Die ontologische Differenz in „Herrlichkeit“ von Hans Urs von Balthasar PDF

Title Die ontologische Differenz in „Herrlichkeit“ von Hans Urs von Balthasar
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Die ontologische Differenz in „Herrlichkeit“ von Hans Urs von Balthasar Student: Br. Raphael Ballestrem, L.C. Rom, 26. März 2014 1 INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis 1 Abkürzungen 3 I. AUTOR UND HINFÜHRUNG ZUR PROBLEMATIK 4 A. Einleitung 5 B. Hans Urs von Balthasar – Leben und Werk 7 C. Die Bezie...


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Die ontologische Differenz in „Herrlichkeit“ von Hans Urs von Balthasar

Student: Br. Raphael Ballestrem, L.C. Rom, 26. März 2014

1

INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis Abkürzungen

1 3

I. AUTOR UND HINFÜHRUNG ZUR PROBLEMATIK A. Einleitung B. Hans Urs von Balthasar – Leben und Werk C. Die Beziehung zwischen Philosophie und Theologie in Balthasar und seine Methode

4 5 7

II. DIE GESCHICHTE DER „DIFFERENZ“ Einleitung A. Thomas von Aquin 1. Thomas von Aquin: Realdistinktion und Analogie des Seins 2. Die Lehre des Thomas von Aquin in der Auffassung von Hans Urs von Balthasar 3. Bedeutung der Lehre des Thomas von Aquin für die Schönheit und Herrlichkeit des Seins B. Nikolaus von Cues 1. Nikolaus von Cues und seine Lehre der complicatio und explicatio 2. Die Lehre des Nikolaus von Cues in der Auffassung von Hans Urs von Balthasar 3. Bedeutung der Lehre des Nilolaus von Cues für die Schönheit und Herrlichkeit des Seins C. Martin Heidegger 1. Heidegger und die ontologische Differenz 2. Die Lehre Heideggers in der Auffassung von Hans Urs von Balthasar 3. Die Bedeutung der Lehre Heideggers für die Schönheit und Herrlichkeit des Seins D. Gustav Siewerth 1. Der Unterschied zwischen Seiendem und Sein in der Lehre Gustav Siewerths III. THEORETISCHE ANALYSE DER ONTOLOGISCHEN DIFFERENZ BEI BALTHASAR A. Erste Begegnung mit dem Sein B. Herleitung der ontologischen Differenz in der vierfachen Differenz 1. Die erste Differenz

11 14 15 16 16 21 24 26 26 31 33 34 34 39 42 44 46

50 51 53 53

2

2. Die zweite Differenz 3. Die dritte Differenz 4. Die vierte Differenz C. Das Seinsverständnis von Hans Urs von Balthasar D. Die ontologische Differenz

54 55 56 59 64

IV. VERGLEICHENDE GEGENÜBERSTELLUNG DER AUSGEWÄHLTEN POSITIONEN A. Vergleich der metaphysischen Grundlage B. Vergleich der Auffassung der Differenz C. Schluss

67 68 71 73

BIBLIOGRAPHIE

74

3

ABKÜRZUNGEN H

E TL

H.U. VON BALTHASAR, Herrlichkeit. Band III. Im Raum der Metaphysik. I. Altertum. II. Neuzeit, Johannes Verlag, Einsiedeln 1965². H.U. VON BALTHASAR, Epilog, Johannes Verlag Einsiedeln, Trier 1987. H.U. VON BALTHASAR, Theologik. Band I. Wahrheit der Welt, Johannes Verlag, Einsiedeln 1985.

4

I.

AUTOR UND HINFÜHRUNG ZUR PROBLEMATIK

5

A.

EINLEITUNG

Die Frage nach der Ursache des Seins hat die Menschen über Jahrhunderte beschäftigt. Man muss kein Philosoph sein, um auf diese Frage zu stoßen. Aber auch die Philosophen, und gerade sie, haben sich in der Vergangenheit mit diesem Problem beschäftigt. Es ist ein wichtiges Problem, da es eng mit der Sinnfrage des Menschen

verknüpft

ist.

Die

Antworten

sind

zahlreich,

die

Philosophiebibliotheken geben Zeugnis davon. Diejenigen Philosophen, die sich in gewisser Weise in der Tradition des Thomas von Aquin sehen, beschreiben das Sein als Teilnahme am göttlichen Sein. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Akzente, Interpretationen und Deutungen.

Auf diesen Seiten soll vor allem die Antwort eines Denkers der Gegenwart untersucht werden, des schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar. Zentraler Aspekt seiner Antwort auf die Frage nach der Ursache des Seins ist die ontologische Differenz1. In dieser Hinsicht stellen sich nun mehrere Fragen: Welche Bedeutung hat für Balthasar die ontologische Differenz? Wie deutet er das Sein und seine Beziehung zu Gott? Welche Einflüsse haben das Denken Balthasars geprägt? Wie verbindet und entwickelt er diese unterschiedlichen Einflüsse?

Balthasars Philosophie steht in einem größeren Rahmen. Sie ist das Fundament für sein theologisches Denken2. Durch das Sein, das schön, gut und wahr ist, versucht er den Weg zu Gott zu finden. Sein Weg geht über die Eigenschaften des Seins. Und Balthasar unterstreicht, dass er hierbei die 1

Dieser Begriff stammt von Heidegger, was aber nicht bedeutet, dass Balthasar sich zu seinen Schülern zählen würde. 2 «Auch wenn Balthasar zweifelsohne primär Theologe war, so ist sein Werk doch wesentlich von seinem philosophischen Ansatz geprägt und weist durchaus auch genuin philosophische Traktate auf». E.J. BAUER, «Hans Urs von Balthasar (1905-1988) : Sein philosophisches Werk», in E. CORETH – W. NEIDL – G. PFLIGERSDORFFER (Hrsg.), Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 3. Moderne Strömungen im 20. Jahrhundert, Styria, Graz 1990, 285.

6

ontologische Differenz, den Unterschied zwischen Seiendem und Sein nicht umgehen kann: Sich-Zeigen (Schön) – Sich-Geben (Gut) – Sich-Sagen (Wahr) waren verschiedene Aspekte dieses Er-scheinens, das an das Lichten des Lichts erinnert, aber nur sinnvoll ist, wenn an der Differenz von Erscheinung und Erscheinendem festgehalten wird3.

Im ersten Teil seiner Trilogie richtet er sein Augenmerk besonders auf die Schönheit4 und in diesem Kontext legt er mit großer Ausführlichkeit sein philosophisches Denken dar, das in dieser Arbeit näher untersucht werden soll. Dazu ist sie in drei große Teile gegliedert: Der erste Teil ist eine Analyse einiger Grundpfeiler der Geschichte der Metaphysik, besonders im Hinblick auf die ontologische Differenz. Mit der Untersuchung von vier Autoren soll das geschichtliche Erbe, das Balthasar empfängt, skizziert werden. In diesem Teil soll auch deutlich werden, wie Balthasar die Aussagen dieser Autoren aufgenommen hat und welche Bedeutung er ihnen in seinem Denken für das Thema der Herrlichkeit beimisst. Im zweiten Teil steht dann Balthasar im Mittelpunkt um seine Antwort auf die Frage nach dem Sein und der ontologischen Differenz genauer zu untersuchen. Im dritten Teil gilt es, einen Überblick zu schaffen und aufzuzeigen, wie Balthasar die Grundideen, die er aus der Geschichte der Philosophie geerbt hat, weiter gesponnen und verarbeitet hat.

E 64. Später schreibt Balthasar: «Ein Sein „erscheint“, es erfolgt eine Epiphanie : darin ist es schön und beglückt uns. Erscheinend gibt es sich uns hin: es ist gut. Und sich gebend, „sagt es sich aus“, enthüllt sich selbst: es ist wahr (in sich und im andern, dem es sich offenbart)». H.U. VON BALTHASAR, Mein Werk. Durchblicke, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg i.Brsg. 1990, 94. 4 «Es geht primär nicht um „Schönheit“ im weltlichen oder auch philosophischen (transzendentalen) Sinn, sondern um deren Überhöhung in der „Herrlichkeit“ als dem Aufleuchten der Göttlichkeit Gottes selbst». Ibid., 77. 3

7

B. HANS URS VON BALTHASAR – LEBEN UND WERK

Johannes Paul II. nannte ihn einen großen Sohn der Kirche, einen herausragenden Mann der Theologie und der Geisteswissenschaften, dem im kirchlichen und kulturellen Leben der Gegenwart ein besonderer Ehrenplatz zukommt5.

Hans Urs von Balthasar wurde am 12. August 1905 in Luzern in der Schweiz geboren6. 1924 beginnt er das Studium der Germanistik und Philosophie, welches er in Zürich, Wien und Berlin absolviert. In Berlin hört er Vorlesungen von Guardini über die Kierkegaard Renaissance. 1928 beendet er sein Germanistikstudium

mit

einem

Doktorat

über

die

Geschichte

des

eschatologischen Problems in der modernen deutschen Literatur. 1929 entschließt er sich, Jesuit zu werden und beginnt das Noviziat in Pullach. Dort beginnt er zwei Jahre später seine philosophischen Studien und wächst in enger Freundschaft zu Erich Przywara. Weitere zwei Jahre später wird er für sein Theologiestudium nach Lyon geschickt, in dieser Zeit kommt er in Kontakt mit Henri de Lubac und anderen Theologen, die nachher der Nouvelle Théologie nahestehen. Am 26. Juni 1936 empfängt er in München die Priesterweihe. Ab diesem Zeitpunkt arbeitet er für die Zeitschrift «Stimmen der Zeit», zusammen mit Alfred Delp und Erich Przywara. 1936 übersetzt er den Kommentar von Augustinus über die Psalmen. «Aber Bewahren und Übertragen durfte nicht alles sein. Der Baum der Tradition muß neue Zweige ansetzen»7. In den drei darauffolgenden Jahren erfolgt die endgültige Ausarbeitung seines Doktorats, die er unter dem Titel «Apokalypse der

5

JOHANNES PAUL II., «Meinem verehrten Bruder Kardinal Joseph Ratzinger: Beileids-Scheiben des Hl. Vaters zum Tode von Hans Urs von Balthasar», Internationale katholische Zeitschrift Communio 17 (1988), 473. 6 Eine sehr gutes Lebensbild Balthasars bietet Peter Henrici SJ: P. HENRICI, «Erster Blick auf Hans Urs von Balthasar», in K. LEHMANN – W. KASPER (Hrsg.), Hans Urs von Balthasar - Gestalt und Werk, Verlag für christliche Literatur Communio, Köln 1989. 7 H.U. VON BALTHASAR, Mein Werk. Durchblicke, 13.

8

deutschen Seele» veröffentlicht8. Pérez Haro, der das Leben Balthasars in drei große Abschnitte unterteilt, nennt diese erste Periode Etappe der Identität 9. Sie ist von einem tiefgehenden und kritischen Studium der Werte und Schwächen der Identitätssysteme geprägt, sowie von einem Versuch Balthasars, mit dem eigenen Gedankengut eine Antwort darauf zu geben.

Eine zweite Periode nennt er die Etappe der Differenz. In ihr versucht Balthasar, zwei Intuitionen zu vertiefen und auszuarbeiten: Die grundlegende Empfänglichkeit des Endlichen und die Bestätigung der Differenzen10, die im Erkennen der Realität des Anderen und des Geschenkes besteht. In diesen Jahren wird besonders der Einfluss des Denkens Przywaras deutlich, sowie seiner Interpretation der Realdistinktion des Doctor Angelicus 11. In diese Epoche fallen verschiedene Ereignisse. 1940 hat Balthasar engen Kontakt mit Karl Rahner und Karl Barth, in dem er sein Denken reifen lässt und vertieft. Ab demselben Jahr steht Balthasar Adrienne von Speyer als Geistlicher Leiter zur Verfügung und führt sie zur Taufe. Mit ihr zusammen gründet er fünf Jahre später die Johannesgemeinschaft.

Balthasar

sieht

seine

Aufgabe

darin,

christliche

Gemeinschaften zu gründen, die sowohl das christliche Leben nach den evangelischen Räten, als auch das Leben in der Welt verbinden. 1947 gründet er den Johannesverlag. 1950, nach reiflichem Überlegen und geistlichen Exerzitien, verlässt er die Gesellschaft Jesu und ist als Autor, Herausgeber und Verleger in der Schweiz tätig.

Es folgt eine dritte Epoche, die Etappe der Analogie, in der seine großen philosophischen und theologischen Schriften entstehen. 1946 veröffentlicht er

8

H.U. VON BALTHASAR, Apokalypse der deutschen Seele, Johannes Verlag 1998. Vgl. E. PÉREZ HARO, El Misterio del ser : Una mediación entre filosofía y teología en Hans Urs von Balthasar, Santandreu, Barcelona 1994, 442-451. 10 Vgl. J. VILLAGRASA, «Hans Urs von Balthasar, filósofo», Alpha Omega 8 (2005), 482. 11 «Ich kann nicht beginnen ohne den Hinweis, dass das eigene Werk nur in der Verbundenheit mit andern das ist, was es ist». H.U. VON BALTHASAR, Mein Werk. Durchblicke, 17. 9

9

sein Buch «Von den Aufgaben der katholischen Philosophie in der Zeit»12. Ein Jahr später erscheint «Wahrheit der Welt», welches der erste Band der Theologik sein wird13. Bis in diese Jahre war der Einfluss Przywaras besonders stark, ab jetzt spielt Gustav Siewerth eine immer größere Rolle, besonders durch seine Interpretation des actus essendi als erstes Gleichnis Gottes. Überraschenderweise wurde Balthasar nicht zum II. Vatikanischen Konzil berufen. 1969 jedoch ereilt ihn der Ruf in die Theologenkommission. 1972 wird er Mitbegründer der Internationalen katholischen Zeitschrift Communio.

In diesem Zeitraum ist auch sein größtes Werk enstanden, seine Trilogie: Zwischen 1961 und 1969 arbeitet er an dem ersten Teil mit dem Titel Herrlichkeit, der aus sieben Bänden besteht. Zwischen 1973 und 1983 entsteht die Theodramatik in fünf Bänden. In den Jahren 1985 bis 1987 kann er die dreibändige

Theologik

fertigstellen.

Balthasars

Denken

ist

von

den

Transzendentalien des Seins geprägt – pulchrum, bonum, verum – nach ihnen ist die Trilogie geordnet. Die «Herrlichkeit» ist der Einstieg, in dem gezeigt werden soll, dass sich Gott als erstes als Herrlichkeit, Liebe und Schönheit in der Welt offenbart. Im dritten Band unternimmt Balthasar eine Reise durch die Geschichte der Metaphysik und betrachtet diese immer aus dem Blickwinkel ihrer Bedeutung für die Herrlichkeit14. 12

H.U. VON BALTHASAR, Von den Aufgaben der Katholischen Philosophie in der Zeit, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg i.Brsg. 1998. 13 H.U. VON BALTHASAR, Theologik. Band I, Wahrheit der Welt, Johannes Verlag, Einsiedeln 1985. 14 «Abgesehen von den ständigen Querverweisen zur Philosophie- und Geistesgeschichte, wie sie für Balthasars Denken kennzeichnend sind, tritt die Philosophie in der Trilogie sechsmal beherrschend ins Blickfeld. Am unübersehbarsten in Band III,1 der Herrlichkeit, Im Raum der Metaphysik, in dem es um die Einbettung der theologischen Ästhetik in die europäische Geistesgeschichte geht. Zwar meint „Metaphysik“ sowohl Mythos wie Philosophie und (natürliche) Religion, doch bildet offensichtlich die Philosophiegeschichte den Leitfaden der ganzen Darstellung, und das Schlußkapitel „Vermächtnis und christlicher Auftrag“ konzentriert sich ganz auf die Philosophie, weil Mythos und natürliche Religion christlich nicht wiederzugewinnen sind». P. HENRICI, «Zur Philosophie Hans Urs von Balthasars», in K. LEHMANN – W. KASPER (Hrsg.), Hans Urs von Balthasar. Gestalt und Werk, Verlag für christliche Literatur Communio, Köln 1989, 241. Fergus Kerr erklärt ebenfalls den roten Faden des dritten Bandes der Herrlichkeit: F. KERR, «Balthasar and Metaphysics», in E. OAKES – D. MOSS (Hrsg.) The Cambridge Guide to Hans Urs von Balthasar, Cambridge University Press, Cambridge 2003, 230.

10

Er durchwandert die Geschichte der abendländischen Metaphysik am Leitfaden der Idee „Herrlichkeit“ und stellt sie unter das Kriterium der Liebe innerhalb der Seinsdifferenz (dem metaphysischen Grundakt überhaupt) und ihrer Fundierung im Schöpfungsakt15.

Im Mai 1988 kündigt Johannes Paul II. Balthasars Ernennung zum Kardinal an. Jedoch verstirbt Balthasar zwei Tage vor dem Konsistorium, am 26. Juni 1988. Er hinterlässt ein beachtliches Lebenswerk: In seinen Veröffentlichungen befinden sich 119 Bücher, 532 Artikel, 114 Beiträge zu anderen gemeinsamen Veröffentlichungen, 110 Übersetzungen, insgesamt mehr als 230 große Schriften und 700 kleinere. Balthasar war zu keinem Zeitpunkt als Theologieprofessor an einer Universität tätig, er hat auch nicht in Theologie promoviert, sondern in Germanistik16. Ehrendoktortitel

Sein

Lebenswerk

gewürdigt,

u.a.

wurde an

den

jedoch

durch

Universitäten

verschiedene in

Edinburgh,

17

Münster/Westf., Freiburg, Washington . Balthasar weist wiederholt darauf hin, dass weder die Veröffentlichung von Schriften, und schon gar nicht das Lehren seine Hauptaufgaben sind, sondern vielmehr die Erneuerung der Kirche durch die Gründung von Gemeinschaften, die das Leben nach den evangelischen Räten und das Wirken inmitten der Welt miteinander verbinden18.

15

E.J. BAUER, «Hans Urs von Balthasar...», 298. «Wenn ich viele Lehrstühle ausgeschlagen habe, auch den Guardinis z.B., so einzig, um meinen Auftrag – der, wie ich sagte, ein anderer ist – freier ausführen zu können». M. ALBUS, «Geist und Feuer. Ein Gespräch mit Hans Urs von Balthasar», Herder Korrespondenz 30 (1976), 75. 17 2. Juni 1956: Großer Literaturpreis der Innerschweizer Kulturstiftung, Luzern; 28. März 1965: Verleihung des Goldenen Kreuzes des hl. Berg Athos; 8. Juli 1965: Dr. theol. h.c. der Universität Edinburgh, sowie der Universität Münster/Westf.; 17. Dezember 1967: Dr. theol. h.c. Universität Fribourg/Schweiz; 17. März 1971: Guardini-Preis der Katholischen Akademie in Bayern; 20. Dezember 1975: Gottfried-Keller-Preis der Martin-Bodmer-Stiftung, Zürich; 5. September 1980: Honorary Doctorate in Humane Letters of the Catholic University of America, Washington D.C., 23. Juni 1984 Premio internazionale Paolo VI, Rom; 22. Mai 1987: Wolfgang-Amadeus-Mozart-Preis, Innsbruck. Vgl. «Hans Urs von Balthasar - Lebensdaten», in http://www.balthasarstiftung.org/ [20. November 2013]. 18 Vgl. H.U. VON BALTHASAR, Mein Werk. Durchblicke, 76; M. ALBUS, «Geist und Feuer...», 72-82. 16

11

C.

DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND THEOLOGIE IN BALTHASAR UND SEINE METHODE «Ohne Philosophie keine Theologie»19. In diesem Satz ist Balthasars Vision der

Beziehung

zwischen

Philosophie

und

Theologie

konzentriert

zusammengefasst. Das Wissen um diese Beziehung ist wichtig, um den größeren Rahmen der Philosophie Balthasars zu verstehen. Die gegenseitige Beziehung von Philosophie und Theologie hat im Denken Balthasars folgende Kennzeichen: Die Philosophie hat zum einen eine relative Selbstständigkeit. Aber sie steht im Dienst der Theologie. Sie braucht eine Offenheit für die Transzendenz. Sie braucht die Offenbarung, um zu ihrer vollen Größe zu gelangen. Die erste Offenbarung ist das Sein – es ist offenbar. Es gilt seinen Wert zu sehen, der sich besonders in den Transzendentalien findet20.

Die Theologie hingegen braucht den rationalen Aspekt und den Blick in die Tiefe. Balthasars Anliegen besteht darin, die Philosophie in den Dienst Christi zu stellen21 und das philosophische Gedankengut und die Entwürfe auf die göttliche 19

Übersetzung des Titels J. VILLAGRASA, Hans Urs von Balthasar : senza filosofia nessuna teologia, Ateneo Pontificio Regina Apostolorum, Roma 2012. Die Verbindung zwischen beiden Disziplinen beschreibt auch M. Bieler sehr anschaulich: 19 «As such, Balthasar’s works are one single plea against today’s widening gulf between philosophy and theology, a separation that occasionally catches theologians and philosophers surprising one another with boundless astonishment “along the shores of some distant ocean” like whales and elephants: “In vain, the former spout water high into the air, while the latter beckon with their trunk in a friendly gesture, only to threaten with them a moment later. What is missing is a common key to unlock the many things they so fervently wish to communicate, each within their own environment and language.”» M. BIELER, «Meta-Anthropology and Christology: On the philosophy of Hans Urs von Balthasar», Communio: International Catholic Review 20 (1993), 130; Die inneren Zitate: B. JASPERT, «K. Barth», K. Barth und R. Bultmann. Briefwechsel 1922-1966, Zürich 1971, 196. 20 Vgl. P. HENRICI, «Zur Philosophie Hans Urs von Balthasars», 256. 21 M. ALBUS, «Geist und Feuer...», 74-75. Balthasar antwortet dort: «Was heißt Philosophie in der Theologie, und wo steht sie? Ich denke, man kann drei Phasen menschlicher Denkentwürfe unterscheiden, die eigentlich nie Antworten sind, sondern immer nur Versuche, den Sinn des Daseins zu ergründen. Vor Christus war alle Philosophie immer schon Theologie. Man braucht sich nur die Eleaten anzusehen oder Platon oder die Stoa oder Plotin oder die Inder. [...] Dann zweitens im Christentum: Der

12

Wahrheit hinzuöffnen. Und nicht nur das: Wer das Sein nicht wahrnimmt und schätzt, findet auch keinen wahren Zugang zu Gott22. «Wie kann, wer seinsblind geworden ist, anders als gottesblind sein»?23 Balthasar ist in seiner Philosophie offen für die Offenbarung Gottes. Er versucht, in der Schönheit des Seins einen Abglanz der göttlichen Herrlichkeit zu finden. «Balthasar versteht die christliche Philosophie als ein Philosophieren im Glauben und im Hinblick auf die Theologie»24. «Christliche Philosophen ...


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