Vorlesung 7- Leitbilder für den Lehrerberuf PDF

Title Vorlesung 7- Leitbilder für den Lehrerberuf
Author Lara Büning
Course Pädagogische Professionalität in schulischen Handlungsfeldern
Institution Universität Duisburg-Essen
Pages 4
File Size 76.1 KB
File Type PDF
Total Downloads 50
Total Views 128

Summary

Download Vorlesung 7- Leitbilder für den Lehrerberuf PDF


Description

Bildungswissenschaften Vertiefung Pädagogische Professionalität

28.11.2018

Vorlesung 7: Leitbilder für den Lehrberuf:

1.Professionelles Selbstverständnis von Lehrkräften    

Subjektive Theorien Einstellung zu beruflichen Aufgaben Motivationale Orientierungen, Selbstwirksamkeitserwartungen und Selbstregulation Berufsethos

2. Idealistisches Lehrerbild (Kerschersteiner): Zur Person- Georg Kerschensteiner    

Gymnasialassistent, dann Gymnasiallehrer Seit 195 Stadtschulrat in München, beschäftigt mit der Reform des Volksschullehrplans Pädagoge und Begründer der Arbeitsschule „Die Seele des Erziehers“ (1921) o eigene idealistische Wertvorstellung o Kerschensteiner zentraler Vertretung der Reform pädagogischer Bewegung o Begründer der Arbeitsschule, Lehrer sein hat sein Leben erfüllt o bei ihm geht der Beruf über Zeit und Inhalt hinaus (emotional) o diffuse Sozialbeziehung o persönlicher Bezug wichtiger als Fachkompetenz

Der Lehrer als Erzieher- Schüler-Lehrer-Beziehung „Die echte Erziehernatur hält es nicht aus ohne den Umgang mit der Jugend. Ein Lehrer, der sich nicht auch außerhalb seiner Schule um seine Jugend kümmert, kann vielleicht ein recht brauchbarer Unterrichter sein, ist aber weit entfernt von der rechten Erziehernatur. (…) Da ich noch Lehrer am Gymnasium war und keine anderen Pflichten hatte, als mein Amt, war ich, so oft es anging immer bei meinen Schülern und um sie. Sie schlossen sich mir auf dem Schulweg und auf dem Nachhauseweg an. Auf den Eisplätzen lehrte ich sie meine Schlittschuhkünste, im Wasser tauchte und schwamm ich mit ihnen um die Wette, wenn freie Nachmittage und Ferientage waren, wanderte ich mit ihnen durch das Land und lehrte sie Land und Leute, Flora und Fauna, und wenn die großen Ferien zu Ende gingen und ich viele Wochen von meiner Jugend fern zugebracht habe, wuchs die Sehnsucht nach meiner Klassenarbeit Tag zu Tag.“ „Der geborene Lehrer hat in der Gestaltung seines Unterrichts etwas vom gestalteten Künstler an sich, genau wie das Großmütterlein, das es versteht, ihren Enkelkindern Märchen in packender Weise zu erzählen (…). Ja, das Schauspiel einer vollendeten Unterrichtslektion hatte immer etwas Erhebendes und Faszinierendes für mich. Auch der begabteste Lehrer zählt solche Stunden zu den Göttergeschenken. Man kann sie nicht wollen; sie werden ungewollt, und der Reiz der Stunde liegt weit mehr in dem vollendeten Kontakt zwischen Lehrer- und Schülerseelen, in der Heiligkeit und Hoheit des vom Strome der Liebe getragenen Wechselspiels, als in der äußerlich ästhetischen Vollendung der „abgerundeten Lektion“.

Bildungswissenschaften Vertiefung Pädagogische Professionalität

28.11.2018

Kron- Begriff der Erziehung: „Unter Erziehung werden soziale Handlungen verstanden, durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Komponenten zu erhalten. Die kürzere Form dieses Begriffsinhaltes ist folgender Satz: Als Erziehung werden Handlungen bezeichnet durch die Menschen versuchen, die Persönlichkeit anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht zu fördern.“ Der Lehrer als Erzieher- Eigenschaften des Lehrers: „Unerlässlich ist für den Erzieher die Veranlagerung zum Charakter. Diese setzt neben der (…) Gabe der Feinfühligkeit und (…) gesunden Menschenverstandes einen gewissen Grad der Willensstärke und der Aufwühlbarkeit des Gemütsgrundes voraus. Wenn ein Beruf diesen Besitz nicht entbehren kann, falls er nicht um seinen Erfolg kommen soll, so ist der Beruf des Erziehers, weil ja seine Aufgabe gerade Charakterbildung ist.“ „Mit den drei (…) Sondereigenschaften der Lehrernatur:   

der Begabung für sein bestimmtes Unterrichtsfach, der jederzeit zur Verfügung stehenden Doppeleinstellung einerseits aufn das Sachliche des Lehrgebiets, andererseits auf das mannigfaltige Persönliche der Schülermassen und endlich der Fähigkeit intensiven Werterlebens,

sind wohl die Hauptmerkmale bezeichnet, die zu den seelischen Veranlagerungen des Erziehers hinzutreten zu müssen, um dem Anspruch, im Berufe des Klassenlehrers erfolgreich zu wirken, einige einigermaßen sichere Grundlage zu geben. Zu einer vollkommen, sicheren Grundlage reichen diese Bedingungen noch nicht. Denn die letzte Bedingung, die sogar manchen Mangel in den übrigen Vorrausetzungen ersetzen kann, ist das freudige Gefühl der klar bewussten inneren Berufenheit zum Lehrer.“ 3. Partikuläres Leitbild: Lehrer als professionelle Lernhelfer (Giesecke) „Zentrale Aufgabe des pädagogischen Handelns ist nicht „Erziehen“, sondern „Lernen ermöglichen“. Pädagogen sind professionelle „Lernhelfer“. Pädagogisches Handeln hat eine partikulare Perspektive, d.h. es zielt nicht auf die ganze Persönlichkeit des anderen, sondern auf diejenigen Aspekte, die eben durch ein bestimmtes Lernen geändert werden sollen. Die Verantwortung für die Herausbildung der Persönlichkeit- also für die je individuelle „Bildungsgeschichte“- fällt von Kindheit an dem Einzelnen selbst zu. Pädagogen helfen dabei nur durch entsprechende Lernangebote. Pädagogisches Handeln ist also immer nur Intervention in einem unabhängig davon ablaufenden Lebens- bzw. Sozialisationsprozess.“ Die empirisch vorfindbaren pädagogischen Tätigkeiten lassen sich auf 5 Grundformen reduzieren: Unterrichten, Informieren, Beraten, Arrangieren und Animieren. Kompetenzen für den Lehrerberuf kann man erlernen!

Bildungswissenschaften Vertiefung Pädagogische Professionalität

28.11.2018

4. Idealistisches Leitbild: Der sokratische Eid (von Hentig) Zur Person: Hartmut von Hentig    

1953-1963 Lehrer 1963 Ordentlicher Professor und Direktor des Pädagogischen Seminars an der Universität Göttingen 1968 Wechsel an die Universität Bielefeld, nachdem ihm zugesagt worden war, dass es hier eine Versuchsschule gründen könne 1974 Gründung der Laborschule, deren wissenschaftlicher Leiter er wurde und Leitung des Oberstufenkollegs in Bielefeld

Sokratischer Eid als Selbstverpflichtung: „Als Lehrer und Erzieher verpflichte ich mich,               

die Eigenart eines jeden Kindes zu achten und gegen jedermann zu verteidigen; für seine körperliche und seelische Unversehrtheit einzustehen; auf seine Regungen zu achten, ihm zuzuhören, es ernst zu nehmen; zu allem, was ich seiner Person antue, seine Zustimmung zu suchen, wie ich es bei einem Erwachsenen täte; das Gesetz seiner Entwicklung soweit es erkennbar ist, zum Guten auszulegen und dem Kind zu ermöglichen, dieses Gesetz anzunehmen; seine Anlagen herauszufordern und zu fördern; seine Schwächen zu schützen, ihm bei der Überwindung von Angst, Schuld, Bosheit und Lüge, Zweifel und Misstrauen, Wehleidigkeit und Selbstsucht beizustehen, wo es das braucht; seinen Willen nicht zu brechen- auch nicht, wo er unsinnig erscheint; ihm vielmehr dabei zu helfen, seinen Willen in die Herrschaft seiner Vernunft zu nehmen; es also den mündigen Verstandesgebrauch und die Kunst der Verständigung wie des Verstehens zu lehren; es bereit zu machen, Verantwortung in der Gemeinschaft und für diese zu übernehmen; es in die Welt erfahren zu lassen, wie sie ist, ohne es der Welt zu unterwerfen, wie sie ist; es erfahren zu lassen, was und wie das gemeinte gute Leben ist; ihm eine Vision von der besseren Welt zu geben und die Zuversicht, dass sie erreichbar ist; es Wahrhaftigkeit zu lehren, nicht die Wahrheit, denn „die ist bei Gott allein“;

Damit verpflichte ich mich auch, so gut ich kann, selber vorzuleben, wie man mit den Schwierigkeiten, den Anfechtungen und Chancen unserer Welt und mit dem eigenen immer begrenzten Gaben, mit der eigenen immer gegeben Schuld zurechtkommt; (…)“

5. Das realistische Lehrerleitbild (Tenorth)

Bildungswissenschaften Vertiefung Pädagogische Professionalität

28.11.2018

Zur Person: 

Professor für Historische Erziehungswissenschaft am Institut für Allgemeine Pädagogik der Humboldt- Universität zu Berlin, emeritiert seit 2011

Merkmale guter Lehrer*innen sind erwerbbar: „Empirisch kann man die Differenz von guten und schlechten Lehrern aber demonstrieren und zwar relativ zu unterschiedlichen Gütekriterien. Misst man die Qualität der Lehrerarbeit am Lernfortschritt der Schüler (und das sollte ein unstrittiger Maßstab sein), dann zählen relativ pragmatische Kriterien und Leistungsdimensionen: (haben versucht Empirie zu mobilisieren)    

Klarheit und Strukturiertheit des Unterrichts; Effektivität der Klassenführung; Förderung aufgabenbezogener Schüleraktivitäten; Individualisierende Unterstützung des Lernenden;



Variabilität der Unterrichtsformen“ → Erwerbbarkeit, der „geborene Erzieher“, den die pädagogische Tradition gesucht hat, war empirisch nicht als bedeutsame Variable zu identifizieren.“

6. Dimensionen des Berufsethos von Lehrkräften:    

Das Lehrer*in-Schüler*in-Verhältnis ein Berufsverständnis (wir das verstanden als Berufung oder Beruf?) ein Selbstverständnis (was ist der Kern des Berufs?) ein Sinnhorizont (welche Bedeutung messe ich dem bei, gesellschaftlich, Reichweite)...


Similar Free PDFs