ÄDL Propädeutikum PDF

Title ÄDL Propädeutikum
Course Propädeutikum Teil 1
Institution Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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Zusammenfassung Propädeutikum ÄDL...


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Propädeutikum – ÄDL MITTELHOCHDEUTSCHE UND FRÜHNEUHOCHDEUTSCHE LITERATUR, WAS IST DAS? 8. Jahrhundert bis 1050: Althochdeutsche Literatur Glossar (z. B. Abrogans)

Übersetzung vom lateinischen in das Althochdeutsche, Latein als dominante Sprache. Ab dem 8. Jahrhundert ->Zweisprachigkeit und Entwicklung des Deutschen

Bibeldichtung (z. B. Heliand oder Otfrid von Weißenburg, Evangelienbuch)

Otfrid eher als zusammenfassende Nacherzählung, als Übersetzung zu sehen (Starker theologischer Einfluss der literarisch betrachtet werden muss)

Zaubersprüche ( z. B. Merseburger Zaubersprüche) Heldendichtung (z. B. Hildebrandlied) 1050 bis 1150: Frühmittelhochdeutsche Literatur Gebetssammlung (z. B. Wessobrunner Predigten) Naturdeutungen (z. B. Physiologus)

Alle Naturerscheinungen werden in Verbindungen mit Gotteserscheinungen gebracht und versucht zu erklären

Bibeldichtung (z. B. Bruder Wernher, Drin liet von der maget) Historiegraphie (z. B. Kaiserchroniken)

Alles historische Wissen (von Adam und Eva bishin ins 12 Jh.) wird aufeinanderfolgend und aufeinander bezogen erzählt), hier stellt sich erstmals die Frage: Was ist wahr/was nicht? 1150 bis 1350: Mittelhochdeutsche höfische Literatur

Heldenepik (z. B. Nibelungenlied)

Stil Mittelhochdeutsche Höfische Zeit, Inhalt jedoch in germanischer Zeit einzuordnen

Lyrik (z. B. Walther von der Vogelweide)

Hauptsächlich Liebeslyrik, Liebe als zentrale Kraft und nicht das „übliche Bild“

Höfische Romane (z. B. Hartmann von Aue, Iwein)

Ausbildung großer territorialer Höfe, aus heutiger Zeit fiktiv, damaliger Zeit nicht)

Sangspruch (z. B. Reinmar von Zweter)

Gedichte, die die Politik beeinflussen sollen

1350 bis 1500: Frühneuhochdeutsche Literatur Prosaroman (z. B. Johannes v. Tepl,

1. Prosa 1

Ackermann aus Böhmen) Lyrik (z. B. Oswald von Wolkenstein)

Autobiografische Lyrik

Moralsatire (z. B. Brandt, Narrenschiff) =>Erweiterter Literaturbegriff! Literarische Texte sind auch Glossare, Biblische Texte usw. o 1. Literatur: alles Verschriftete (ob Bienensegen oder Buchepos) o 2. Alle volkssprachigen Texte (aus Mittelalter überliefert) o 3. Im Mittelalter: Trennung von Kunst und Wissenschaft einerseits und Lebenspraxis andererseits nicht vollzogen –Klein- (alles, was keine Diplomatik ist)  

Gegenstand der ÄDL: alle volkssprachigen Texte (nicht Latein), die uns aus dem Mittelalter überliefert sind. Das 16. Jahrhundert ist ein Grenzbereich zwischen der ÄDL und der NDL.

HETEROGENE (=FACETTENREICHE) STOFFE/ THEMEN/ MOTIVE/ PRAGMATIK DER TEXTE HETEROGENE STOFFE  Tristan-Stoff (Dreiecksbeziehung)  Nibelungen-Stoff  Erec-Stoff HETEROGENE THEMEN  Liebe in einer Feudalgesellschaft  Verrat, Gewalt und Hinterlist am Hof  Liebe und Individualität vs. Herrschaft HETEROGENE MOTIVE Dreiecks-Liebe Motiv der Treue zum Lensherren Minne-Motiv vs. Polit. Motiv PRAGMATIK DER TEXTE  Moraldidaxe  Verkündigung göttlicher Offenbarung  mystisches Erleben  literarische Diskurse

KULTURTRANSFER KULTURTRANSFER L  Entwicklung der deutschen. Literatur stark geprägt von Auseinandersetzung mit latein. Schriftkultur o -Übernahme: des Alphabets; der lateinisch geprägten Rhetorik; latein. Stoffe und Motive, der lateinischen Wissenskultur o Rückübersetzung deutscher Texte in das Lateinische  Germanisierung lateinischer Literatur und Latinisierung (beginnt mit dem Alphabet und endet mit der Übersetzung) deutscher Literatur  (lateineinische Kultur im Mittelhochdeutschen; darauf aufbauend neuhochdeutsche Literatur) 2

KULTURTRANSFER 2  Entwicklung der höfischen deutschen Literatur stark geprägt von Auseinandersetzung mit romanischer (vor allem der altfranzösischen Kultur) Kultur o Übernahme romanischer Diskurse (Ritterschaftskonzept, Adelsdiskurs) o Übernahme romanischer Lehnsworte (Motive, zb. Minne) o -Übernahme romanischer Stoffe (zB. Chretien de Troyes, Hartmann von Aue)  Erste Texte um 12.Jh. nicht im deutschsprachigen Raum entstanden, meist aus Vorlagen (in höfischer Dichtung Vorlage von Chretien) o Wiedererzählung, es entsteht Neues (Nibelungenlied hat der Autor nicht erfunden, sondern wiedererzählt) KULTURTRANSFER LL  Auch der Transfer ind (eigener) fremdgewordener Sprache (z. B. Mittelalterliche Literatur und ihre Rezipienten im 21. Jahrhundert). Gründe hierfür sind: o kulturelle Distanz o historische Distanz Alterität o literarische Distanz o mediale Distanz o sprachliche Distanz

BESONDERHEITEN DES LITERATURBETRIEBES PRODUKTIONSBEDINGUNGEN  im frühen Mittelalter: Schrift-und Bildungsmonopol in kirchlicher Hand  seit 12./13.Jahrhundert auch weltliche Kanzleien in Buchproduktion  seit 13.Jahrhundert auch Berufsschreiber nachweisbar  Tinte und pergament waren sehr teuer (Pergament aus Schafsfell-> ca. 4-8 Seiten pro Schaffell)  Durchschnittlich 2-3 Seiten pro Tag, die von einem Schreiber hergestellt werden  Literaturbetrieb an ökonom. Vermögende Zentren gebunden o zunächst an größere Klöster, dann an große klerikale städtische Zentren, Kathedralen, Unis o gleichzeitig an höfische Kanzleien o im Hoch-und Spätmittelalter auch an städtische weltlichen Schreibstuben  Resultat: Stoffe waren fast nur klerikale Stoffe in der ahd. Zeit (zunehmend profane höfische Stoffe in mhd. Zeit) AUTOREN  bis ca. 1150: deutsche volkssprachige Texte fast nur anonym überliefert o Verfasser ≠ Urheber, sondern Gestalter des Textes o Gattungsregel (z.B. Heldenepik: Weitergabe einer kollektiven Tradition) o Autoritätenverweise sind wichtiger für Stoff, als Autor selbst o Stand der Autorender höfischen mhd. Literatur: aus Elitenstand ->höfische Adelige, kleine Elite (Stadtadel, klassischer/ klerikaler Adel), nie vom agrarischen Bauernstand, konnten nicht lesen, schreiben, kein Zugang zu Materialien o Vortragssituation: Wenn Autor selber vortrug, musste er seinen Namen nicht nennen  ab ca. 1150 nennen Autoren sich in ihren Texten (meist in Prolog/ Epilog, z.T. auch als Autor-Ich im Erzählerkommentar) AUTORENTYPEN  Kleriker, klerikal gebildete Autoren (z.B. phaffe chuonrat: Rolandslied  Ministeriale/ Nideradelige 3

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Aristokraten ( Kaiser Heinrich) Berufsdichter (Walther von der Vogelweide) ab 13.Jh. Geistliche Autoren der Bettelorden ab14.Jh. Angehörige von städt./ geistl. Kanzleien ab 15.Jh. Akademische Autoren, zunehmend auch städtische

GÖNNER  wegen ökonom. Situation: Autoren auf Finanzierung ihrer Texte angewiesen (für frühe dt. Literatur keine Gönner nachweisbar)  ab ca. 1150 große Territorialfürste als Gönner (auch Nideradelige/geistl. Fürsten)  ab 13.Jh. auch Stadtadelige  Königs- und Kaiserhöfe förderten volkssprachige Literatur kaum  Quellenangabe zu Gönnern sehr spärlich (meist nur Erwähnung in Prologen oder Epilogen, z. T. kommentiert in Sangsprüchen, oft sind Erwähnungen aber nicht eindeutig zuweisbar) REZIPIENTEN  Rezipienten meint nicht Leser!  mhd. Literatur entstand an Höfen für höfisches Publikum, Zielgruppe der geistlichen Texte nicht definierbar  ca. 95% der Menschen im Mittelalter Analphabeten o schriftl. Texte als Gedächtnisstütze für mündl. Vortrag o semi-literate Kulturform (verschriftet, aber mündlicher Vortrag: Schrift- und Erzählsituation, nicht alles was erzählt wurde, war auch aufgeschrieben, z.B. Nibelungen  - auch adelige Oberschicht war zumeist nicht literarisiert o auch einige Autoren selbst konnten nicht schreiben (Wolfgang von E.)  ab 14.Jahrhundert steigt Literarisierung, besonders in Städten (Stadt- Landgefälle)

PROBLEMFALL MITTELHOCHDEUTSCH  

Mittelhochdeutsch wichtig, um Inhalte der späteren Texte zu verstehen Probleme beim Übersetzen: Sprache verändert sich o Sprachliche Alterität o Kulturelle Alterität o Literarische Alterität

UNFESTER TEXT  i. d. R. liegt zwischen Entstehung mittelhochdeutscher Texte und der Kodifizierung in den uns heute überlieferten Handschriften eine Überlieferungsperiode, die sich nicht bzw. nur sekundär erschließen lässt. (Überprüfung z. B. durch Handschriftenvergleich)  Oft wichtige Vorstufen des Textes verloren  Oft Zusatzinformationen des Textes verloren: o Autor-Text-Zuwendungen o Parataxe o Melodien (im Minnesang bzw. Spruchsang) KOPISTEN  Autoren (besonders er großen Epen) waren auf händische Reproduktion (durch sog. Kopisten) ihrer Texte angewiesen o Vorgang des Abschreibens in Handschriftenkultur nie eine 1:1 Kopie: 2. Instanz der Textproduktion o Kopisten schreiben Text z. T. fehlerhaft ab, nehmen aber auch Korrekturen vor 4



Autoren reagieren z.T. in Prologen/Epilogen auf diese besondere mediale Situation (Konrad von Fußesbrunnen schrieb Mahnung an Kopisten)

ÜBERLIEFERUNGSBEDINGUNGEN  in Überlieferung volkssprachiger deutscher Literatur des Mittelalters selten Autographen o keine Autorlizensierte Texte  - zwischen Textgenese und ältesten Textzeugen eine große zeitliche Distanz o Überlieferung meist nicht rekonstruierbar (z. B. Walther v. d. Vogelweide; Produktionszeit um 1200, Beginn handschriftliche Überlieferung um 1300)  überkommenen Textzeugen zeigen große Varianz zueinander o Prinzip des unfesten Textes Beispiel: Walther von der Vogelweide - Palästinalied  Teilweise ganze Strophen anders/weggelassen  Andere Wörter in Strophen  Z. T. andere Melodie ERKLÄRUNGSANSÄTZE  Autorvarianten o Autor kann Text aktualisieren o Autor kann Text kürzen/erweitern  Vortragsvariante o Der Vorträger lann Text aktualisieren, kürzen oder erweitern o Vortragsfassung kann sekundär (unabhängig vom ursprünglichen Autor) verschriftlicht werden  Überlieferungsvariante o Im Prozess der Handschriftenkultur verändert sich ein Text durch fehler beim kopieren, sprachliche Aktualisierung, bewusste Veränderung (Kürzung, Erweiterung, Korrekturen) WARUM UNFESTE TEXTE?  Historischer Medienwandel o orale Kultur – Handschriftenkultur o Semi-Literarizität – Buchdruck - digitale Texte/Internetbasierte Texte  Jedes mediale System unterliegt spezifischen Medienregeln. Handschriftenkultur: o Texte als Vortragskunst o Texte als unikale graphische Kunstwerke o Unfestigkeit der Texte  Medienregeln bedingen die Defintion von Textualität  Buchdruck: Text als autorlizensierte Original  Handschriftenkultur: Texte werden durch „Kopisten“ aktualisiert und verändert  Buchdruck: Der Autor ist die zentrale Instanz der Textentstehung  Handschriftenkultur: Pluralisierung von Autorschaft EDITIONEN MITTELALTERLICHER TEXTE: Die Herausforderung der besonderen medialen Bedingungen führt(e) zu drei verschiedenen Editionskonzpeten  historisch-kritische Edition (Karl Lachmann)  Leithandschriftenedition  Datenbank-Edition

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AUTORSCHAFT UND AUTORBILDER IN MITTELHOCHDEUTSCHER. L ITERATUR  Wertneutral  Alles, was zum Text gehört, geht zum Autor zurück  Copyright! Keine Plagiate – nur Zitate! ROLAND BARTHES - LA MORTE DE L´AUTEUR (TOD DES AUTORS)(1968)  Autor als Urheber eines Werkes konstituiert nicht dessen Bedeutung o keine psychologisierende oder autobiographische Interpretation  Sinn eines Textes ergibt sich erst im Prozess des Lesens  Leser rückt im Bedeutungsherstellungs-Prozess von Texten an Stelle des Autors  „Die Geburt des Lesens wird mit dem Tod des Autos bezahlt“ MICHEL FOCAULT - QU’EST CE-QU’UN AUTEUR? (WAS IST EIN AUTOR?) (1969)  Autor als Urheber von Texten, die den gesellschaftlichen Diskurs beeinflussen (gesellschaftlicher Diskurs: Norm; Texe die uns sagen, was legitim ist bzw. was nicht)  Texte erlangen durch Zuordnung zu einem Autorennamen Dauerhaftigkeit  Autor als historische Person verschwindet hinter seinen Texten  „Wen kümmerts, wer spricht?“, „Das Kennzeichen des Autors ist seine Abwesenheit.“ FAZIT Autor ≠ als Schöpferische Instanz Autor = historische Referenz und Schnittmenge sozialer Diskurse. PROBLEMFELD MHD. LITERATUR  Anonyme Texte (Nibelungenlied)  Autoren ohne überlieferte Texte (z.B. genannt in Literaturexkursen)  Fast keine biographischen Kenntnisse über Autoren  Stoff ist fast immer vorgegeben: o Bibeldichtung (Legenden) o Antikenromane (historische Stoffe, antike/romanische Quellen) o höfische Romane (romanische Quellen)  Aufgabe des Autors war der sprachliche Transfer in die deutsche Volkssprache (z.B. Konrad von Fußesbrunnen „Kindheit Jesu“)  Zwischenfazit: Mittelhochdeutsche Texte scheinen prädestiniert für strukturalistische (Barthes) bzw. postmoderne (Focault) Leseart, einen Autor „nur“ als Referenzpunkt von historischen Diskursen zu verstehen STOFF UND SPRACHLICHE FORM – MATERIA UND ARTIFICIUM  Franz Josef Worstbrock, Wiedererzählen und Übersetzen: o dilatatio materiae (Erweiterung des vorgegebenen Stoffes für besseres Verständnis) o abbreviatio materiae (Kürzung des vorgegebenen Stoffes, wenn Bekanntes nicht wiederholt werden muss)  Zwischenfazit nach Worstbrock: Trennung von Stoff (histoir) und sprachlicher Form (discour) (Genette)  Für den Stoff wird keine Autorität gefordert  sprachliche Form unterliegt Autorität des Autors, darf den Stoff nicht verändern GEGENBEISPIEL KONRAD VON FUSSESBRUNNEN KINDHEIT JESU  Zwischenfazit: materia und artificium voneiander getrennt! (sprachl. Darstellung im Mhd.)  - Stoff und sprachliche Form aber auch aneinander gebunden 6

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Erstmalige Darstellung in Volkssprache diskreditiert die Wiederholung dieses Teils des Stoffes Für Heinricht wirt eine Art „CopyrighT“ postuliert (Autorlizent) Nacherzählen dieses Teils des Stoffes wäre eine Entehrung der eigenen Kunstfertigkeit sprachliche Ausgestaltung wird als „chunst“ bezeichnet

MITTELHOCHDEUTSCHE AUTOREN–MEHR ALS NUR DIE SCHNITTMENGE VON DISKURSEN?  Autor als „Schöpfer“ der literarischen Welt, obwohl der Stoff vorgegeben ist (Beispiel Rudolf von Ems – Weltchronik)  Rahmenhandlung der Textgenese: Verschiebung der Erzählebenen, (ggf. fiktive) autobiographische Rahmenebene (Beispiel Heinrich von Veldeke – Eneasroman)  Auswahl und Studium der Quellen durch den Autor entscheidet über Qualität des (vorgegebenen) Stoffes (Beispiel: Gottfried von Straßburg - Tristan)  Rahmenhandlung der Textgenese: Vergleich textinterne Figur (Karl der Große) mit der biblischenFigur (König David) mit der historischen Figur (Herzog Heinrich) (Beispiel Pfaffe Konrad – Rolandslied)  Autor-Ich benötigt keinerlei Bildung, allein die eigen sin und göttlichen Inspirationen reichen aus. (Beispiel Wolfram von E. - Willehalm)  Selbstbewusstes Autor Ich: Obwohl der Stoff nur von drei Autoren erzählbar wäre, erzählt das Autor Ich ihn eigenständig (Beispiel Parzival) (Beispiele müssen nicht gelernt werden) FAZIT  In mittelhochdeutschten. Texten wird ein Autorbild entwickelt o Die Frage, welche autobiographische Schnittmenge hiermit verbunden ist, ist fast nie zu klären o Autorbild aber integraler Bestandteil der Texte o Erzählinstanz wird verändert, indem Autor-Rolle als Erzähler fungiert o Fiktion der Erzählung außerliterarisch kontextualisiert o Entitäten des Textes mit außerliterarischen Entitäten kombiniert  Die mittelhochdeutschen Autoren schreiben sich damit explizit ich ihre Texte ein o Textgenese (Entstehungsfiktion): z. B. Heinrich von Veldeke: Entstehung des Textes wird zur Rahmenhandlung der Erzählung o Autor – Gönner: z. B: Phaffe Konrad „Rolandslied“: Die Gönnerperson (ggf. fiktionale Gönnerfigur) Herzog Heinrich wird in Analogie zur Hauptfigur (Karl der Große gesetzt) – Figurenvergleich mit doppelter historischer referentieller Funktion, wirkt in beide Richtungen  Autoren schreiben sich explizit als Autoritätsinstanz in ihre Texte ein o In Analogie zur göttlichen Schöpfung, z. B. Rudolf von Ems „Weltchronik“ o Im Sinne der richtigen Stoffauswahl (materia!), z. B. Gotfriedvon Straßburg, „Tristan“ o Im Sinne einer (göttlich inspirierten) kreativen Instanz, z. B. Wolfram von Eschenbach, „Willehalm“ o Im Sinne höchster künstlerischer Autorität, z. B. Wolfram von Eschenbach „Parzival“ MODUS DES ERZÄHLENS: RHETORIK VS. NARRATOLOGIE  mittelalterliche Bildungssystem fußt nicht urheberlich auf den antiken Rhetoriken (Schulbildung) o Cicero, De Inventione o Rhetorica ad Herennium (Cicero zugeschrieben)  Form-Funktion-Konstruktion o bestimmte rheorische Formen erzielen im Vortrag bestimmte Wirkung 7





(z. B. envidentia-Regel: Erzähle so, dass „die Sache so mit Worten ausgedrückt wird, dass der Vorgang sich abzuspielen und die Sache vor Augen zu stehen scheint.“; dass „die Sache den Augen durch die Ohren vergegenwärtigt“ wird Narrative Präsens, affektische Emphatisierung: Figuerenrede (sermocinatio) – die Innenwelt der Figuren „vor Augen führen“ und „durchschaubar machen“ etc.

MODUS DES ERZÄHLENS: RHETORIK VS. NARRATOLOGIE  Erzählmodus mitteralterlicher Texte lässt sich aus Perspektive zeitgenössischer Rhetoriker analysieren o vorgegebener Stoff (materia) wird nach rhetorischer Wirkungsabsicht bearbeitet (tractio materiae) o der so entstandene Text lässt sich nach rhetorischen Gesichtspunkten vergleichen, gliedern etc.  Diesem Verfahren liegt ein präskriptives lateinisches Konzept zugrunde  Texte erscheinen auf kommunikative Wirkung ausgerichtete Strukturen (Unterschied zwischen Erzählung und der Argumentation entsteht nicht DISCOURS – NARRATAOLOGIE (GENETTE)  moderne narratologische Überlegungen untersuchen Texte nicht hinsichtlich ihres kommunik. Wirkungskalküls  Sprachliche Formen als Darstellungsmittel verstanden  Untersuchung: Verhältnis zwischen Erzählinstanz und erzählter Wert

DIE RÄUME IM NIBELUNGENLIED  Die Nibelungenwelt: Mythisch-archaische Welt  Isestein: Mythscih-archaische Welt  Xanten: Fürstlicher Familienverband  Worms: Höfische Welt um 1200  Pförring: Donauübergang  Etzelburg (Esztergom): „historische“ Welt König Attilas 8

Diplomatische Edition: Text wird genau so abgeschrieben (mit allen Abkürzungen usw.) MINNESANG UND DAS MINNE-MOTIV LYRISCHES SPRECHEN  Lyrische Texte oft deutlich mehr „Ich-zentriert“, als narrative Texte  ABER: Auch in Lyrik gilt o wer im Text spricht, muss aus Text heraus bestimmt werden o automatischer Kurzschluss zum historischen Autor nicht zulässig o man darf nur den Begriff des „lyrischen Ichs“ verwenden (NICHT „Goethe spricht“ sondern „Goethes lyrisches Ichs spricht)  Deixis „Ich“ und alle weitern deiktischen Angaben, müssen (soweit dies möglich ist) im Text zeitlich (im Moment des Sprechens) und in ihrem Bezug zum Gegenstand der Rede (Involviertheit) bestimmt werden Mittelhochdeutsche Lyrik  Lyrik= strophisch gebundene Verse o Hebungszahl variiert o Verszahl variiert o Strophenzahl variiert  ursprünglich mit Melodien kombiniert o Melodie=Grundlage des Metrums  Melodien sind aber meist nicht überliefert, lyrische Formen: o Minnesang o Spruchsang o Leich (ist nicht strophisch gebunden, sondern frei in Metrik) o Meisterlied (Pendant zu Minnesang, löst diesen ab) EIN ZENTRALES MOTIV DER LITERATUR IM 12./13.JH. *MINNE* Was bedeutet Minne?  Gottesliebe(Liebe Gottes und Liebe zu Gott), Nächstenliebe, Elternliebe, Geschwisterliebe,  Ehegattenliebe(Problem im mitteralterl. Eheverständnis),Freundschaft, Flirt, erotische Liebe, Leidenschaft,  Sexualität, juristischer Konsens, etc.  Liebe (minne) generell ein kulturell und historisch veränderlicher Begriff  minne ist in jedem Kontext spezifisch zu bestimmen, durch: o historischen/ literarischen Diskurs; o konkrete Verwendung im Text  Minne in volkssprachigen Literatur ab ca. 1150-1300 zum dominanten Motiv  Trennt die (klerikale) lateinische Literatur von der volkssprachigen Literatur: o z. T. frauen- und sexualitätsfeindliche Repliken  Minne ist nicht klar definiert

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Unterschied zwischen historisch-kritischen Editionen und der Leithandschriften-Edition Historisch-kritische Edition (Lachmann), geht davon aus „Handschriften sind grundsätzlich defizite Texte“ (Text ist verschüttet durch Überlieferung, man möchte so nahe an den Ursprungstext heran, fügt dadurch (durch verschiedene Quellen) jedoch so viele Texte zusammen, dass es ein rekonstruierter Text ist. Leithandschrift-Edition: Wir nehemn uns eine Handschrift, welche „die Beste“ ist bzw. dem Ursprung am nähesten ist Stemma Vergleich von Handschriften, wel...


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