Arthur Schopenhauer - Über die Grundlage der Moral PDF

Title Arthur Schopenhauer - Über die Grundlage der Moral
Course Schopenhauer - Grundlage der Moral
Institution Universität Konstanz
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Kurs war im SoSe 2016, Examen zu dem Thema im SoSe 20...


Description

Arthur Schopenhauer (1788-1860) Mitleidsethik 

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Die Mitleidsethik lässt sich der subjektivistischen Position zuordnen o subjektivistische Positionen:  1. Gefühle bilden die Grundlage der Moral  2. Die Moral kommt aus den Interessen der Menschen  z.B. Eudaimonismus, Kontraktualismus These: Die Grundlage der Moral sei das Mitleid o Stammvater der Mitleidsmoral: Schopenhauer (1841) Dennoch: Schopenhauer ist eigentlich kein Vertreter der Moral o Er will die Grundlage der Moral nicht begründen o Er will nicht zeigen, warum es vernünftig/rational ist, moralisch zu handeln o Er versteht „Grundlage“ in einem psychischen (motivationalen) Sinn  Er spricht von einem psychischen Prozess, der zum moralischen Handeln führt  Es geht um eine psychologische Frage o -> Wir finden also bei Schopenhauer keine wirkliche Moralkonzeption  Er zeigt lediglich auf, dass einige aus Mitleid haben und wir das besonders schätzen

Einleitung 









1837 stellt die königlich norwegische Gesellschaft der Wissenschaften die Preisfrage: o „Lässt sich die Freiheit des Menschlichen Willens aus dem Selbstbewusstsein beweisen?“ 1838 stellt sie folgende Preisfrage o „Ist die Quelle und Grundlage der Moral zu suchen in einer unmittelbar im Bewusstsein (oder Gewissen) liegenden Idee der Moralität und in der Analyse der übrigen aus dieser entspringenden moralischen Grundbegriffe oder aber in einem andern Erkenntnisgrunde?“  -> so entstand die Preisschrift über die Grundlage der Moral 1840: Die Societät kam zur folgenden Einschätzung: o Schopenhauer habe das Thema verfehlt und darüber hinaus einige führende Philosophen der Neuzeit verunglimpft 1860: o Schopenhauers Todesjahr o Zweite Auflage, in der eine Reihe von Änderungen und Zusätzen aufgenommen worden sind -> der Text folgt dieser Auflage Die drei Teile der Preisschrift: o 1) Einleitung  Erläuterung der Fragestellung und Methode der Untersuchung



 kurzer Rückblick auf bisherige Ansätze der Ethik o 2) „Kritik des von Kant der Ethik gegebenen Fundaments“ o 3) Schopenhauers Versuch einer „Begründung der Ethik“ Was aber hat Schopenhauer an der Ethik Kants im Einzelnen auszusetzen? o Er weist die imperative Form des Ansatzes als verfehlt zurück  Die Aufgabe der Ethik liege nicht darin, Gebote und Verbote aufzustellen, nach denen sich die Menschen zu richten hätten, sondern lediglich darin, deren Verhalten zu beschreiben und einsichtig zu machen  -> Schopenhauer tritt nicht für eine präskriptive, sondern für eine deskriptive Ethik ein  Kants imperative Ethik hingegen sei ein Relikt der theologischen Moral o Weiterer Einwand von Schopenhauer:  Er vertritt eine aprioristische Ethik, deren Fundament die reine praktische Vernunft bildet  Vorwurf: Eine aprioristische Ethik bleibe im bloßen Fundamentalismus stecken, sodass sie an einem „Mangel an realem Gehalt“ leide und nicht in der Lage sei, praktische Wirksamkeit zu entfalten  -> Schopenhauers Forderung: Die Triebfeder des moralischen Handelns müsse eine empirisch reale sein o Im Ausgang vom geschilderten Fundament, der reinen praktischen Vernunft, gelangt Kant zum Prinzip seiner Ethik, dem kategorischen Imperativ:  „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde“  Schopenhauer: Bei diesem Prinzip handelt es sich lediglich um eine formale Regel, wie soll es gelingen, mit ihrer Hilfe moralisch gute Maximen von schlechten zu unterscheiden?  Diese Aufgabe könne nur dann erfüllt werden, wenn man (über die formale Regel hinaus) auf eine materiale Voraussetzung rekurriert o Diese materiale Voraussetzung sei nicht anderes als ein kalkulierter Egoismus, der darauf hinausläuft, dass man lediglich deshalb einer Maxime folgt, weil es auf lange Sicht dem eigenen Vorteil dient, wenn sich alle an sie halten o Träfe dieser Befunde zu, ergäben sich daraus eine Reihe desaströser Konsequenzen für Kants Ethik  1) Der kategorische Imperativ wäre kein formales Prinzip mehr, als er in einer materialen Grundlage – nämlich der Goldenen Regel – fundiert wäre  2) Er würde nicht mehr kategorisch gelten, sondern hypothetisch, d.h. unter der Bedingung, dass jemand seinen eigenen Vorteil sucht  3) Es bliebe zu fragen, ob es tatsächlich immer vernünftig ist, auch die Interessen anderer zu berücksichtigen





Bei seiner „Begründung der Ethik“ geht es Schopenhauer nicht darum, normative Sätze aufzustellen, nach denen sich die Menschen richten sollen und sie als gültig auszuweisen o Es geht vielmehr darum, die Frage nach der Grundlage tugendhaften Handelns zu beantworten  Dabei stellt er fest: Die Menschen verfolgen in der Regel ihre eigenen Interessen, sie verhalten sich egoistisch  Bliebe es beim Egoismus und träte nichts entgegen, was ihm Einhalt geböte, so käme es zu einem Zustand, der sich als Krieg aller gegen alle charakterisieren ließe  Dabei setzt er voraus, dass egoistische Handlungen moralisch schlecht sind, während solche, die es nicht sind, moralisch gut sind  Parallele zu Kant:  Der moralische Wert einer Handlung bemisst sich nicht einfach danach, wie sie sich äußerlich darbietet, sondern ganz entscheidend danach, welcher Triebfeder sie entspringt o Auf diese Weise macht er sich die Unterscheidung zwischen der Legalität und der Moralität einer Handlung zu eigen  Jeder Handlung – sei es die eigene oder fremde – liegt das Wohl und Wehe als letzter Zweck zugrunde  Auf diese Weise gelangt er zur folgenden Einteilung: Es gibt nur drei Grund-Triebfedern der menschlichen Handlungen: a) Egoismus; b) Bosheit; c) Mitleid  Diesen drei Triebfedern ordnet Schopenhauer drei Maximen zu:  1) Egoismus: neminem iuva, imo omnes, sie forte conducit, laede  2) Bosheit: omnes, quantum potes, laede  3) Mitleid: neminem laede, imo omnes, quantum potes, iuva o -> Für Schopenhauer kommt allein das Mitleid als echte Triebfeder moralischen Handelns in Frage  Als das Fundament moralischen Handelns kann das Mitleid dem Egoismus auf unterschiedliche Weise entgegenwirken  Zwei Möglichkeiten: o 1) Anderen kein Leid zufügen (neminem laede) o 2) Darüber hinaus wird ihm Hilfe zuteil (omnes iuva)  Beides zusammen kommt genau in der bereits genannten Maxime zum Ausdruck, die Schopenhauer auf das Mitleid bezieht: Neminem laede, imo omnes, quantum potes, iuva  Darüber hinaus ordnet er den beiden Komponenten der Maxime die beiden Kardinaltugenden, Gerechtigkeit und Menschenliebe, zu Vierter Teil der Preisschrift: Versuch, das „Urphänomen“ des Mitleids zu beleuchten

o Im Mitleid gilt der Unterschied zwischen dem Subjekt und dem Anderen in gewisser Weise als aufgehoben o Um diese geheimnisvolle Tatsache begreiflich zu machen, macht Schopenhauer zunächst geltend, dass der Unterschied zwischen dem Subjekt und dem Anderen bloß in empirischer, nicht aber in metaphysischer Hinsicht besteht o Im Ausgang von Kants transzendentalem Idealismus nimmt Schopenhauer an, der Mensch erkenne die Wirklichkeit nur, sofern sie raum-zeitliche Erscheinung sei, nicht aber als Ding an sich  Das treffe auch auf das Subjekt zu o Schopenhauer glaubt also, dass lediglich im Bereich der Erscheinung bzw. der empirischen Wirklichkeit unterschiedliche Subjekte gegeben seien  Denn Raum und Zeit erstrecken sich bloß auf die Erscheinung und sind die Bedingung der Möglichkeit dafür, dass uns individuelle Dinge gegeben sind (principium individuationis)  Sei hingegen das Individuationsprinzip aufgehoben, so gelte das auch für die Differenz zwischen dem Subjekt und dem Anderen, an deren Stelle das Ding an sich als das einheitliche Prinzip alles Seiende trete  Was aber das Mitleid anbelangt, so liegt ihm genau diese Auffassung zugrunde

Preisschrift über die Grundlage der Moral Die von der Königlichen Societät aufgestellte Frage, nebst vorangeschickter Einleitung: 



Die ursprüngliche Idee der Moralität oder der Hauptbegriff vom obersten Moralgesetzt tritt sowohl o in derjenigen Wissenschaft hervor, deren Zweck ist, die Erkenntnis des Sittlichen darzulegen als auch o im wirklichen Leben, woselbst sie sich in im Urteil des Gewissens über unsere eigenen Handlungen und in unserer moralischen Beurteilung der Handlungen Anderer zeigt o das passiert mit einer ihr eigentümlichen, aber keineswegs logischen Notwendigkeit Mehrere machen von jener Idee unzertrennliche und aus ihr entsprungene moralische Hauptbegriffe (Pflicht, Zurechnung) mit gleicher Notwendigkeit sich geltend

Frage: Ist DIE QUELLE UND GRUNDLAGE DER MORAL zu suchen in einer unmittelbar im Bewusstsein (oder Gewissen) liegenden Idee der Moralität und in der Analyse der übrigen, aus dieser entspringenden, moralischen Grundbegriffe, oder ab in einem andern Erkenntnisgrund?

Wird denn nach einer Quelle von Erkenntnissen gefragt, aus denen Einsichten herausfließen, dass man sich so uns so verhalten soll (Frage 1.) oder nach einer Quelle von Handlungen/Verhaltensweisen (Frage 4.)?

Fundament der Moral 



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1. Vorstellung einer Ableitung der moralischen Aussagen (Imperative oder Vorschriften) aus einem evidenten oder mehreren (evidenten) Grundprinzipien o Diese Grundprinzipien müssen selbst eine Form der Vorschrift haben, damit man daraus einen Imperativ ableiten kann o -> Die Moral ist ein System von Verhaltensvorschriften  Man möchte ein Grundprinzip, aus dem die anderen Vorschriften folgen und gegen das nicht verstoßen werden kann o Eine Vorschrift ist eine präskriptive Aussage: d.h. sie drück ein sollen aus o -> Die Moral ist ein System solcher Soll-Sätze und solche lassen sich nicht aus ist-Sätzen (deskriptive Sätze herausziehen)  Hume: Sein-Sollen-Fehlschluss  Aus ist-Sätzen kann man keine soll-Sätze ableiten 2. Warum sollte ich überhaupt moralisch handeln? o Warum sollte ich mich an das Grundprinzip halten? o Bsp. Eudaimonismus: Weil es mich glücklich macht 3. Warum besteht die Moral gerade in diesen Vorschriften? 4. Warum handeln wir moralisch, wenn wir es tun? o Die Frage nach dem Motiv 1+3: Die Akademie stellt eine erkenntnistheoretische Frage o Die Akademie zielt auf einen Erkenntnisgrund ab 2+4: sind handlungstheoretisch

I. Einleitung §1 Über das Problem (S. 5) 



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1) Die Preisfrage ist auf das objektiv wahre Fundament der Moral und folglich auf der Moralität gerichtet o Also: Was ist die Grundlage/das Fundament, die Quelle der Moral? o Eine Akademie wirft diese Frage auf:  als Akademie kennt sie nur theoretische und nicht praktische Zwecke  Die Akademie will die rein philosophische Darlegung des letzten Grundes zu allem moralischem Wohlverhalten  sie will NICHT eine auf praktische Zwecke gerichtete Ermahnung zur Rechtlichkeit und Tugend, gestützt auf Gründe, deren Scheinbarkeit man hervorhebt und deren Schwäche man verschleiert 2) Die theoretische Untersuchung des Fundaments der Moral unterliegt dem ganz eigenen Nachteil, dass sie leicht für ein Unterwühlen dessen, welches den Sturz des Gebäudes nach sich ziehen könnte, gehalten wird o Denn das praktische Interesse liegt hier dem theoretischen so nahe, dass sein wohlgemeinter Eifer schwer zurückzuhalten ist von unzeitiger Einmischung (S. 6) -> Konklusion aus diesen beiden Prämissen: Völlige Redefreiheit für Schopenhauer und Recht, alles zu bezweifeln Weitere Schwierigkeit: o Die Königliche Societät will das Fundament der Ethik allein für sich, abgesondert von der Metaphysik o Problem: Das macht die Leistung unvollkommen:  Metaphysik als Teil der Moralphiloxophid  In der Philosophie muss das ethische Fundament selbst wieder einen Anhaltspunkt und seine Stütze in irgendeiner Metaphysik haben, d.h. an der gegebenen Erklärung der Welt und des Daseins überhaupt  Überhaupt ist die Philosophie ein zusammenhängendes Ganzes, dass es eigentlich unmöglich ist, irgendeinen Teil daraus erschöpfend zu behandeln, ohne alles Übrige miteinzubeziehen o Von einer gegebenen und als wahrgenommenen Metaphysik aus, würde man auf synthetischem (verknüpfendem) Wege zum Fundament der Ethik gelangen (S. 7)  Ethik wäre fest gestützt o Bei einer Sonderung der Ethik von aller Metaphysik, bleibt nichts übrig, als das analytische Verfahren, welches von Tatsachen, entweder der äußeren Erfahrung oder des Bewusstseins, ausgeht  -> die ganze Erklärung bleibt dann eine bloß psychologische (S. 8) Das Fundament, auf das die Ethik gestellt werden soll, wird sehr schmal ausfallen



o Denn von Vielem, was an den Handlungen der Menschen legal, billigungswert oder lobenswert ist, ist nur der kleine Teil aus rein moralischen Bewegungsgründen entsprungen  Der größere Teil wird aber andersartigen Motiven zugestanden o Die legalen und lobenswerten Handlungen der Menschen besitzen oft gar keinen oder nur einen kleinen Teil rein moralischen Gehalts  Sie beruhen vielmehr auf Egoismus Anmerkungen: o Die Frage, was das Fundament der Moral ist, kann verschieden aufgefasst werden  1. Es kann eine erkenntnistheoretische Frage sein  2. Es kann eine motivationstheoretische Frage sein o Schopenhauer pocht auf das Motiv der Handlung  Er bestimmt das moralische Handeln allein durch das Motiv  Er sagt explizit, dass eine Handlung aus egoistischen Gründen keine Moral ist  Er diskutiert auch den Eudaimonismus und kritisiert ihn stark  Auch bei der Kritik der Theologie wird diese motivationstheoretische Richtung deutlich  Er halbiert gewissermaßen den moralischen Begriff  Der Aspekt des Verpflichtetseins fehlt  Aber: Es ist doch ein Handeln, das gefordert ist

§2 Allgemeiner Rückblick (S. 9) 



Theologische Moralbegründung: Dem Volk wird die Moral durch die Theologie begründet; als ausgesprochener Wille Gottes o Zurückführung der moralischen Vorschriften auf den Wille Gottes Die Philosophen bemühen sich, diese Art der Begründung völlig auszuschließen -> Weshalb? o Für Schopenhauer lässt sich keine wirksamere Begründung der Moral denken als die theologische  Denn wer würde so vermessen sein, sich dem Willen des Allmächtigen und Allwissenden zu widersetzen?  Gewiss niemand, wenn es keinen Zweifel an ihn gäbe o Ein durch angedrohte Strafe und verheißende Belohnung zu Wege gebrachtes Handeln ist mehr dem Scheine nach eine moralische Handlung (S. 10)  Weil die Handlung im Grunde auf Egoismus beruht o Woran scheitert die Moralbegründung?  1. Woher wissen wir, dass diese Vorschriften von Gott kommen?  Wir müssen einen Beleg haben, dass dies Gottes Willen ist, aber diesen Beweis haben wir nicht

2. So würde kein moralisches Handeln „begründet“ werden, sondern ein egoistisches  Und wer egoistisch motiviert handelt, handelt nicht moralisch  -> Schopenhauer geht es stark um die Motivationsfrage! Durch den Einfluss des Kantischen Philosophie und durch den Fortschritt aller Naturwissenschaften haben im Laufe der letzten fünfzig Jahre die philosophischen Grundüberzeugungen der Gelehrten Europas eine Umwandlung erlitten o In Folge dessen sind die alten Stützen der Ethik morsch geworden o Für die Ethik müsse es noch andere Stützen geben als die bisherigen  -> Grund, weshalb die Königliche Societät die Preisfrage gestellt hat Zu jeder Zeit ist Moral gepredigt worden, aber die Begründung hat immer im Argen gelegen o Hierbei ist das Bestreben sichtbar, irgendeine objektive Wahrheit zu finden, aus welcher die ethischen Vorschriften sich logisch ableiten ließen  Man hat in der Natur der Dinge oder in der des Menschen gesucht, aber vergebens  Immer ergab sich, dass der Wille des Menschen nur auf sein eigenes Wohlergehen (Glückseligkeit) gerichtet sei  Das bringt das Streben des Menschen auf einen ganz anderen Weg als die Moral Eudaimonismus: Dann versuchte man die Glückseligkeit mit dem Tugend gleichzusetzen oder die Glückseligkeit als Folge oder Wirkung der Tugend zu charakterisieren o Hier geht es nicht um die Frage, was denn moralisch gut ist o Es geht dabei um die Frage, warum man denn moralisch handeln sollte und zwar, weil man dadurch zum Glück gelangen kann o Moralbegründung heißt bei Schopenhauer ein Motiv zu haben Letztlich sind alle Versuche laut Schopenhauer als gescheitert anzusehen Der neuste Versuch, die Ethik zu begründen, stammt von Kant o Ganz allein diesem Versuch widmet Schopenhauer eine kritische Untersuchung (S. 12) o Denn Kants Moralreform gab dieser Wissenschaft eine Grundlage, die wirkliche Vorzüge vor den früheren hatte o Ebenso ist sie immer noch das letzte Bedeutende, das in der Ethik (in den letzten 60 Jahren) geschehen ist o Hinzu kommt:  Die Prüfung gibt Anlass, die meisten ethischen Grundbegriffe zu untersuchen und zu erörtern (S. 13) o Und Schopenhauers Moralbegründung wird in den wesentlichsten Punkte der Kantischen diametral entgegengesetzt (genau entgegengesetzt) sein Schopenhauer will den kategorischen Imperativ von Kant als unberechtigt, grundlos und erdichtet darstellen o Kants Ethik mangelt es am einem soliden Fundament und somit befindet sich die Moral wieder in ihrem Zustand der Rastlosigkeit 







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Man kann sagen, dass Schopenhauer seinen Antipoden Kant attackiert o Schopenhauer bestimmt das moralische Handeln allein durch das Motiv  Es fehlt vor allem die Verpflichtung zu dem Tun  Moralische Pflichten und Rechte haben bei Schopenhauer keinen Platz  Er verwirft die Form des Sollen und auch die imperative Form der Ethik  Der Begriff des Sollens gelte allein in der theologischen Moral und außerhalb derselben verliere dieser Begriff jeden Sinn und Bedeutung o -> Schopenhauer wirft Kant vor, dass er eine verdeckt theologische Konzeption entworfen hat

III. Begründung der Ethik (S. 83) §12 Anforderungen  

Kants Begründung der Ethik als eine bloße Verkleidung der theologischen Moral Künstliche Begriffskombinationen jener Art können nicht den wahren Antrieb zur Gerechtigkeit und Menschenliebe enthalten

§13 Skeptische Ansicht (S. 84)  

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Skeptische Ansicht auf die Moral Oder: Geht aus all den gescheiterten Versuchen hervor, dass es gar keine natürliche von menschlicher Satzung unabhängige Moral gibt? o Dass sie nur ein Mittel ist, um die eigensüchtigen und boshaften Menschen zu bändigen?  Moral als Produkt menschlicher Satzung, „künstliche Moral“ o Dass sie ohne die Stütze der positiven Religion zusammenfallen würde, weil sie keine natürliche Grundlage hat?  Moral als Produkt göttlicher Satzung, „natürliche Moral“ Justiz und Polizei können nicht überall ausreichen o Weil manche Vergehen so schwer sind, dass ihre Bestrafung misslich ist Das bürgerliche Gesetz kann höchstens Gerechtigkeit, nicht aber Menschenliebe und Wohltun erzwingen o -> Hypothese: Die Moral beruhe allein auf der Religion und hätte zum Zweck, das Komplement zur notwenigen Unzulänglichkeit der Staatseinrichtung und Gesetzgebung zu sein Eine natürliche, d.h. bloß auf die Natur der Dinge oder des Menschen gegründete Moral, könne es demnach nicht geben Man würde irren, wenn man glaubte, dass alle gerechte und legale Handlungen des Menschen moralischen Ursprungs wäre (S. 85) o In Wahrheit beruht behauptete Redlichkeit hauptsächlich auf zwei äußeren Notwendigkeiten

1) Auf der gesetzlichen Ordnung, mittels welcher die öffentliche Gewalt die Rechte eines Jeden schützt  2) Auf der erkannten Notwendigkeit des guten Namens, oder der bürgerlichen Ehre, zum Fortkommen in der Welt, mittels welcher die Schritte eines Jeden unter der Aufsicht der öffentlichen Meinung stehen  Schopenhauer verwirft also nicht jedes Sollen/Müssen  Er kennt das juridische Müssen o Also: Es gibt ein Sollen, aber das konstituiert sich in Bezug auf eine Sanktion  Man kann nur mit Hinblick auf die Sanktion von einem Sollen sprechen  Dann ist das eine eigennützige Handlung, weil man die Sanktion vermeiden möchte  Es gibt auch ein soziales Sollen/Müssen o Das bezieht sich auf Ansehen, soziales Vorkommen o Dann muss man sich so oder so verhalten, aber das ist wiederum eigennützig o -> Auch dieses Handeln ist kein moralisches Handeln -> Diese zwei Wächter also sind es, welche die öffentliche Rechtlichkeit bewahren und ohne welche wir übel dran wär...


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