Schwarze Pädagogik - Vorlesungsnotizen 3 PDF

Title Schwarze Pädagogik - Vorlesungsnotizen 3
Course Theorien der sozialen Arbeit
Institution Hochschule Mannheim
Pages 5
File Size 144.9 KB
File Type PDF
Total Downloads 31
Total Views 147

Summary

Schwarze Pädagogik - Vorlesungsnotizen 3...


Description

Schwarze Pädagogik Charakteristisch für schwarze Pädagogik (Was fällt uns spontan dazu ein?) • • • • • • • • • • • • • • • •

das Kind schreien lassen ! Struwwelpeter ! „wenn ich dich schlage tut mir das viel mehr weh als dir“ ! ungefragt Autorität akzeptieren zu müssen ! Bedürfnisse des Kindes unterdrücken ! Ängste fördern, zum Schutz des Kindes ! Möglichkeiten des Kindes einschränken ! Macht, Druck, Willen brechen ! „Einfach, weil ich es dir sage“ ! Lernen aus Schmerz ! Machtgefälle sichtbar machen ! Kinder sind kleine Tyrannen, die brauchen DEUTLICHE Grenzen ! „Wer sein Kind liebt schont die Rute nicht“ ! „Hör auf zu heulen, sonst geb ich dir gleich einen Grund“ ! „Welchen Teil NEIN hast du nicht verstanden?“ ! „Wer nicht hören kann, muss fühlen“ ! „Schwarze Pädagogik“ und ihre Entstehungsbedingungen – die Institutionalisierung von Kindern !

• • • • •

Zunehmende Institutionalisierung von Kindern in Kindergärten, Schule und Erziehungsanstalten im 19. Jahrhundert ! Reformerischer Idealismus ! Realität oft geprägt von materieller Not, überfüllte Klassenzimmer, schlecht bezahlte Lehrer ! Pädagogik folgte nicht dem Ideal selbstbestimmter Erziehung , Gehorsam, Disziplin, Respekt ! 19. Jh. nicht Entwicklungsförderung im Vordergrund, eher Richtung Zurichtung, um an Industrialisierung und Militär angepasst sind ! (waren Erziehungsziele und -gedanken) !

• •

Aufkommen des neuen Bürgertums, neue Variante des Gehorsams ausbilden ! Der Aufstieg des Bürgertums als neue herrschende Klasse (die Vormacht des Adels war gebrochen) wurde von einer neuen Variante des ! Gehorsams begleitet: von der Disziplinierung zur Beherrschung der Triebe !

• • • •

Bürgertum entwickelte feine, subtile Formen der Unterwerfen ! Miller: „Du sollst nicht merken.“ (..., dass einem der Wille genommen wird), Strenge Erzieher wollen auch noch dafür geliebt werden ! erste mal sehr breite Sammlung an Ratgebern ! diese Erziehungsmethoden reichten bis ins 20.Jh. Rein (Höhepunkt im Nationalsozialismus, Eliteerziehung) ! Katharina Rutschky – die Begründung der „schwarzen Pädagogik“ !

• • •

geb. 25.Jan 1941 in Berlin, + 14.Jan 2010 Berlin ! Publizistin; sie studierte Germanistik und Geschichtswissenschaft, nach dem Staatsexamen Soziologie und Pädagogik ! Bekannt wurde sie 1977 durch ihre Herausgeberschaft einer Quellensammlung zur Pädagogik des 18.&19. Jh. Diese Sammlung trug den ! Titel: Schwarze Pädagogik !

• •

Auf psychoanalytische Weise weist sie auf innere Konflikte des Erwachsenen selbst hin, die er u.a. durch seine eigene Erziehung erfuhr ! Es sei der unbewältigte Konflikt von Natur und Vernunft (es, Über-Ich), der sich in solchen Texten unbewusst manifestiert, den der Autor ! oft selbst nicht hinter sich gelassen hat und der überzeugt ist, sich bereits vollends im Bereich der Vernunft wieder zu finden. !

• •

Viele Autoren der dt. Aufklärungspädagogik, !Zeitkontexte müssen beachtet werden ! „Vom Krieg der Eltern gegen die Kinder“ ! → Rezension eines Ratgeber, der sich zu schwarzer Pädagogik zuordnen lässt !

• •

Rutschkys Interpretation ist psychoanalystisch geprägt ! Die in den Texten deutlich werdenden gewalttätigen Tendenzen führt sie auf innere Konflikte der Erziehenden selbst zurück. Sie geben ! Ratschläge, wie man mit dem Kind „fertig“ wird – und versuchen damit, mit ihrer eigenen unterdrückten Triebnatur fertig zu werden ! Katharina Rutschkys – Rückgriff auf Elias und den Zivilisationsprozess !



In seinem Buch „Über den Prozess der Zivilisation“ (1976) konstatiert Norbert Elias eine zunehmende Disziplinierung des individuellen ! Verhaltens. An die Stelle äußerer Kontrolle tritt zunehmende Selbstkontrolle und an die Stelle der Angst vor realer Strafe zunehmende ! Gewissensangst !



selbst das Intimste war früher oft nicht tabuisiert, das Triebhafte und Unkontrollierte im Menschen, Begaffen von abnormalen Zuständen ! (Unfälle) moralisch herabsank, es kam mehr und mehr zu kontrollierten Handlungen !



hier beginnt „die Zurichtung“ von nicht Erwachsenen ! Katharina Rutschky – und das Beispiel des „Eigensinns des Kindes“ → Textausschnitt: Filtern und Herausarbeiten von Begriffen, die deutlich der „Schwarzen Pädagogik“ zuzuordnen sind !

• •

unmündige, dumme Kinder ! mechanische Weise !

• • • • •

Bosheit des Kindes (Erbsünde) ! Vertreibung, Austreibung ! Eigensinn mit Bosheit gleichgesetzt ! keine anderen Mittel als den Kindern „den Ernst zu zeigen“ ! Unterweisung der Kinder ! Ziele und Charakteristika der „Schwarzen Pädagogik“ !

• • • • •

• • •

Ziel war eine Disziplinierung, die anfangs von den Erziehenden ausging, später zur Selbstdisziplin werden sollte. ! Brechung des Eigenwillens als Grundvoraussetzung ! Angestrebt wurde die „totale“ Kontrolle des Kindes ! Die Triebnatur des Kindes wurde als Hauptfeind von Erziehung angesehen ! Ziel war die Verinnerlichung: die äußere Kontrolle und der Gehorsam gegenüber den Erziehenden sollte mehr und mehr abgelöst werden durch Selbstkontrolle und durch die eigene innere Stimme des Gewissens ! Im Zuge der Aufklärung wurde der menschliche Körper als komplizierte, kontrollierbare und steuerbare Maschine angesehen ! keine Verweichlichung von Kindern ! teilweise technische Hilfsmittel zB. Zur Körperhaltungs-Kontrolle ! → „Geradhalter“. Ein orthopädisches Gerät für aufrechte Sitzhaltung. Entworfen von Schreber !

• • • • •

Disziplin, (heute noch in Internaten zu sehen, kein Saft unter der Woche) ! Willen des Kindes brechen, (die Selbstbestimmtheit des Kindes unterbinden, Abhärten des Kindes durch enorme Kälte usw.) ! Mittel und Vorgehensweise: Drohungen, (Angst im Kind schüren) ! Demütigungen, (Liebesentzug, das schlechte Gewissen einreden, wodurch sich Selbsthass und -agression entwickeln) ! Gewalt ! „Struwelpeter“ als Mittel schwarzer Pädagogik? !



Buch mit mehreren Geschichten, in dem bildlich dargestellt wird, was Kindern passiert, die nicht regelkonform ihrer Erziehung folgen, mit ! drastischen Folgen (bis zum Tod) !

• •

keine Verbindung zw. Strafe und Eltern ! „Die Geschichte vom Suppen-Kaspar“: unterschdl. Auffassung, hier: Klein: auf Kaspars Tisch Löffel & Teller, Imperativ des Essens, ! Kaspars wehrt sich, Suppe-Essens als Sinnbild des Gehorsams, Mit dem „Nein“ schafft sich Kaspar einen mächtigen Gegner !



Schluss mit der Romantik, Schluss mit der Utopie ! Alice Miller: „Am Anfang war Erziehung“ (1981) !

• • • • • •

Geb. 1923 in Polen, + 2010 in Frankreich ! Bekannt geworden durch viele allgemeinverständliche Bücher, die sich mit den Beziehungen zw. Eltern und Kind beschäftigten ! lehnte Erziehungsmethoden ihrer strengen jüdisch-orthodoxen Familie ab ! Kritik an der Psychoanalyse ! Buch „Du sollst nicht merken“ ! Spricht in Büchern über Pädagogen, die versuchen Kindern zu erklären, dass all das Leid und den Regeln zu dem es konditioniert wurde ! zu dessen eigenen Wohl geschehe !



immer wieder werden Fehler wiederholt, es gehört unbedingt dazu, die mit Pädagogik beschäftigt sind, dass dieser Kreis durchbrochen ! wird !



Kind kommt selbst zur Überzeugung: „Es hat mir nicht geschadet“ → dieser Ausspruch zeigt, dass es geschadet hat. ! → Es benötigt ausgiebige Auseinandersetzung damit, um dies zu unterbrechen und zu verhindern Alice Millers antipädagogische Haltung !

"!Millers antipädagogische Haltung „wendet sich nicht gegen eine best. Art von Erziehung , sondern gegen Erziehung überhaupt, auch gegen die antiautoritäre.“ (Miller 2014/1983) #!Miller geht davon aus, dass alle Ratschläge zur Erziehung etwas über die Bedürfnisse der Erwachsenen verraten: o o o o o o

„Die einst erlittenen Demütigungen anderen weiterzugeben, [...] ! ein Ventil für die abgewehrten Affekte zu finden. [...] ! ein verfügbares und manipulierbares lebendiges Objekt zu besitzen, [...] ! die Idealisierung der eigenen Kindheit und der eigenen Eltern zu erhalten ,[...] ! die Angst vor der Wiederkehr des Verdrängten, [...] ! die Rache für die erlittenen Schmerzen“ (ebd.) ! Alice Millers Erziehungs-Alternative Das Kind bruacht trotz allem die Begleitung durch Erwachsene Die Begleitung sollte folgende Züge aufweisen: !

• • • •

„1. Achtung vor dem Kind; ! 2. Respekt für seine Rechte; ! 3. Toleranz für seine Gefühle; ! 4. Bereitschaft, aus seinem Verhalten zu lernen“ (z.B. über das Wesen des einzelnen Kindes; über das eigene Kindsein etc.) (Miller ! 2014/1983: 122) Erziehung heute – kommt sie ohne „schwarze Pädagogik“ aus? !

$!Filmbsp. Bueb; Interview von 2010 → YT Link s.: https://www.youtube.com/watch?v=mWatd3YfDd0

Aufgabe zum Film „Das weiße Band“ A) Mit welchem Mittel erzieht die „Schwarze Pädagogik“? B) Wodurch unterscheidet sich die Einstellung von Erziehenden nach den Grundsätzen der „schwarzen Pädagogik“ und unser aktuelles, demokratisches Verständnis von Bildung und Erziehung?...


Similar Free PDFs