Goethe - Götz von Berlichingen PDF

Title Goethe - Götz von Berlichingen
Course Staatsexamenskolloquium Deutsch NDL
Institution Universität Konstanz
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Summary

Zusammenfassung Vorbereitung Staatsexamen Lehramt Deutsch
Schwerpunkt: Literatur vor 1850
Wintersemester 20/21...


Description

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832): Götz von Berlichingen (1774) Grundlegendes   





Schauspiel 1773 – Geburt des nationalen deutschen Gesichtsdramas Goethe lässt das Rittertum des Spätmittelalters wiederaufleben o Hauptfigur ist der Ritter Gottfried, dessen historisches Vorbild 200 Jahre vor Goethe lebte 1771 begann Goethe die Arbeit – in sechs Wochen schrieb er den Urgötz o Das fertige Werk schickte er Herder und Merck zu o Goethes Märzen Merck war damit einverstanden o Herder hatte Einwände und äußerte sich unfreundlich und hart  Er warf Goethe vor, sich von Shakespeare zu sehr habe bestimmen lassen und dadurch manches nur gedacht, nicht gestaltet zu haben o Die Kritik nahm Goethe zum Anlass, ein zweites, fast neues Stück zu schreiben  Es entstand vom Januar bis zum März 1773  Merck dränte Goethe zur Veröffentlichung und das Schauspiel erschien 1773 o Die Uraufführung fand 1774 stat Für die damalige Zeit hat Goethe eine innovative Theaterkonzeption geschaffen o Wie in einem Panorama will er seinen Zeitgenossen die Vergangenheit vergegenwärtigen o Deshalb dienen etliche Szenen und Personen in erster Linie dazu, unterschiedliche Bereiche historischen Lebens zu veranschaulichen o So bringt er bis zum Ende des Stücks immer neue Figuren auf die Bühne, wie sie in den spätmitelalterlichen Städten gelebt haben: Hofstaat, Ratsherren, schaulustige Prozesszuschauer, Reiterheere, Knechte o Die Handlung scheint dadurch besonders bewegt und lebensecht o Er reiht eine bunte Einzelszene an die andere, verzichtet dabei oft auf fließende Übergänge oder direkte Zusammenhänge o Verbunden sind die einzelnen Szenen nur durch Goethes Anspruch einer Gesamtbetrachtung der Geschichte: Das Publikum soll die Vielfalt und die menschlichen Widersprüchlichkeiten einer versunkenen Epoche nacherleben o Goethe nennt es „innere Geschichte“ der Vergangenheit  So zieht er einen roten Faden durch das ganze Stück und enthält eine Botschaft an das Publikum  Die Geschichte und das Schicksal des edlen Götz gibt Lehren für die Gegenwart  Als aufrechter Vorfahr, als Vorbild der Deutschen wird der kämpferische Reichsriter dargestellt, der sich auch unter der stärkeren Macht gesellschaftlicher Konventionen nicht verbiegen lässt

Personen



Götz von Berlichingen o verkörpert den letzten Riter des dt. Mitelalters, der seine Ideale der Freiheit und der Gerechtigkeit gegen den Gang der Geschichte verteidigt und scheitert o Goethe bewahrt den Sprachstand Götzens: veraltete Sprache  Götz verwendet zahlreiche Wendungen aus der Lebensbeschreibung des Riters  Also dient die Sprache auch zur Unterscheidung der Figuren o sieht sich als freien Reichsritter, der nur von Got, seinem Kaiser und sich selbst abhängt  In der mittelalterlichen Lehensgesellschaf verteidigen die Riter Kaiser und Reich gegen äußere Angriffe wie innere Feinde  Sie unterstanden allein dem Befehl des Kaisers und genossen dessen Schutz  Götz nimmt innerhalb dieses Rahmens für sich in Anspruch, unabhängig und frei zu sein  So weigert er sich, die Machtanspruche der erstarkenden Territorialfürsten anzuerkennen  Für Götz ist der Kaiser die alleinige Herrscherinstanz  Sinnbild seiner uneingeschränkten Treue zum Kaiser ist die eiserne Hand o Eiserne Hand: Gleichzeitig weist sie auf das mittelalterliche Faustrecht hin  Unter den Rittern des Mittelalters gab es keine verbindlich festgeschriebene Rechtsprechung, statdessen wurde begangenes Unrecht durch Fehde (Bestrafungsaktion in Selbstjustiz) oder im riterlichen Zweikampf gesühnt  Der Ausgang des meist für eine Seite tödlichen Zweikampfes galt als Gottesurteil  Durch sein Kämpferglück sieht sich Götz immer wieder in seiner Rechtsauffassung bestätigt  Die eiserne Hand wird in erster Linie nicht als Zeichen der Verstümmelung, sondern als Symbol von Kraf und Heroismus betrachtet  Trotzdem wird sie zum Zeichnen für eine letztlich tragische Lebensunfähigkeit des Helden, trotz all seiner kraftstrotzenden Vitalität  Götz braucht Weislingen als seine rechte Hand o Weltsicht und Wertesystem Götz‘ entstammen dem riterlichen Verhaltenskodex der mitelalterlichen Lehensgesellschaft  Deren Grundpfeiler sind bedingungslose Treue und Vertrauen gegenüber dem kaiserlichen (Lehens-)Herrn  Diese ritterliche Weltordnung ist ihm heilig, da sie aus seiner Sicht göttlich legitimiert ist  Ist seiner Welt hat für Götz kein anderer Machthaber Platz

Die Territorialfürsten unterhalten ihre eigenen Armeen, was die Reichsriter zunehmend überflüssig macht  Zudem betrachtet Götz den Bischof von Bamberg als unrechtmäßigen Rivalen des Kaisers  Er wehrt sich auch gegen die vom Bischof eingeführte römische Rechtsprechung  Freiheit ist ein Leitmotiv des Stücks  ist zunächst die Freiheit durchaus noch als reale und äußere gemeint und Gefängnis ein Elend, so beginnt ab dem 4. Akt eine zunehmende Verinnerlichung des Freiheitsbegriffs Götz fühlt sich angergriffen: Um seine Ideale der Freiheit, Gerechtigkeit und den kranken Kaiser zu verteidigen, stellt er sich gegen die gesellschaflichen Umwälzungen Trotz dieser unerschüterlichen Position ist Götz keine einseitig strukturierte Figur  Goethe ergänzt das heroische Selbstbild des Riters durch zahlreiche Fremdcharakterisierungen aus unterschiedlichen Figurenperspektiven  Auf diese Weise entsteht das Gesamtbild einer komplexen Figur, mit der sich das Publikum identifizieren kann  Von Klosterbruder Martin wird Götz als alter, treuherziger Riter bewundert, der seinen Idealen auch bei Gefahr für Leib und Leben treu bleibt  Seine Freunde halten für ihn als das Muster eines Ritters: tapfer und edel  Stellenweise wird Götz zu Robin-Hood-Legende stilisiert Götz selbst strebt nach dem selbst gesteckten Idealbild des freien, kaisertreuen Ritter, der sie niemals an niederer Politik beteiligt  Freiheit, Rechtschaffenheit, Mut und persönliches Engagement zur Verteidigung seiner Ideale bestimmen Götz‘ Lebensweg Für die zunehmenden Machtansprüche territorialer Fürsten und deren Netze politischer Abhängigkeiten hat Götz nur Verachtung übrig  Der zunehmende Machtverlust des Kaisers erfüllt ihn mit Verbitterung Angesichts der durchgreifenden gesellschaftlichen Umwälzungen erahnt der Ritter seinen Untergang  Die fortschreitende Krankheit des altersschwachen Kaisers deutet Götz als Sinnbild für die eigene, untergehende Zeit Am Ende scheitert Götz: In der neuzeitlichen Welt, die das Mitelalter ablöst, ist für den alten Reichsriter kein Platz  Sang- und klanglos geht er aber nicht unter Der historische Götz galt dem jungen Goethe als Idol  Er bewunderte den Freiheitssinn und die Prinzipientreue des Riters  Mit seinem gleichnamigen Drama wollte er einem aufrechten Deutschen aus dem absolutistischen 18. Jh. ein Denkmal setzen 

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o Götz als tätigem Subjekt benötigt zur Bedingung seiner Identität den Zwist Elisabeth von Berlichingen o Götz‘ Ehefrau und engste Vertraute o Steht ihm bis zu seinem Untergang treu zur Seite Weislingen o stammt aus dem freien Ritteradel o war in seiner Jugend mit Götz befreundet  wird als „Bruder“ Götz‘ bezeichnet  -> Bruderkonflikt; Vater-Sohn-Konflikt (Kaiser) o Als Höfling des Bischofs von Bamberg wird er zu einem mächtigen Gegenspieler von Götz o Sein sprechender Name (Weißfisch) charakterisiert ihn als opportunistischen Kaltblüter o Die Zeichen der Zeit (Untergang des Rittertums) hat er früh erkannt: so zieht er den Schutz des mächtigen Bischofs vor o Weislingens ehrgeiziger Opportunismus verhilft ihm im Netzwerk der politischen Abhängigkeiten am Bamberger Hof zu einer raschen Karriere  Zuerst ist er Berater des Bischofs, dann bischöflicher Botschafter beim Kaiser und dann kaiserlichen Kommissar o Götz wirft Weislingen vor, in seinem Lebenswandel der ritterlichen Moral den Rücken gekehrt zu haben, um seiner Ruhmsucht zu frönen o Weislingen geht zugunsten seiner Höflingskarriere sogar über Leichen  So veranlasst er Massenhinrichtungen und lässt Götz zum Tode verurteilen o Zudem nutzt er das Vertrauen des Kaisers aus, den er aus Riterzeiten kennt und intrigiert gegen ihn  was aus riterlicher Sicht eine Todsünde ist o Wegen seiner Undurchsichtigkeit bezeichnet Adelheid ihn als Chamäleon o Eitelkeit und Machbegehren treiben ihn auch o Sein steiler Aufstieg lenkt Weislingen von den wahren Machtverhältnissen ab  Er wird als Werkzeug zur Macht für andere eingesetzt  So beteiligt er sich an Intrigen gegen Drite, durchschaut ab zu spät jene Intrigen, die gegen ihn gerichtet sind  Ausgerechnet die eigene Ehefrau vergiftet ihn  Deshalb scheitert er: Zu lange hat er seine Abhängigkeit von denjenigen Menschen verdrängt, die er seinerseits zu beherrschen glaubte o Weislingens Weltbild und Charakter stehen im völligen Gegensatz zur Werteordnung und Lebensweise von Götz  Sein Lebensziel ist nicht Gerechtigkeit, sondern Macht  Um sein Ziel zu erreichen, verzichtet er auf die Unabhängigkeit des Riterlebens und lässt sich protegieren o Erfolgreich verdrängt er das Bewusstsein der Sinnlosigkeit seines beschwerlichen Strebens nach versagter Größe

Sein Verhalten zeigt, dass er eine komplex angelegte Figur ist Dass Weislingen auch gute Charaktereigenschafen hat, deutet sein Vorname Adelbert (ahd. „edel, glänzend“) an; ebenso seine frühere Stellung als Zwillingsbruder seines Freundes Götz  Zudem gelingt es Götz, Weislingen auf seine Seite zu ziehen  Doch die Reize der Witwe packen Weislingen an seiner schwächsten Stelle – der Eitelkeit  Seine guten Vorsätze sind dahin o Insgesamt ist Weislingen weniger ein schlechter als ein schwacher Charakter  Er ist leicht beeinflussbar und macht sein Verhalten von der jeweiligen Situation abhängig  Seinen Schwächen ist er sich durchaus bewusst  Deshalb gelingt es ihm auch nicht, seine Schwächen nach außen zu verbergen  Paradoxerweise gesteht er sich seine Schwäche erst ein, als er die Machtprobe gegen Götz gewonnen halt o Ehe er stirbt, empfängt er von Götz‘ Schwester Maria, die er betrogen hat (und die bezeichnenderweise den Namen der barmherzigen Gotesmuter trägt) eine Art Generalabsolution  Weislingen bereut und Maria leistet Fürbite für seine Sünden  Zuletzt erhält er durch Maria die Gelegenheit zu einer letzten irdischen Wiedergutmachung seiner Taten:  Er zerreißt Götz‘ Todesurteil  Nach christlicher Lesart stirbt Weislingen damit im Frieden mit sich und der himmlischen Gerechtigkeit  Sein Tod ist die Buße für begangenes Unrecht Adelheid von Walldorf o ist eine dt. Lady Macbeth o Witwe eines reichen Edelmannes; heiratet Weislingen o Ist wie Weislingen auf Macht und Reichtum aus o Ihre Ziele verfolgt sie mit kaltblütiger Berechnung und ohne Rücksicht auf andere  Gerüchten zufolge soll sie ihren ersten Ehemann gewaltsam zu Tode gebracht haben  Das passt zu ihrem Mord an Weislingen, den sie vergiftet hat o Kennt nur reine Vernunfbeziehungen  Gefühle oder Liebe zeigt sie an keiner Stelle  Sie registriert vielmehr erstaunt die devote Anhänglichkeit von Weislingens Knecht Franz o Die Gefühle anderer macht sie sich heimtückisch zu Nutze  So fungiert sie als weiblicher Lockvogel, um Weislingen an den Hof des Bischofs zurückzuholen o Neben dem scharfen Verstand kommt ihr auch ihre Schönheit zugute  Damit kann sie Franz für ihre Pläne gewinnen  













Maria von Berlichingen o verehelichte von Sickingen o Götz‘ Schwester o Nachdem Weislingen sein Eheversprechen ihr gegenüber nicht einlöst, heiratet sie Götz‘ Freund Franz von Sickingen o liebreich, schön; wie ihr Bruder ehrlich und aufrichtig o Sie trägt nicht zufällig den Namen der Gottesmutter Maria und auch an anderen Stellen finden sich Querverweise auf die Bibel o Maria verzeiht Weislingen und betet für sein Seelenheil Carl von Berlichingen o das einzige Kind von Götz und Elisabeth o schlägt nicht nach dem Vater  Zeigt schon früh deutliche Affinitäten zur französisch-höfischen Lebensweise, indem er nach Zerstreuung und Luxus verlangt  So lässt sich das Kind den ganzen Tag von seiner Tante Märchen erzählen  Carl ist verweichlicht und für das Riterleben ungeeignet, er hat Angst vor Reitzügen o Vater und Sohn sind einander fremd o Carl geht später ins Kloster und Götz bleibt ohne Nachkommen Bruder Martin o trit nur einmal auf o Bewunderer des Ritters Götz  Er beneidet ihn für seine Tapferkeit und Stärke o Sein eigenes Klosterleben scheint ihm als Käfig  Zwar fühlt er sich darin geborgen, doch belastet ihn die eigene Ohnmacht, sich und die Welt zum Besseren zu verändern o Wichtigste Funktion der Szene mit Bruder Martin ist, die Figur Götz von moralischer Zweifelhafigkeit zu befreien Die freien Ritter Franz von Sickingen und Hans von Selbitz o Götz‘ Freunde und Verbündete o Sie kommen Götz in jeder brenzligen Situation zu Hilfe o Sickingen stellt die Ehre von Götz‘ Schwester Maria wieder her Die Zigeuner und Bauern o sind der unterdrückte Teil der Bevölkerung o Die Zigeuner sind als soziale Randgruppe das schwächste Glied der Gesellschaft o Die Bauern werden von ihren adligen Herren in Unfreiheit und Armut gehalten o Der freiheitsliebende Götz hat für die Belange der Zigeuner und Bauern ein offenes Ohr  Er genießt bei ihnen eine große Beliebtheit  Deshalb setzen die Zigeuner ihr eigenes Leben ein, um Götz von den kaiserlichen Soldaten zu beschützen





o Die Bauern hoffen darauf, sie mit Götz‘ Unterstützung aus dem Frondienst an ihren adligen Herren befreien können  Die Rebellenführer Metzler, Sievers, Link, Kohl und Wild organisieren den bewaffneten Aufstand ganzer Landstrichte  Zum Hauptmann wählen sie Götz von Berlichingen  Götz will ihr Anliegen friedlich verfolgen  Ein radikaler Teil fühlt sich daran nicht gebunden und brandschatzt ganze Dörfer  Empört sagt sich Götz von den Bauern los  Die radikalen Rebellen eröffnen einer Hetzjagd auf Götz, doch die kaiserlichen Truppen kommen ihnen zuvor  Sie werden hingerichtet o Dass Götz den Freiheitskampf der Bauern zunächst unterstützt, aber ihre bluten Machenschaften am Ende des Stücks verurteilt, hat einen wichtigen Grund  Goethe charakterisiert Götz als Kämpfer für Gerechtigkeit, dessen Ideale und Motive über jeden Zweifel erhaben sind  Götz‘ Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit schließt daher die Unterstützung jeglichen Unrechts aus Liebetraut o Als bischöflicher Hofnarr genießt er das Vorrecht der Kinder und Narren, auch Unangenehmes auszusprechen o Es kommt immer wieder zu peinlichen wie komischen Situationen o Auf Liebetrauts diplomatische Tabubrüche reagiert das Umfeld zumeist mit Gelächter; nicht alle Seitenhiebe werden direkt erkannt o Bei aller Spaßmacherei ist er ein anerkannter Menschenkenner Kaiser Maximilian o trit nur einmal im Stück direkt auf; als Weislingen ihn gegen Götz einzunehmen versucht o In dieser Szene zeigt sich der Kaiser von seiner schwächsten Seite  So plagen ihn neben Missständen und gescheiterten Reformvorhaben vor allem die Grillen vieler Fürsten, die zunehmend ihren eigenen Machtinteressen nachgehen o In seiner Unsicherheit lässt er sich von Weislingen einreden, dass die freie Riterschaft und vor allem Götz für die sozialen Missstände im zerstritenen Riesenreich verantwortlich seien  Der Kaiser ist ein schwacher Herrscher, der die Machenschaften der Fürsten nicht durchschaut o Kaiser und Götz haben einerlei Schicksal  Wie Götz hängt er noch der riterlichen Gesellschaftsordnung des Mitelalters an o Sein hohes Alter und seine Krankheit stehen als Sinnbilder dafür, dass er Repräsentant eines untergehenden Zeitalters ist

Mit dem neuen Zeitalter und dessen eigenmächtigen Fürstentümern ist der Kaiser überfordert  Tragische Fehlentscheidungen sind die Folge  Seine Milde und Gnade entzieht er ausgerechnet den wenigen kaisertreuen Reichsrittern, die ihm noch geblieben sind  Er lässt sich von denen instrumentalisieren, die ihm schaden wollen Der Bischof von Bamberg o in erster Linie ein Machtpolitiker, der seine kirchliche Autorität und den allmählichen Zerfall des dt. Kaiserreiches für seine Zwecke nutzt o Dabei versucht sich der Bischof gegen seine nichtkirchlichen Nachbarfürsten durchzusetzen  Hier kommt ihm Weislingens Vertrauensverhältnis zum Kaiser zugute o Der Bischof ist ein Bsp. für die territorialen (Kirchen-)Fürsten, die im dt. Spätmittelalter zum Untergang der Reichsritter beitrugen und damit den Kaiser um dessen wichtigste Stützpfeiler brachten  Dafür wurden die Fürsten immer mächtiger  So hat der Bischof mit seinem Hof ein eigenes Netz politischer Abhängigkeiten geschaffen Zahlreiche Randfiguren und Statisten o Diese dienen v.a. der anschaulichen und historisch wahrscheinlichen Ausschmückung der dramatischen Handlung oder beleuchten einen Sachverhalt aus einer anderen Perspektive 





Die Struktur des Werks  

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5 Akte mit 56 Szenen Kaum zählbar sind die dramatis personae (handelnden Figuren) o Über 40 Sprechrollen o Neue Figuren werden teilweise bis zum Ende des Stückes eingeführt Ähnlich vielfältig sind die über 50 Schauplätze o -> Deswegen lehnten zu Goethes Zeiten viele Bühnen ab, das Stück zu spielen Goethe hat mit den damals vorherrschenden Traditionen der Dramendichtung gebrochen o Diese waren von französischen Klassizisten auf der Grundlage von Aristoteles‘ Beschreibung antiker Dramendichtung zur Norm erhoben worden o Bis 1771 galten deshalb auch in Dt. folgende Regeln:  1) Einheit der dramatischen Handlung (ein linearer Handlungsstrang, keine Nebenhandlungen)  2) Einheit des Ortes (ein zusammenhängender Schauplatz)  3) Einheit der Zeit (die Handlung sollte möglichst den Ablauf eines Tages nicht überschreiten  4) Unterscheidung zwischen Tragödie und Komödie  Die Tragödie wurde bei Hofe gespielt und war königlichen oder adligen Helden vorbehalten

o Thema war das tragische Schicksal eines großen Menschen, das im Publikum eine Reinigung von den Leidenschaften durch Furcht und Schrecken (griech. Katharsis) erzeugen sollte o Auf die Rührung des Publikums (griech. Pathos) war auch die kunstvoll ausgestaltete Sprache der Tragödie abgestimmt: ihren üppigen Redeschmuck nannte man „hohen Stil“ o Ziel der Tragödie war es, die Menschen zu moralischem Lebenswandel zu läutern  Die Komödie diente zur Belustigung des Publikums o Ihr Thema waren lächerliche Geschichten über einfache Leute o Die Figuren der Komödie stammen aus den niederen Bevölkerungsschichten o Sie sprachen die einfache, derbe Sprache des Volkes („niederer Stil“), die in der Tragödie als „unschicklich“ verpönt war  Sprache und Stilhöhe richteten sich im antiken Theater streng nach der Herkunft des Figurenarsenals o Dem absolutistischen Machthabern im 17./18. Jh. war die Ständetrennung ein wichtiges Anliegen, um in der Bevölkerung keine Gedanken an gesellschaftliche Veränderungen aufkommen zu lassen o Bei Goethe hingegen treten ranghohe und niedere Figuren nebeneinander auf  Er hält sich auch nicht an die Einheit von Ort und Zeit, während die Handlung auf Götz‘ Person konzentriert ist  Aber es gibt zahlreiche Nebenhandlungen sowie eigenständige Szenarien, die v.a. der Veranschaulichung historischer Lebensformen dienen sollen  Die dramatischen Schauplätze richten sich nach der Handlung und wechseln deshalb nach fast jeder Szene  Diese harten Schnitte erzeigen die Illusion dramatischer Gleichzeitigkeit – für die Dramendichtung im 18. Jh. eine Innovation  Auch die Zeitdarstellung richtet sich nach der Handlung, aber es kommt hier zu Ungereimtheiten  Götz‘ Sohn Carl trit zu Beginn des Stücks als Kleinkind auf  In der letzten Szene erfahren wir von seinem Eintrit in Kloster  Diese Zeitraffung passt nicht zur gesamten Handlungsdauer von einem Monat  Andererseits fallen bei der Darstellung etwa von Schlachten Handlungsdauer und Spieldauer zusammen









Goethe ist aber nicht der erste, der seinerseits das europäische Theater verändert hat o Sein Vorbild ist Shakespeare (1564-1616): Dieser feierte schon 150 Jahre zuvor mit seinen großen Geschichtsdramen über englische Könige in allen Bevölkerungsschichten Erfolge Goethe macht sich deshalb 1779 dran, Shakesp...


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