Einführung in Praktikum Bl 4 Neurophysiologie PDF

Title Einführung in Praktikum Bl 4 Neurophysiologie
Course Funktionssysteme und biologische Regulation
Institution Medizinische Universität Wien
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SS 17/18...


Description

Einführung in Praktikum Bl 4 Neurophysiologie (Vorraussetzung: Block 2 Physiologie) Auf der Internetseite „Neurons in Action“ sind einige Simulationen vorhanden, werden allerdings in der Vorlesung nicht erläutert. Die Vorlesung beginnt bei der Folie Muskeltonus, Muskelkraft und Propriozeption. Hierfür ist es wichtig, sich noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass es ein 1., oberes („upper“) und ein unteres („lower“) Motoneuron gibt. Das untere Motoneuron ist in der Regel das α-Motoneuron im Rückenmark. Die Upper Motoneurons sind alle anderen Bahnen von denen zuvor die Rede war, oder in den nächsten Vorlesungen im Fall der Pyramidenbahnen sein wird. Nun stellt sich die Frage, was sich bezüglich Muskeltonus und Muskelkraft verändert, wenn die Motoneurone geschädigt sind. Ist das α-Motoneuron im Rückenmark („lower Motoneuron“) betroffen stellt sich eine schlaffe Lähmung ein, also ein erniedrigter Muskeltonus, weniger Muskelkraft und deutliche geringere Reflexe. Die meisten Upper Motoneurons sind dagegen hemmend. Wenn diese also ausfallen, zum Beispiel wegen Querschnittslähmungen, Schlaganfällen oder Läsionen im Hirnstamm, entsteht eine Hyperreflexie und Spastische Lähmung (Muskeltonus sehr hoch, keine willkürliche Bewegung möglich). Wenn ein Patient normal geht, kann von einer weitestgehend normalen Muskelkraft ausgegangen werden. Daher wird die Schwächung der Muskelkraft im Liegen festgestellt. Die Beurteilung der Muskelkraft erfolgt über ein Punktesystem. Wenn beim Patienten nach der Aufforderung zum Anstellen oder Heben der Arme oder Beine keine Bewegung gegen die Schwerkraft möglich ist, aber man ein Anspannung des Muskels fühlen kann spricht man von Stufe 1. Wenn die Beine leicht gegen die Schwerkraft gehoben werden haben wir Stufe 2. Stufe 3 ist, wenn die Beine gegen die Schwerkraft, aber ohne (künstlichen) Widerstand gehoben werden können. Widerstand wäre in diesem Fall ein leichtes Drücken des Untersuchers gegen die Beine des Patienten. Sollte sogar gegen eine Widerstand Bewegung möglich sein

sind wir bereits bei Stufe 4. Bei voller Beweglichkeit gegen vollen Widerstand ist die volle Muskelkraft, also Stufe 5 und damit der Normalfall erreicht. Es ist auch wichtig, zu überprüfen, ob die Reaktionen links und rechts in etwa gleich sind, da häufig nur Motoneuronen der einen Seite betroffen sind. Allerdings wird bei Rechtshändern normalerweise die rechte Hand etwas stärker sein als die linke. Eigenreflexe. Dabei handelt es sich um Muskeldehnungsreflexe. Der Sensor hierfür ist die Muskelspindel, die sensorische Afferenz. Wird diese gedehnt, ist das das Signal für das α-Motoneuron aktiv zu werden und es kommt zu einer Kontraktion des Muskels. Auch bei den Eigenreflexen, wie zum Beispiel dem Patellarsehnenreflex, ist eine Beurteilung durch eine Skala möglich, dort ist allerdings nicht das höchste das Beste, sondern +2 („+3 geht auch noch“). Bei einer Störung des α-Motoneurons geht die Reflexantwort also eher gegen 0, bei Stöungen des Upper Motoneurons sind die Reflexe eher gesteigert, es geht gegen +4. Es können dann auch unwillkürliche, rhythmische, schnelle Alternierende Muskelkontraktionen auftreten. Eine lebhafte Kontraktion kann auch mithilfe des Jendrassik’schen Handgriffs durch die sogenannte Bahnung erzeugt werden. Dabei verkrallt der Patient die Hände ineinander und zieht fest gegen sich selbst an.

Wozu macht man die Reflextests? Man macht sie, um eine Höhendiagnostik der Neuronenstörung zu machen. Wenn z.B. der Bizeps-brachii-Reflex ausfällt dann hat der Patient eine Läsion die über C6-C7 liegt, wenn der Patellarsehnenreflex betroffen ist, dann liegt die Läsion bei L3-L4. Wichtig bei den Reflextests ist, das der Patient die untersuchte Extremität ganz locker baumeln lässt. Fremdreflexe. Fremdreflexe sind meistens Schutzreflexe. Diese sind polysynaptisch. In der Regel sind das Sensororgan und das reagierende Organ nicht getrennt. Diese Reflexe können einfacher oder komplizierter sein. Wenn man beispielsweise auf einen Nagel tritt ist das ein gekreuzter Fremdreflex, da das gepiekste Bein sich

beugt während das andere Bein durch den Reflex stabilisiert, also kontrahiert wird. Diese Fremdreflexe können also über mehrere Rückenmarkssegmente gehen und so auch die Gegenseite kreuzen. Für komplexe Reaktionen wird eine Reihe von Interneuronen benötigt, die entweder hemmend oder erregend sein können. Weitere Fremdreflexe wären der Bauchhautreflex, der auch für die Höhendiagnostik sehr wichtig ist, der Korneal-Reflex (=Lidschlussreflex; bei Brillenträgern meist schwächer ausgeprägt). Propriozeption. Der Patient sollte wissen, wo sich seine Körperteile gerade befinden, nur dann ist eine gezielte Bewegung möglich. Die Sensoren hierfür sind die Muskelspindel, das Sehnenorgan, die Längs- und Hautrezeptoren. Diese sind wichtig für die aus Block 2 bekannten Halte- und Stellreflexe. Beispiel: Sie stehen mit geschlossenen Augen, Kopf nach links gedreht, werden nach hinten gestoßen, bzw. Kopf nach vorne gedreht und werden nach vorne gestoßen. Dabei sollten Sie nicht umfallen. Die Frage ist nun allerdings: Woher weiß man denn, in welche Richtung man gestoßen wird? Nicht über das Vestibularorgan, weil das extra so ausgelegt ist, dass es gleich erregt wird. Da die Augen geschlossen sind, kann auch visuell keine Information entstehen. Allein durch die Propriozeption weiß der Mensch, wie der Kopf zum Rumpf steht. Eine gestörte Propriozeption der Beine fühlt sich ähnlich an, wie mit „eingeschlafenen“ Beinen gehen zu müssen. Zur Propriozeption gehören der Stellungssinn, Bewegungssinn und Kraftsinn. Die Tests dazu sind recht einfach. Zum Beispiel bewegt der Untersucher eine Extremität des Patienten und dieser soll die dazugehörige andere Extremität analog dazu mitbewegen. Oder man legt Gewichte auf, und der Patient muss wissen, ob es rechts und links gleich schwer ist. Für unsere alltägliche Bewegung und Wahrnehmung unserer Körperteile im Raum benötigen wir alle Afferenzen, Propriozeption, das Gleichgewichtsorgan, Stellung des Kopfes im Raum, das Kleinhirn und das Visuelle System. Für die Motorik sind das Kleinhirn und das Gleichgewichts Organ besonders wichtig.

Auch dafür gibt es ganz einfache Tests wie den Romberg-Stehversuch, den Unterberger-Tretversuch und den Barany-Zeigeversuch. Den Rombergtest macht man idealerweise mit nach vorne gestreckten Armen, um auch den Armhaltereflex dabeizuhaben. Bei geschlossenen Augen mindestens eine Minute. Die meisten gesunden Menschen schwanken dabei ganz leicht. Wenn jedoch die Propriozeption nicht gut funktioniert dann müssen schon bald die Augen geöffnet werden, um nicht umzufallen. Beim Unterberger-Tretversuch muss der Patient mit geschlossenen Augen auf der Stelle gehen. Eine Störung des Vestibularorgans kann man simulieren, indem man sich als gesunder Mensch vor dem Versuch mit geschlossenen Augen auf einem Drehstuhl dreht. Für die Bewegungsplanung müssen Groß- und Kleinhirn zusammenarbeiten. Um diese Zusammenarbeit zu überprüfen verwendet man den Barany-Zeigeversuch. Man lässt den Patienten eine Zeigeübung einige Male mit offenen Augen durchführen, denn für das Motorische Lernen ist das Kleinhirn zuständig. Wenn die Übung dann mit geschlossenen Augen erneut durchgeführt wird, soll der Patient das Ziel wieder treffen. Bei Störungen des Kleinhirns wird die Bewegung schlechter gelernt und das Ziel oft verfehlt. Auch beim Finger-Finger und Finger-Nase Versuchs kann eine Störung des Kleinhirns und der Propriozeption festgestellt werden. Bei Kleinhirnstörungen tritt ein Intentions-Tremor auf. Dieser tritt nicht in Ruhe auf, sondern nur bei zielgerichteten Bewegungen. Im Gegensatz dazu steht der Ruhe-Tremor, der insbesondere bei ParkinsonPatienten auftritt, und bei dem auch in Ruhe gezittert wird. Wichtig ist auch die Berührungs-, Vibrations- und Schmerzempfindung. Die ersteren werden mit einem Wattestäbchen, die letztere durch leichtes Pieksen mit einem spitzen Zirkel durchgeführt. Dabei kann man Raumschwellen unterscheiden. Und zwar eine simultane Raumschwelle indem man den Zirkel gleichzeitig aufsetzt und

eine sukzessive. An der Fingerbeere wo die rezeptiven Felder sehr klein sind hat man eine deutlich geringere Raumschwelle als am Rücken, wo sie sehr groß sind. Um die Vibrationsempfindung zu überprüfen verwendet man eine Stimmgabel, die man am Knochen ansetzt. Der Patient sollte deren Vibrationen spüren. Das Vibrationsempfinden ist besonders bei Myelinscheidenerkrankungen mit verlangsamter Reizübertragung sehr früh gestört. Aufgabe für Zuhause: Wo laufen welche Leitungsbahnen und wieso kommt es zu einer dissoziierten Sensibilitätsstörung? Die nächste Folie zeigt die Gefäße in der Augenrückwand. Gesunde Menschen sehen diese Gefäße im Alltag nicht, obwohl sie statisch über den Rezeptoren liegen. Das liegt an der Lokalen Adaptation. Alles was gleich bleibt passt sich an. Genauso wie man in der Regel seine Kleidung nicht spürt, es sein denn man hat Sensibilitätsstörungen. Dann kann es zu Parästhesien (= Missempfindungen) kommen. Wenn man allerdings Menschen mit einem schwankenden Licht konfrontiert und sie anschließend auf eine weiße Wand blicken lässt sehen auch Gesunde ihre eigenen Gefäße in der Retina. Einfache Gehörtests: Einerseits gibt es den Weber-Test. Da wird die Stimmgabel am Scheitel aufgesetzt dabei geht der Weg über die Knochenleitung. Wenn entweder beide oder keine Knochenleitung gestört ist kommt es zu einem diffusen Ton, ohne Lateralisation. Wenn das Mittelohr geschädigt ist (Simulation durch Zuhalten des äußeren Gehörgangs) kommt es zu einer Lateralisation auf Seiten der Läsion. Wenn allerdings das Innenohr geschädigt ist entsteht eine Lateralisation zum gesünderen Ohr. Beim Rinne-Test vergleicht man, ob an beiden Ohren die Luftleitung besser funktioniert als die Knochenleitung. Dazu wird die Stimmgabel an der Hand angeschlagen und an den Knochen hinter dem Ohr (dem Mastoid) angesetzt, wenn dort der Ton für den Patienten nicht mehr hörbar ist, wir die Stimmgabel vor das Ohr gehalten und der Ton sollte wieder deutlich wahrnehmbar sein. Wenn hierbei die Luftleitung schlechter als die Knochenleitung ist, ist das Mittelohr, nicht aber das Innenohr geschädigt.

Der letzte Test zeigt wozu man die Koppelung zwischen Gleichgewichtssinn und Augen braucht. Wenn man sich bewegt geht der Kopf normalerweise mit. Wenn man wie bei diesem Versuch die Kopfbewegung verhindert bewegen sich die Augen erst in langsamer Folgebewegung gegen die Drehrichtung und dann folgt eine schnelle Rückstellbewegung in Drehrichtung. Diese Kombination aus langsamer Folgebewegung und schneller Rückstellbewegung heißt Nystagmus. Dieser dient dazu, um bei Bewegungen immer unverwackelte Bilder zu empfangen. Die Richtung des Nystagmus wird immer in der schnellen Richtung angegeben. Wenn man jetzt einen schnellen Stopp macht bricht man die Bewegung ab und es kommt zu einem entgegengesetzten Nystagmus. Bei dem Versuch sitzt der Patient auf einem Drehstuhl und trägt eine Frenzel-Brille, mit der er nichts sieht, außer dem darin erzeugten Licht. Die Augenbewegungen werden mittels Elektroden gemessen....


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