RA und RIN Ataberk Özçelik PDF

Title RA und RIN Ataberk Özçelik
Author Ataberk Özçelik
Course English Literature
Institution İstanbul Erkek Lisesi
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Summary

Gedichtvergleich von Rose Ausländer mit einem Hiphop Lyrik...


Description

Aufgabe: 1. Interpretieren Sie das Gedicht „Liebe VI“ von Rose Ausländer (Text 1). 2. Vergleichen Sie das Lied „Ich will…“ von RIN (Text 2) mit dem Gedicht „Liebe VI“ von Rose Ausländer (Text 1) unter besonderer Berücksichtigung des Aspektes „Liebe/ Liebesmotive“. Bewertung 50:50

Hilfen:  Abi Reader, Seite 5 und 6! (Seite 6 ist der Gedichtvergleich -> Fokus auf Methode 1; Diachroner Gedichtvergleich)  https://www.youtube.com/watch?v=oI2U7URntao&ab_channel=DieMerkhilfe  https://www.youtube.com/watch?v=30-Otuu2LCU&ab_channel=DieMerkhilfe

Liebe VI Rose Ausländer (von 1984) Wir werden uns wiederfinden im See du als Wasser ich als Lotusblume

Du wirst mich tragen ich werde dich trinken

Wir werden uns angehören vor allen Augen

Sogar die Sterne werden sich wundern: hier haben sich zwei zurückverwandelt in ihren Traum der sie erwählte.

https://youtu.be/sBbjm14DFiY

Ich will dass du mich brauchst RIN (2017)

Draußen regnet's, draußen regnet's Ich krieg' Angst, ich krieg' Angst Ich krieg' Angst, ich krieg' Angst Ey, yeah Babe, ich will, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Babe, ich will, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Babe, ich will, dass du mich brauchst Ich brauch's, dass du mich brauchst Ich brauch's, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Will, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Ich will, dass du mich brauchst Ich brauch's, dass du mich brauchst Ich brauch's, dass du mich brauchst Babe, ich will, dass du mich brauchst Babe, ich will, dass du mich brauchst Babe, ich…

Aufgabe 1: Gedichtinterpretation Die geistliche Bindung zweier Menschen… so unschuldig wie eine Mutter sich beim Stillen ihres Kindes fühlt, so konstant wie ein Liebhaber in jedem Moment seines Lebens denkt, leidenschaftlich genug, um den sexuellen Drang zu befriedigen... Kann Liebe, die stark genug ist, eine Person sogar nach dem Tod begehren zu lassen, als spirituelle Integration zweier Menschen definiert werden? Oder ist es einfach nur ein Spiel unserer limbischen Kortikalis und unserer Hormone gegen uns? Das von einer deutsch-jüdischen Dichterin Rose Ausländer im Jahr 1984, 4 Jahre vor ihrem Tod, verfasste Gedicht „Liebe VI“, in dem die WasserMetaphorik herrscht, handelt von einem getrennten Liebespaar, das in seinem Tod von einer Wiedervereinigung träumt. Im weiteren Verlauf dieser Analyse wird auf die sprachliche Gestaltung sowie den Inhalt der Dichtung von Rose Ausländer näher eingegangen und anschließend die Kernaussage des Gedichtes weiter interpretiert. Das vorliegende Gedicht besteht aus 4 Strophen, die sich jeweils aus Versen verschiedener Anzahlen zusammensetzen (1.Strophe:4 2. Und 3. Strophen:3 und die letzte Strophe:6 Verse). Zusätzlich fällt im Gedicht kein bestimmtes Reimschema und Metrum auf, welches auf die Freiheit des Themas im Gedicht hinweist und ein Merkmal der Dichtung in der Moderne ist. Im Gedicht sind auch durchgehend männliche sowie weibliche Kadenzen zu sehen: „im See“(S1/V2) ist beispielsweise eine männliche Kadenz, wobei in der zweiten Strophe die weibliche Kadenzen dominieren: „tragen“(V5) und „trinken“(V6). Die sich ständig wechselnde Kadenzen weisen wiederum auf die Unregelmäßigkeit der Dichtung, welches kennzeichnet, dass das Gedicht aus der Moderne stammt. Betrachtet man den Tempus der Lyrik, so fällt auf, dass die Dichtung in Zeitform „Futur I“ verfasst wurde. Der in der Dichtung erwählter Zeittempus wurde in diesem Text darum verwendet, die Zukunftserwartungen und die Hoffnung des Liebepaares am besten auszudrücken: „Wir werden uns angehören“ (V7). Trotz der selbstsicheren Anwendung der Zeitform „Futur I“ herrscht im Gedicht eine Ambiguität hinsichtlich des Zeitpunktes und Ortes von dem wiedertreffen. Im Lyrik erkennt man also ganz klar, dass es sich um das Treffen eines Liebepaares handelt, aber die Fragen „Wann“ und „Wo“ bleiben unbeantwortet. Diese Fragen werden im weiteren Verlauf meiner Interpretation behandelt und es wird versucht, konkrete Antworten auf diese Fragestellungen mit Hilfe des Textes zu finden.

Das vorliegende Gedicht lässt sich in 3 Sinnabschnitte gliedern: SA1: V1-2 SA2: V3-6 und SA3 V.7-14.

Betrachtet man den Titel des Gedichtes, so erkennt man, dass vor „Liebe“ keinen Artikel steht, welches hindeutet, dass es sich nicht um „eine“ Liebe bzw. um eine bestimmte Liebe handelt, sondern um Liebe im Generell. Dieser Unterschied überträgt dem Leser das Gefühl, dass man diese Dichtung mit einer breiteren Perspektive lesen soll, in dem man Liebe und

die Botschaft in diesem Gedicht im Großen und Ganzen verstehen kann. Außerdem steht neben Liebe die Zahl 6 in römischen Ziffern, welcher herausdeuten lässt, dass die deutsch jüdische Schriftstellerin schon andere Versionen zum Thema Liebe verfasst hat.

Zu Beginn wird durch das Wort „Wiederfinden“ (V1) der Leser in die zentrale Thematik eingeführt. Als Leser kann man verstehen, dass das Liebespaar, also das lyrische Ich und lyrisches Du aus einem unbekannten Grund trennen mussten. Das lyrische Ich ist aber jedoch selbstbewusst, dass sie sich „wiederfinden“. Dieses Selbstbewusstsein des lyrischen Ichs erkennt man daran, dass das lyrische Ich sein Plan zum Wiedertreffen im Gedicht direkt an erster Stelle, im ersten Vers, ohne Gelaber erwähnt: „Wir werden uns wiederfinden“(V1). Außerdem wird durch den häufigen Gebrauch von der Buchstabe „w“ erschafft Rose Ausländer in diesem Vers eine Alliteration, die eine schön klingende Einleitung für das Gedicht hervorbringt und das Interesse des Lesers weckt. Direkt im Folgenden, in einem separaten Vers wird die Frage „Wo?“ von Rose Ausländer durch die Verwendung eines Metaphers beantwortet: „im See“ (V2). Die Tatsache, dass der Autor ein separates Vers in einem Gedicht, das bereits lediglich aus 14 Versen besteht, verwendet, für seine Antwort auf die Frage "wo" zeigt die Wesentlichkeit der Antwort auf die Frage. Diese „extreme“ Verbildlichung des Treffpunktes weist darauf hin, dass das Zusammenkommen für das Liebespaar in der echten Welt nicht möglich ist, weil im See offensichtlich zwei Menschen nicht leben können. Der Leser kann davon ausgehen, dass einer des Liebespaares gestorben ist und der andere noch am Leben ist und aufgrund dessen ein Wiedertreffen unmöglich ist. Laut dieser Hypothese steht der Metapher „See“ für den Tod, das Liebespaar wird sich also im Tod wiederfinden. Im folgenden Sinnabschnitt (V3-V6) werden als erstes das lyrische Ich und das lyrische Du, die Hauptfiguren der vorliegenden Lyrik, durch jeweils einen Vergleich verbildlicht: „du als Wasser, ich als Lotusblume“. Es werden nämlich zwei semantische Bereiche mithilfe des Wortes „als“ miteinander verbunden, wodurch eine Gemeinsamkeit offenbart wird. Als Fortsetzung der Akkumulation, Aufzählung mehrerer thematisch zusammengehöriger Unterbegriffe aus der Wasser-Metaphorik, verwendet die Dichterin diese zwei Begriffe: „Wasser“ und „Lotusblume“. Die Wasser Metaphorik ist dafür bekannt, dass sie die Unschuld verdeutlicht. Dabei spielt die Religion auch eine große Rolle, im Christentum werden Neugeborene, die nicht unter den Übeln des Lebens gelitten haben, mit "unschuldigem" Wasser getauft. Im Islam symbolisiert fließendes Wasser guten Willen und Sauberkeit bei den Menschen. Das Wasser ist also rein und harmlos, sowie die Lotusblume, eine Pflanze, die unter extremen Bedingungen, wie zum Beispiel unter Abhängigkeit von der Salzkonzentration und dem pH-Wert wächst, kann auch in Bezug auf Zartheit und Reinheit mit Wasser metaphorisch verglichen werden. Rose Ausländer hebt also die Unschuld und die Rauheit des Liebespaares hervor, welches die Frage aufwirft, warum das Liebespaar getrennt wurde, wenn seine Liebe so echt war. Dementsprechend kann man behaupten, dass ihre Beziehung durch ein Außenfaktor wie zum Beispiel Krieg oder Migration beendet wurde. Betrachtet man jedoch den Hintergrund der Autorin, so fällt auf, dass sie ein Deutsch-Jüdin in Zeit von Nationalsozialismus lebte und aufgrund der Bedrohung durch NS Deutschland verließ sie auf Anraten der Mutter ihre Stadt und wanderte in die USA aus. Man kann entsprechend dieses

Hintergrundwissens davon ausgehen, dass das lyrische Du, also das „Wasser“ vielleicht ein Deutsche war, das damals in Deutschland bleiben musste, während das lyrische Ich, die „Lotusblume“ ihn aus politischen Gründen verlassen musste. Diese schmerzhafte Trennung war vielleicht der Grund, der die Lyrikerin dafür anregt, dass sie eine komplette Gedichtsequenz, die sich aus 6 Stücken zusammensetzt, verfasst. Zusätzlich gelingt es der Lyrikerin die zierliche Stimmung durch einen anderen Vergleich zwischen Wasser und lyrischem Du zu entwickeln, denn das Wassermotiv stammt genauso wie die Lotusblume aus der Wassermetaphorik und steht für die Reinheit und Unschuld. In diesen Versen sowie in den folgenden Versen „Du wirst mich tragen, ich werde dich trinken“ (V5f.) wird es hervorgehoben durch die Verwendung eines Enjambements und ein Parallelismus, dass das Liebespaar sich ergänzen, indem das Wasser durch die Lotusblume ästhetisch beschönigt wird und das Wasser durch die Photosynthese der Lotusblume seine Sauerstoffkonzentration anreichert. Man kann ihre Beziehung biologisch betrachtet, auch als eine Art Symbiose ansehen. Während Rose Ausländer mit dem Versende einen Abschluss bzw. eine Pause erzeugt und ihn so klar vom nächsten Vers trennt, erzeugt sie mit einem Enjambement eine Verbindung zu dem Vers 6 und betont auf diese Weise die Zusammengehörigkeit des Liebespaares. Das Stilmittel verdeutlich also, dass zwischen den beiden Versen weder eine eindeutige Trennung, noch eine ununterbrochene Verbindung besteht. Es symbolisiert also sowohl einen Bruch als auch eine bestehende Zusammengehörigkeit. Betrachtet man das entsprechende Vers phonetisch fällt auf, dass die Verbe „trinken“ und „tragen“ beide mit dem Konsonant „t“ anfängt. Die harte Betonung durch die Buchstabe „t“ gelingt nicht nur der Verbesserung der Melodie der Lyrik, sondern hebt es auch die Stärke der Liebe des Liebepaares hervor. Im dritten Sinnabschnitt (V7-14) wird das Zuversicht des lyrischen Ichs auf ein Wiedertreffen mit seinem Geliebten und die Zusammengehörigkeit des Liebespaares besonders. Beachtenswert ist der zum Einsatz gebrachte Zeittempus, nämlich Futur 1: „Wir werden uns angehören“ (V7). Durch den direkt zu Beginn der dritten Strophe vom lyrischen Ich behauptete Zusammengehörigkeit, weist darauf hin, dass das lyrische Ich dem lyrischen du gegenüber vollem Vertrauen hat und davon überzeugt ist, dass das „Angehören“ (V7) auch nach dem Tod möglich ist. Auch durch die Wiederholung des Personalpronomens „wir“ gleich am Anfang der dritten Strophe fordert dem Leser auf zu verstehen, wie stark das Zusammengehörigkeitsgefühl des Liebespaares ist. Betrachtet man das folgende Vers, so erkennt man, dass das vorherige Vers „wir werden uns angehören“ (v7) durch das 8. Vers vervollständigt wird. Dieses sprachliche Mittel wird als Enjambement bezeichnet und hat in diesem Vers die Funktion dem 8. Vers „vor allen Augen“ Nachdruck zu verleihen. Somit wird es klar, dass das lyrische Ich sich keine Sorgen um die Veröffentlichung seine Liebe aufs Publikum macht und keine Angst davor hat, dass die Liebe des Liebespaares beredet wird. Man kann jedoch sich die Frage stellen, wer dieses Publikum eigentlich ist, wenn das Wiedertreffen nach dem Tod stattfinden wird. Man kann auf diese Frage mittels Religion genauer eingehen bzw. interpretieren. Rose Ausländer war eine Jüdin und in allen abrahamitischen Religionen (Judaismus, Christentum und Islam) wird das Jüngste Gericht, in

den heiligen Büchern mehrmalig dargestellt. Das Jüngste Gericht ist als Gericht aller Lebenden und Toten eng mit der Idee der Auferstehung verknüpft und muss vom individuellen Partikulargericht über die einzelne Seele unterschieden werden. Man kann also davon ausgehend behaupten, dass das Liebespaar „sich“ an dem Tag des Jüngsten Gerichtes, „vor allen Augen“ angehören wird (siehe V8).

Des Weiteren folgen im Vers 9 und 10 „Sogar die Sterne/werden sich wundern“ eine Hyperbel, in einer Übertreibung bestehende rhetorische Figur, und eine gleichzeitige Personifikation, Übertragung einer menschlichen Eigenschaft auf eine unmenschliche Ebene. Hierbei wird das „Wundern“ ein menschliches Gefühl wird auf die Sterne übertragen. Aufgrund ihrer Größe, ihrer Anzahl im Raum und ihrem Ausstrahlen kann man die Sterne als die höchste Ebene bzw. Autorität sehen. Die durch das Verb „wundern“ erschaffte Personifikation steht dafür, dass die Liebe des Liebespaares von der höchsten Instanz, also die Sterne, anerkannt und geschätzt wird. Außerdem fällt auf, dass in diesem Vers wiederum von dem Tempus Futur I Gebrauch gemacht wurde. Dieses weist erneut auf das zukünftige Treffen des Liebespaares. Zusätzlich ist das erste Satzzeichen des Gedichtes, nämlich ein Doppelpunkt, am Ende zu finden. Die erstmalige Anwendung bereitet den Leser für das folgende Vers vor, welches die Ursache des Wunderns thematisiert. Durch die Hyperbel, das durch das Wort „sogar“ verstärkt wird, zeigt wie stark das Zusammengehörigkeit des Paares ist und weist auf die Einzigartigkeit ihrer Liebe auf.

Danach folgt die letzte Strophe, die mit einem Vers voller Melodie, die durch die Alliteration erzeugt wurde, anfängt. Die häufige Anwendung der Konsonante „h“ erschafft eine attraktive Stimmung, die gut geeignet für die Einleitung der letzten Strophe ist: „hier haben sich zwei“ (V11). Das hinzukommende Vers vervollständigt das elfte Vers, welches ein Zeichen des Stilmittels Enjambements ist. Es fällt auf, dass Rosa Ausländer häufig Gebrauch von Enjambements in ihrer Dichtung macht. Die häufige Verwendung des Enjambements ist typisch für die Epoche der Moderne und „Liebe VI“ weist die bezeichnende Eigenschaften ihrer Epoche auf. Wesentlich für die am Anfang gestellte Hypothese ist jedoch das 12. Vers, obwohl es lediglich aus einem Wort besteht: „zurückverwandelt“(V12). Dieses Vers untermauert die obige Hypothese mit der Auferstehung der Menschen im Jüngsten Gericht. Das Liebespaar wird sich also in einer „zurückverwandelt[en]“ bzw. reankarnierten Form nach dem Tod im Jüngsten Gericht wiederfinden. Dieses Vers liegt sowohl das spirituelle Zusammenkommen des Liebespaares dar, macht als auch das Erzählte noch entfernter von der Realität. Man kann chronologisch gesehen, vom Anfang an eine schrittweise Entfernung von der Realität im Gedicht beobachten. Zuerst vermerkt die Dichterin ein Wiedertreffen im Allgemeinen, danach präzisiert sie durch die Stilmittel den Ort und die Zeit des Zusammenkommens (zuerst Wiedertreffen im See, dann versteht man, dass es eigentlich um ein Wiedertreffen im Tod geht). Es wird also dem Leser aufgefordert, dass er die Idee des Wiedertreffen im Tod schrittweise erreicht.

Im Anschluss daran wird die Entfernung des Erzählten von der Realität, aber auch die gleichzeitige Nähe zum Spiritualismus, durch das Wort „Traum“ zum letzten Mal hervorgehoben. Es wird also nun klar, dass das Liebespaar sich spirituell in einer anderen Ebene, in einem unbekannten Ort, „vor allen Augen“ (V8) treffen wird. Interessant ist jedoch, dass der Traum das Liebespaar „erwählt“ (V.14). Das Aussuchen des Schicksals wird also nicht von dem Lyrischen Ich selbst aufgeführt, sondern von jemand anderem, welches die Fremdbestimmung des Liebespaares hervorruft. Das Liebespaar kann sich in der Realität nicht treffen, deshalb wird es erzwungen, den „Traum“ (V13) zu akzeptieren und darauf zu hoffen, nach dem Tod geistlich zu treffen. Dieses kann man auch mit der Biographie von Rose Ausländer verknüpfen. Da Sie nur vor 4 Jahren ihrem Tod dieses Gedicht verfasst hat, kann man behaupten, dass es ihr bewusst ist, dass der Tod bald kommen wird. Aufgrund der rassistischen Politik von NS-Deutschland musste Rose Ausländer alleine aus ihrem eigenen Land fliehen, nur weil sie eine Jüdin war. Dabei verlier sie vieles: Ihr Zuhause, ihre Freunde, ihre Familie und vielleicht auch ihre Verliebte… Man kann die Schlussfolgerung ziehen, dass sie von der Politik NS-Deutschlands fremdbestimmt wurde und das Treffen mit ihrem Verliebten aufgrund dessen nur als ein „Traum, der sie erwählte“ (V13f.) bleibt. Ganz am Ende der Dichtung sieht man einen Punkt, das zweite und letzte Satzzeichen der Lyrik, die das Ende des Erzählten hervorhebt. Als letztes kann man auch die Versanzahlen jeweiliger Strophen unter die Lupe nehmen. Es fällt auf, dass die Versanzahl der letzten Strophe mit 6 Versen deutlich am größten ist. Man kann darauf aufbauend behaupten, dass die 3. Strophe den Klimax der Dichtung, nämlich das Zusammenkommen in einer „zurückverwandelt[en]“ Form und das Wundern der Sterne und den retardierenden Moment des Textes, also die Tatsache, dass alles lediglich ein fremdbestimmtes Schicksal bzw. „Traum“ ist, beinhaltet und daher mit am größten und wichtigsten Strophe ist. Wenn die Liebe lediglich ein Spiel unseres limbischen Kortikalis und unseren Hormonen gegen uns wäre, würde die Menschheit Hunderttausende Werke erschaffen, durch die sie ihre Liebe ausdrückt? Könnte zum Beispiel Goethe seine legendäre Ballade, den „Erlkönig“ verfassen, wenn er gedacht hätte, dass die Liebe eines Vaters gegenüber seinem Sohn nur ein biologisches Trick unserer Körper wäre? Könnte Rose Ausländer zu einer Person so stark verbunden fühlen, wenn die Liebe nur Hormonen wäre? Würden heute noch, im 21. Jahrhundert die absolute Mehrheit der Rapper und Hiphopper Liebe immer noch in ihrer Lyrik behandeln? Der vorliegende Text „Ich will dass du mich brauchst“ von RIN aus dem Jahr 2017 erscheint als der Lyrik von einem Hip-Hop Song. Es handelt von einem lyrischen Ich, dessen einziger Wille es ist, dass seine Geliebte ihn braucht. Die Lyrik des Lieds ist einstrophig und umfasst 23 Versen. In der Lyrik ist kein klassischer Reim vorhanden, aber die Versenden wiederholen sich häufig durch die Verwendung des Verbs „brauchst“. Außerdem ist zu bemerken, dass „Angst“ (V2) und „brauchst“ (V14-19) sich reimen und in der Lyrik eine schön klingende Melodie erschaffen. Der Text besteht im Großen und Ganzen lediglich aus Wiederholungen der gleichen Aussagen wie z.B „Ich will, dass du mich brauchst“ und „Ich krieg' Angst“ (V. 1, 2-3, 14-19).

Die Lyrik weist charakteristische Eigenschaften einer typischen Hiphop-Lyrik in Bezug auf Wiederholungen und das freie Stil und die freie Struktur. Eine Gemeinsamkeit mit Liebe VI von Rosa Ausländer tritt genau in diesem Punkt auf. Beide Werke sind über Liebe, welche an sich ein ungebundenes und freies Thema ist, und haben daher auch eine freie Struktur um ihr Thema am besten darzustellen. Durch die ersten beiden Versen des Lieds wird gleich am Anfang eine melancholische Stimmung erschafft: „Draußen regnet's“ (V.1). Der Regen ist eine Metapher aus der NaturMetaphorik, die oft für Melancholie steht, aufgrund die düstere Atmosphäre er durch seine Wolken erzeugt. Beim folgenden Vers „Ich krieg' Angst“ erkennt man die melancholische Wirkung des schlechten Wetters auf das lyrische Ich genauer. Der 4-Mal hintereinander geschilderte Ausdruck vermittelt dem Leser das besorgniserregende Gefühl des lyrischen Ichs. In diesem Punkt fällt ein Unterschied zwischen Liebe VI und „Ich will dass du mich brauchst“: Obwohl die beiden Werke dasselbe Thema in Griff haben, überwiegt in der Lyrik von RIN eine düstere Stimmung, wobei bei Liebe VI von Rosa Ausländer eine zarte Stimmung herrscht. Dieser Unterschied wiederum ist ein Zeichen wie unterschiedlich und ungebunden Liebe von einer Person zu einer anderen interpretiert und hingedeutet werden kann. Ab 5. Vers kommen die Wiederholungen „Ich will, dass du mich brauchst“ und „Ich brauch's, dass du mich brauchst“, die fast das ganze Gedicht ausmachen. Diese selben aufeinanderfolgenden Versen kann man als „Repetitio“ ansehen, welche den Ausdruck nachdrücklicher machen, und den Einfluss verstärken. Diese Wiederholungen waren jedoch nicht in der Lyrik von Rose Ausländer vorhanden. Die Abwesenheit der Wiederholungen gelingt der Lyrik sozusagen dichter zu machen, mit wenigen Worten also viele Bedeutungen auszudrucken. Ein an...


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