Das Zeitalter des Imperialismus 19/20.Jh PDF

Title Das Zeitalter des Imperialismus 19/20.Jh
Course Geschichte
Institution Gymnasium (Deutschland)
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Das Zeitalter des Imperialismus 1. Begriff und Begrenzung -

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80er Jahre des 19. Jahrhunderts bis zur “Urkatastrophe” des Ersten Weltkriegs Versuch der europäischen Großmächte, sich durch Besetzungen von außereuropäischen Gebieten politischen und wirtschaftlichen Einfluss zu sichern, Konkurrenzkampf der europäischen Mächte + USA um vermeintlich herrenlose Regionen der Welt, Schlussphase des Ausbreitungsprozesses der westlichen Welt, Prozess der “herrschaftlichen Weltaneignung”, Ziel: Steigerung der Machtstellung des eigenen Staates formelle Herrschaft durch direkte militärische Besetzungen und Ausübung der politischen und verwaltungsmäßigen Kontrolle -> flächendeckende Ausdehnung der Herrschaft, vom Staat durch Gebietserwerbungen gesichert! informelle “friedliche” Herrschaft durch handelspolitische Nutzung/”ökonomische Durchdringung” , Handelsaustausch, Herrschaftsstrukturen der indigenen Bevölkerungen bleiben bestehen, verkehrstechnische Erschließung mit westlichen Finanzmitteln und Wissen, kulturelle Beeinflussung, Eingriff v.a. in Arbeitsverfassung (um Arbeitskräfte zu erzwingen), Eigentums- und Rechtsverhältnisse (Verfügung über Boden legitimieren), Rechtssystem (koloniale Herrschaft rechtlich absichern) -> sehr effektiv, da Kolonien politisch, kulturell und wirtschaftliche stark abhängig wurden

Der Kolonialismus der Frühen Neuzeit -

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Entdeckungen des 15-17.Jahrhunderts erste Expansionen von Spanien und Portugal nach Lateinamerika, frühe Form der Unterwerfung ansässiger Völker durch militärisch, sozial und wirtschaftlich überlegene Europäer -> “Kolonialismus” (von “colonia” :neue Siedlung, Niederlassung letztes Drittel des 15.Jh. : Eroberung der Indianderreiche Mittel- und Südamerikas durch Spanien und Portugal -> weltweites Empire mit Stützpunkten und Besitzungen im Fernen Osten und an der Westküste Afrikas 16. +17. Jh.: England, Frankreich und die Niederlande kolonialisieren Amerika und Indien Kolonialreiche dienten den wirtschaftlichen Interessen, Produktion und Export von Rohstoffe, agarischen Produkten und Gold und Silber, Mittel- und Südamerika: Silberbergwerke, Plantagen für Zucker, Kaffee und Kakao, Arbeit wurde durch indianische und afrikanische Sklaven verrichtet, Asien: friedliche Zusammenarbeit mit einheimischen Eliten genauere Kartografie und Verbesserungen der Nautik machten Expansionen möglich Rechtfertigung durch Kreuzzugsgedanken, Bekehrung der “Wilden” zum christlichen Glauben

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Die Phase des Hochimperialismus (70er-/80er-Jahre des 19. Jahrhunderts) -

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Prozess der territorialen Landnahme in Übersee beschleunigte sich zunehmenden Rivalitäten der europäischen Großmächte, später auch USA und Japan hohe militärische, wirtschaftliche und technologische Überlegenheit der imperialistischen Mächte -> indigene Bevölkerung hatte keine Möglichkeit zum Widerstand 1872: “Kristallpalastrede” des englischen Politikers Benjamin Disraeli, stellt Programm einer offen imperialistischen Kolonial- und Weltmachtpolitik -> Wettlauf um die Aufteilung der Welt -> französisches Protektorat über Tunesien (1881), Besetzung Ägyptens durch England (1882)

2. Motive und Bedingungsfaktoren -

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Ursachen und Bedingungsfaktoren sind vielschichtig, es gibt keine allgemeingültige Deutung, sondern verschiedene Ansätze ökonomische und soziale Veränderungen in den Staaten: rasantes industrielles Wachstum, politischer Modernisierungsprozess, neue soziale Schichten z.B. Arbeiterschaft entstehen technologische und machtpolitische Überlegenheit der Industriestaaten gegenüber traditionalistischen Gesellschaften, Gesellschaften an der Peripherie können sich weder geistig, noch materiell oder militärisch widersetzen ökonomische Faktoren: Dynamik des Industriekapitalismus mit Bewegung zur Erweiterung der inneren und äußeren Märkte, durch Kolonien soll Nachfrage nach Rohstoffen befriedigt werden, Absatzmärkte für Produkte und Direktinvestitionen, Siedlungsräume religiöse Missionierung und Kulturarbeit (zivilisatorischer Auftrag) Ablenkung von innergesellschaftlichen Druck und innenpolitischen Spannungen =”Sozialimperialismus” (Hans-Ulrich Wehler) -> Erfolge sollten politisches Machtgefüge und Zielhierarchie rechtfertigen nationales Prestige: Wettbewerb der nationalen Expansion, Anspruch auf Gleichberechtigung sollte untermauert werden -> euphorische Stimmung im Volk, die Druck auf Regierung ausübte: Stärke der Staaten schien im Auge des Volkes durch außereuropäische Positionen definiert später Wunsch nach weltpolitischer Gleichberechtigung und gerechter Aufteilung -> machtpolitische Rivalitäten werden stärker ökonomische Theorien: - John A. Hobson (1902):ungleiche Verteilung des Sozialprodukts in den Industriestaaten, Kapitaleigner sind zu Investitionen in Übersee gezwungen - Lenin (1916): Imperialismus sei unvermeidliches Produkt des Kapitalismus, da Kapitaleigner wegen Krisen weniger entwickelte Gebiete ausbeuten müssten, mit Gewinnen davon bestechen sie die nationalen Arbeiter

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national psychologische Theorien: nationalistische Begeisterung und erhoffte Stärkung des nationalen Selbstwertgefühls - sozial imperialistische Theorie: gesellschaftliche Probleme der Industriestaaten, äußere Erfolge sollen von diesen inneren Spannungen ablenken um Zusammenbruch des Systems zu verhindern - peripherieorientierte Erklärung: Imperialismus ist durch die Zusammenarbeit zwischen einheimischen Eliten und Kolonialmächten bedingt, Imperialismus sei demnach Reaktion auf unbefriedigende Verhältnisse in der Peripherie -> Imperialismustheorien sind standortbezogen und subjektiv!

3. Imperialismus im Deutschen Reich Gründe/Ziele -

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liberale Imperialisten (Max Weber etc): Zurückdrängung des agrarisch-aristokratischen Einflusses in der Gesellschaft (da kein Interesse an Kolonialismus), Verbesserung der Situation der Arbeiter und politische Integration, durch Wohlstand durch Exporte Sozialdarwinismus: “Kampf ums Dasein”, “Recht des Stärkeren”

vor Reichsgründung/unter Bismarck 1862-1879 -

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Ablehnung jeglicher Form von Kolonialerwerb, lehnte z.B. Angebot der Niederlanden ab, auf Curacao einen Stützpunkt zu errichten, um die USA nicht herauszufordern Desinteresse des Staates, wegen Fokus auf deutsche Innenpolitik -> Reichsgründung 1862: Vorteile der Kolonialpolitik für Handel und Industrie würden auf Illusionen beruhen, da Kosten höher als Nutzen seien, Marine sei noch nicht weit genug entwickelt ab 1840er: Wunsch nach Kolonien in der Gesellschaft -> 1870er: Vereine und Gesellschaften werden gegründet, die sich für den Erwerb von Kolonien einsetzen Norddeutscher Bund errichtet Marinestützpunkte, um Handel zu sichern z.T. einzelne Bestreben, Gebiete einzunehmen, Beispiel: Preußen 1859, Auftrag, chinesische Insel Formosa einzunehmen, Vorhaben wurde abgebrochen, um Handelsvertrag mit China nicht zu gefährden -> stattdessen ab 1876 Freundschaftsverträge mit Tonga, Samoa, Marshall-Inseln, Inseln bei Papua-Neuguinea -> wurden später Kolonien

1884-1890: erste Phase der deutschen Kolonialgeschichte, “Experimentierphase” -

Faktoren für deutschen Kolonialismus 1. lange vor 1880ern: protestantische Missionare waren in Afrika und Asien bereits aktiv -> in bürgerlichen Kreisen entsteht die Vorstellung einer “Zivilisierungsmission”: Deutschen hätten eine wichtige Aufgabe bei der kulturellen Verbesserung und Erziehung der indigenen Völker zu Fleiß und Arbeitsamkeit, Verbreitung des Christentums

4 2. globales Netz an Handelsbeziehungen ausgehend von den ehemaligen Hansestädten Bremen und Hamburg 3. nach Reichsgründung: direkte Agitation für koloniale Erwerbungen, unterstützt durch Deutschen Kolonialverein (Vernetzung mit nationalliberalen Politiker und Großindustriellen) -

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Bismarck favorisiert informellen Imperialismus nach britischem Vorbild, strebt weltweite Handelsherrschaft an, um im weltwirtschaftlichen Konkurrenzkampf bestehen zu können -> deshalb “kaufmännische” Regierung in den “Schutzgebieten”, aber keine Leitungsfunktion des Deutschen Reiches, Beteiligung auf ein Minimum beschränken Gründe für Kursänderung zum “formal empire” 1884/85: 1. “Sozialimperialismus” (Hans-Ulrich Wehler): ökonomische Vorteile lenken von innenpolitische Spannungen und Unzufriedenheit in der Gesellschaft ab a. private Kolonisatoren hatten großen Einfluss auf öffentliche Meinung, musste öffentlichen Druck nachgeben, für Beliebtheit 2. Kolonien können krisenhaften Situationen als Absatzmarkt für Überproduktion der Industrie dienen -> ökonomisch unerheblich, machten 2,5% des deutschen Außenhandels aus 3. “Deutschtum” der Auswanderer soll erhalten werden, zwischen 1880 und 1893 1,8 Mio nach Amerika -> nicht erfolgreich, von insgesamt 2,85 Mio Auswanderern gingen nur 12 000 nach Deutsch-Südwest 4. internationale Situation, Frankreich und England begannen mit der “Aufteilung” von Afrika, Deutschland wollte ein “Stück vom Kuchen” abbekommen, erhoffte sich zudem koloniale Kooperation mit Frankreich, um das angespannte Verhältnis zu verbessern und Partnerschaft zwischen Frankreich und England erschweren 5. kurzfristige Auslöser: deutsche Kaufleute in Afrika nehmen staatliche Hilfe in Anspruch, um ihre Interessen durchzusetzen -> Kolonialpolitik beginnt am 27.04.1884: - Bismarck weist deutschen Konsul in Kapstadt an, die Besitzungen des Kaufmanns Adolf Lüderitz in Südwestafrika unter den formellen Schutz des deutschen Staates zu stellen - “Schutzverträge” in den Gebieten von Carl Peters in Deutsch-Ostafrika - + Togo und Kamerun - April 1885: Wituland/Kenia - Mai 1885: Nordost-Neuguinea (Kaiser-Wilhelmsland), Bismarck-Archipel, Marshall-Inseln, Salomon-Inseln im Pazifik - 1888: Nauru - 1897-1899: Kiautschou, Karolinen, Marianen, Palau, West-Samoa - -> flächenmäßig drittgrößtes Kolonialreich Bismarck erhoffte sich, Kosten durch Handel decken zu können -> scheiterte - schlechte finanzielle Situation, Anfangsinvestitionen wurden unterschätzt, wodurch private Unternehmen Probleme bekamen - Aufstände der ansässigen Bevölkerung und Grenzstreitigkeiten mit britischen Gebieten

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- Medizinische Vorsorge und Ungezieferbekämpfung war unverzichtbar - Kolonien brauchten Verkehrserschließung, um nutzbar zu sein - -> Reichsbeamte mussten entsandt werden, Militärexpeditionen aber! Kolonien hatten in kollektiver Wahrnehmung der breiten Bevölkerungsschichten einen festen Platz, Ausstellungen, Forschungen und Postkarten vermittelten Bild der rassischen Überlegenheit der Deutschen (Sozialdarwinismus)

1880er erste Welle der Globalisierung - Ökonomie: Anteil der Exporte am Bruttosozialprodukt stieg an, 1913 bei 17,8%, Importquote noch höher - Mobilität des Finanzmarktes - weltweiter Arbeitsmarkt: chinesische Vertragsarbeiter werden in pazifischen Kolonien eingesetzt, Deutsche Reich Ziel für Arbeitsmigranten aus Norditalien, Österreich-Ungarn und Russisch-Polen, vor allem in der Landwirtschaft -> Debatte um drohende “Polonisierung” und “Germanisierungspolitik”

1890-1906: zweite Phase, “heroische” Phase -

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imperialistische Idee wird v.a. von Bildungsbürgern und Mittelschichten vertreten, Alldeutscher Verband (1891), extrem nationalistisch: Agitation für deutschen Imperialismus, weltpolitisches und fordernden Denken setzte sich durch, Überzeugung von der eigenen Kraft/Nationaler Stolz + vermeintlich mangelnde Anerkennung des Deutschtums in der Welt, von Bülow (Staatssekretär/späterer Reichskanzler) “Platz an der Sonne” würde Deutschland zustehen schrittweise Errichtung und Stabilisierung direkter Kolonialverwaltung, Machtexpansion und Kolonialkriege: - Aufrüstung, besonders der Marine - ab 1895 Erwerb von chinesischen Gebieten, 1899: mikronesische Inseln und Samoa Maji-Maji-Aufstand (Deutsch-Ostafrika 1905-1907): - deutsche Kolonialherren versuchen seit 1902 den Zwangsanbau von Baumwolle durchzusetzen - 1905 Aufstand der Maji-Maji -> deutsche Schutztruppe reagiert mit Politik der “verbrannten Erde”: Vorräte und Dörfer werden zusätzlich abgebrannt - 75 000 Angehörige ermordet, bis zu 200 000 starben durch Hunger und Vertreibung Völkermord an Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (1904/07): - 1897 Viehseuche in Deutsch-Südwest-Afrika -> finanzielle Not für Herero,Großgrundbesitzer beanspruchten Land für sich, wurden gezwungen für Deutsche zu arbeiten - 1904: Aufstand, Herero besetzen Ländereien, 123 deutsche Männern werden umgebracht, Schutztruppe der Kolonie war dem nicht gewachsen - Verstärkungstruppen unter Lothar von Trotha, 15 000 Mann stark

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11./12. August 1904 “Schlacht am Waterberg”: schlagen Aufstand nieder, völlige Vernichtung als Ziel, viele Herero fliehen in die Wüste, welche von den Truppen abgeriegelt wird - politische Kontroversen in Berlin, v.a. durch August Bebel -> von Trotha muss Vernichtungsbefehl zurücknehmen - Zwangsarbeit in “Konzentrationslagern” - 1904 Nama erklären Kolonialherren den Krieg, kann erst 1908 niedergeschlagen werden -> 65. 000 Herero werden ermordet + Hälfte der 20.000 Nama -> Umbau der Kolonialverwaltung

1907-1914: dritte Phase -

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Veränderung der Kolonialpolitik nach Erfahrungen mit Aufständen: - Förderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, v.a. durch Kultivierung von Baumwolle - verbesserte Infrastruktur (Eisenbahn, Straßen), Häfen für wirtschaftliche Erschließung der Gebiete - Verwaltungsreformen, Kolonialwirtschaft, - Beachtung und Schutz von traditionellen Ordnungsgefügen der Bevölkerung, - Bau von Schulen und medizinischen Einrichtungen für Einheimische - -> keine weiteren Aufstände, wirtschaftlicher Erfolg in den Kolonien seit 1909 nehmen innenpolitische Spannungen zwischen Interessenverbände und antiimperialistischen Sozialdemokraten...


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