7. Intergruppenkonflikte PDF

Title 7. Intergruppenkonflikte
Author Beata Wasilewski
Course Sozialpsychologie
Institution Universität Wien
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Intergruppenkonflikte

1. Frustration und Vorurteile

(a) Scapegoat Theory of Prejudice/Sündenbocktheorie (Allport, 1954)  besagt, dass der Mensch – wenn er frustriert ist – die eigentliche Ursache seiner Aggression verdrängt und auf ein zweckmäßiges Ziel verlagert – eine Fremdgruppe, die unbeliebt, leicht identifizierbar und relativ machtlos ist  d.h. wir richten unsere Vorurteile gegen (greifbare) Ersatzobjekte oder -personen, wenn die wahren Ursachen unserer Frustration entweder unbekannt, nicht erreichbar oder zu mächtig sind  Annahmen: -

wird man bei der Zielerreichung behindert, führt dies zu Ärger und Frustration

-

die dann aktivierten Emotionen ähneln den Emotionen zu einer negativ bewerteten Fremdgruppe 1

-

Emotionen werden im Gedächtnis mit der Fremdgruppe assoziiert

 Probleme dieser Theorie: -

es ist unklar, welche Gruppe als „Scapegoat“ gewählt wird

-

Frustration führt nicht immer zu Aggression

Experiment von Miller & Bugleski (1948):  VP = Kinder im Ferienlager in den USA  Ablauf: Messung der Einstellung zu Japanern/Mexikanern: - 1. Messung -

Frustration: ein interessanter Abend in der Stadt wurde erwartet, stattdessen aber ein langweiliger Abend im Lager

-

2. Messung

 Ergebnis: mehr Vorurteile bei der 2. Messung

(b) Downward Comparison Theory (Ehrlich, 1973; Wills, 1981)  Menschen mit einem herabgesetzten Selbstwert suchen positive Vergleiche Studie von Fein & Spencer (1997):  Ablauf: -

es wurde ein Leistungstest durchgeführt und entweder positives oder negatives Feedback gegeben

-

der Selbstwert wurde gemessen

-

danach sollte die VP entweder einen jüdischen oder einen

-

italienischen Bewerber bewerten der Selbstwert wurde noch einmal gemessen

 Vorurteil bei Juden: Juden sind verwöhnt

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 Ergebnisse: bei einem positiven Feedback wurde niemand abgewertet + die Veränderung des Selbstwerts war gering; bei negativem Feedback: der jüdische Bewerber wurde viel schlechter bewertet als der italienische nicht + der Selbstwert stieg bei Abwertung des Juden

Führt die Bedrohung des Selbstwerts immer zu Vorurteilen?  Fein & Spencer (1997): nur wenn es ein gängiges Stereotyp/Vorurteil gibt, das angewendet werden kann  Crocker (1987): trifft auf Personen mit chronisch hohem Selbstwert zu, nicht bei Personen mit chronisch niedrigem Selbstwert (  sind es nämlich gewohnt, frustriert zu sein + fühlen sich in frustrierenden Situationen sogar bestätigt)

2. Relative Deprivation (Crosby)

 Anwendungsbereich: benachteiligte Gruppe  Grundannahmen: -

die Zufriedenheit der Gruppen hängt nicht allein von den objektiven Gegebenheiten ab  eine wichtige Rolle spielt hier auch das subjektive Gefühl von Benachteiligung, Diskriminierung und Vernachlässigung

-

wichtig ist der Vergleich zu anderen Gruppen (z.B. wichtig ist, dass ich mehr verdiene als mein Nachbar, aber nicht so wichtig wie viel ich absolut verdiene)

Studie von Stouffer (1949): Military Police

- niedriger Status 3

- geringe Beförderungschancen  zufrieden

- keine Diskrepanz zwischen :  selbst – andere 

Air Corps - hoher Status - hohe Beförderungschancen  unzufrieden  keine relative Deprivation

erhofft – tatsächlich

- Diskrepanz zwischen :  selbst – andere 

erhofft - tatsächlich

 relative Deprivation

 Randbedingungen: - Ausmaß, in dem die aktuelle Situation von der erwarteten abweicht - Ausmaß, in dem dies als negativ erlebt wird - Häufigkeit der relativen Deprivation innerhalb der Gruppe

Crosby (1976) unterscheidet zwischen:  egoistische Deprivation: - Vergleich auf individueller Ebene (X hat mehr als ich) -

kein Zusammenhang zu Vorurteilen

 fraternale Deprivation: - Vergleich zwischen Eigen- und Fremdgruppe -

verstärkt Vorurteile

Kritik:  oft Posthoc-Erklärung  die Identifikation mit der Vergleichsgruppe ist unklar  ungenaue Spezifikation der Einflussvariablen, Moderatoren und Konsequenzen

3. Realistic Conflict Theory/RCT (Sherif; Campbell, 1965)

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 Anwendungsbereich: -

wie entstehen Konflikte? wie verlaufen sie?

-

wie können sie gelöst werden?

 Grundannahmen: -

Menschen als rational Handelnde

-

die Ursprünge von Konflikten liegen im Wettbewerb der Gruppen um knappe Ressourcen, politische Macht und sozialen Status (Konkurrenz!)

 = eine Weiterentwicklung der Theorie zur relativen Deprivation  veranschaulicht, wie Konflikte entstehen und verlaufen, aber auch wie sie aufgelöst werden können und haben daher auch praktischen Anwendungsbereich

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Shreifs Sommerlagerstudien  Sherif führte 3 Feldstudien durch, in denen er Kinder der amerikanischen Mittelklasse in 2 zufällige Gruppen einteilte, die kaum in Kontakt waren  es bildeten sich Freundschaften und Gruppenstrukturen durch gemeinsame Aktivitäten und Projekte (Zusammengehörigkeitsgefühl wurde gestärkt)  dann gab es zwei Phasen: (1) es kam zum Wettbewerb zwischen den Gruppen (Konflikt) (2) es war Kooperation der beiden Gruppen nötig, da es ein übergeordnetes Ziel gab  ad. Phase (1): Wettbewerbe wurden veranstaltet (z.B. Football) und der Sieger bekam immer einen Preis  Konflikte und Spannungen entstanden; die Forscher haben den Konflikt gefördert, indem sie z.B. eine Lagerparty organisierten und den beiden Gruppen unterschiedliche Anfangszeiten mitteilten (das gute Essen war dann weg)  artete aus zu einer Schlägerei Negative Interdependenz führt zu: -

Feindschaft zwischen den Gruppen

-

negativen Stereotypen

-

gesteigerter Solidarität innerhalb der Gruppen

-

Ethnozentrismus

-

veränderten Gruppennormen 6

 die Harmonie konnte nicht mehr hergestellt werden, auch wenn man die Konflikte und die Wettbewerbssituation beseitigte

 ad. Phase (2): Implementierung von übergeordneten Zielen  Hypothese: positive funktionale Interdependenz führt zu Kooperation und zu reduzierter Feindschaft zwischen den Gruppen: Sherif schuf Situationen, in denen die beiden Gruppen eine wechselseitige Interdependenz erlebten – die Notwendigkeit, sich aufeinander verlassen zu können, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: 1. Zusammenbruch der Wasserversorgung  alle mussten gemeinsam nach dem Problem suchen 2. Film anschauen  jede Gruppe gibt Geld zum Ausleihen 3. Wagen mit Essen bleibt stecken  mit gemeinsamer Kraft wurde der Wagen mit dem Seil herausgezogen

 Hypothese wurde bestätigt: infolge wiederholter Kooperationen kam es zu einer Verringerung der feindseligen Gefühle und der negativen Stereotypisierung; gleichzeitig verstärkte sich die Tendenz zur Bildung intergruppaler Freundschaften und Solidarität

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Ergänzung 1: der Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif) zufolge stehen Einstellungen und Verhaltensweisen von Gruppenmitgliedern in einem funktionalen Verhältnis zu Gruppeninteressen und Zielen:

 sind die Ziele von Eigengruppe und Fremdgruppe unvereinbar (negativ interdependent), ergeben sich negative Vorurteile sowie feindselige und aggressive Verhaltensweisen gegenüber der Fremdgruppe

 Bsp. für negative Interdependenz: Fußball-Match  beide Mannschaften möchten gewinnen, aber nur eine kann gewinnen  der Sieg der einen Mannschaft bedeutet zwangsläufig die Niederlage der anderen  führt zu verstärkter Wettbewerbsorientierung zwischen den beteiligten Gruppen und erhöhter Geschlossenheit innerhalb der Gruppe

 sind die Gruppen beim Erreichen ihrer Ziele aufeinander angewiesen (positiv interdependent), ergeben sich positive Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe und kooperative Verhaltensweisen, weil diese in Hinblick auf die Gruppenziele funktional sind

Unterschiedliche Arten der Bedrohung (Stephan & Renfro, 2002)

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Potentielle Probleme der realistischen Konflikttheorie 1. positive Interdependenz ist keine notwendige Voraussetzung zur Bildung einer Gruppe 2. negative Interdependenz ist keine notwendige Voraussetzung von Intergruppenkonflikten 3. superordinierte Ziele sind nicht immer hinreichend zur Reduktion eines Konflikts

4. Theorie der sozialen Identität (Tajfel)

 Basis: Menschen sind motiviert, sich zu vergleichen (Festinger: Theorie der sozialen Vergleichsprozesse (des sozialen Vergleichs)  besagt, dass Menschen Informationen über das eigene Selbst durch den Vergleich mit anderen gewinnen können)

 grundlegende Annahmen: -

der Mensch hat ein Bedürfnis nach einem positiven Selbstkonzept (Aufrechterhaltung oder Erreichung) 9

-

die personale Identität bezieht sich auf uns als Individuum, aber das Selbstkonzept wird auch über die Mitgliedschaft in Gruppen definiert = soziale Identität

-

unser Selbstwert resultiert u.a. aus dem Vergleich der Eigengruppe mit anderen Gruppen  da wir Mitglied von mehreren Gruppen sein können, können wir auch verschiedene soziale Identitäten haben

-

Situationen variieren auf einem Kontinuum von interpersonal zu intergruppal

 Konsequenz: -

man hat die Motivation positive Distinktheit zu erlangen Favorisierung der Eigengruppe (ist z.B. auch in Urteilstendenzen zu erkennen)

Studie von Tajfel & Turner (1979): Minimalgruppen-Paradigma – Was ist eine minimale, aber hinreichende Bedingung zur Induktion von Gruppenverhalten?  VP wurden – angeblich wegen ihrer Vorliebe für bestimmte Bilder – per Zufall einer Gruppe zugeteilt („Klee-Stil“ oder „Kadinsky-Stil“)  obwohl sich die VP vorher nicht kannten und während des Experiments nicht miteinander interagierten, mochten sie Mitglieder der Eigengruppe lieber und beurteilten ihre Persönlichkeit als angenehmer und ihre Arbeit als besser  Aufgabe: Verteilen von Geld und anderen Belohnungen  Ergebnis: die VP teilten das Geld mehr den Mitgliedern der Eigengruppe zu, tw. auf eine feindselige Art und Weise  Bsp.: wenn sie die Wahl hatten, gaben sie sich selbst lieber nur 2 $, wenn das bedeutete einem Mitglied der Fremdgruppe nur 1 $ statt 3 $ zu geben  Schlussfolgerungen: auch wenn die Gründe für eine Differenzierung gering sind, möchte man als Mitglied der Eigengruppe gegen die Fremdgruppe gewinnen  führt dazu, dass 10

man sie unfair behandelt, weil diese Taktik das eigene Selbstwertgefühl + das Gefühl nach Zugehörigkeit stärkt  wenn die Eigengruppe gewinnt, dann nimmt der Stolz und die Identifikation mit dieser Gruppe zu

der Mensch hat das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit positiver und distinkter Identität  durch soziale Vergleiche mit relevanten out-groups erlebt man entweder eine positive (soziale) Identität, die man aufrechterhalten oder weiter ausbauen möchte, oder eine negative Identität  in diesem Fall sucht man nach Veränderung (z.B. Gruppe verlassen und einer anderen beitreten oder die eigene Gruppe aufwerten)  man erlebt Statusunterschiede, die man entweder als instabil bzw. illegitim wahrnimmt oder als stabil bzw. legitim: Strategien zum Umgang mit der Identität:

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 bei instabilen/illegitimen Statusunterschieden greift man auf kollektivistische Strategien zurück: 1. Konfrontation: es wird die direkte Konfrontation mit der outgroup gesucht, um danach den Status der beiden Gruppen neu zu bewerten  Bsp.: das Aufeinandertreffen zweier Fußballmannschaften, die oben erwähnten Ferienlagerexperimente von Șherif (sozialer Wettbewerb)

2. Kreativität: Mitglieder einer Status-niedrigeren Gruppe versuchen entweder: -

die Vergleichsdimension zu wechseln  Bsp.: Bauern aus einem Dorf merken, dass sie weniger Kühe haben als die Bauern eines anderen Dorfes und messen daraufhin den Erfolg als Bauern nicht mehr in der Anzahl der Kühe, sondern in der Anzahl der Schweine

-

die Vergleichsgruppe zu wechseln  Bsp.: man vergleicht sich also nicht mehr mit den Bauern aus dem einen Dorf, sondern mit Bauern aus einem anderen Dorf

3. Umbewertung (vom Negativen zum Positiven): -

die Interpretation der Attribute wechseln  Bsp.: ein Bauer, der seinen Lebensunterhalt mit besonders wenigen Kühen bestreitet, könnte als ein besonders guter Bauer angesehen werden, anstatt eines Bauern, der besonders viele Kühe hat; man ist nicht faul, sondern genießt das Leben

4. Absorption in die Gruppe: sodass man nicht mehr als Individuum auffällt  bei stabilen/legitimen Statusunterschieden greift man auf individualistische Strategien zurück: 12

1. Soziale Mobilität: Individuen versuchen ihre Gruppe zu verlassen und in eine statushöhere Gruppe aufzusteigen 2. Vergleich innerhalb der Gruppe: statt mit anderen Gruppen

ad. Distinktheit:



 attributionstheoretische Beschreibungsdimension, mit deren Hilfe sich (neben Konsensus und Konsistenz ) die Attributionsrichtung vorhersagen lässt  Distinktheit beinhaltet unterschiedliche Situationen bzw. Reize und ist hoch, wenn z.B. die Emotion Freude nur bei Sonnenuntergängen im Ruhrgebiet auftritt, jedoch nicht bei Sonnenuntergängen in anderen Gebieten dieser Welt (ANOVA-Modell)

 positive soziale Distinktheit entsteht, wenn das Ergebnis des Vergleichs als befriedigend für die eigene Gruppe erlebt wird

ad. distinkt:



 (eindeutig) abgegrenzt bzw. (klar) unterschieden

Wann sind Gruppenmitgliedschaften salient?/Kategoriale Salienz (Oakes, 1987)  Zugänglichkeit der Kategorie im Gedächtnis (accessibility) : -

häufig oder vor kurzer Zeit verwendet (Verfügbarkeit) mit einer psychologischen Situation verknüpft (Aktivierbarkeit)

 Passung von sozialen Kategorien zu den Eigenschaften der Stimuluspersonen (fit) : -

strukturelle/komparative Passung: konsistente Unterschiede, z.B. bei Meinungen; Bsp.: in einer Klasse sitzen alle Burschen links und alle Mädchen rechts  es liegt eine hohe Korrelation zwischen der Geschlechtskategorie (männlich vs. weiblich) und der 13

Sitzposition (li vs. re) vor = eine strukturelle Passung der Geschlechtskategorie, bei der die Sitzposition inhaltlich nicht mit den Geschlechtsstereotypen verbunden ist -

normative Passung: sich verhalten wie es dem Stereotyp entspricht; Bsp.: alle Burschen wählen den Mathekurs und alle Mädchen Sozialkunde  es liegt eine strukturelle Passung zwischen der Geschlechtskategorie und der Kurswahl vor + auch normative Passung, weil die Präferenzen für die unterschiedlichen Fächer inhaltlich leicht mit den Geschlechtsstereotypen verbunden werden können (z.B. „Burschen sind technisch interessiert, Mädchen eher sozial interessiert.“)  setzt also einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen dem Verhalten von Stimuluspersonen und den gespeicherten Stereotypen voraus  bezieht also die soziale Bedeutung der Ähnlichkeiten und Unterschiedlichkeiten mit ein



ad. normative/strukturelle Passung:

 resultiert aus einem Vergleich zwischen den Eigenschaften der Stimuluspersonen mit den gespeicherten Stereotypen der wahrnehmenden Person  eine hohe Passung liegt dann vor, wenn nur geringe Unterschiede innerhalb der Kategorien existieren, die Unterschiede zu Personen außerhalb dieser Kategorien aber groß sind

5. Theorie der Selbstkategorisierung (Turner)

 = auch Theorie der Gruppenformierung und sozialen Selbstdefinition  = eine Weiterentwicklung der Theorie der sozialen Identität, aber nicht als Ersatz gedacht, sondern als allgemeinere Theorie die erstere miteinschließt 14

 Ziel: nicht, ein bestimmtes Verhalten zwischen Gruppen zu erklären, sondern die kognitiven Voraussetzungen und Mechanismen zu beschreiben, die es den Menschen überhaupt erst ermöglichen, besondere Verhaltensweisen als Gruppenmitglieder zu zeigen  Annahmen: -

durch soziale Kategorisierung begreift man sich selbst

-

Selbstkategorien sind ein Bestandteil unseres Selbstkonzepts

 drei Abstraktionsebenen der Selbstkategorisierung: 1. abstrakte Ebene: Kategorisierung des Individuums als menschliches Wesen (im Gegensatz zu Tieren und Pflanzen) 2. soziale Ebene: Zuordnung sozialer Kategorien (z.B. Mann – Frau; Student)  Ingroup-/Outgroup-Kategorisierungen: man ordnet sich als Mitglied bestimmter Gruppen ein, indem man nach Ähnlichkeiten zu bestimmten Gruppen sucht oder Unterscheidungen zu Mitgliedern anderer Gruppen trifft 3. individuelle Ebene: Kategorisierung der eigenen Person im Vergleich zu anderen Gruppenmitgliedern (z.B. Außenseiter, Opinion Leader) + Rolle in der Gruppe  d.h. man sucht nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen einem Selbst und anderen Ingroup-Mitgliedern  als Teil einer Gruppe fühlt man sich gleich mit anderen Gruppenmitgliedern bezüglich des Unterschieds zu anderen Gruppen  durch Selbstkategorisierung stereotypisiert man sich selbst  es kommt zur Depersonalisierung

Depersonalisation

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 Faktoren, die die Salienz der Vergleichsdimension auf der IngroupOutgroup-Ebene erhöhen, führen dazu, dass die Wahrnehmung der Ähnlichkeit mit den Ingroup-Mitgliedern erhöht wird  die individuelle Selbstwahrnehmung wird depersonalisiert, d.h. man greift auf Stereotype zurück, die den Charakter der IngroupMitgliedschaft beschreiben  diese Depersonalisation ist – laut dieser Theorie - die Ursache für alle bekannten Gruppenphänomene  Turner weist darauf hin, dass unter Depersonalisierung in diesem Zusammenhang nicht der Verlust an individueller Identität zu verstehen ist, sondern dass es sich um einen Wechsel von der individuellen Ebene der Selbst-Kategorisierungen auf die soziale Ebene der Selbst-Kategorisierungen handelt

Rückblick: Intergruppenbeziehungen  Festinger: Theorie des sozialen Vergleichs  Crosby: Theorie der relativen Deprivation  Sherif: Theorie des realistischen Konflikts  Tajfel: Theorie der sozialen Identität  Turner: Theorie der Selbstkategorisierung

6. Reduktion von Vorurteilen und Intergruppenkonflikten

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(a) Reduktion durch Bildung/Information  Problem: impulsive und automatische Prozesse können dadurch nicht bekämpft werden

(b) Color-Blind-Ansatz  man tut so, als ob kein Unterschied vorhanden sei  je nachdem wie dieser Ansatz umgesetzt wird, kann er auch nützlich sein  Problem: gerade durch die Betonung, zwei Gruppen seien gleich, werden Unterschiede bzw. Kategorien salient es kommt zu einem Rebound Effekt, v.a. wenn man versucht, die Vorurteile zu unterdrücken

Experiment von Macrae, Bodenhausen, Milne & Jetten (1994): Stereotype rebound effect  Ablauf: Stufe 1: die VP sahen ein Foto eines Skinheads und sollten eine Passage über einen typischen Tag des Skinheads schreiben  zwei Gruppen: -

Gruppe_Unterdrückung: sollten Stereotype vermeiden

-

Kontrollgruppe: keine Instruktionen 17

Stufe 2: die VP sahen ein Foto eines zweiten Skinheads und sollten wieder einer Passage über den typischen Tag schreiben  es wurde diesmal keine Unterdrückung angewiesen  Ergebnis: jene VP, die in Stufe 1 Stereotype unterdrücken mussten, verwendeten in Stufe 2 viel mehr Stereotype

(c) Assimilation  = wenn sich eine (kleinere) Gruppe vollständig an eine andere (größere) Gruppe angleicht und dabei ihre Eigenheiten aufgibt (vormalige Kultur und Identität)  kann freiwillig oder mit Zwang geschehen  z.B. Migranten: geben ihre Sprache, Kultur, Gewohnheiten und Bräuche ihrer alten Heimat auf ...


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