1. Sitzung Normal und Abnormal PDF

Title 1. Sitzung Normal und Abnormal
Course Angewandte Psychologie: Einführung in die Klinische Psychologie
Institution Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Dozent: Tilmann Habermas...


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Einführung in die Klinische Psychologie

1. Sitzung 17.10.2017

Normal und Abnormal 1. Normal und abnormal – der Phänomenbereich 1.1. Alltagsauffassungen (Alltagsbegriff von psychischer Störung):  Psychisches Leiden  Psychische Dysfunktion  Ungewöhnlich, normverletzend  Irrational und unverständlich 1.2. Medizinische Bestimmungen  Das Konzept der psychischen Krankheit als körperlicher Erkrankung  Kahlbaum: Wesen vs. Erscheinungsbild  Birnbaum: pathogenetische vs. pathoplastische Einflüsse Impliziert Universalität psychischer Störungen Konsequenz: Kulturgebundene Syndrome als lokale Manifestationen universeller Krankheitseinheiten durchschauen 1.3. Soziologische Bestimmungen  Talcott Parsons Definition der Krankenrolle: 1. Entbindung von Pflichten 2. Entlastung von Verantwortung für den Zustand 3. Verpflichtung, gesund zu werden 4. Verpflichtung, um technisch kompetente Hilfe nachzusuchen sich in Behandlung begeben  Krankheitsbegriff legt nahe: 1. Körperliches Phaenomen Körperliche Ursache Körperliche Behandlung = d.h. nicht primär psychisch oder sozial Nicht wesentlich ein soziales Problem, sondern ein somatisches Problem 2. Person ist nicht verantwortlich = keine persönliche Schuld 3. Nicht normal, temporärer Ausnahmezustand  Mögliche Folgen der Klassifizierung von Verhaltens- und Erlebensweisen als psychische Krankheit: 1. Entschuldet = keine Implikationen für die Identität als vernünftiges Mitglied der Gesellschaft 2. Möglicher sekundärer Krankheitsgewinn = unbewusstes Profitieren von der Krankenrolle stabilisiert die Symptomatik



Kritik des Begriffs der psychischen Krankheit

Einführung in die Klinische Psychologie

1. Sitzung 17.10.2017

1. Thomas Szasz (1960) Der Mythos der Geisteskrankheit Geisteskrankheit = Medizinalisierung sozialer Probleme 2. Thomas Scheff (1966) Das Etikett Geisteskrankheit i. Residuale Normverletzungen haben verschiedenartige Ursachen ii. Meisten werden nicht etikettiert iii. Meisten werden verleugnet oder rationalisiert iv. Die Benennung/Etikettierung als Geisteskrankheit setzt eine stereotype Vorstellung von dieser voraus v. Stereotype von Geisteskrankheit wird in Kindheit erworben vi. Stereotype erfährt kontinuierliche Bestätigung vii. Die Annahme des Etiketts führt zu einer Organisation viii. Ruckkehrversuche werden bestraft ix. Etikettierung sei wichtigste Ursache für Karrieren als Geisteskranker 3. Geisteskrankheit als Desozialisierung – Erving Goffman Unterscheid somatische vs. psychische Krankheit i. Somatisch: Norm ist somatische Funktionsfähigkeit; Kranker versucht, möglichst normal zu sein/werden ii. Psychisch: Norm ist soziale Norm, anstößige Normverletzung – öffentliche Plätze, Arbeitsplatz, Familie →reale Destruktivität psychotischer Prozesse +Realität psychotischer Prozesse + wesentlich soziale Qualität: zerstörende Wirkung auf soziale Organisation Zusammenfassung     

Begriff der psychischen ‚Krankheit‘ impliziert: Entlastung von Pflichten und Verantwortung Natürlicher + unpersönlicher Prozess vs. Probleme des Lebens Soziale Stigmatisierung und Ausstoßung Entmündigung eines Verletzers von Normen

1.4. Biologische Bestimmungen Alternative zu Krankheitsbegriff: Störung  legt technische Auffassung nahe  legt funktionale Norm nahe Störung = schädliche Dysfunktion innerer Mechanismen, ihre Funktion zu erfüllen = Werturteil durch Verweis auf Schaden = Naturalisierung durch Verweis auf Evolution Problem: Was sind natürliche Funktionen? 1.5. Psychologische Bestimmungen

Einführung in die Klinische Psychologie

1. Sitzung 17.10.2017

Leidensdruck Leiden unter    

Eigenem Psychischem – Gedanken, Gefühlen, Verhalten Das irgendwie als unfreiwillig erlebt wird Das auf einen selbst zurückgeführt wird

Therapiemotivation     

Auf psychische Ursachen zurückgeführt Hoffnung, das Psychotherapie hilft Urteil über Angemessenheit des Aufwands Hilfsbedürftigkeit eingestehen Überwinden von Scham

Voraussetzung für Leidensdruck   

Eingeschränkt in Fähigkeit, Pflichten zu erfüllen Einschränkung der Autonomie, Willensfreiheit, vernünftigen Selbstkontrolle Pflicht und Motiv, sich um fachliche Hilfe zu bemühen

Zusammenfassung -

Nicht Funktionieren – sozial, biologisch, psychologisch Leidensdruck – psychologisch

2. Deskriptive Psychopathologie  Dient dem reflektierten und systematischen Erfassen der Besonderheiten des Patienten und seiner Subjektivität  Durch deren Übersetzung in deskriptive Kategorien  Wie erlebt der Patient andere und sich selbst?  Ziele: um den Patienten die subjektiven Zusammenhänge und die Krankheitsdynamik zu verstehen 3. Von Symptome zu Syndromen  Erlebens- und Verhaltensweisen werden dann zu abgegrenzten und zählbaren Symptomen reifiziert, um Krankheits- bzw. Störungsbilder definieren zu können  Aus Symptomen →Syndrome bzw. Störungsbilder/Diagnosen 2 Auffassungen von „psychischen Syndromen“ als 



Naturalistische Auffassung o Einheitlichkeit vorfindbar und durch einheitliche Ätiologie hervorgerufen o Psychische Phänomene → somatisch Nominalistische, konstruktivistische Auffassung o Einheitlichkeit geschaffen durch Beobachter o Viele kleine Erklärungen

Einführung in die Klinische Psychologie

1. Sitzung 17.10.2017

o Gegenseitige Wirkungen Psyche – Gehirn/Körper...


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