(10) Motivation PDF

Title (10) Motivation
Course Einführung in die Methoden der Textanalyse
Institution Technische Universität Dortmund
Pages 6
File Size 331.3 KB
File Type PDF
Total Downloads 110
Total Views 149

Summary

Zusammenfassung Vorlesung (10) Motivation
Wintersemester 2021/2022; 1. Semester...


Description

(10) Motivation Motivation- Definition • • •

Allgemeiner Begriff für „Prozesse, die der Initiierung, der Richtungsgebung und der Aufrechterhaltung physischer und psychischer Aktivitäten dienen“ (Gerrig, 2015) Von lateinisch „movere“ = bewegen  Organismen bewegen sich auf bestimmte Reize und Aktivitäten zu und von anderen weg Motivationstheorien versuchen, allgemeine Muster der „Bewegungen“ sowie persönliche Vorlieben und Verhaltensweisen zu erklären

Funktionen verschiedener Motivationskonzepte • • • • •

Biologie mit Verhalten verbinden Verhaltensvariabilität erklären Von äußeren Handlungen auf innere Zustände schließen Handlungen Verantwortung zuweisen Erklärung von Beharrlichkeit trotz Widrigkeiten  Z.B. Laufen Lernen: Tut weh, ist anfangs schwierig aber es wird dennoch gelernt (= zugrundeliegende Motivation)

Motivationskonzepte • • • •

Instinkttheorie (auch „evolutionäre Perspektive“) legt ihren Schwerpunkt auf genetisch prädisponiertes (= geplantes) Verhalten Triebreduktionstheorie betont die Interaktion von inneren Trieben und äußeren Zwängen (bestimmte Triebe, die „abreagiert“ werden müssen) Erregungstheorie geht von einem Drang nach einem optimalen Stimulierungsgrad aus Maslows Bedürfnishierarchie beschreibt, wie sich manche Motive als drängender und wichtiger als andere erweisen können

1. Die Instinkttheorie •

Instinkt: „Instinkt beschreibt ein Bündel von Verhaltensweisen, die in einer Endsituation resultieren, ohne Einsicht in die Endsituation zu besitzen und ohne eine vorherige Unterweisung in die Ausführung des Verhaltens erfahren zu haben.“ (James, 1890) o Ohne Einsicht und Erfahrung o Adaptiv in der „natürlichen Umwelt“  Beispiel: ungelernter, angeborener Erbkoordinationen im menschlichen Verhalten: Suchund Saugreflex bei einem Baby Appetenz

Taxis

Problemsituation

Schlüsselreiz

Abb.: Instinkthandlung bildlich erläutert

Endhandlung

Endsituation



Quellen der Flexibilität bei Instinkthandlungen o Taxis: Die rigide Endhandlung korrigierende Feinmotorik o Appetenz: Herbeiführen eines Schlüsselreizes, der die Endhandlung auslöst

Konsummatorische Endhandlung „Begriff, der eine an ein Appetenzverhalten anschließende Verhaltensweise beschreibt, welche aus stereotypen, genetisch fixierten motorischen Koordinationen besteht (z.B. das Nahrungsergreifen nach der Nahrungssuche)“; ≠ Konsum! •

Etymologie: summus = Gipfel, consummare = auf den Gipfel bringen

Zwei Klassen von Instinkten Endhandlung • Instinkt zielt auf Endhandlung • Natürliche Umwelt: Endsituation, die selektiv begünsitgt wird, tritt ein  Beispiel Sexualität: Nur die vorbereitende (Samenerguss) Aktivität ist konsummatorisch, nicht die eigentliche Endsituation (Fortpflanzungserfolg) Endsituation • Instinkt zielt auf die Endsituation • Voraussetzung: Kognitiver Apparat, der die Endsituation detektieren (bemerken) kann  Beispiel Ruhezustände (Holzapfel, 1952): Beschreibung des „Heims“ (nicht nur Orte, auch Individuen) als „Ort relativer Geborgenheit, der auf das Tier einladende Wirkung ausübt“

2. Treibreduktionstheorie •

Triebreduktionstheorie (engl. Drive-reduction theory): Annahme, dass ein phyiologisches Bedürfnis eine erregte Spannung erzeugt (einen Trieb), der den Organismus motiviert, das Bedürfnis zu befriedigen

Bedürfnis

Trieb

z.B. nach Essen oder Wasser

z.B. Hunger, Durst



Triebreduzierendes Verhalten z.B. essen, trinken

Zusätzlich zu Antrieb durch Bedürfnis nach Triebreduktion auch Anziehung / Abstoßung durch äußere Anreize (engl. Inncentives): positive oder negative Reize, die anziehend oder abstoßend auf Organismus wirken  Z.B. etwas Durst, aber nicht starken Durst = abgestandenes Wasser wird nicht getrunken

3. Erregungstheorie •

Optimale Erregung: motiviertes Verhalten lässt die Erregung zu- oder abnehmen, ohne auf Triebbefriedigung zu basieren

Triebreduktion und Erregungssuche – ein Widerspruch? • Bei beiden Phänomenen handelt es sich um eine negative Rückkopplung • Ein „Trieb“ kann auch der Wunsch nach Erregung sein Essen / Explorieren Nahrung / Information

Energiezufuhr / Erregungszufuhr

+

Stoffwechsel / Gewöhnung

Abb.: Triebreduktion (orange), Erregungssuche (grün)

4. Maslows Bedürfnishirarchie •



Bedürfnishirarchie („hierarchy of needs“): Maslows Pyramide der menschlichen Bedürfnisse o Beginnend mit den physiologischen Bedürfnissen, die erst erfüllt sein müssen,… … bevor auf einer höheren Stufe das Bedürfnis nach Sicherheit… … und danach die psychischen Bedürfnisse aktuell werden Maslows Bedürfnishirarchie spiegelt eher moralische Wünschbarkeiten wieder und nicht empirisch belegte Tatsachen (= Lebenswirklichkeit??)

Zur Bedeutung der Sicherheit • •

Konzept der Bindung (Bowlby) o Funktion: Schutz des Säuglings durch Mutter (= historisches Konzept) Hospitalismus (Spitz) o Trotz Hygiene und Ernährung in Heimen beträchtliche seelische und körperliche Schäden (als Bedingungskonzepte noch nicht vorhanden waren)

Harry Harlow: „Das Wesen der Liebe“ • • • •

Experimente mit Rhesusaffenbabys Hypothese: Kontaktbehaglichkeit entscheidende Variable bei der Entwicklung von Bindung Durchführung: Rhesusaffenaufzucht ohne Mutter und Artgenossen: hohe Sterblichkeit und Verhaltensauffälligkeiten 2 Experimente zur Bindung (Käfige mit Plüsch; Plüschkegel)

 Prägung trotz aversiver Erfahrung (= „the evil mother“): Aversive Behandlung (z.B. Luftstoß durch die Bindungsperson kann Bindung sogar verstärken ➢ Rhesusaffenbabys benötigen nicht ihre leibliche Mutter, aber sie brauchen eine andere Bindungsmöglichkeit ➢ Kritik: Ethische Bedenken ➢ Aber: führte zur Verbesserung in der Kinderbetreuung

Das Züricher Modell der sozialen Motivation (Bischof) • • •

Formale Motivationstheorie aus ethologischer / evolutionstheoretischer Perspektive Grundannahme des Modells: in der Phylogenese von sozial lebenden Tieren (auch Menschen) haben sich zentrale Motivationssysteme sowie Copingmechanismen herausgebildet Diese Systeme sind Adaptionen (= Anpassungen), die ultimaten Nutzen haben (Fortpflanzungserfolg gewährleisten)

Motivationssysteme • • •

Sicherheitssystem: reguliert die Nähe zu vertrauten, sicherheitsspendenden Objekten (und Menschen) Erregungssystem: reguliert Verhalten bezüglich neuartiger Reize Autonomiesystem: reguliert hauptsächlich das soziale Geschehen in Bezug auf Rangordnung und Dominanz ➢ Darstellung der basalen (= grundlegenden) Motivsysteme als Regelkreise: Detektor

Motorik

• •

Detektor liefert IST-Zustand, der mit SOLL-Wert verglichen wird Bei Diskrepanz zwischen den Werten erfolgt Aktivation (= Motivation) o Appetenz: IST-Wert unterschreitet das Bedürfnis = Annäherung an ein Ziel o Aversion: IST-Wert überschreitet die Toleranz = Vermeidung

1. Sicherheitssystem • Es gibt drei Detektoren: 1. Für die Nähe eines Objekts (NÄHE) 2. Für die Relevanz eines Objekts (REL) 3. Für die Vertrautheit (Familiarität) eines Objekts (FAM)  Alle drei Detektoren wirken positiv auf den IST-Zustand „Sicherheit“: je näher, relevanter & vertrauter das Objekt, desto mehr Sicherheit • IST-Zustand (SICH) wird verglichen mit SOLL-Wert Abhängigkeit (ABH) o Positive Abweichung (+) weniger Sicherheit, als SOLL-Wert vorgibt  Appetenz nach Sicherheit = Bindungsverhalten o Negative Abweichung (-) Mehr Sicherheit, als SOLL-Wert vorgibt  Aversion gegen Sicherheit = Überdruss



SOLL-Wert für Sicherheit ändert sich während der Ontogenese: Bei der Geburt auf Maximum, in der Pubertät auf Minimum

2. Erregungssystem  Umgang mit fremden Objekten • Input erfolgt durch die gleichen Detektoren, wie beim Sicherheitssystem (Nähe, Relevanz, Vertrautheit) o Detektor für Vertrautheit wird nun aber negativ verrechnet = Erregung spendet ein Objekt, das relevant und nah, aber nicht vertraut ist • IST-Zustand „Erregung“ wird mit SOLL-Wert „Unternehmungslust“ (UNT) verglichen o Positive Abweichung (+) Weniger Erregung, als SOLL-Wert vorgibt  Appetenz nach Erregung = Neugier o Negative Abweichung (-) Mehr Erregung, als SOLL-Wert vorgibt  Aversion gegen Erregung = Furcht • Änderung des SOLL-Werts in der Ontogenese: Minimum bei Geburt, Maximum in der Pubertät 3. Autonomiesystem • Ein Detektor für Erfolg o Autonomie aus drei Komponenten 1. Macht / Dominanz 2. Geltungsbedürfnis (Ich-Bewusstsein: Bewusstsein, dass Ich im höheren Rang stehen kann) 3. Leistungsmotivation (vor sich selbst gut da stehen = Anspruch an sich selbst, führt zu (-) Scham / (+) Stolz) • IST-Zustand Autonomiegefühl (AUT) wird verglichen mit SOLL-Wert Autonomieanspruch (AUTAN) o Positive Abweichung (+) Weniger Autonomie, als SOLL-Wert vorgibt  Autonomieappetenz = assertives Verhalten o Negative Abweichung (-) Mehr Autonomie, als SOLL-Wert vorgibt  Autonomieaversion = submissives Verhalten

Coping Mechanismen Der Coping-Apparat • Alloplastisches Coping (Versuch an äußeren Situationen etwas zu ändern) o Invention: Ausweg suchen, Umweghandlung vornehmen o Aggression: Versuch, Hindernis mit Gewalt zu beseitigen o Supplikation: Hilfesuchen, Weinen, Flehen • Autoplastisches Coping (innere Verfassung) o Revision: Überprüfung des Istwerts, Situation eine neue Seite abgewinnen o Akklimatisation: Anpassung des Sollwerts an die Situation Interaktion zwischen Autonomie-, Sicherheits- und Erregungssystem • Steigt der Autonomieanspruch… o … sinkt die Abhängigkeit o … steigt die Unternehmungslust • Sinkt der Autonomieanspruch… o … steigt die Abhängigkeit o … sinkt die Unternehmungslust...


Similar Free PDFs