Dreißigjähriger Krieg Phase 1-2 PDF

Title Dreißigjähriger Krieg Phase 1-2
Course Examen Geschichte Frühe Neuzeit
Institution Universität Regensburg
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Universität Regensburg Lehrstuhl für Neuere Geschichte Staatsexamensvorbereitung: Frühe Neuzeit

07.01.21

Der Dreißigjährige Krieg – Phase 1-2 1. Forschungsstand - Dauerhafte Verzahnung von Religion und Politik, die bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts reicht (Luise Schorn-Schütte) - drei Kriegstypen des 30j. Krieges: Religionskrieg, Hegemonialkrieg, Verfassungskrieg (=Kampf darum, wer innerhalb des Reiches das Sagen hat, vgl. Konflikt in Böhmen mit Ferdinand II) - In klassischer Betrachtungsweise und in der deutschen Historiographie war der Dreißigjährige Krieg ein deutscher Krieg, der Westfälische Friede ein deutscher Friede, inzwischen ist er aber auch in internationaler Forschung präsent → Entstehung eines europäischen Kriegs- und Friedenspanoramas, Blick von außen auf das Geschehen in Mitteleuropa ließ strategische Angelpunkte der Entwicklung erst deutlich werden, vgl. große Darstellung zum Krieg unter der Herausgeberschaft von Geoffrey Parker, Militärhistoriker, Christoph Kampmann: Der dreißig jährige Krieg, europäische Perspektive - Staatsbildungsparadigma (Charles Tilly, auch bei Johannes Burkhardt): Mächteeuropa der Frühmoderne als multipolares Staatensystem, dessen Teilnehmer ständige militärische Konflikte austragen mussten, vermeintliche und tatsächliche Bedrohungen durch Nachbarn zwangen dabei jeden Fürsten, seine Streitkräfte auszubauen und immer moderner zu bewaffnen, um gegenüber der Konkurrenz nicht zurückzufallen → Entwicklung der europäischen Staatsgewalt in internationaler Konkurrenz und durch Sozialdisziplinierung, Begriff von Oestreich: Disziplinierung von Untertanen durch Herrscher, Rechtsnormen, etc., es geht darum den Untertanen zu brauchbarem Staatsbürger zu erziehen - Jubiläum von 2018, wichtige Thesen! - These der 30- jährige Krieg war ein 80-Jähriger Krieg: bezieht sich auf niederländischen Konflikt, endet mit Unabhängigkeit der Niederlande, internationale Perspektive - These 30-jähriger Krieg als globaler Krieg: Susa Richter, Auswirkungen des WF außerhalb Deutschlands/Europas, Kolonien betroffen 2. Klausurfragen - Skizzieren Sie Persönlichkeit und Herrschaftsverständnis Maximilians I. von Bayern (reg. 1598 -1651) und erörtern Sie dessen Bedeutung für den Ausbruch und die erste Phase des Dreißigjährigen Krieges! (F2020) ➔ Landesherr eines großen Bedeutenden kath. Territoriums, Führer der Liga, will Kurfürst werden, territoriale Expansion, Münchner Vertrag 1619: Kurfürst gegen Leistung militärischer Unterstützung, 1623 Wahl zum Kurfürsten - Bayern im Dreißigjährigen Krieg: Erörtern Sie Kriegsziele, Kriegsverlauf und Kriegsfolgen! Beachten Sie dabei auch die Frage, ob die Politik Maximilians I. kriegsverlängernd war bzw. inwiefern er zu einem Friedensschluss beitrug! (H2017) 1

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➔ Rolle zu Friedensschluss: Ulmer Waffenstillstand, eigenständige Friedensschlüsse, in Bezug auf Verhandlungen, Max als Mitglied der 3. Partei im WF, übt Druck auf F und Habsburg aus, will Frieden schnell schließen Diskutieren Sie die These: "Der Dreißigjährige Krieg war ein Religionskrieg"! (F2019) / War der Dreißigjährige Krieg ein Religionskrieg? (H2016) ➔ Pro und Contra Diskutieren! Was macht ihn zu Verfassungs-, Hegemonial, Religionskrieg: differenzieren zw. unterschiedlichen Phasen , Union spielt geringe Rolle, in späteren Phasen des Krieges verlor Religion an Bedeutung, starke religiöse Dimension in erster Phase des Krieges, schwedischer Krieg: konfessionelles Zwischenhoch, machtpolitische Gründe aber auch Religion, legitimiert sein eingreifen mit konfessionellen Argumenten 32-34, spielt Religion eine Rolle, Flugblätter, Löwe aus Mitternacht will Protestanten verteidigen, ab 35 nimmt religiöse Dimension ab: Habsburg, Österreich beide kath.

3. Wichtige Begriffe Dreißigjähriger Krieg - Verbindung verschiedener Konfliktreihen zu in der zeitgenössischen Wahrnehmung vorhandenem Kontinuum - Die Forschung unterscheidet zwischen verschiedenen Einzelkriegen, jeweils unterbrochen durch Zeiten ohne kriegerische Auseinandersetzungen und jeweils beendet durch zahlreiche Friedensschlüsse - Ursprung des Begriffs Dreißigjähriger Krieg in der Einheit des deutschen Kriegsschauplatzes (theatrum belli) - Festlegung der verschiedenen Phasen in der Geschichtsschreibung anhand der Gegner des gleichbleibenden Opponenten, dem Kaiser - Vier Phasen: der böhmisch-pfälzische Krieg (18-23), der dänisch-niedersächsische Krieg (25-29), der schwedische Krieg (30-35) und der schwedisch-französische Krieg (längste Phase, 35-48) - Debatte, inwieweit der Begriff zeitgenössisch ist: Zeitgenossen haben den Begriff auch so verwendet, sogar vor Ende des Krieges schon Bezeichnung als 30-jähriger Krieg Religionskrieg - Anlass: religiöse Differenz - Religion in Propaganda vertreten (vgl. Flugschriften) - Grund: religiöse Begründung/ Motivation - Akteurskonstellationen: gemischt konfessionelle oder einheitliche Bündnisse (Liga, Union) - Bedeutungen religiöser Akteure: Papst (ist auch dafür, dass kath. Kurfürst ernannt wird), Rolle von Geistlichen im Rahmen von Schlachten Kontributionssystem - ENTWEDER: Eine von den Ständen bewilligte Steuer für Kriegszwecke - ODER: Zwangsabgabe, die die Bevölkerung in Form von Verpflegung, Lieferungen, Dienstleistungen zu leisten hatte = Besteuerung am Steuerbewilligungsrecht der zuständigen Institutionen - Wallenstein hat mit seinem Kontributionssystem nicht grundsätzliche was Neues geschaffen, aber er kombinierte bekannte Elemente und baute sie aus - Vor allem in der späteren Phase des Krieges griff auch die Ligaarmee auf diese „Finanzierung“ der Söldnerheere zurück 2

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→ Nach und nach griffen alle Armeen des 30-jährigen Krieges auf Kontributionssystem zurück, andernfalls hätten die Söldnerheere nicht über Jahre hinweg erhalten werden können WICHTIG: Da die Kontributionen selbst unter Gewalt nur langsam eingingen, war eine Vorfinanzierung durch Kredite unerlässlich! Folglich war ein ausgedehntes Kreditwesen unabdingbare Voraussetzung für dieses System!

4. Wichtige Akteure Die protestantische Union Militarisierung der Bündnisse vor Krieg ist entscheidender Faktor für Krieg, neuere Forschung sieht das anders, Bündnisse aber defensiv ausgerichtet, für Verhinderung eines Krieges, Verteidigungsbündnis - Bestürzung über Donauwörther Ereignis (siehe 5.1) und Scheitern des Reichstags führt zu Zusammenschluss der Calvinisten und Lutheraner direkt nach Reichstag und Bildung der protestantischen Union (14. Mai 1608) - Kursachsen wegen Kaisernähe nicht Mitglied, tritt erst nach Restitutionsedikt gegen Kaiser auf den Plan - Gründungsmitglieder: Kurpfalz, Württemberg, Ansbach, Baden, Bayreuth-Kulmach, Pfalz-Neuburg → Vorsitz hat Friedrich IV. von der Pfalz (Bundesdirektor) - Ziele: Schutz des Friedens und ihrer Rechte; auf 10 Jahre - Als Landfriedensbund und nicht als Konfessionsbund geschlossen - Festlegung von Beisteuern zur Finanzierung des Bundes und einer Armee - Bis Februar 1610 weitere Mitglieder: 16 Reichsstädte (darunter Ulm, Nürnberg, Straßburg), Kurbrandenburg, Öttingen, Sachsen-Anhalt, Hessen-Kassel Die katholische Liga - Bündnisschluss im Juli 1609 zwischen Maximilian von Bayern mit Bischöfen (Würzburg, Augsburg, Konstanz, Regensburg, Passau) und Prälaten (Kempten, Ellwangen), Bund auf 9 Jahre - Bis 1610: Bischöfe von Bamberg, Worms, Speyer, Straßburg, sowie schwäbische Prälaten und Herren - Zusagen von finanzieller Unterstützung durch Philipp von Spanien und Papst - Maximilian machte die Liga immer stärker zu einem Instrument bayerischer Politik, was das Misstrauen der Habsburger hervorrief - 1616 wurde er gezwungen, die Liga weitgehend aufzulösen und nur noch als einen süddeutschen Sonderbund weiter zu führen - 1618 Reaktivierung der Liga, wichtige Rolle im Krieg ➔ Die Strukturschwäche beider Bündnisse (Frage der Finanzierung, die gerade von größeren Territorien unzuverlässig geleistet wurde, während die Kleineren, vor allem die Städte, regelmäßig und mehr zahlten) und die Tatsache, dass sie zu defensivem Zweck gegründet worden waren, wirkten offensiver Politik und damit einem offenen Krieg entgegen!

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Herzog Maximilian I von Bayern Aktiv in Gegenreformation und katholischer Reform Begründer der absolutistischen Herrschaft in Bayern durch Ausschalten der ständischen Mitwirkungsrechte Gründet 1609 die katholische Liga 3

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Darf Ferdinand (wegen Unruhen in Ungarn nicht bei Krieg anwesend) Bedingungen für Hilfe der Liga beim böhmisch-pfälzischen Krieg diktieren, - → Münchner Vertrag (1619): Alleiniger Oberbefehl Maximilians, Erstattung aller Kosten → alle Eroberungen als Pfandbesitz, Mündliche Zusage des Kaisers nach Sieg Pfälzer zu ächten und Kurwürde an Bayern zu übertragen! → ab 1623 Kurfürst! - Eroberung der Oberpfalz zu Beginn und der Kurpfalz am Ende des Krieges - Bedenken Maximilians in Bezug auf das Restitutionsedikt: - War auf Besitzstandswahrung bedacht und deshalb an politischem Ausgleich und Einräumung von Konzessionen interessiert, will Gewicht der Kurfürsten stärken, Edikt ist aber auch Ausdruck kaiserlicher Machtvollkommenheit - Andererseits konfessioneller Eifer Maximilians: Abneigung gegen Calvinismus und Luthertum, den er für Wirren im Reich verantwortlich machte, daher Verbot des Calvinismus, Hoffnung auf Spaltung der Lutheraner und Calvinisten im Reich (gab es vorher schon) - Vorgeschichte des Krieges: es ist schon Krieg und Konflikt, Polemik greifbar ➔ Durch Befürwortung des Edikts Mitschuld an der Fortsetzung des Krieges: führte in der Folge zur Solidarisierung der protestantischen Stände und schließlich auch zum Eingreifen der Schweden - Bewirkt 1630 die Reduktion des kaiserlichen Heeres und die Absetzung Wallensteins, sowie die Rückgabe Mecklenburgs an vorherige Fürsten, denkt auf Ebene der Fürsten des Reiches, denken wenn Wallenstein abgesetzt wird, können sie auch einfach abgesetzt werden - Bestätigung der Kurwürde und des Besitzes der Oberpfalz im Westfälischen Frieden

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Albrecht von Wallenstein Im Juli 1625 ernennt Ferdinand II. Wallenstein zum Oberbefehlshaber des Kaiserlichen Heeres, das neben dem Ligaheer unter Maximilian existierte Bewies Organisationstalent bei schneller Ausrüstung der Kaiserlichen Armee Perfektioniert das Kontributionssystem: Der Krieg ernährt den Krieg Sorge um seinen Besitz wohl wichtigstes Motiv Wallensteins : Schon seit 1609 durch Heirat sehr reich geworden, hatte sich durch Niederlage des böhmischen Aufstands im Rahmen der Besitzumwälzung durch die Konfiskationspolitik einen „Staat im Staat“ schaffen können, also bedeutenden territorialen Besitz, der mal zum Herzogtum Friedland werden sollte Wurde nach Sieg gegen den Dänenkönig mit Herzogtum Mecklenburg belehnt Abneigung einiger Fürsten (u.a. Maximilian) gegen Wallenstein, galt als Emporkömmling Wallensteins Erfolg als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee sorgt für Machtzuwachs des Kaisers, was für Fürsten wie Maximilian ebenfalls unerwünscht ist Wegen Vergrößerung des Heeres und Wachsen des Kontributionsdrucks protestierten die drei geistlichen Kurfürsten gegen die Vergrößerung der Armee und die Kosten für die Länder der Ligafürsten ➔ Anfänge eines Bruchs, der (gesteigert durch weitere Gegensätze) langfristig eine Schwächung der katholischen Mächte bedeuten sollte! 1630 Entlassung Wallensteins, 1634 Ermordung durch kaisertreue Offiziere in Eger

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Kaiser Ferdinand II Da alle Söhne Maximilians II. (Matthias, Maximilian, Albrecht) kinderlos, fiel die Wahl auf Erzherzog Ferdinand von der Steiermark Gegenreformator Innerösterreichs und harter Konfessionspolitiker Durchsetzung Ferdinands als König von Böhmen im Juni 1617 durch die habsburgische Partei beim Landtag in Prag gegen alle Widerstände WICHTIG: Kampf um freie Königswahl in Böhmen war nicht nur innerböhmische Verfassungsfrage, sondern Anliegen aller Gegner des Gesamthauses Habsburg! Ferdinand war auch König von Ungarn und somit oft auch dort mit Konflikten beschäftigt Setzte nach Sieg über die Aufständischen mit drakonischen Maßnahmen die Rekatholisierung in Böhmen durch Scheitert bei der Durchsetzung katholischer Maßnahmen im Reich am Widerstand der Kurfürsten Sucht im Prager Frieden von 1635 den Ausgleich mit den Reichsständen, allerdings keine Beendigung des Krieges, da ausländische Mächte weiterhin ihre Interessen auf dem deutschen Kriegsschauplatz verfolgten Friedrich V von der Pfalz Zwei Tage vor Ferdinands Kaiserwahl wurde Kurfürst Friedrich V. am 26. August 1619 zum König von Böhmen gewählt Einzig in Frage kommender Kandidat, denn er war Calvinist, Führer der Protestantischen Union und Schwiegersohn des englischen Königs, außerdem weitere gute verwandtschaftliche Beziehungen Friedrich als böhmischer König zwar von Dänemark, Schweden, Generalstaaten, Venedig und Siebenbürgen anerkannt, aber nur Holland leistete finanzielle und Siebenbürgen militärische Hilfe Flieht nach Schlacht am Weißen Berge in die Niederlande, 1621 wird die Reichsacht über ihn verhängt und ihm die Kurwürde aberkannt Erhält den Spottnamen „Winterkönig“, da er nur wenige Monate an der Macht war

5. Der Dreißigjährige Krieg 5.1 Auslöser - Durch mediale Mobilmachung des Krieges - Durch die Erfolge des Reformkatholizismus verschärften sich die Spannungen im Reich seit Beginn des 17. Jahrhunderts, das allein hätte allerdings noch nicht zu einer kriegerischen Auseinandersetzung geführt! - Auslöser war auch der gescheiterte Reichstag von 1613, will Konfessionen zusammenbringen, scheitert, Lahmlegung der wichtigen Institutionen des Reiches - Ausschlaggebend waren handfeste machtpolitische Interessenkonflikte: (1) Konfrontation in der Reichsstadt Donauwörth 1607 - Wegen der Verhinderung katholischer Prozessionen durch Protestanten vollstreckte Herzog Maximilian I 1607 die Reichsacht, besetzte die Stadt und begann mit der Rekatholisierung, Problem: eigentlich Schwäbischer Kreis für Exekution zuständig! - Daraufhin erboste Reaktion der evangelischen Reichsstände auf dem Regensburger Reichstag 1608, protestantische Reichstände verlassen den Tagungsort → Reichsverfassung lahmgelegt 5

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Folge des Eklats: Bildung von zwei konfessionspolitischen Bündnissen → die katholische Liga und die protestantische Union Erbfolgestreit um Jülich-Kleve Die vereinigten Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark ragten in die Niederlande hinein und umschlossen den Kern des Kölner Erzstifts Bisher katholische Herzöge, aber 1609 nach Tod Herzog Johann Wilhelms ohne Nachfolger, beste Aussichten für Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg Kaiser musste entscheiden und konnte Territorium bis dahin in Sequestration nehmen → längerfristiger Verbleib beim Kaiser hätte Gewichte in Europa zugunsten Habsburgs (und Spaniens!) verschoben Französische Krone sah sich bedroht von entlasteter und gestärkter habsburgischen Macht Kaiser verfügt zwar Sequestration, aber Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg besetzen niederrheinisches Territorium und vereinbaren gemeinsame Regierung Union verspricht Unterstützung und wird in große anti-habsburgische Koalition gezogen Regionaler Konflikt kurz davor, europäischer Krieg zu werden ABER: Nach Ermordung Heinrichs IV. entscheidet Regentin Maria de Medici auf Abrüstung und Frieden! → Kampf um Jülicher Erbe ins Reich zurückverlagert England, Frankreich und Generalstaaten vermitteln Xantener Vertrag, 1614 = Aufteilung der Verwaltung zwischen Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg (→Einheit des Landes bleibt damit bestehen) Kontroversen zwischen Ständen und Königtum in Böhmen Schwäche des habsburgischen Kaiserreiches, schaltet sich wenig in Reichspolitik ein, Schwäche vermittelt den Ständen, dass es sich auch lohnt sich zu erheben Majestätsbrief vom 9. Juli 1609: Zusagung der freien Religionsausübung für alle Stände durch Kaiser Rudolf II (König von Böhmen 1575-1611) → Brief als Schutz gegen alle Zentralisierungsbestrebungen der böhmischen Könige Nach Abdanken Rudolfs II zugunsten seines Bruders Matthias (wegen Habsburger Bruderzwist) wird 1617 der streng katholische Erzherzog Ferdinand als künftiger König durch die böhmischen Stände angenommen (ausdrücklich nicht gewählt!) Verschärfung der Konflikte durch strikte Konfessionspolitik: katholische Erneuerung gegen Interessen der protestantischen Stände 23. Mai 1618: Vortrag der Verletzung der im Majestätsbrief anerkannten Rechte durch die habsburgischen Statthalter, gelesen durch Abordnung böhmischer Adliger unter Führung des Grafen Heinrich Matthias von Thurn, führt zu Handgreiflichkeiten → Zweiter Pragerfenstersturz (1419 bereits „Defenstration“ durch Hussiten) also symbolische Dimension des Fenstersturzes 1619, confoederatio bohemica: Absetzung Ferdinands wegen Bruch des Kroneids, wählen sich eigenen König: Mehrheit kippt im Kurgremium, da calvinistischer Kurfürst UND ober- und niederösterreichische Stände schließen sich an, d.h. Konflikt wird in österreichische Länder hineingetragen

5.2 Der böhmisch-pfälzische Krieg (1618-23) Verlier: Protestanten, Gewinner: Kaiser Resultierte aus dem Prager Fenstersturz 6

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Aufgrund der Struktur der Erblande, der Habsburger-Dynastie und den konfessionellen Parteien im Reich, barg der böhmische Ständeaufstand die Gefahr, über Länder der Wenzelskrone hinauszuwachsen Erstarken der Stände während der Dynastie- und Staatskrise der Habsburger (ab 1606) Neben den konfessionellen Gegensätzen wurde der Ständekampf durch soziale Komponente verschärft: o Gegensatz zwischen hohem und niederem Adel war immer drastischer geworden und auch im Hochadel hatte es Verschiebungen gegeben o Ein Teil des Hochadels hatte wirtschaftlich und politische Großteil der Macht inne, war meist prohabsburgisch und katholisch o Aufstand wurde in der Masse vom niederen Adel getragen, der sich wirtschaftlich, politisch und eben auch sozial zurückgedrängt sah Ziele der Aufständischen: Brechung der Habsburger-Macht, Reines Wahlkönigtum, Eidliche Bindung des Königs an Programm der Stände, Regelung wirtschaftlicher und verwaltungsrechtlicher Fragen, Zurückdrängung der Katholiken Die Stände lehnten die Anerkennung Ferdinands, dem Nachfolger Kaiser Matthias, als böhmischen König ab, trotz der zu vorigen Bestätigung als König Bestimmten unter Berufung auf ihr Wahlrecht den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz 1619 als ihren neuen König (confoederatio bohemica) → Eskalation des innerböhmischen Konflikts wird zu Krieg zwischen den Konfessionsparteiungen im Reich Pfälzischer Kurfürst als Führer der kampfbereiten Gruppe (wenige kampfbereit) unter den protestantischen Reichsfürsten und Union (sehr schwach) vs. Ferdinand II. und Maximilian von Bayern als Führer der katholischen Liga mit päpstlicher Geldunterstützung und Kooperation mit Spanien Machtzuwachs der katholischen Seite und Ausbleiben der Unterstützung für protestantische Seite 8. November 1620, „Schlacht am Weißen Berge“ bei Prag: vernichtende Niederlage der böhmischen Stände und der protestantischen Hilfstruppen 1627 erneuerte böhmische Landesordnung, verleibt Böhmen dem habsburgischen Reich ein, böhmische Stände werden ausgeschaltet Flucht Friedrichs von der Pfalz und Absetzung Aberkennung der Kurwürde Friedrichs und Übertragung auf den bayrischen Herzog Maximilian Scharfe Abrechnung des Kaisers mit den böhmischen Ständen: Hinrichtungen, Einbeziehung ihrer Güter und Übergabe an neue Gruppe von kaisertreuen Adligen als Lehen → somit Einbindung der neuen Führungsschicht in die Ordnung der österreichischen Erblande 5.3 Der dänisch-niedersächsische Krieg (1625-29) Verlierer: Dänen und Protestanten, Gewinner: Kaiser Auslöser: war das Eingreifen des Dänenkönigs Christian IV 1625 Gründe für Dänenkönig: War sowohl Herzog von Holstein als auch Oberst des niedersächsischen Reichskreises (verteidigungsbezogene Aufteilung des Reiches) und wollte in diesen beiden Eigenschaften die protestantische Seite im Reich gegen den dominierenden Kaiser zusammenführen 7

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Fühlte sich vom erfolgreichen Schwedenkönig (Erfolge in Russland und Polen) bedroht, Angst vor schwedischer Übermacht im Ostsee...


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