Handout für das Referat \"Französisch in Québec\" PDF

Title Handout für das Referat \"Französisch in Québec\"
Author Alisa Thümer
Course Einführung in die französische Sprach- und Medienwissenschaft
Institution Universität Mannheim
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Summary

Handout für das Referat "Französisch in Québec" - Teil des Pflichttutoriums "Einführung in die französische Sprach- und Medienwissenschaft" geführt von Larissa Werle im HWS 2019...


Description

Universität Mannheim Romanisches Seminar Abteilung Sprach- und Medienwissenschaften HWS 2019/20 Einführung in die französische Sprach- und Medienwissenschaft (Pflichttutorium Grundlagewissen) Leitung: Larissa Werle Handout zum Referat Französisch in Québec am 15.11.2019 Alisa Thümer [email protected] B.Ed. Französisch, Englisch, 1. FS MN: 1692704

Mélanie Shirin Mardani [email protected] BaKuWi Französisch, 1. FS MN:1703053

INHALT 1

EINFÜHRUNG................................................................................................................. 1

2

DER URSPRUNG DES FRANZÖSISCHEN IN QUEBEC...............................................1

3

4

2.1

Das französische Regime.........................................................................................1

2.2

Das britische Regime................................................................................................2

2.3

‚Constitution Act‘.......................................................................................................2

2.4

Die stille Revolution..................................................................................................2

DAS SPRACHBEWUSSTSEIN DER QUEBECER..........................................................3 3.1

Seit dem britischen Regime......................................................................................3

3.2

Deskriptive Intention.................................................................................................3

3.3

Korrektive Intention...................................................................................................4

3.4

Von der stillen Revolution bis heute..........................................................................4

DIE MERKMALE DES QUEBECER FRANZÖSISCH.....................................................4 4.1

Auf phonologischer Ebene........................................................................................4

4.2

Auf morphologischer Ebene......................................................................................4

4.3

Auf syntaktischer Ebene...........................................................................................4

4.4

Auf semantischer Ebene...........................................................................................4

5

FAZIT...............................................................................................................................5

6

BIBLIOGRAPHIE............................................................................................................5

2

1

EINFÜHRUNG 

Québec ist gleichzeitig eine Provinz und eine Stadt in Kanada.



Romania Nova: Ausdehnung in die „Neue Welt“ ab 15. Jhd. Gebiete außerhalb Europas, in die romanische Sprachen infolge von Eroberungen/Kolonisation verpflanzt wurden.



Kanadisches Französisch ist als joual bekannt (vgl. Pöll 2017: 82f).



Das Quebecer Französisch ist ein Regiolekt des Französischen, eine Varietät des Französischen (vgl. Pöll 2017: 85)  Eine Varietät ist eine unterschiedliche Realisierungsform einer (historischen) Sprache (vgl. Sinner 2014: 19ff).



FQ = Français référentiel (Referenzsprache); FQ = Français québecois (vgl. Martel/Cajolet-Laganière 1996: 69).

2

DER URSPRUNG DES FRANZÖSISCHEN IN QUEBEC

2.1

Das französische Regime 

Erste bedeutende Entdeckung: 1534 Jacques Cartier gerät in die Mündung des Sankt-Lorenz-Stroms und erklärt das Land zu französischem Besitz.



1608 wird die Stadt Québec von Samuel de Champlain gegründet, was zu einer dauerhaften Besiedlung des Gebiets der heutigen Provinz Québec führt.



1660: Aus Frankreich werden 1000 Soldaten wegen der Bedrohung der Irokesen geschickt, darunter bleibt die Hälfte in Kanada.



Zwischen 1663 und 1673: Der König Louis XIV schickt 800 Waisenmädchen (sogenannte filles du Roi) um den Bevölkerungswachstum anzukurbeln.



Da die französischen Besetzungen dauerhaft unter Beobachtung der Briten waren, brechen 1689 die Kolonialkriege aus. (vgl. Pöll 2017: 73ff)

2.2

Das britische Regime 

1760: Machtübernahme durch die Engländer (vgl. Duval/Plourde 2000: XXIV).

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Mit der Kapitulation Frankreichs und dem Pariser Frieden verliert Frankreich alle seine Besitzungen in Nord-Amerika  Ende des französischen Regimes (vgl. Pöll 2017: 75).



Doch in den ehemaligen französischen Besatzungen spricht man weiterhin Französisch.



Großer Bevölkerungswachstum „la revanche des Berceaux“ (Pöll 2017: 76).  Zahl der Frankophonen steigt.



2.3

1840 wird das Englische zur alleinigen Amtssprache Kanadas ernannt (vgl. ebd.).

‚Constitution Act‘ 

1848: Gründung des Institut canadien de Québec  Zweisprachigkeit unterstützen.



Nachdem das Land 1791 in zwei Provinzen geteilt wurde ( Dominion of Canada: Bas Canada  heutiges Québec und Haut Canada), die 1840 durch den Union Act wiedervereinigt wurden, entsteht 1867 der heutige kanadische Staat durch den Constitution Act.  Weiterführung der Zweisprachigkeit



1910: Loi Lavergne  zweisprachige Fahrkarten in Québec 1935: zweisprachige Banknoten. (vgl. Pöll 2017: 76)

2.4

Die stille Revolution 

1960 unter Jean Lesage: „[umfassende], aber [gewaltlose] Umstrukturierung der Gesellschaft“ (Pöll 2017: 77)  Revolution tranquille.



1969 Loi sur les langues officielles: ernennt das Englische und das Französische zu den offiziellen Sprachen Kanadas (vgl. Erfurt 2005: 56).



1974 Loi sur la langue officielle: ernennt das Französische zur offiziellen Sprache in Québec (vgl. Pöll 2017: 79).

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1977 Charte de la langue française / Loi 101: ernennt Québec zu einem „einsprachig französischen Territorium“ (vgl. Pöll 2017: 79)  nach mehreren Änderungen ist diese noch heute gültig.

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DAS SPRACHBEWUSSTSEIN DER QUEBECER

3.1

Seit dem britischen Regime 

Das Französische in Québec hat sich nach der Machtübernahme der Engländer unabhängig von dem in Paris gesprochenen Französisch weiterentwickelt, doch behält dieses als Norm (vgl. Pöll 2017: 81). Abstand zwischen Sprachmodell und Sprachgebrauch (vgl. Martel/CajoletLaganière 1996: 19).



Das Quebecer Französisch ist stark geprägt von Dialekthaftigkeit (vgl. ebd.: 20)  Frage der Sprachqualität.



Während des britischen Regimes: frankophone Bevölkerung = Minderheit  der Status der Französischen Sprache ist minderwertig (vgl. Pöll 2017: 76).



 das Französische in Québec befindet sich in einer „Position der linguistischen Minderwertigkeit oder Unsicherheit“ (Martel/Cajolet-Laganière 1996: 19).



Zur Zeit der stillen Revolution: Diskussion um die Nationalsprache Kanadas: die Französische Norm oder das joual? (vgl. ebd.: 27).



3.2

Man versucht also die Sprache auszubauen.

Deskriptive Intention 

Man beobachtet und beschreibt das Quebecer Französisch  wissenschaftlicher Prozess.



Zwischen 1743 und 1758 hebt Pierre-Philippe Potier in seinem Werk Façons de parler proverbiales, triviales, figurées, etc. des Canadiens au XVIIIe siècle 2000 Ausdrücke hervor, die Neufrankreich eigen waren. (vgl. Martel/Cajolet-Laganière 1996: 20).

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Jacques Viger nennt in seinem unvollendeten Werk Néologie canadienne ou Dictionnaire des mots créés en Canada (1810) Anglizismen, Wörter, die in Canada entstanden sind, und Wörter die gegenüber dem Pariser Französisch unterschiedlich ausgesprochen oder geschrieben werden (vgl. ebd.).



Doch man hat Schwierigkeiten, die Quebecer Sprache zu beschreiben.



Höhepunkt der deskriptiven Bewegung: Glossaire du parler français au Canada (1930) verfasst von der Société du parler français au Canada = Monument der Quebecer Lexikographie (vgl. Martel/Cajolet-Laganière 1996: 25).



3.3

Deskriptive Werke gibt es noch bis heute (Universitäre Publikationen).

Korrektive Intention 

Normative und puristische Gegenbewegung: Es werden unzählige normative Werke veröffentlicht, die als Ziel haben, das Französische in Québec zu reinigen, und es an dem Pariser Französisch auszurichten (vgl. Martel/Cajolet-Laganière 1996: 21). Beispiel: Manuel des difficultés les plus communes de la langue française, adapté au jeune âge et suivi d’un recueil de locutions vicieuses von Thomas Maguire, 1841; Fautes à corriger, une chaque jour von Alphonse Lusignan, 1890.



Durch die Machtübernahme der Briten und somit die Anglisierung Québecs werden ebenfalls unzählige normative Werke veröffentlicht, die die Anglizismen zu bekämpfen versuchen (vgl. ebd.). Beispiel: L’anglicisme, voilà l’ennemi von Jules-Paul Tardivel, 1880; Recueil des expressions vicieuses et des anglicismes les plus fréquents von J. F. Gingras, 1860.



3.4

 Problem der exzessiven Korrektionsabsicht

Von der stillen Revolution bis heute 

Seit der stillen Revolution erkennt man immer mehr Maßnahmen, die die Aufwertung des Quebecer Französisch erzielen.



1961: Gründung des Office de la langue française durch die Quebecer Regierung  Man normiert das Französische in Québec nicht mehr nach dem Pariser Französisch,

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sondern nach dem internationalen Französisch (vgl. Martel/Cajolet-Laganière 1996: 49).  bewusstes Abgrenzen von der französischen Norm.  Normalisierung der Fachtermini für die Wirtschaft/ für spezifische Bereiche: La banque de terminologie du Québec (vgl. ebd. 55). 

1977: Charte de la langue française  würdigt und wertet den sozioökonomischen Status des Französischen auf (vgl. ebd.: 53) und ist heute noch gültig.



 Doch eher ein Ausbau der technischen Sprache anstatt der populären Sprache.



Die Sprecherzahlen des Französischen in Québec sinken: 1867 waren es ein Drittel der Bevölkerung und zwischen 1996 und 2011 sank sie von einem Viertel auf ein Fünftel der Bevölkerung. Immigranten fühlen sich dem Englischen näher als dem Französischen, gehen somit auf englische Schulen und geraten nie in Kontakt mit Französisch (vgl. Simard 2017).



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Heutzutage sind 42% der Quebecer zweisprachig.

DIE MERKMALE DES QUEBECER FRANZÖSISCH

4.1

Auf phonologischer Ebene 

Phonologie: Sprachliche Verwendung von Lauten (langue-Ebene).

FR

FQ

Beispiel/ Erklärung

tu

tsu

Okklusive Konsonanten sind affrikative Konsonanten geworden (gilt für t und d vor einem graphischen Vokal i oder u) Affrikation

du

dzu

Affrikation

dis

dzi

Affrikation

a

au

pas =pau (je sais pau)  runde Lippen.

et cétéra

et chétéra

â

a-ou

âne= a-oune

oi



moi= moé

é

o-é

mangé= mangeo-é

eu

a-eu

beurre= ba-eurre, heure= ha-eure

er

a-ère

hier =hi-aère, hiver= hivaère

in

a-in

enfin =enfa-in

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un

a-un

lundi= la-undi

o, au

o-ou

faute= fo-oute, chose= cho-ouse

ê

a-è

Prêtre=pra-ètre

ai, et

è, ette

J’aimerais=j’aimerè, pet=pette

-iste/-isme

iss‘

Journaliste=journaliss‘  Apokopierung (=Wegfall am Wortende)

en

ein

Tellement=tellemeint

plus

pu

Je ne sais plus=ché pu  Synkopierung (=Wegfall im Wort)

-ine

-iène

Christine= christiène

je

ch

Je suis là= chu là

(vgl. Reinke/Ostiguy 2016: 41-55)

4.2

Auf morphologischer Ebene 

Morphologie: Lehre von der Form und dem strukturellen Aufbau von Wörtern.

FR

FQ

Faire du shopping

Magasiner

Chaussures

Souliers

Maillot de bain

Costume de bain

Moi aussi

Moi avec

Faire la queule

Faire la baboune

e-mail

Courriel

Toi et moi

Toi pi moi (epuis  puis  pi)

Dentifrice

Pâte à dents (vom Englischen toothpaste) (vgl. ebd.: 29-48)

FR

FQ

Haricot blanc

Bine (vom Englischen bean) (vgl. Dulong 1999: 45)

Glace, crème glacée

Crème à la glace (vom Englischen ice cream)

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(vgl. ebd.: 156)

4.3

Auf syntaktischer Ebene 

Syntax: Anordnung der Wörter zu Sätzen, beschäftigt sich mit der Struktur und dem Aufbau von Sätzen (Im Französichen = SVO) (vgl. Linke et al. 2003: 84).



Kürzere Sätze: z.B. : FQ je vais =ma‘  FR je vais chez le coiffeur = FQ ma’ chez le coiffeur



Weglassen von Artikeln: z.B.: FR ça a le goût de  FQ ça goûte



Plural statt Singular und Singular statt Plural: z.B. FR je suis chez moi  FQ chu chez nous ; FR les toilettes  FQ une toilette



Femininer Artikel statt Maskuliner und Maskuliner Artikel statt Femininer: z.B. FR un bus  FQ une bus ; FR une vidéo  FQ un vidéo



Ergänzen von „la“ am Ende der Sätze.



Est-ce que = tu z.B. FR est-ce que y’en a d’autres = FQ y’en a-tu d’autres



4.4

FR Qu’est-ce que c’est ça = FQ Qu’est-ce que c’est qu’c’est ça

Auf semantischer Ebene 

Semantik: Bedeutungslehre.



Ein Wort kann im Quebecer Französisch eine andere Bedeutung haben als im referenz-Französisch.



Beispiel: Le dîner = FR le repas du soir ; FQ = le repas du midi Une serviette = FR tissus en papier ou serviette de bain pour s’essuyer ; FQ = un cartable (vgl. Reinke/Ostiguy 2016: 29)

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FAZIT

Das Französisch, das im 16. Jhd. durch Kolonisierung nach Québec gebracht wurde, entspricht nicht dem heutigen in Frankreich gesprochenen Französisch. Dieses hat sich im Vergleich zum Französischen in Québec weiterentwickelt. Durch die geographische Entfernung wurde das Quebecer Französisch von diesen sprachlichen Entwicklungen nur sehr gering beeinflusst. Durch die englische Besatzung verlor das Französische an Wert und wurde unterdrückt, doch dank der Stillen Revolution und den dazugehörigen Sprachgesetzen änderte sich der Status der Sprache langsam wieder. Allerdings tritt die Diskussion um den Status des Quebecer Französisch gegenüber dem Englischen heutzutage durch die Globalisierung wieder auf.

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BIBLIOGRAPHIE

Papierquellen: Dulong, Gaston (21999 [1989]): Dictionnaire des canadianismes. Sillery Québec: Édition du Septentrion. Duval, Hélène/Plourde, Michel (2000): Le français au Québec: 400 ans d'histoire et de vie. Québec (Province): Conseil de la langue française. Erfurt, Jürgen (2005): Frankophonie. Sprache – Diskurs – Politik. Tübingen: Narr Francke Attempo. Linke, Angelika/Nussbauer, Markus/Portmann, Paul (52004 [1991]): Studienbuch Linguistik. Tübingen: Niemeyer. Martel, Pierre/Cajolet-Laganière, Hélène (1996): Le Français québecois. Usages, standard et aménagement. Québec: Institut Québécois de Recherche sur la Culture. Pöll, Bernhard ( 22017 [1998]): Französisch außerhalb Frankreichs. Geschichte, Status und Profil regionaler und nationaler Varietäten. Berlin/Boston: Walter de Gruyter. Reinke, Kristin/Ostiguy, Luc (2016): Le Français Québecois D’Aujourd’hui. Berlin/Boston: Walter de Gruyter. Sinner, Carsten (2014): Varietätenlinguistik. Tübingen: Narr Internetquellen: Simard, Claude (2017): Quelques repères pour mieux comprendre la situation du français au Québec. In: Argument. http://www.revueargument.ca/article/2017-11-19/707-quelques-reperes-pour-mieuxcomprendre-la-situation-du-francais-au-quebec.html (07.10.2019)...


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