Spezielle Störungsbilder PDF

Title Spezielle Störungsbilder
Author Dana Kirch
Course Methoden der Diagnostik und Intervention bei Beeinträchtigungen von Sprache und Kommunikation
Institution Universität Leipzig
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Description

(Selektiver) Mutismus Definition & Erscheinungsbild - Kernsymptom: konsequentes Schweigen/ selektives Schweigen ! - in spezifischen Situationen (spezifische Inhalte)! - gegenüber bestimmten Personen! - intakte Hör-, Sprach- und Sprechfähigkeit! - starke interindividuelle Variation in der Ausprägung! - Häufig zwei Seiten einer Person: introvertierter Schweiger und sprechfreudiger, lebhafter Mensch je nach Situation und Personenkreis !

- Schweigen ǂ Ausdruck von Protest (Schweigen ist nicht willentlich und kein Ausdruck von Protest!)!

- hohe Komorbidität! - Angststörungen, Sozialängste, Rückzug, Empfindsamkeit ! - Auffälligkeiten in anderen Entwicklungsbereichen → insbesondere sprachliche Entwicklung (expressiv, phonologisch)!

- z. T. begleitet von körperlicher Erstarrung („freezing“)! - Die Unfähigkeit zu sprechen ist nicht durch fehlende Kenntnisse in der Sprache bedingt oder dadurch, dass sich der Betroffene in dieser Sprache nicht wohlfühlt!

- totaler Mutismus: vollstände Verweigerung der Lautsprache, unabhängig von Situation oder Personenkreis // häufig traumatisch, bei psychischer Grunderkrankung // häufig auch keine Geräusche wie Weinen oder Lachen !

Entstehung & Risikofaktoren - multifaktoriell: genetische Prädisposition, sprachliche Entwicklung, Modellverhalten der Eltern! - Mutismus als Traumafolge wird noch diskutiert/ ist daher nicht als direkte Ursache festzumachen!

- Wenig Wertschätzung für Erstsprache eines zweisprachig aufwachsenden Kindes kann Risikofaktor sein !

- daher wichtig: interdisziplinäre Diagnostik —> ärztliche Diagnosestellung! Angst - Mutismus?

Sprechangst & Abgrenzung - Vortragssituationen! - Angst, vor vielen Menschen zu sprechen ! - Panische Angst, extreme Stresssymptome! - Betroffene können dies reflektieren !

-!

- Dagegen Mutismus: - Angst, mit Menschen zu sprechen ! - Nicht-Sprechen stellt eher einen unbewussten Akt dar ! Diagnostik Kriterien - normale Sprechflüssigkeit in einigen Situationen, in bestimmten Situationen andauernde Unfähigkeit zu sprechen (mind. 1 klar zu definierende Situation)!

- Behinderung der schulischen / beruflichen Leistungen, der sozialen Kommunikation! - Dauer: mind. 1 Monat! - keine Beeinträchtigung von Sprache, Sprechen, Hören oder psychische Erkrankungen als Ursache feststellbar!

- wichtig: Diagnose wird IMMER von einem Arzt/einer Ärztin gestellt ! Perspektiven der Diagnostik —> individuelle Topographie des Sprechens und Schweigens 1. Symptom: Mit wem? An welchem Ort? In welchen Situationen? Zwischenschritte erfassen// nonverbale Ausdrucks möglichkeiten erfassen! 2. Struktur: subjektive Sinnhaftigkeit des Schweigens! Schweigens im Netzwerk?! —> Einbeziehen der Umwelt ist für Diagnose wichtig!!

Diagnostik Methoden - Beobachtung! - Gespräche, Anamnese ! - Frage- und Einschätzungsbögen (z.B. Deutscher Mutismus-Test, DortMuS – Schule, DiFraMut) —> z.B. Eltern, Lehrpersonen, Erzieher*innen, Kind selbst !

- Mögliche Frageitems: „Bei Fragen der Lehrperson an das Kind schweigt es“/ „Das Kind verhält

sich während Gruppenarbeiten passiv“/„Auf dem Schulhof spricht das Kind mit Lehrpersonen“!

- Auch wenn sich über DortMuS- Schule kein Verdacht auf SM bestätigen lässt, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass das Kind keiner Unterstützung bedarf!!

Diagnostik Ziele - Erkennen von (selektivem) Mutismus! - Hinweise auf andere Störungsbilder! - Individuelle Geschichte des Sprechens und Nicht-Sprechens verstehen! - Ressourcen und Kompetenzen erkennen! - Ableitung von Förder- und Therapiezielen ! - Verlaufsdiagnostik: Fortschritte erkennen und dokumentieren ! —> Erkennen - Verstehen - Handeln!!

Therapie - (Kognitiv-) Behaviorale Verfahren! - Psychodynamische Verfahren! - Familientherapeutische bzw. systemische Verfahren (Einflussfaktoren werden einbezogen)! - Sprachtherapeutische Verfahren ! —> Methodenkombination, multidisziplinär!

Förderung - Schweigen ǂ Trotzverhalten! - gelassene „Noch-nicht-Haltung“ → Herausforderung!! - kommunikativen Druck reduzieren! - Angstreduzierung! - Soziale Partizipation! - Alternative Kommunikation (z.B. schriftsprachlich)!

Handlungsbereiche der pädagogischen Förderung (Starke/Subellok) Angstreduzierende Maßnahmen - keinen Druck ausüben, nicht zum Sprechen zwingen! - Keine direkten Ansprachen ! - Fehlerfreundliche Klassenkultur ! - Handpuppen (indirekte Kommunikation)! - Akzeptanz und Normalität ! - Therapietier (meist Hund) als Unterstützung! - Indirekte Ansprache über Handpuppen! - Nonverbale Kommunikationsformen! - „Du kannst kommunizieren, auch wenn du nicht sprichst“! - Ein Kind als Helfer, oder steten Begleiter ! - Leichtigkeit und Humor sind die besten Türöffner für schweigsame Kinder! Soziale Interaktion - nicht in eine Sonderrolle drängen (allen Kindern nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten erlauben)! - Dennoch in manchen Situationen besondere Zuwendung, sobald Unterstützung benötigt wird! - Klassenaufgaben (zB Tafeldienst) ! - Teamarbeit oder Kleingruppen —> leichter als in ganzer Klasse! - Bewegte Pause/ Bewegungsspiele (kein Fokus auf Sprache)! - Rituale im Unterrichtsalltag! - Kooperative Lernformen ! - Möglichkeiten im GTA (Essen kochen, tanzen, spielen)! Nonverbale Kommunikationsformen - Handzeichen, Zeigebewegungen! - Symbolkarten auf dem Tisch ! - Bilder und Wortkarten passend zum Fachunterricht ! - Gestik und Mimik! Lautsprachliche Kommunikation initiieren - Trennwände (Kasperletheater)! - PartnerInnenarbeit Rücken an Rücken! - Musikalische Begleitung (Hintergrundmusik) in Arbeitsphasen ! - Sprach-Buddy ! - Blickkontakt vermeiden, sich abwenden wenn Kind spricht/wenn man auf Antwort wartet ! - Geschlossene Fragen stellen! - Sitzordnung, bei der sich nicht alle automatisch sehen! - Gemeinsames, chorisches Sprechen! - Gruppenfindung durch Tiergeräusche! - Auflockerungsspiele/ Bewegungsspiele! - wichtig: Nicht kommentieren oder loben, wenn das Kind das erste Mal spricht!!

Wege zum Sprechen - Rollenspiele ! - gelöste, humorvolle Situationen! - Situationen, in denen das Sprechen einen hohen Aufforderungscharakter hat (z.B. preis

-

aussuchen)! In Kontexten, in denen sich das Kind kompetent fühlt ! Aus einem Sichtschutz/Versteck heraus ! Chorsprechen oder Singen, wenn einzelne Stimmen nicht zu identifizieren sind ! Ton- oder Videoaufnahmen ! Kleingruppen! Flüsterspiele (Stille Post)!

Herausforderungen - Gratwanderungen: - Normalität - Alternativen! - Positive Erwartungshaltung - Druck !

-

Gelassene Noch-nicht-Haltung! Sich selbst nicht überfordern —> Sich austauschen mit Expert*innen (Interdisziplinarität) ! Allgemein ist eine Hemmung des Ausdrucksverhaltens möglich ! Leistungserbringung in der Schule ist (meist) beeinträchtigt —> Alternativen, Nachteilsausgleich ! Alternative Mitarbeit: Hausaufgaben oder Arbeitsbeiträge durch Mitschüler*innen vorlesen lassen, mündliche Leistungen (zB Leseübungen) als Tonaufnahme einfordern, zusätzliche Arbeiten zu ausgewählten Themen anfertigen lassen (zB Poster/ Collage) !

Dortmunder Mutismus Zentrum - Website mit verschiedenen Informationen rund um Mutismus! - Therapeut*innen-Verzeichnis (ganz Deutschland)! - Weiterführende Literatur! - Anlauf- und Beratungsstellen ! - Austausch untereinander im Mutismus-Forum ! - Aktuelle Forschungsprojekte

Autismus Definition - Gruppe von Entwicklungsstörungen des Gehirns —> Veränderungen der neuronalen und psychischen Entwicklung !

- Oberbegriff: Autismus-Spektrum-Störung (ASS)! - Großer Umfang an Symptomen, Fähigkeiten und Niveau der Beeinträchtigung ! - In früher Kindheit beginnende Auffälligkeiten in der sozialen Kommunikation und Nteraktion sowie restriktive, repetitive Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten !

- Es gibt nicht DAS autistische Kind, jedes Kind ist anders!!

Prävalenz & Ursachen - Genetische Dispositionen! - Kognitive Besonderheiten (diskutiert): Beeinträchtigung der Theory of Mind

-

(Perspektivübernahme, Emotionserkennung/-regulation), der exekutiven Funktionen (Handlungsplanung, Kontrolle von Denkprozessen), der zentralen Kohärenz ! Jungen häufiger betroffen als Mädchen ! In ca. 45% liegen zusätzliche intellektuelle Beeinträchtigungen vor ! Daneben oft weitere körperliche und psychische Störungen !

Symptomatik! Sprachentwicklung: - Manche Kinder entwickeln keine funktionale Sprache (ca. 15-25%)! - Zahlreiche Schwierigkeiten im Sprachverstehen ! - Wortschatzerwerb verläuft sehr unterschiedlich (meist verzögert)! - Weniger flexible und komplexe grammatische Strukturen ! - immer: pragmatische Fähigkeiten beeinträchtigt ! - Auffällige Betonungsmuster, unangemessene Lautstärke/Sprechgeschwindigkeit! Kleinkindalter (Geburt - 24 Monate)! - Keine typische Präferenz für mütterliche Stimme! - Geringe Reaktion auf Nennung des eigenen Namens ! - Weniger aktiver Blickkontakt zur Bezugsperson ! - Wenig aufmerksames Beobachten von Gesichtern und Mimik! - Schwach ausgeprägtes Interesse an der Umwelt ! - Verstärkt soziale Zurückgezogenheit! - Wenig Freude an sozialen Spielen! - Schwierigkeiten bei gezielter/geteilter Aufmerksamkeit ! - Keine Imitation von Gestik und Mimik! - Kein Lernen durch Beobachtung und Nachahmung ! - Zunehmende Verhaltensstreotypien ! Vorschulalter - Ausweichen des Blickkontaktes ! - Sensorische Über- oder Unterempfindlichkeit im Hören, Sehen. Schmecken, Riechen, Tasten! - Kaum Beruhigung durch Körperkontakt oder Reden! - Zeigen deutlich, wen sie mögen und wen nicht ! - Plötzliches und heftiges aggressives Verhalten (zB wenn sie in Spiel gestört werden)! - Können Durst und Hunger nicht anzeigen! - Zwanghaftes Verhalten ! - Gleichförmige Bewegungen, stereotype Spielaktivitäten ! - Schlafstörungen ! Schulalter - Wenig Empathie (kaum Hineinversetzten möglich)! - Unangemessener Umgang mit fremden Personen! - Unkenntnis sozialer Regeln ! - Auswirkungen der eigenen Handlungen und Äußerungen können nicht eingeschätzt werden!

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Blickkontakt verbessert sich ! Ironie, Metaphern und Lügen lösen Unverständnis aus! Bessere Verständigung durch Schriftsprache ! Repetitve Bewegungen lassen sich unterbrechen ! Mehr Bereitschaft für Neues ! Weitere Spiele mit Aufreihen oder Sortieren ! Spiele am Computer !

Sechs Schritte in der Diagnostik 1. 2. 3. 4.

Verdacht! Screening! Umfassende Untersuchungen! Differenzialdiagnose (SSES, Sinnesbeeinträchtigungen, Mutismus, Intelligenzstörung, Bindungsstörung, soziale Phobien, Ticstörungen, Zwangsstörungen, …)! 5. Multiaxiale Diagnostik! 6. Behandlungsindikation !

Besonderheiten in diagnostischen Situationen - Kinder reagieren nicht auf Anweisungen, setzen sich nicht an Tisch ! - Zeigegeste nicht möglich (schwierig bei Tests, bei denen beispielsweise auf passendes Bild gezeigt werden soll)!

- Kein Konzept, um Ja/Nein-Fragen zu beantworten ! - Verharren/ keine weitere Mitarbeit ! - Können Bilder oder Situationen schwer beschreiben (besonders schwierig bei Bildbeschreibung, Bildergeschichten)!

- Untersuchungsraum darf das Kind nicht zu sehr mit Sinneseindrücken belasten! - Eher rezeptive Aufgaben, da eine Nullreaktion auf produktive Aufgaben eher ein pragmatisches Problem darstellen !

Interventionsmöglichkeiten (in der Schule) - Ziele: Verbesserung der kommunikativen Kompetenz, Strukturierung der Gestaltung von Lebens- und Lernsituationen —> Erhöhung der Lebensqualität und Selbstständigkeit !

- TEACCH: Strukturierung des Raumes (Ablage- und Ordnungssysteme), von Material -

(Bildkarten sortieren, in Reihenfolge bringen), der Zeit (Stundenablauf/Tagesplan) —> gut in Unterricht einsetzbar ! Inklusion:! Umsetzung von strukturierten Abläufen und Routinen, differenzierte Lern- und Arbeitsangebote (Sitzplatzwahl, wenige Raumwechsel, Struktur der Pausen)! Lernstand der Betroffenen berücksichtigen! Interesse an Bedürfnissen der Betroffenen zeigen! Individuelle Methoden (zB TEACHH) einsetzen! Stress und Überforderung reduzieren! Wenn möglich, Fachpersonal zu rate ziehen (Schulbegleitung)!

Rahmenmodell zur schulischen Förderung

1. Systematische Förderplanung! 2. Individualisierte Unterstützungsangebote! 3. Strukturierte Lernumgebungen! 4. Spezifische Lehrplananteile! 5. Funktionaler Umgang mit Verhaltensbesonderheiten! 6. Kooperation mit den Eltern! 7. Berücksichtigung der Peerbeziehungen! 8. Professionalität der Fachkräfte!

Nachteilsausgleich Unterricht ! - Geräte zum Aufzeichnen (falls Person den Raum verlassen will, sich nicht konzentrieren kann — > spätere Nachbearbeitung möglich)! - Kopfhörer mit Beruhigungsmusik ! - Ruheraum für die Pausen! - Befreiung von Klassenfahrten, etc.! - Visualisierungshilfen im Unterricht! - Erlass bestimmter Aufgaben! - Kopien auf Papier von Tafelbildern! - Befreiung vom Sportunterricht bei stark motorischen Problemen ! Klassenarbeiten - Anwenden spezieller Hilfsmittel! - Mehr Zeit/weniger Aufgaben! - Pausen/ in mehreren Teilen schreiben! - Bei Notenvergabe berücksichtigen! - Ersatzaufgaben

AVWS: Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen Grundlagen ! - Auditive Verarbeitung: neuronale Weiterleitung, Vorverarbeitung und Filterung von auditiven Stimuli auf verschiedenen Ebenen des Hörsystems (Hirnstammniveau)!

- Auditive Wahrnehmung: zu höheren Zentren hin zunehmend bewusste Analyse auditiver

Informationen (höhere auditorische Funktionen unter Einbeziehung kognitiver Funktionen)!

- AVWS: Störung der Verarbeitung (Hirnstammniveau) und Wahrnehmung (höhere auditorische Funktionen unter Einbeziehung kognitiver Funktionen) dieser nervalen Impulse!

- Definition: AVWS sind Störungen zentraler Prozesse des Hörens, die u.a. die vorbewusste und bewusste Analyse, Differenzierung und Identifikation von Zeit-, Frequenz- und Intensitätsveränderungen akustischer oder auditiv-sprachlicher Signale sowie Prozesse der binauralen Interaktion (z.B. zur Geräuschlokalisation, Lateralisation, Störgeräuschbefreiung und Summation) und der dichotischen Verarbeitung ermöglichen.!

Formen von AVWS - Schwerpunkt defizitäre auditive Verarbeitung (Lokalisation, Diskrimierung, Selektion, dichotische Diskrimation)!

- Schwerpunkt defizitäre auditiv-sprachliche Verarbeitung (Einflussfaktoren, Klassifikation)! —> Mischformen möglich !

Modell nach Lauer

Einflussfaktor Aufmerksamkeit - Gliederung in 3 Komponenten: ! - generelle Wachheit/Aktivierung (tonische Wachheit/phasische Wachheit) und ! - selektive Aufmerksamkeit: kurzzeitige Hinwendung und Einschränkung der Aufmerksamkeit, relevante Merkmale werden von irrelevanten selektiert!

- dieser Prozess kann sowohl automatisch (spontane Kopfdrehung zu Geräusch) als auch kontrolliert (bewusstes Hinwenden zum Gesprächspartner) ablaufen !

- Außerdem wird zwischen gezielter (Aufmerksamkeit wird auf eine zu bewältigende Aufgabe -

gelenkt) und geteilter (Doppelaufgaben verlangen nach Aufmerksamkeitsteilung, es treten mehr Fehler auf) Aufmerksamkeit unterschieden! Vigilanz: Aufmerksamkeit wird über einen längeren Zeitraum in Anspruch genommen, relevante Stimuli treten nur in seltenen, unregelmäßigen Abständen auf (z.B. Fließbandarbeit) !

Einflussfaktor Speicherung & Sequenz - Speicherung: ! - Zweikomponenten-Theorie: Umweltreize gelangen zunächst in sensorischen Speicher, durch

-

Einsatz von Aufmerksamkeit kann dieser Reiz in das Kurzzeitgedächtnis überführt werden (temporärer Arbeitsspeicher), durch „erhaltende Wiederholung“ können Items länger gehalten werden, dann gehen sie entweder verloren oder werden an das Langzeitgedächtnis weitergegeben ! Auf Ebene des Kurzzeitspeichers finden unterschiedliche Kontrollprozesse statt: Wiederholung, Kodierung, Entscheidung, Strategien des Abrufs, Ausgabe von Reaktionen ! Phonetischer Speicher kann z.B. durch Nachsprechen von Pseudowörtern oder Silbenfolgen ermittelt werden, Länge der Items und Wortähnlichkeit beeinflussen die Merkfähigkeit ! Sequenz: ! Die Sequenz stellt eine Erweiterung des Bereichs der Speicherung dar, da nun auch die Speicherung der Reihenfolge der Stimuli notwendig ist !

Auditive Verarbeitung - Der auditiven Verarbeitung werden die 4 Teilfunktionen Lokalisation, Diskrimination, Selektion und dichotische Diskrimination zugeordnet !

- Lokalisation: Fähigkeit, die Richtung und Entfernung auditiver Stimuli festzustellen, basiert darauf, sich durch binaurales Hören im Raum zu orientieren!

- Diskrimination: Fähigkeit, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen nacheinander -

präsentierten auditiven Stimuli zu erkennen/ auditive Stimuli können auf 3 Ebenen diskriminiert werden (parasprachlich, suprasegmental, segmental)! Selektion: Figur-Hintergrund-Unterscheidung, beinhaltet die Fähigkeit zur Unterscheidung bedeutungsvoller Informationen von Umgebungsgeräuschen, Störgeräusche müssen unterdrückt werden ! Dichotische Diskrimination: Fähigkeit, relevante Stimuli voneinander zu unterscheiden, die beiden Ohren gleichzeitig präsentiert werden (2 relevante Stimuli treten konkurrierend auf und müssen differenziert werden)!

Klassifikationsprozesse - bestehend aus den Funktionen Analyse, Synthese und Ergänzung —> höhere kognitive Funktionen zur Mustererkennung !

- Sie beziehen Sprachverarbeitungsprozesse mit ein —> daher getrennt von auditiver Verarbeitung zu betrachten !

- Die 3 Funktionien sind der phonologischen Bewusstheit zuzuordnen ! - Analyse: Fähigkeit, einzelne Einzellaute oder Silben aus Wörtern oder Wörter aus Sätzen zu extrahieren // nicht nur identifizieren, sondern auch deren Positionsbestimmung !

- Synthese: Fähigkeit, aus einzelnen Elementen eine komplexe Gestalt zusammenzusetzen —> -

Bildung eines Wortes aus Einzellauten oder Morphemen // von großer Bedeutung für den Leselernprozess ! Ergänzung: Fähigkeit, Fragmente zu sinnvollen Informationen zu vervollständigen —> Ergänzung von Wort- oder Satzfragmenten zu sinnvollen Wörtern bzw. Sätzen // steht in enger Verbindung zum Kontext !

Symptome von Störungen der Teilbereiche - Die Teilfunktionen beeinflussen sich gegenseitig —> daher können Symptome auch Ursachen in anderen Teilfunktionen (und deren Zusammenspiel) haben!

- Zentrale Hörstörungen: Störungen auf ebene der zentralen Hörbahn—> führen immer zu

auditiven Verarbeitungsstörungen auf höheren zentralen Ebenen // Abhängig von der Ausprägung liegen unterschiedliche Beeinträchtigungen der auditiven Verarbeitung vor —> Teilfunktionsstörungen!

Störungen der Einflussfaktoren ! - Aufmerksamkeitsstörung: Stimuli werden nicht oder nur teilweise wahrgenommen, Aufmerksamkeit kurzfristig oder langfristig aufrechtzuerhalten gelingt nicht —> Personen können sich oft nicht lange genug auf Reize konzentrieren, um diese aufnehmen und verarbeiten zu können —> Einflussfaktor für AVWS!! - Speicherstörung: Stimuli können nicht/nur teilweise kurzfristig gespeichert werden, Merkspanne ist verkürzt, Abruf von Informationen ist nicht möglich (Kinder können sich zB keine verbalen Anweisungen merken) // hat Einfluss auf auditive Verarbeitung und Klassifikationsprozesse! - Sequenzstörung: präsentierte Stimuli können nicht in der vorgegebenen Reihenfolge reproduziert werden —> Betroffene sind nicht in der Lage, zB Silben in der vorgegebenen Reihenfolge zu wiederholen oder mehrteilige Anweisungen in der entsp. Reihenfolge auszuführen! Störungen der auditiven Verarbeitung! - Lokalisationsstörung: Richtungen und Entfernungen auditiver Reizquellen werden nicht richtig erkannt —> Betroffene haben Schwierigkeiten, den Entstehungsort einer Schallquelle zu erkennen // kann beispielsweise zu Schwierigkeiten im Straßenverkehr führen! - Diskriminationsstörung: auditive Stimuli können nicht richtig voneinander unterschieden werden —> Diskrimination sprachlicher Stimuli aufgrund phonolog. Merkmale gelingt nicht altersgemäß (zB werden Minimalpaarwörter verwechselt)! - Selektionsstörung: akustische Stimuli/Informationen können ni...


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