch Lebensführung/Habitus lebt Mensch in bestimmten Strukturen -> Persönlichkeit/Habitus entwickelt um mit Strukturen umgehen zu können) (Gesellschaft nicht homogen sondern heterogen-> Gesellschaft unterschiedliche Schichten/Milieus (Buildings fremd/ Buildings nah) -> Mensch lebt in Milieus (nicht Gesellschaft) -> lernt Werte und Normen dieser Milieus)

Ziel: Fortwährende Reproduktion von Ungleichheit soll durch Analyse aufgebrochen werden (keine Reproduktion von Ungleichheit soll es mehr geben)  Alle sollen aktive Teilhabe am kulturellen, ökonomischen und sozialen Reichtum haben Bourdieus erweitertes Ökonomisches verständnis: zentral für die Entstehung und Erhaltung gesellschaftlicher Ungleichheit ist die Ökonomie 1. Ökonomisches Kapital= Finanzielles Kapital das zu materielles Kapital umgewandelt werden kann 2. Kulturelles Kapital= kulturelle Güter (z.B. Bücher, Bilder, Lexikon) (objektiviert), Titel und Berechtigungen (institutionalisiert), Qualifikationen und Dispositionen (inkorporiert=einverleibt) 3. Soziales Kapital= dauerhaftes Netzwerk institutionalisierter Beziehungen gegenseitigen Kennens und Anerkennens (Burschenschaft oder Daddy bei BMW vorstand) 4. Symbolisches Kapital = Prestige und Renommee (guter Ruf), Wie man in Gesellschaft dasteht  Reproduktion von Kapital hängt davon ab aus welcher Schicht man kommt o Erbt Kapital o Manche Menschen von Geburt andere Ausgangssituation a  Bsp. Für Ungerechtigkeit nach Bourdieu: o Familiäre Sozialisation „Vorgänger in den Nachfolgern“ o Illusion der Chancengleichheit  Verwissenschaftlichung der Schule  Keine Angleichung an Gesellschaft (( Ver(hoch)sprachlichung und Intellektualisierung schulischen Lehrens und Lernens)...


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