Industrielle Revolution PDF

Title Industrielle Revolution
Course Geschichte
Institution Gymnasium (Deutschland)
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Industrielle Revolution -

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revolutionäre Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft, Übergang von Agrar- zur Industriegesellschaft Fortschritte in Naturwissenschaften ermöglichten technische Innovationen Ersetzung menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen, neue Kommunikations- und Transportwege -> räumliche Mobilität und Verstädterung, aber auch Pauperismus und “soziale Frage” Übergang von vormoderner zu moderner Welt Unterteilung in Frühindustrialisierung (Ende 18.Jh- Industrielle Revolution), Phase des Auftakts (40er und 50er Jahre), Abschlussphase (70er Jahre)

1. Grundlagen und Ausformungen der Industrialisierung in England Leben in vorindustrieller Zeit -

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zu Beginn des 18.Jahrhunderts: 90% der Bevölkerung lebt auf dem Land in bäuerlichen Gemeinschaften als Selbstversorger, soziale Rangordnung, Geburt entschied über gesellschaftlichen Status, Söhne übernehmen Beruf des Vaters, Bindung an Lebensraum, Kultur, Traditionen, Religion städtisches Leben: Zünfte und Stände, Städte klein und ländlich Warenproduktion in Handarbeit und traditionsreich Europa: politisch und wirtschaftlich zersplitterter Raum, Konkurrenz, Handel sinnvoll aufgrund verschiedener Bodenschätze und Agrarprodukte -> Fernhandel und Bankwesen seit Mittelalter Wissenschaftler und Techniker entwickelten Geräte, Unternehmer wirtschafteten eigenverantwortlich, politische Rahmenbedingungen -> Industrialisierung wurde ermöglicht

Voraussetzungen der Industrialisierung in England (Agrarrevolution) -

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Mitte des 18.Jh.: landwirtschaftlich nutzbarer Boden gehörte kleiner Gruppe an (adligen) Grundbesitzern, vergaben Land an Farmer, diese wiederum beschäftigten Lohnarbeiter strebten nach wirtschaftlichen Erfolg und waren deshalb an Neuerungen interessiert - Fruchtwechselwirtschaft - Sämaschinen, Metallpflüge - Verbesserung von Viehzucht und Saatgutauswahl - Privatisierung von Gemeindeland-> mehr Nutzfläche - -> Landflucht: Zahl der benötigten Arbeitskräfte sank, viele Menschen zogen in Städte Bevölkerungswachstum (verbesserte Hygienebedingungen, medizinischer Fortschritt, niedrigere Kindersterblichkeit) Verlagswesen: Verleger stellt Rohmaterial zur Verfügung und organisiert Verkauf der Produkte, diese entstehen im ländlichen Heimgewerbe

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Puritanismus: vor allem Tätigkeit im Handel und Unternehmertum (kein Militär- und Staatsdienst, keine Universitäten), Streben nach beruflichen und wirtschaftliche Erfolg Wirtschaftsliberalismus: wirtschaftliche Freiheit und Gewinnstreben nach Theorie von Adam Smith (“Der Wohlstand der Nationen”) kein Zunftzwang, frühe Abschaffung von Absolutismus und Feudalherrschaft, ausreichend Arbeitskräfte, konstitutionelle Monarchie (größere Macht des Bürgertums), politische Stabilität (Bill of Rights), vorausgehende Friedensperiode gute Infrastruktur durch Nutzung von Wasserwegen und Eisenbahn, ausreichend Rohstoffvorkommen in Inland und Kolonien (Erz, Kohle, Baumwolle) und fortgeschrittener Überseehandel, v.a mit den USA

Startphase der Industrialisierung in England -

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Textilindustrie als Leitsektor: weltweites Handelsnetz, Import von Baumwolle aus Kolonien, exportorientiert (eigene Produktionen in Kolonien wurden aufgelöst und Import der englischen Produkte erzwungen, Beispiel Indien) technische Neuerungen werden gefördert -> Quantität und Qualität der Produkte wird verbessert, Textilproduktion wird in Städte verlagert Kohle- und Stahlindustrie: zunehmender Energiebedarf muss gedeckt werden, neue Verfahren-> Qualitätsverbesserung, Schwerindustrie als zweiter Leitsektor Eisenbahnbau: Dampfmaschine zur Förderung von Kohle und als Transportmittel (Lokomotive)

Soziale Folgen und Reaktionen -

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Massenarbeitslosigkeit und -armut (Pauperismus) durch rasantes Bevölkerungswachstum niedrige Löhne, ca. 15 Std. täglich, Kinderarbeit, Arbeit in Fabriken: Lärm, schlechte Luft, strenge Arbeitsdisziplin, Unfälle durch unsichere Maschinen, Wohnen unter menschenunwürdigen Verhältnissen keine Versicherungen, Arbeitslosigkeit -> Armut frühe Protestbewegungen: Arbeiter des Heimgewerbes stürmten Fabriken und zerstörten Maschinen Chartismus: Bewegung von Arbeitern und Kleinbürgern veröffentlichten 1839 “Charta” (Katalog mit politischen und sozialen Forderungen, z.B. Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Reform des Wahlrechts) 1824 Aufhebung des Vereinigungsverbots -> Gründung von Arbeitervereinen, 1868 Vereinigung zu einer Gesamtgewerkschaft - konnten Einkommensbedingungen verbessern - forderten Verkürzung der Arbeitszeit, das Streikrecht, Begrenzung der Kinderarbeit, Versicherungen, Altersvorsorge -> 1900 Gründung der Labourpartei Entwicklung von sozialistischen Ansätzen, Produktion und Konsum solle in die Hände von Genossenschaften gelegt werden (Robert Owen, kümmerte sich auch um das Wohl seiner Arbeiter)

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2. Grundlagen und Ausformung der Industrialisierung in Deutschland Die Frühindustrialisierung/Protoindustrialisierung (ab 1790) -

Protoindustrie: Formen von industrieller Fertigung, die eine Serienproduktion darstellten, Teile des Fertigungsprozesses fanden dabei in Heimarbeit statt, in verteilten Werkstätten und Manufakturen - Verlagswesen: z.T. bereits seit dem späten Mittelalter, vor allem im Textilbereich verbreitet, Verleger besorgen Rohstoffe, Güter werden in ländlicher Hausindustrie gefertigt und anschließend von Händlern in größeren Mengen verkauft

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Ausgangssituation: - Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, keine Erfahrung für Fabrikarbeit, - Zunftzwang (keine neuen Fertigungsmethode zugelassen) - Feudalismus und agrarischer Sektor, zahlreiche leistungsschwache Kleinbetriebe - nicht ausreichend Rohstoffe, Geräte mussten importiert werden, Mangel an notwendigem Kapital nach Napoleonischen Kriegen - kein einheitliches Wirtschaftsgebiet (Zollschranken und Handelsbeschränkungen, unterschiedliche Währungen und Gewichte), - schlechte Infrastruktur (keine Binnenschifffahrt), für die meisten kein Anschluss an Seehäfen (für Import)

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Nachfrage nach billiger und importierter Fabrikware für Gebrauchsartikel steigt -> traditioneller Markt bricht zusammen -> Pauperismus

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nach Napoleonischen Kriegen: Aufhebung der Kontinentalsperre, dadurch bessere Import aber auch direkte Konkurrenz mit England Reichsdeputationshauptschluss: Anzahl der deutschen Staaten verringert sich erheblich, trotzdem noch kein einheitlicher Wirtschaftsraum preußische Reformen: 1807 Bauernbefreiung, Ende des Feudalismus, 1810 Abschaffung Zunftwesen 1834 Gründung des Zollvereins: ausgehend von Bayern und Württemberg, später auch Preußen, keine Binnenzölle mehr -> Bau von regionalen Eisenbahnen zum Transport

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erste Fabriken ab 1784, allerdings noch ohne große Wirkung oder Einfluss Herstellung einfacher Konsumgüter und Verarbeitung von Agrarprodukten; Spinnereien, ab 1830er mechanische Webstühle -> Textilindustrie aber kein Leitsektor in Deutschland

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1815-1835: Aufwärtsbewegung, in der Landwirtschaft z.B. durch effizienterer Anbaumethoden, ertragreichere Pflanzen oder Verbesserung der Tierzucht ->Produktion stieg um 50% zwischen 1815 und 1845 -> Agrarprodukte für den Export, im Vergleich mit England aber immer noch rückständig

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Industrielle Revolution/”Durchbruchphase” (ca 1850) -

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Wandel in der Gesellschaft, Aufbruchsstimmung Anstieg der Eisen- und Stahlherstellung, Bau von Maschinen, v.a. Eisenbahn -> hohe Energienachfrage -> Ausbau der Steinkohlenutzung -> Ausbau des Eisenbahnnetzes Niedergang des alten Gewerbes: Import von maschinell hergestellten Waren aus dem Ausland und Entstehung von Fabriken in DE -> Bedrohung für bestehende ältere Wirtschaftsformen: mit Holzkohle hergestellte Eisenprodukte, Textilien aus Manufakturen oder dem Verlagswesen ->Bedrohung für das Leinengewerbe -> Deindustrialisierungs- und Reagrarisierungsprozesse in älteren Gewerberegionen Handwerker: durch Bevölkerungswachstum stark überbesetzt, keine Möglichkeit mehr, Meister zu werden und Verdienste waren sehr gering -> Aufruhrs

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ungleiche regionale Verteilung, bedingt durch Anschluss an Eisenbahnnetz und Verfügbarkeit von Rohstoffen, Arbeitskräften oder Kapital, Unterscheidung in vier Regionstypen: - deutlich industrialisierte Gebiete, wie Chemnitz, Rheinland, Elsass-Lothringen - Branchen oder Teilregionen als Vorreiter der Industrialisierung, aber Gesamtgebiet nicht industrialisiert, z.B. Schlesien, Württemberg, Baden - frühindustrielle Ansätze in manchen Städten, Hannover, Ober- und Mittelfranken - überwiegend landschaftlich geprägt und Gewerbe meist handwerklich geprägt, Ost- und Westpreußen, Posen und Mecklenburg

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1860er Jahre: Herstellung von Textilmaschinen und Landmaschinen

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Leitsektor/ “Schrittmacher”: Eisenbahnbau, Bergbau und Maschinenherstellung - erste deutsche Eisenbahnstrecke wurde 1935 zwischen Fürth und Nürnberg in Betrieb genommen

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Hochindustrialisierung (ab 1871) -

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1871 Reichsgründung: Gründerboom, Gewerberegionen und Industriezentren entstanden (z.B. Sachsen, Niederrhein, Ruhrgebiet, Oberschlesien), großer und rechtlich vereinheitlichter Wirtschaftsraum, zusätzliches Kapital (Reparationszahlungen von Frankreich) Investitionen und Gründung von Aktiengesellschaften (enorme Gewinne für Investoren bei Wachstum des Unternehmens-> Anlagen in andere Industriezweige oder Bauwirtschaft), Gründung einer Vielzahl an Banken, z.B. Deutsche Bank (1870) Gründung von Eisenbahngesellschaften, Bau- und Montanunternehmen “Zweite Industrielle Revolution”, neue Leitsektoren: Chemieindustrie und Elektrotechnik Produktion von Grundchemikalien, Zwischen- und Fertigprodukte für Landwirtschaft, Textil-, Automobil- und Pharmaindustrie etc. 1913 deutsche Chemiekonzerne besitzen Anteil von 80% an der Weltproduktion Dynamomaschine (mechanische Energie in elektrische) und 1847 Telegrafen (Nachrichtenübertragung), 1880 Telefone, 1880er Automobil, Luftverkehr -> bessere Absatzmöglichkeiten, enormes weltweites Wirtschaftswachstum (durch neue Verkehrswege, Nachrichtentechniken und intensivierte Handels-und Kapitalbeziehungen) Freihandel (nach britischem Vorbild): unbehinderter Warenaustausch ohne Zölle und andere staatliche Eingriffe, erster “Globalisierungsschub”, intensive weltwirtschaftliche Verflechtungen -> steigender Wettbewerb, Abhängigkeit der Industriestaaten vom Weltmarkt 1873 ”Gründerkrise”: bedingt durch überzogene Spekulationen -> weltweit Firmenzusammenbrüche, Arbeitslosigkeit, Preisverfall, Verschuldung 1873- 1895 “Große Depression”: deutlich abgeschwächtes Wirtschaftswachstum, sinkende Preise und Gewinne, Produktionsrückgänge, Arbeitslosigkeit -> Umdenken/Ende der liberale Freihandelspolitik, Vertrauen in die Selbstregulation der Wirtschaft geht verloren -> Protektionismus/Schutzzollpolitik/Interventionsstaat: - Staat solle aktiveres Rolle in der Wirtschaft spielen: Verstaatlichung der Eisenbahnen, Regulierung von Marktpreisen und Verkehrstarifen, Reichsbank als zentrale Notenbank (Bankgesetz, 1875) sorgt für Konzentration und Vereinheitlichung des deutschen Bankenwesens - besonders Landwirtschaft fühlte sich bedroht durch billige Importe aus USA und Russland -> neue Schutzzölle (ab 1879) - Unterstützung beim Aufbau von Handelsvertretungen im Ausland, Aufträge für Reedereien, Werften und Rüstungsindustrie aber deutlich milderer Verlauf als in anderen Ländern: trotz Massenentlassungen kommt es zu Rationalisierungen und Produktionsverbesserung in Betrieben, ab 1880er vor allem in Schwerindustrie und Kohleförderung wieder hohe Produktionszunahmen

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Umstellung auf Massenproduktion Unternehmen versuchen Stellung ein Einfluss am Markt auszubauen: - horizontale Konzentration: Aufkaufen von Betrieben mit gleicher Produktion und Eingliederung -> Marktanteil für bestimmte Produkte lassen sich vergrößern und Preisbildung stärker beeinflussen - vertikale Konzentration: Aufkaufen von Firmen, die vor- und nachgeschaltete Produktionsstufen abdecken -> alle Produktionsschritte vom Grundstoff bis zum Endprodukt werden von einer Firma hergestellt, Preise können knapp kalkuliert werden und Verluste durch andere Bereiche ausgeglichen werden -> besonders in Montan-, Chemie- und Elektroindustrie

Kartell- und Syndikatsbildung: - Kartell: Zusammenschluss unabhängiger Unternehmen einer bestimmten Branche zur internen Preis- und Mengenabsprache -> Wettbewerbsbeschränkung und Monopolbildung - Syndikat: Vertrieb wird über gemeinsames Büro abgewickelt -> absolute Preiskontrolle neue Berufsgruppen entstehen, neue Gewerbezweige und Produktpaletten, Aufgabenbereiche erweitern oder differenzieren sich - Ingenieure - Betriebswirte: Organisation und Planung der Betriebe - Verwaltung der Unternehmen wird rationalisiert, Buchführung, Logistik und Vertrieb entstehen als eigenen Bereiche, Technisierung der Büroarbeit durch Telefon, Schreibmaschine und Kurzschrift - Angestellte als “neuer Mittelstand”, nähern sich dem Bürgertum an

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Lobbyismus: Industrie- und Arbeitgeberverbände zur Industrieförderung (Information und Beratung der Politiker, Einflussnahme auf Steuer- und Zollgesetze, Handelsverträge, Patentrechte, Bewerbung um öffentliche Großaufträge)

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Technisierung der Industriearbeit - Erfindung des Fließbandes, 1913 von Henry Ford erstmals in der Automobilindustrie eingesetzt, ab 1924 auch in Deutschland - Taylorismus (nach Frederick A. Taylor): konsequente Rationalisierung durch Fließbandproduktion, Schichtbetrieb und Akkordarbeit -> nicht nur Anerkennung, sondern auch kritisiert als “unmenschliche Arbeitshetze” - hohes Arbeitspensum + Lärm, Hitze, Licht- und Luftmangel, fehlende Sicherheits- und Hygienevorkehrungen - auch Rationalisierung der Büroarbeit durch Rechnungs- und Buchungsmaschinen, dadurch vereinfachte Arbeiten, die auch von nicht qualifizierten durchführbar waren, Angestellte wurden dadurch auch leicht ersetzbar Arbeiterschaft - Verdoppelung zwischen 1882 und 1907, Industriearbeiterschaft wird bis zum Ersten Weltkrieg zur größten sozialen Gruppe

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- Abhängigkeitsverhältnis, durch Arbeitsvertrag und Lohnarbeit Arbeitszeiten von bis zu 17 Stunden am Tag, mindestens sechs Tage die Woche, auch Frauen und Kinder mussten zum Unterhalt der Familie beitragen bis 1914 Verkürzung auf 9 Stunden pro Tag, Verbot der Sonntags- und Feiertagsarbeit wurde aber vielerorts nicht beachtet zwischen 1895 und 1913 steigen die Reallöhne um mehr als ein Viertel, allerdings große Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, Facharbeitern und Tagelöhnern, Einheimischen und Zugewanderten 1900 ca. 1,9 Millionen Fabrikarbeiterinnen, meist in untergeordneten Positionen, getrennte Arbeitsbereiche für Männer und Frauen, Frauenbewegung erreichte Mindeststandards: Verbot der Nacht- und Sonntagsarbeit (1891), sechs Wochen Mutterschutz, 1908 auf acht Wochen ausgedehnt, zehnstündiger Maximalarbeitstag (1908)

Auf dem Weg zur Klassengesellschaft -

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Dynamik in Arbeitswelt, mehr Chancen für Beschäftigte, aber auch Unsicherheit soziale Mobilität; Kinder wurden schneller unabhängig, ab 1871 Aufstieg der Unternehmer: wegen Kapitalkraft Konkurrenz für Adel und Elite, hohes Vermögen, fachliche Hochschulausbildung, gute Kontakte, widerstanden dem Aufstieg in den Adel militärische Arbeitshaltungen in Fabriken, patriarchalische Denkweise, Gehorsam und Wohlverhalten wurde von Arbeitern gefordert, hatten keine betriebliche Mitbestimmung -> nach Vorbild des Feudalismus -> Legitimation der Unternehmerautorität Bildungsbürgertum (Pastoren, Verwaltungsbeamte, Rechtsanwälte, Lehrer), gesellschaftliches Wachstum bei Angestellten (Ärzte, Techniker, Privatbeamte) Adel und Bürgertum machen ¼ der Bevölkerung aus, besaßen politische Macht und Großteil des Volkseinkommens

Entstehung und Lösung der Sozialen Frage -

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19.Jh: hohes Bevölkerungswachstum, Proletariat litt unter schlechten Arbeitsbedingungen, häufige Arbeitslosigkeit, niedrige Löhne, Kinderarbeit, Armut, keine Absicherung im Krankheits- oder Todesfall, lange ohne politische Mitbestimmung (da z.B. Dreiklassenwahlrecht in Preußen bis 1918) Mitte 19.Jh: erste Genossenschaften werden gegründet, Hilfe zur Selbsthilfe mit Krediten für notwendige Investitionen Unternehmer (Alfred Krupp, Friedrich Harkort) - Mehrheit sahen in Arbeitern nur Kostenfaktor - Bemühungen, die Lage der Arbeiter zu verbessern, aus humanitärer oder christlicher Motivation heraus oder aus Angst vor Aufständen oder einer Revolution, Kommunismus als Bedrohung

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erste Betriebskrankenkassen entstehen, Altersversorgung, die von den Unternehmern mitfinanziert wurde, Hygiene- und Sicherheitsvorschriften, Werkswohnungen, öffentliche Krankenhäuser und billigere Möglichkeiten zum Einkaufen, Kinderbetreuung, später auch Unterhaltung -> aber Treueverpflichtung

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Kommunismus (Karl Marx, Friedrich Engels) - Theorie des modernen Kommunismus: - Wirtschaft als zentrales Element jeder Gesellschaft, dh. Veränderungen in der Gesellschaft können nur durch Veränderungen in der Wirtschaft erreicht werden - Unterteilung der Geschichte der Menschheit in vier Epochen: 1. Urgesellschaft 2. antike Sklavenhaltergesellschaft 3. mittelalterliche Feudalgesellschaft 4. Epoche des Kapitalismus - soziales Elend der Arbeiter sei direkte Folge der Produktionsbedingungen des Kapitalismus, da sich Proletariat und Bourgeoisie gegenüberstünden - -> Vereinigung der Arbeiter und sozialistische Revolution, Entmachtung der Unternehmer und Diktatur des Proletariats

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Sozialdemokratie (Ferdinand Lassalle, Wilhelm Liebknecht, August Bebel) - in der Mitte des 19.Jh entstehen einzelne Arbeitervereine, die versuchen, die materiellen Lebensumstände und Bildung der Mitglieder zu verbessern - 1848/49: Vereinigung zur “Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbrüderung”: fordern Gründung von Konsumgenossenschaften, Krankenkassen, allgemeines Wahlrecht und Koalitionsrecht -> Verboten infolge der reaktionären Politik - 1863 “Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein” (ADAV, Ferdinand Lassalle): Soziale Frage soll durch Reformen gelöst werden können, trotz Beibehaltung der staatlichen Grundordnung und Privateigentum = gegen marxistischen Ansatz -> Arbeiter müssen größeren politischen Einfluss gewinnen, deshalb zentrale Forderung: allgemeines, gleiches, direktes und geheimes Wahlrecht - 1869 Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP, Wilhelm Liebknecht und August Bebel): marxistisch geprägt - -> Vereinigung 1875 zur “Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands” (SAPD) - “Sozialistengesetz” (1878-1890) von Bismarck, Unterdrückung der Sozialdemokratie, allerdings ohne Erfolg - -> 1890 Neugründung als Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD): Vergesellschaftung der Produktionsgüter, Acht-Stunden-Tag, Verbot der Kinderarbeit, Koalitionsrecht - 1912 mit 34, 8% stärkste Fraktion im Reichstag, bis zum Ende des Kaiserreiches ab 1896 “Revisionismusdebatte”: Abweichung der Sozialdemokratie vom ursprünglichen theoretischen Marxismus, Kapitalismus sei nicht durch Sozialrevolution zu überwinden, sondern durch Reformen allmählich verbessert werden

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Eduard Bernstein: klassischer Marxismus sei überholt, Kapitalismus habe sich als krisenfest und anpassungsfähig erwiesen, richtiger Weg seien nun Sozialreformen zur Verbesserung des Lebensstandards der Arbeiterschaft Parteimehrheit (v.a. auch Parteilinken, wie Rosa Luxemburg oder das marxistische Zentrum) gegen Revisionismus = “orthodoxer Marxismus”, Parteichef August Bebel: Revisionismus sei Abkehr vom ehemaligen Parteiprogramm -> Praxis: “Realpolitik”, ver...


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