Title | 5.4 Personenwahrnehmung Confirmation Bias Lügendetektion |
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Author | Christin Lorenz |
Course | Sozialpsychologie |
Institution | Technische Universität Dresden |
Pages | 4 |
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Personenwahrnehmung
Confirmation biases (Bestätigungsfehler, Bestätigungsneigung)
Definition: Tendenz, Informationen zu suchen oder so zu interpretieren, dass sie bestehende Eindrücke bestärken/ eigene Erwartungen erfüllen
Es bestehen verschiedene Tendenzen/Arten, Informationen zu suchen oder so zu interpretieren, dass sie bestehende Eindrücke bestärken: o o o
Perseveranz falscher Überzeugungen (Ausdauer, Beharrlichkeit) Konfirmatorisches Hypothesentesten Selbsterfüllende Prophezeiung
(1) Perseveranz (Ausdauer, Beharrlichkeit) falscher Überzeugungen
Idee: Eine Überzeugung/erster Eindruck bleibt bestehen, selbst bei eindeutig gegenteiliger Information
Erste Eindrücke über Person oder Ereignisse prägen Beobachter nachhaltig
Evidenz von Ross, Lepper und Hubbard (1975) o o o o o
Pbn sehen einer Person beim Lösen von Entscheidungsaufgaben zu UV1: Feedback: 10 oder 24 von 25 Aufgaben korrekt UV2: Pbn werden darüber aufgeklärt, dass Feedback falsch war: ja vs. nein AV: Einschätzung der zukünftigen Anzahl korrekt gelöster Aufgaben Ergebnis: Pbn zeigen selbst nach Aufklärung über das fiktive Feedback, Anzeichen von Perseveranz
(2) Konfirmatorisches Hypothesentesten
Konfirmatorisch = eine bestehende Auffassung bestätigend
Idee: Es besteht eine Tendenz, einseitig nach neuen Informationen zu suchen, die eine bestehende Überzeugung/erster Eindruck unterstützen
Fokus liegt auf bestätigenden Informationen
Es wird Vermutung (Hypothese) wie etwas sein könnte konstruiert dann wird nach Hinweisen gesucht, die Hypothese untermauern
Evidenz Snyder und Swann (1978): o o o
Pbn interviewen eine andere Person UV1: vermeintliche Persönlichkeit des Interviewten: extravertiert vs. introvertiert UV2: drei verschiedene Interviewfragen auf vorbereiteter Liste Extravertiert: „Was würden sie tun, um die Dinge auf einer Party zu beleben? Introvertiert: In welcher Situation würden sie gern mehr aus sich herausgehen können?
Neutral: z.B. In welchen Wohltätigkeitsorganisationen würden sie sich gern engagieren? AV: Welche Interviewfragen wählen die Pbn aus? Ergebnisse:
o o
einseitige Auswahl von Fragen, wegen vorgefasster Meinung vermeintliche Persönlichkeit „extrovertiert“, dann werden mehr Fragen zu Extraversion ausgewählt
(3) Selbsterfüllende Prophezeiung
Idee: Die eigenen Erwartungen können Realität werden, indem sie Verhalten bewirken, das die Erwartungen bestätigt
Teufelskreis in vier Schritten: o o
o
o
das Verhalten der Person wird als Beweis dafür gewertet, dass die Erwartung richtig war; z.B. „Ich wusste, dass ich recht hatte, ein Wichtigtuer!“
Evidenz Snyder und Swan (1978) „Extrovertierte und Introvertierte“ o Weitere Pbn hören später Tonbandaufnehmen der Antworten der Interviewten (nicht die Fragen) – 3 Antworten am Anfang, 3 Antworten am Ende Interviews o Ergebnis: Die vermeintlich introvertierten Pbn werden als introvertierter eingeschätzt als die vermeintlich extravertierten o
Menschen haben Erwartung/Theorie darüber, wie eine andere Person ist; z.B. „Peter ist ein Wichtigtuer“ Die Erwartung beeinflusst den Umgang/das Verhalten geht konform mit Theorie/Erwartung über Person; z.B. „Ich sage Peter nicht Hallo.“ Peter bemerkt das und wundert sich die Person reagiert erwartungskonform verhält sich so, wie es von ihr erwartet wird; z.B. Peter sagt ebenso nicht mehr Hallo
Interviewer erwarten extravertiert/introvertiert erwartungskonformes Verhalten der Interviewer Schaffung eigene soziale Realität: erwartungskonformes Verhalten der Interviewten
Evidenz von Kassin, Goldstein und Savitsky (2003) „schuldige/unschuldige Verdächtige“ o UV1: Suspects (Verdächtige) stehlen 100 USD aus einem Labor: ja vs. nein o UV2: Interviewer glauben, dass Verdächtige schuldig vs. unschuldig sind o Ergebnis 1: scheinbar schuldige „Suspects“ wurden bei den Interviews stärker beschuldigt, härter in die Mangel genommen u. Geständnisse stärker eingefefordert o Ergebnis 2 (zweite Phase Experiement): Pbn, die nur Tonbandaufnahmen der Verhöre hören, halten die vermeintlich schuldigen „Suspects“ für defensiver und ihre eigene Darstellung der Ereignisse für weniger plausibel Vorannahme der Interviewer führt zu einem der Annahme entsprechenden Verhalten gegenüber dem Verdächtigen Verdächtiger passt sein Verhalten
(verteidigt sich mehr) an und wird von außen entsprechend wahrgenommen (Tonbandaufnahmen) Lügendetektion Nur wenig besser als der Zufall
Unterscheidung von Lüge und Wahrheit mit hohem adaptiven (anpassungsfähigen) Vorteil
Jedoch: Unerkannt zu lügen bringt dem Lügner auch einen adaptiven Vorteil
Vier Kanäle:
o o o
Das Gesagte Mimik Nonverbales Verhalten
o
Paraverbales Verhalten (z.B. Stimmlage, Sprechtempo, Betonung usw.) schwer zu kontrollieren; daher häufig beste Grundlage
Metaanalyse Bond und DePaulo (2006) „LD knapp besser als Zufall“ o o o
Lügendetektion im Durchschnitt nur knapp besser als der Zufall (54 % korrekt) kaum individuelle Unterschiede Expertise hilft nur wenig: Trefferquoten nach Ekman und O`Sullivan (1991) Studierende: 52,82 % Militär: 55,67 % Polizei: 55,79 %
Zwei Gründe/Erklärungen für schlechte Performanz (1) Grund: wenig valide Cues (Hinweisreize) Die meisten Cues sind nicht generell vaide
Keine Pinocchio-Nase
(2) Grund: Falsche Überzeugungen zu validen Cues Geringe Korrelation zwischen tatsächlich validen versus benutzten Cues (die die valide sind werden kaum genutzt) Anders gesagt: Menschen nutzen häufig die falschen Cues Beispiele für häufig für valide betrachtete Cues: „Lügner wenden den Blick ab/blinzeln kein valider Cue „Lügner stottern, zappeln herum etc.“ keine validen Cues Lügner zeigen Stressreaktionen kein valider Cue Warum werden wir nicht besser? Wettrüsten zwischen Kommunikator und Rezipient (Empfänger einer Nachricht, z.B. Zuhörer)
Verbesserte Performanz möglich Keine perfekten Ergebnisse, aber Verbesserungen durch:
Spezifische Interviewtechniken
„unbewusstes Denken“ o o o
Mehr Cues werden berücksichtigt (Erhöhung der Reliabilität, weil Fehler unkorreliert sind) Validere Cues werden berücksichtigt Weniger Einfluss (falschen) stereotypen Wissens über Cues
Abschließende Bemerkungen zu PW
Ist eine komplexe Aufgabe
„unterm Strich“ gelingt diese komplexe Aufgabe relativ gut o Ein Grund dafür ist die Anwendung von Vereinfachungen, Heuristiken und stereotypen Wissensinhalten o
Aus Vereinfachung können jedoch systematische Fehler resultieren
Faktoren, die vor Fehlern schützen o Expertise erhöht Genauigkeit bei Personenurteilen o Hohe Verarbeitungsintensität durch Motivation/Möglichkeit reduziert Fehler o Betrachtung vieler Informationen reduziert Fehler...