Title | Jan Tschichold, Referat Handout |
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Author | Paula Fath |
Course | Typografie: Schrift anwenden |
Institution | IU Internationale Hochschule |
Pages | 3 |
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Mediendesign, Sommersemester 2021, Referat über Jan Tschichold...
Elementare Typografie
Jan Tschichold
re Typografie“ 10 Thesen, deren Ziel die Einfachheit und Klarheit des Schriftbildes war. Dieser Artikel löste bei zehn-
25. Juni 2021
Kurzvorstellung
1925 verfasste Tschi-
chold in einem vielgerühmten Sonderheft der „Typografischen Mitteilungen“ von 1925 mit dem Titel „Elementa-
tausenden Verbandsmitgliedern eine leidenschaftliche Debatte über Typografie aus und machte „Iwan Tschichold“ über
Jan Tschichold wurde am zweiten April
1902 in Leipzig als Johannes Tzschichhold geboren und starb am
Nacht zu einem bekannten Protagonisten in der deutschsprachigen grafischen & typografischen Fachwelt. Er be-
11. August 1974 in Locarno, in der Schweiz. Er war ein deutscher Kalligraf, Typograf, Schriftentwerfer, Plakatgestalter, Autor, Lehrer
kam zwar hauptsächlich gute Kritik, die Mehrheit seiner Kollegenschaft vertrat allerdings die Überzeugung, dass
und einer der Wortführer der Neuen Typografie. Unter seinen Schriftentwürfen ist die bekannteste die Sabon, eine Antiqua.
seine Ansichten weniger mit Typografie zu tun hätten, sondern es sich dabei nur um eine politische Demonstration handle. Die Thesen beschrieben seine Überzeugungen, wie man Schrift und Druckerzeugnisse gestalten und anordnen sollte; man sollte möglichst wenige Schriftarten und -grade verwenden, Versalien nur selten gebrau-
Leben Tschichold wuchs als Sohn eines Schriftenmalers auf und beschäftigte sich somit schon früh mit Kalligrafie. 1919 begann er ein Studium in der Schriftklasse an der Leipziger Akademie der Künste, wo er durch seine außergewöhnlichen Leistungen schnell zum Meisterschüler des Rektors wurde. Infolgedessen wurde er damit beauftragt, seine Kommilitonen zu unterrichten und nahm gleichzeitig erste Aufträge im Rahmen der Leipziger Messe an. 1923 machte er sich als typografischer Berater einer Druckerei selbstständig.
Neue Typografie
„Elementare Typographie“, Sonderheft der Typografischen Mitteilungen, 1925
chen und als besondere Schriftauszeichnung eigneten sich kursiv und Halbfett.
Bisher hatte sich Tschichold nur
mit historischer und traditioneller Typografie befasst, das änderte sich schlagartig bei seinem ersten Besuch im Bauhaus, einer Kunstschule in Weimar, im Jahr 1923. Dieser führte zu einer drastischen Wendung seiner Arbeit; er lernte Künstler wie László Moholy-Nagy, El Lissitzky, Kurt Schwitters und viele andere kennen, deren Ziel es war, im Rahmen der Neuen Typographie des Bauhauses die Schemata der herkömmlichen Typographie aufzubrechen. Sie wollten neue Ausdrucksweisen finden, experimentellere Arbeitsweisen etablieren, aber gegensätzlicherweise auch standardisieren, vereinfachen und praktischer vorgehen. Tschichold folgte diesen neuen Grundsätzen begeistert und nannte sich um 1924 aus Sympathie zu den aus dem Osten kommenden Strömungen „Iwan“ und vereinfach-
Poster von 1930, für eine Ausstellung von Avantgarde-Poster asymmetrisches Layout, Inhalte die klar hierarchisiert sind, Farbkontrast, große Weißräume
te seinen Nachnamen von „Tzschichhold“ zu „Tschichold“. Durch seine Begeisterung und Fachkompetenz wurde er schnell zu einem der bedeutendsten Vertreter der Neuen Typografie.
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Traditionelle Typografie
1933 nahm die
Neue Typografie in Deutschland ein jähes Ende durch die Machtübergabe an die Nazis, im selben Jahr wurde Jan Tschichold aufgrund bolschewistischer und entarteter Typografie von den Nazis aus seinem Amt
Phase der Anwendung 1926 wurde Jan Tschichold von Paul Renner an die Münchener Meisterschule für Typografie
entfernt und zusammen mit seiner Frau verhaftet. Nach vier Wochen Haft gelang es den Tschicholds,
berufen, wo er sich auf Drängen der Behörden Jan Tschichold nannte. Zu dieser Zeit entstand unter anderem eine Plakatrei-
in die Schweiz zu flüchten, wo sie von da an lebten. Tschichold war schockiert von der Mühelosigkeit, mit
he für den Münchner Phoebus-Palast, dem größten deutschen Filmpalast. Viele dieser Film-Plakate prägten den öffentlichen
der die deutschen Faschisten die moderne Gestaltung für Propagandazwecke missbrauchten. Die strengen,
Raum der Stadt, auch Tschicholds Gestaltungsmerkmale zogen eine rote Linie durch die Plakate; klare, freigestellte, zum Teil
nach Endgültigkeit und Gleichheit strebenden Regeln der Neuen Typographie erschienen ihm nun beängsti-
fette Schrift, Balken, die die Fläche betonen, aber nicht zerteilen und immer wieder Diagonalen. „Die Frau Ohne Namen“, 1927
gend parallel zu der totalitären Gesinnung des faschistischen Regimes.
„Offensichtliche Ähnlichkeiten liegen in der rabiaten Einschränkung der Schriftarten, eine Parallele zu Goebbels schändlicher ‚Gleichschaltung‘ und der mehr oder weniger militaristischen Ausrichtung der Zeilen.“ – Jan Tschichold, Beiheft Die Neue Typographie, S. 45
Nach diesen Vorfällen zieht Tschichold fortan die „Traditionelle Typografie“ der „Modernen (Neuen) Typografie“ vor und wandelt sich zum leidenschaftlichen Vertreter einer klaren, klassischen Makrotypografie und Mikrotypografie. Er orientierte sich nun an humanistischen Vorbildern und lieferte sich 1946 eine in den „Typographischen Mitteilungen“ ausgetragene Auseinandersetzung mit Max Bill, einem Befürworter der Neuen Typographie. 1943 gründete er den Wettbewerb „Die schönsten Schweizer Bücher“ in der Fachzeitschrift „Schweizer Buchhandel“, der noch heute vom Schweizer Verlegerverband und dem Bundesamt für Kultur getragen wird. Tschichold ging 1947 für 2 Jahre nach England und erarbeitete die Neugestaltung der „Penguin Books“, sowie „Napoleon“, 1927
1929 entwarf er ein eigenes phonetisches Minuskelalphabet, eine Schrift bestehend aus Kleinbuchstaben, die die sprachlichen Laute besser umsetzen sollte als das traditionelle Alphabet, mit teils sehr eigenwilligen Zeichen. 1931 gestaltete Tschichold die Schriften „Zeus“, „Transito“, und „Saskia“ und 1928 gründete er mit Kurt Schwitters und vielen anderen den „Ring neue Werbegestalter“, der ein Zusammenschluss aller Werbegestalter werden sollte.
ein Konzept für deren typografische Gestalter. 1964 wurden seine Arbeiten auf der Documenta III in Kassel in der Abteilung Graphik gezeigt und 1966 entwarf er die Sabon. Im Juni 2019 wurde dann bekannt, dass seine Erben den Nachlass Tschicholds als Schenkung an das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig gegeben haben, wo er mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft digitalisiert wird.
Auszeichnungen Jan
Tschichold
erhielt
in
seinem
Leben
mehrere
Auszeichnungen;
Der Londoner Double Crown Club ernannte ihn 1949 zum Ehrenmitglied, als erster Europäer erhielt er 1954 die Goldmedaille des American Institute of Graphic Arts und 1960 wurde er zum Ehrenmitglied der Société Typographique de France gewählt. 1965 erhielt er den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig und ebenfalls im selben Jahr die Auszeichnung »Royal Designer for Industry« von der Royal Society of Arts
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